Der Titel der Erzählung "Die Ermordung einer Butterblume" erscheint dem Leser zunächst wie die Überschrift eines Zeitungsberichtes - sachlich und prägnant. Gleichzeitig ist er befremdlich, da klar ist, dass ausschließlich Menschen ermordet werden können. Das Paradoxe des Titels zwingt einen Leser mittels einer subjektiven Betrachtungsweise an den Text heranzugehen - nämlich mit der Perspektive des Herrn Michael Fischer. Dieser erlebt die Zerstörung der Butterblume als Mord. Der Titel gibt somit eine Personifizierung der Pflanze vor. Im Laufe des Textes können weitere Hinweise auf eine Vermenschlichung der Natur gefunden werden, die in dieser Arbeit untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Inhalt
- Das Aussehen Herrn Fischers
- Das Verhalten Herrn Fischers
- Die Butterblume und der Spießbürger
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Erzählung „Die Ermordung einer Butterblume“ von Alfred Döblin schildert die bizarre Reaktion eines wohlhabenden Bürgers, Herrn Michael Fischer, auf die zufällige Zerstörung einer Butterblume. Döblin untersucht die psychologischen Auswirkungen dieser vermeintlich trivialen Tat auf Herrn Fischer und beleuchtet dabei die Widersprüchlichkeiten zwischen seinem bürgerlichen Habitus und seinen irrationalen Handlungsweisen.
- Die Ambivalenz von Natur und Kultur
- Die Darstellung von Schuldgefühlen und deren Auswirkungen
- Das Motiv der Vermenschlichung der Natur
- Die Analyse der Verzerrung von Wahrnehmung und Realität
- Die Komik der Verfehlung des Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Titel der Erzählung vor und beleuchtet dessen Paradoxie. Die subjektive Perspektive des Herrn Michael Fischer wird eingeführt, der die Zerstörung der Butterblume als Mord empfindet. Der Titel deutet auf eine mögliche Vermenschlichung der Natur hin, die im weiteren Verlauf der Erzählung untersucht wird.
Der Inhalt
Die Erzählung erzählt die Geschichte von Herrn Michael Fischer, einem Kaufmann, der bei einem Waldspaziergang in Rage gerät und eine Butterblume zertreten. Diese Tat löst bei ihm merkwürdige Komplikationen mit seiner Umwelt aus, die er als Rache der Natur interpretiert. Seine Versuche, seine Schuldgefühle zu unterdrücken, scheitern. Der Kaufmann versucht, die „Ermordete“ zu retten und eröffnet sogar ein Konto für sie. Schließlich lässt er eine Butterblume in einem Topf wachsen, die jedoch durch ein Missgeschick zerstört wird. Überglücklich über die vermeintliche Wiedergutmachung verschwindet er in den Wald.
Das Aussehen Herrn Fischers
Herr Fischers Erscheinungsbild wird zunächst als das eines anständigen und bürgerlichen Mannes beschrieben. Sein elegantes Auftreten und seine wohlhabende Lebensweise werden durch Details wie seine goldene Uhr und seinen Spazierstock betont. Doch die Beschreibung seines Gesichts offenbart Widersprüche und Unvereinbarkeiten: Von „einem platten bartlosen Gesicht, einem ältlichen Kindergesicht mit süßem Mündchen“ ist die Rede, das gleichzeitig als „ernstes Äffchengesicht“ bezeichnet wird. Diese scheinbare Harmlosigkeit gerät in den Konflikt mit seinem zunehmend aggressiven Verhalten, das sich in körperlichen Veränderungen widerspiegelt: Sein Gesicht rötet sich, seine Augen blitzen wütend, und er „prustet“ laut vor sich hin. Mit dem Verlust seines Hutes, der als Symbol für seine bürgerliche Identität steht, verlässt Herr Fischer seinen ursprünglichen Habitus und taucht in eine chaotische Welt ein.
Das Verhalten Herrn Fischers
Michael Fischers Verhalten ist geprägt von Widersprüchen und Unberechenbarkeit. Seine rationalen Handlungen als Kaufmann stehen im Kontrast zu seinen irrationalen und teilweise animalischen Wahnzuständen. Nach dem Mord an der Butterblume gerät er in eine emotionale Spirale, die sich in Angst, Schuldgefühle und unkontrolliertem Verhalten äußert. Seine Wahrnehmung der Realität verzerrt sich, und er projiziert seine eigenen Ängste auf seine Umwelt. Die Erzählung lässt den Leser im Unklaren über den wahren Zustand des Protagonisten und hält ihn in einer Spannung zwischen Komik und Tragik gefangen.
Schlüsselwörter
Die Erzählung „Die Ermordung einer Butterblume“ konzentriert sich auf Themen wie die Ambivalenz von Natur und Kultur, die Darstellung von Schuldgefühlen und deren Auswirkungen, das Motiv der Vermenschlichung der Natur sowie die Analyse der Verzerrung von Wahrnehmung und Realität. Die Komik der Verfehlung des Protagonisten und die Verhandlung von bürgerlichen Normen und deren Infragestellung bilden weitere wichtige Elemente der Erzählung.
- Arbeit zitieren
- Philipp Gaier (Autor:in), 2003, Vermenschlichung der Natur in "Die Ermordung einer Butterblume" von Alfred Döblin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50708