Im ersten Teil der Arbeit wird die Systemarchitektur der ERP-Systeme Microsoft Business Solutions (MBS) Navision 4.0 und SAP Business One (Release 2003) untersucht und verglichen. Dabei wird insbesondere auf den Aufbau, Schichten, Datenhaltung und Schnittstellen eingegangen. Ein Vergleich der Systeme bietet sich vor allem deshalb an, weil sich beide Systeme an die Zielgruppe der kleineren bis mittleren Unternehmen (KMU) wenden.
Im zweiten Teil der Arbeit wird eine Fallstudie zum Re-Engineering von Geschäftsprozessen dargestellt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht dabei, welchen Beitrag ERP-Systeme zum Re-Engineering von Geschäftsprozessen leisten können. Insbesondere wird kritisch hinterfragt, welche Hindernisse überwunden werden mussten, um Veränderungen im Bezug auf Workflow, Arbeitsmethoden und Anwendungssysteme umzusetzen. Betrachteter Fall ist die SAP R/3 und später mySAP Chemicals Einführung der Wacker-Chemie AG. Die Untersuchung macht die enge Verzahnung von Business Re-Engineering und den beteiligten Anwendungssystemen deutlich.
Inhaltsverzeichnis
1. Systemarchitektur
1.1. Aufbau
1.2. Datenaustausch mit anderen Anwendungen
1.3. Datenhaltung
2. Reengineering von Geschäftsprozessen
2.1. Business Reengineering und ERP-Systeme
2.2. Reengineering-Aktivitäten bei der Wacker-Chemie AG
2.3. Integration betrieblicher Abläufe
2.4. Standardisierung von Geschäftsprozessen
2.5. Einführung zusätzlicher Module des ERP-Systems
2.6. Hindernisse bei der Umsetzung von Veränderungen
2.7. Zusammenfassung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Thin Client - Two-tier-model von SAP Business One
Abbildung 2: Systemarchitektur MBS Navision 4.0
Abbildung 3: Allgemeiner Aufbau eines ERP-Systems nach Gronau
Abbildung 4: Client-Server Architektur SAP Business One
Abbildung 5: Commerce Gateway von Navision
Aufgabe
1. Systemarchitektur
- Vergleichen Sie die Systemarchitektur von zwei ERP Systemen Ihrer Wahl bezogen auf Aufbau, Schichten, Datenhaltung, Schnittstellen!
- Ein System kann Navision 4.0 oder die Sage OfficeLine sein. Das zweite ERP Anwendungssytem wählen Sie bitte frei aus.
2. Reengineering
- Recherchieren Sie und finden Sie eine Fallstudie zum Thema Reengineering von Geschäftsprozessen!
- Wie können ERP Systeme zum Reengineering von GP's beitragen?
- Welche Hindernisse müssen überwunden werden, um Veränderungen bezogen auf Workflow, Arbeitsmethoden und Anwendungssysteme umzusetzen?
1. Systemarchitektur
In diesem Kapitel soll die Systemarchitektur der ERP-Systeme Microsoft Business Solutions (MBS) Navision 4.0 und SAP Business One (Release 2003) untersucht werden. Dabei wird insbesondere auf den Aufbau, Schichten, Datenhaltung und Schnittstellen eingegangen.
Zielgruppe beider ERP-Systeme sind kleine bis mittlere Unternehmen (KMU’s), deshalb bietet sich ein Vergleich an. Navision ist ursprünglich die Entwicklung eines dänischen Unternehmens. SAP Business One, die Lösung der SAP AG für kleine Unternehmen und Zweigstellen wurde aus der Lösung eines von SAP übernommenen israelischen Systemanbieters entwickelt. Beide Systeme basieren auf dem Client-Server-Modell und nutzen Datenbanksysteme zur Verwaltung der Datenbestände1. Im ERP-Bereich sind jedoch durchaus auch andere Systemarchitekturen, wie Peer-to-Peer und Grid-Computing zu finden sind2.
1.1. Aufbau
Bei den untersuchten ERP-Systemen handelt es sich um verteilte Systeme, d.h. sie sind definiert durch eine Menge von Funktionseinheiten oder Komponenten, die in einer Beziehung zueinander stehen (Client-Server) und eine Funktion erbringen, die nicht durch die Komponenten alleine erbracht werden kann. Sowohl MBS Navision 4.0 als auch SAP Business One sind nach dem Client-Server-Modell aufgebaut. Aus verteilten Anwendungen lassen sich folgende Komponenten isolieren: Grafische Präsentation (Benutzeroberfläche), Benutzerschnittstelle, Applikationslogik, Datenmanagement und persistente Datenspeicherung3.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Thin Client - Two-tier-model von SAP Business One4
Diese Komponenten müssen auf Rechenressourcen (Clients - und Server-Maschinen) aufgeteilt werden. Bei SAP Business One erfolgt die Gliederung in zwei Stufen (two-tier- model). Getrennt wird zwischen Benutzerinterface und Anwendung (vgl. Abbildung 1). Die komplette GUI und einige Zusatzinformationen verwaltet der Client (thin client, remote presentation). Die Applikationslogik und die Daten verwaltet der Server.
Im Gegensatz dazu können verteilte Systeme jedoch auch als mehrschichtige Anwendungen strukturiert werden. Dadurch lässt sich eine bessere Skalierbarkeit der Server erreichen und web-basiertes Technologien können besser eingeschlossen werden. Microsoft BS Navision ist nach einer dreischichtigen Gliederung (three-tier-model) aufgebaut (vgl. Abbildung 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Systemarchitektur MBS Navision 4.01
Nach GRONAU2 weisen ERP-Systeme heute im Allgemeinen einen mehrstufigen Aufbau auf (vgl. Abbildung 3). Die Benutzungsschicht stellt in der Regel grafische Oberflächen für verschiedene Endgeräte zur Verfügung und dient als primäre Benutzungsschnittstelle. Sowohl Navision als auch Business One verfügen auf der Benutzungsschicht über proprietäre Benutzerschnittstellen. Eine Verwendung von Webbrowsern oder anderen Endgeräten als Client ist nicht vorgesehen.
Die Kommunikation zwischen Client und Server geschieht in MBS Navision und in SAP Business One über Transaktionen. An der Bearbeitung einer Transaktion sind mindestens zwei Computerprozesse (Client und Server) beteiligt, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Allgemeiner Aufbau eines ERP-Systems nach Gronau1
SAP Business One basiert auf einer zweischichtigen Windows 32-Bit Client-/ ServerArchitektur und wird auf einem einzigen Server ausgeführt der sich in ein WindowsNetzwerk integrieren lässt (vgl. Abbildung 4). Der Zugriff wird über Wide Area Network (WAN), Terminal Services oder per DFÜ gewährleistet. SAP Business One enthält Sicherheits- und Backup-Optionen sowie Netzwerk-Zugriffsprotokolle2.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Client-Server Architektur SAP Business One3
SAP Business One kapselt die zwölf Funktionsbereiche (z.B. Finanzwesen, Einkauf, Personal) in Komponenten. Durch den modularen Aufbau können die Komponenten über Application Programming Interfaces (API’s) untereinander zu kommunizieren1. Das Basissystem kann in SAP Business One über eine Integration von Programmbausteinen in anderen Programmiersprachen mit Hilfe der API’s erweitert und vorhandene Funktionen können angepasst werden. Die API-Programmierschnittstelle beruht auf COM-Technologie. COM ist die Basistechnologie von Microsoft für komponentenbasierte und verteilte Systeme. Ein zentraler Punkt bei der Arbeit mit Klassen verteilter Objekte sind die Schnittstellen2. Die verfügbaren COM-Objekte können mit Programmiersprachen wie Visual Basic, C/C++ und Java bearbeitet werden. Business One bietet eine Datenschnittstelle zum Lesen und Bearbeiten Daten und eine Benutzerschnittstelle zur Bearbeitung der Benutzeroberfläche.
Microsoft Business Solutions Navision trennt Datenbanklogik, Applikationslogik und Präsentationslogik und erweitert das System zusätzlich um Funktionen zum E-Commerce (vgl.Abbildung 2). Der Applikations-Server fungiert als Client auf dem Datenbankserver und arbeitet ohne Bildschirmdarstellung. Er dient zur Kommunikation zwischen Microsoft Navision, Commerce Gateway und Benutzeroberfläche. Hier sind keine Benutzereingriffe erforderlich.
Zur Applikationslogik gehört bei MBS Navision eine Programmierumgebung mit grafischer Oberfläche und der Programmiersprache C/AL. C/SIDE (Client/Server Integrated Development Environment) integriert das Datenbank-Management-System (DBMS) und die Client-/Server-Kommunikation3 (vgl. Abbildung 2). Mit C/SIDE können Tabellen, Formulare und Reports erstellt und so die Anwendung ergänzt oder erweitert werden. Dataports in ermöglichen den Datenimport und - export. Außerdem können mit C/SIDE Codeunits und damit Anwendungscode erzeugt werden.
Als Modul zum automatisierten elektronischen Datenaustausch mit anderen Systemen dient das Commerce Gateway (vgl. Abbildung 5). Dieses ermöglicht den elektronischen Austausch von Dokumenten zwischen Geschäftspartnern. Das Commerce Gateway lässt sich mit dem Microsoft£ BizTalk£ Server integrieren wodurch sich gesendete oder empfangene Informationen automatisch mit dem Navision Back-office-System aktualisieren lassen4. Durch das Commerce Gateway, den Applikations-Server, XML-Schemata und Microsoft BizTalk Server lassen sich so Dokumente zwischen Microsoft Navision and anderen Systemen austauschen. Dies stellt eine Integration von Daten in verschiedenen Formaten wie EDIFACT oder X12 sicher. Ein Austausch von Dokumenten auf XML-Basis ist durch den XML-Port möglich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Commerce Gateway von Navision1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Sumner, M.: Enterprise Resource Planning 2004, S. 32
2 Vgl. z.B. www.softwarespectrum.de/oracle/oracle_server.asp Abruf: 15.01.2006
3 Bengel 2004, S. 18
4 Eigene Darstellung
1 Microsoft Business Solutions Navision 2004: Technologie
2 Gronau, N.: Enterprise Resource Planning und Supply Chain Management 2004, S. 8
1 Gronau, N.: Enterprise Resource Planning und Supply Chain Management 2004, S. 8
2 Vgl. SAP AG: SAP Business One 2005, S. 9
3 SAP AG: SAP Business One 2005, S. 9
1 SAP AG: SAP Business One 2005, S. 9
2 HORN, REINKE 2002, S. 507
3 Microsoft Business Solutions Navision 2004: Technologie, S. 4
4 Microsoft Business Solutions Navision 2004: Technologie 2004, S. 6
1 Nach: Übung ERP-Systeme im WS 05/06 Übung1: „ERP-Systeme in der Übung“
- Arbeit zitieren
- Daniel Fürstenau (Autor:in), 2006, Wie ERP-Systeme zum Re-Engineering von Geschäftsprozessen beitragen. Systemarchitektur von Microsoft Business Solutions Navision/SAP Business One, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50629
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