09. Dezember 2004, Berlin. Mit rot-grüner Mehrheit wird im Bundestag das sog. EURLUmsG verabschiedet. Unter anderem beinhaltet dieses Gesetz eine Neuregelung zur körperschaftsteuerlichen Organschaft. So wurde erstmals im Körperschaftsteuergesetz (KStG) eine Regelung zu den handelsrechtlichen vororganschaftlich verursachten Mehr- bzw. Minderabführungen festgeschrieben.
In der vorliegenden Arbeit wird die Thematik der innerorganschaftlichen Mehr- bzw. Minderabführungen dargestellt, auf Zweifelsfragen im Zusammenhang mit der Neuregelung der vorvertraglich verursachten Mehr- und Minderabführungen eingegangen und deren möglichen Auswirkungen dargestellt.
Zunächst erhält der Leser einen Überblick über das Organschaftsrecht und den körperschaftsteuerlichen Organkreis. Dabei wird stets auf die Tatsache, dass das hiesige Organschaftsrecht in bestimmten Teilen gegen EU-Grundrechte, insbesondere gegen die Niederlassungsfreiheit, verstößt, eingegangen. Aus Gründen des Umfangs wird hingegen auf die Darstellung besonderer Organschaftsverhältnisse (Personengesellschaft als Organträger, mehrstufige Organschaftsverhältnisse etc.) und deren Voraussetzungen verzichtet.
Nach der Klärung dieser grundlegenden Fragen werden die steuerlichen Auswirkungen einer Organschaft mit Gewinnabführung beschrieben. In Folge der Erörterung dieser Thematik stellt sich zwangsläufig die Frage, welche Probleme sich ergeben, wenn der abzuführende Gewinn höher bzw. niedriger als das zuzurechnende Einkommen ist; defacto eine Mehr- oder Minderabführung vorliegt. In einem ersten Schritt werden jene in Form der innerorganschaftlichen Verursachung dargestellt. Eingegangen wird dabei auf die Entstehungsgründe sowie die steuerlichen Folgen solcher Differenzen.
Nach der Darstellung dieser Sachverhalte werden die vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen beschrieben. Sukzessive wird auf den Hintergrund der Regelung, die bisherige Verwaltungsauffassung, die Rechtsprechung und die sich daraus ergebende Aktivität des Gesetzgebers eingegangen. Im Mittelpunkt der Darlegung steht dabei die Mehrabführung, da sich insbesondere hier erhebliche steuerliche Mehrbelastungen ergeben können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Problemstellung und Gang der Untersuchung
- 2 Einführung in das Organschaftsrecht
- 2.1 Begriff der Organschaft
- 2.2 Steuerliche Relevanz der Organschaft
- 2.3 Bedeutung der Organschaft
- 3 Voraussetzungen der körperschaftsteuerlichen Organschaft
- 3.1 Persönliche Voraussetzungen
- 3.1.1 Organträger
- 3.1.1.1 Rechtsform
- 3.1.1.2 Steuerpflicht und Geschäftsleitung im Inland
- 3.1.1.3 Gewerbliches Unternehmen
- 3.1.2 Organgesellschaft
- 3.1.2.1 Rechtsform
- 3.1.2.2 Geschäftsleitung und Sitz im Inland
- 3.1.2.3 Tätigkeit und Steuerpflicht
- 3.1.1 Organträger
- 3.2 Sachliche Voraussetzungen
- 3.2.1 Finanzielle Eingliederung
- 3.2.2 Gewinnabführungsvertrag
- 3.2.2.1 Grundlagen
- 3.2.2.2 Zeitliche Anforderungen
- 3.2.2.3 Der Gewinnabführungsvertrag bei einer AG bzw. KGaA
- 3.2.2.4 Der Gewinnabführungsvertrag anderer Kapitalgesellschaften
- 3.2.2.5 Durchführung des Gewinnabführungsvertrages
- 3.2.2.6 Gewinnabführungsvertrag - Verstoß gegen EU-Recht?
- 3.1 Persönliche Voraussetzungen
- 4 Rechtsfolgen der Organschaft mit Gewinnabführung
- 4.1 Grundlagen
- 4.2 Gewinnabführung und Verlustübernahme aus steuerlicher Sicht
- 4.2.1 Einkommensermittlung bei der Organgesellschaft
- 4.2.2 Einkommenszurechnung beim Organträger
- 4.2.3 Einkommensermittlung beim Organträger
- 4.3 Steuerliche Sondertatbestände
- 4.3.1 Verlustabzug i. S. d. § 10d EStG
- 4.3.2 Anwendung des § 8b KStG innerhalb einer Organschaft
- 4.3.3 Ausgleichszahlungen gem. § 16 KStG
- 5 Innerorganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen
- 5.1 Grundlagen
- 5.1.1 Allgemeiner Begriff
- 5.1.2 Mehr- und Minderabführungen nach § 27 Abs. 6 KStG
- 5.2 Abweichung zwischen Gewinnabführung und zuzurechnendem Einkommen
- 5.2.1 Bildung und Auflösung von Gewinnrücklagen
- 5.2.2 Vorvertragliche Verluste
- 5.2.3 Ansatz- bzw. Bewertungsdifferenzen zwischen Handels- und Steuerbilanz
- 5.2.4 Nichtabzugsfähige Betriebsausgaben und steuerfreie Einnahmen
- 5.3 Ermittlungsschema für Mehr- und Minderabführungen
- 5.4 Steuerliche Folgen
- 5.4.1 Auswirkungen auf Organgesellschaft
- 5.4.1.1 Das steuerliche Einlagekonto
- 5.4.1.2 Die Einlagen- bzw. Einlagenrückgewährfiktion
- 5.4.1.3 Das negative steuerliche Einlagekonto
- 5.4.2 Auswirkungen auf Organträger
- 5.4.2.1 Grundlagen
- 5.4.2.2 Bedeutung und Rechtsnatur der Ausgleichsposten
- 5.4.2.3 Aktiver Ausgleichsposten
- 5.4.2.4 Passiver Ausgleichsposten
- 5.4.1 Auswirkungen auf Organgesellschaft
- 5.1 Grundlagen
- 6 Vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen
- 6.1 Grundlagen
- 6.1.1 Begriff
- 6.1.2 Entstehungsgründe
- 6.1.3 Sonderfall: ehemals gemeinnützige Wohnungsunternehmen
- 6.2 Bisherige Verwaltungsauffassung
- 6.2.1 Inhalt der Verwaltungsauffassung
- 6.2.2 Steuerliche Folgen
- 6.2.2.1 Auswirkungen auf Organgesellschaft
- 6.2.2.2 Auswirkungen auf Organträger
- 6.3 Rechtsprechung
- 6.3.1 Urteile der Finanzgerichte
- 6.3.2 Urteil des BFH
- 6.3.3 Steuerliche Folgen
- 6.4 Neuregelung gem. § 14 Abs. 3 KStG
- 6.4.1 Inhalt der Neuregelung
- 6.4.2 Steuerliche Folgen
- 6.4.2.1 Auswirkungen auf Organgesellschaft
- 6.4.2.2 Auswirkungen auf Organträger
- 6.4.3 Zeitlicher Anwendungsbereich
- 6.4.4 Übergangsregelung
- 6.4.5 Weitere Praxisfragen
- 6.4.5.1 Vorzeitige Beendigung des GAV
- 6.4.5.2 Mehrabführungen bei Verlustübernahme
- 6.4.5.3 Geschäftsvorfallbezogene Betrachtung
- 6.1 Grundlagen
- 7 Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die körperschaftsteuerliche Organschaft unter besonderer Berücksichtigung der inner- und vororganschaftlich verursachten Mehr- und Minderabführungen. Ziel ist es, die komplexen Regelungen zu analysieren und deren Auswirkungen auf Organträger und Organgesellschaften darzulegen.
- Begriff und Voraussetzungen der körperschaftsteuerlichen Organschaft
- Rechtsfolgen der Organschaft, insbesondere Gewinnabführung und Verlustübernahme
- Innerorganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen
- Vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen
- Steuerliche Folgen und Ausgleichsmechanismen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Problemstellung und Gang der Untersuchung: Die Arbeit leitet die Thematik der körperschaftsteuerlichen Organschaft und deren Problematik bezüglich inner- und vororganschaftlicher Mehr- und Minderabführungen ein. Sie skizziert den methodischen Aufbau und die Vorgehensweise der Untersuchung.
2 Einführung in das Organschaftsrecht: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Organschaft, erläutert dessen steuerliche Relevanz und hebt die Bedeutung für die beteiligten Unternehmen hervor. Es bildet die Grundlage für das Verständnis der folgenden Kapitel.
3 Voraussetzungen der körperschaftsteuerlichen Organschaft: Hier werden die persönlichen und sachlichen Voraussetzungen einer körperschaftsteuerlichen Organschaft detailliert beschrieben. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Gewinnabführungsvertrag und seinen rechtlichen Anforderungen gewidmet, inklusive der Diskussion möglicher Konflikte mit EU-Recht. Die Unterscheidung zwischen Organträger und Organgesellschaft wird präzise definiert.
4 Rechtsfolgen der Organschaft mit Gewinnabführung: Dieses Kapitel beschreibt die steuerlichen Konsequenzen der Organschaft, insbesondere die Gewinnabführung und Verlustübernahme. Die Einkommensermittlung bei der Organgesellschaft und dem Organträger wird im Detail erläutert, inklusive der Berücksichtigung steuerlicher Sondertatbestände wie Verlustabzug und Ausgleichszahlungen.
5 Innerorganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen: Das Kapitel analysiert die Abweichungen zwischen der tatsächlich erfolgten Gewinnabführung und dem zuzurechnenden Einkommen. Es untersucht verschiedene Ursachen, wie die Bildung und Auflösung von Gewinnrücklagen, vorvertragliche Verluste, Bewertungsdifferenzen zwischen Handels- und Steuerbilanz sowie nichtabzugsfähige Betriebsausgaben und steuerfreie Einnahmen. Ein Ermittlungsschema und die steuerlichen Folgen werden präsentiert. Die Auswirkungen auf das steuerliche Einlagekonto der Organgesellschaft und den Ausgleichsposten beim Organträger werden detailliert beschrieben.
6 Vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen: Dieses Kapitel befasst sich mit Mehr- und Minderabführungen, die bereits vor Bestehen der Organschaft entstanden sind. Es analysiert die bisherige Verwaltungsauffassung, die Rechtsprechung und die Neuregelung gem. § 14 Abs. 3 KStG. Die steuerlichen Folgen für beide beteiligten Unternehmen werden eingehend diskutiert, inklusive der Behandlung verschiedener Praxisfragen wie vorzeitiger Beendigung des Gewinnabführungsvertrages und der Berücksichtigung von Verlustübernahmen.
Schlüsselwörter
Körperschaftsteuerliche Organschaft, Gewinnabführungsvertrag, Mehr- und Minderabführungen, innerorganschaftlich, vororganschaftlich, Steuerbilanz, Handelsbilanz, Organträger, Organgesellschaft, Einkommensteuergesetz (EStG), Körperschaftsteuergesetz (KStG), EU-Recht, Steuerliche Folgen, Ausgleichszahlungen.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Körperschaftsteuerliche Organschaft und Mehr-/Minderabführungen
Was ist der Gegenstand der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit befasst sich umfassend mit der körperschaftsteuerlichen Organschaft, insbesondere mit den komplexen Regelungen zu inner- und vororganschaftlich verursachten Mehr- und Minderabführungen. Ziel ist die Analyse dieser Regelungen und die Darstellung ihrer Auswirkungen auf Organträger und Organgesellschaften.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Begriff und Voraussetzungen der körperschaftsteuerlichen Organschaft (persönliche und sachliche Voraussetzungen, Gewinnabführungsvertrag, EU-rechtliche Aspekte), Rechtsfolgen der Organschaft (Gewinnabführung, Verlustübernahme, steuerliche Sondertatbestände), innerorganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen (Ursachen, Ermittlung, steuerliche Folgen, Auswirkungen auf Einlagekonto und Ausgleichsposten), vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen (Verwaltungsauffassung, Rechtsprechung, Neuregelung gem. § 14 Abs. 3 KStG, Praxisfragen), sowie ein Resümee und Ausblick.
Was sind die Voraussetzungen einer körperschaftsteuerlichen Organschaft?
Die Arbeit beschreibt detailliert die persönlichen (Organträger: Rechtsform, Steuerpflicht, Geschäftsleitung; Organgesellschaft: Rechtsform, Geschäftsleitung, Sitz, Tätigkeit) und sachlichen Voraussetzungen (finanzielle Eingliederung, Gewinnabführungsvertrag mit seinen zeitlichen Anforderungen und rechtlichen Besonderheiten bei verschiedenen Kapitalgesellschaften, mögliche Konflikte mit EU-Recht).
Welche Rechtsfolgen ergeben sich aus einer Organschaft mit Gewinnabführung?
Die Arbeit erläutert die steuerlichen Konsequenzen der Gewinnabführung und Verlustübernahme, einschließlich der Einkommensermittlung bei Organträger und Organgesellschaft und der Berücksichtigung steuerlicher Sondertatbestände wie Verlustabzug (§ 10d EStG), Anwendung des § 8b KStG und Ausgleichszahlungen (§ 16 KStG).
Wie werden innerorganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen behandelt?
Die Arbeit analysiert die Abweichungen zwischen der tatsächlichen Gewinnabführung und dem zuzurechnenden Einkommen, untersucht deren Ursachen (z.B. Gewinnrücklagen, vorvertragliche Verluste, Bewertungsdifferenzen, nichtabzugsfähige Betriebsausgaben), präsentiert ein Ermittlungsschema und beschreibt die steuerlichen Folgen für Organträger und Organgesellschaft (Auswirkungen auf das steuerliche Einlagekonto, Ausgleichsposten).
Wie werden vororganschaftlich verursachte Mehr- und Minderabführungen behandelt?
Die Arbeit behandelt Mehr- und Minderabführungen, die vor Bestehen der Organschaft entstanden sind. Sie analysiert die bisherige Verwaltungsauffassung, die Rechtsprechung und die Neuregelung gem. § 14 Abs. 3 KStG, diskutiert die steuerlichen Folgen für beide Unternehmen und beleuchtet verschiedene Praxisfragen (z.B. vorzeitige Beendigung des Gewinnabführungsvertrages, Verlustübernahme).
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Körperschaftsteuerliche Organschaft, Gewinnabführungsvertrag, Mehr- und Minderabführungen (inner- und vororganschaftlich), Steuerbilanz, Handelsbilanz, Organträger, Organgesellschaft, Einkommensteuergesetz (EStG), Körperschaftsteuergesetz (KStG), EU-Recht, Steuerliche Folgen, Ausgleichszahlungen.
Welche Methodik wurde in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit beschreibt im ersten Kapitel den methodischen Aufbau und die Vorgehensweise der Untersuchung zur Analyse der komplexen Regelungen der körperschaftsteuerlichen Organschaft und deren Auswirkungen.
- Quote paper
- Tobias Plog (Author), 2005, Die körperschaftsteuerliche Organschaft mit Blick auf die Regelungen zur handelsrechtlichen inner- und vororganschaftlich verursachten Mehr- und Minderabführung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50670