Kurt Weills "Street Scene" - Analyse der Kavatine "What good would the moon be"


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Street Scene, eine Amerikanische Oper

2 What good would the moon be?
2.1 Inhalt von Street Scene und szenischer Kontext der Kavatine
2.2 Klärung des Begriffs: Kavatine
2.3 Formaler Aufbau
2.3.1 Text
2.3.2 Versmaß im Sinnzusammenhang
2.3.3 Formale Gestaltung in der Musik
2.4 Instrumentierung
2.5 Rhythmik
2.6 Harmonik
2.7 Einleitung
2.8 Kavatine
2.8.1 A 12.2-20.2
2.8.2 B 20.3-28.1
2.8.3 A‘28.2-36.1
2.8.4 C 36.2-40.1
2.8.5 D 40.2-48

3 Gründe für die Popularität

4 Bibliographie

1 Street Scene, eine Amerikanische Oper

Street Scene wurde am 9. Januar 1947 im Adelphi Theatre in New York mit großem Erfolg uraufgeführt. Die New York Times schrieb am 26. Januar 1947:

„Oper am Broadway, Kurt Weil gelingt ein Schritt zur Vertonung eines idiomatischen Amerikanisch

Wir hegten schon seit langem den Verdacht, dass die amerikanische Oper - im lebendigen, zeitgemäßen Sinne des Wortes - eher aus unserem populären Theater erwachsen würde, als aus den erhabenen Tempeln der Opernkunst. Nachdem wir Street Scene im Adelphi Theatre sehen und hören konnten, erscheint unsere Vermutung vollkommen gerechtfertigt gewesen zu sein. In seiner Herangehensweise an die musikdramaturgischen Probleme ist das Stück so idiomatisch, amerikanisch, direkt und unakademisch, wie es künstliche und unverwurzelte Oper (The Warrior von Bernard Rogers), ebenfalls eine einheimische Produktion, die letzte Woche an der Met gegeben wurde, eben nicht war. In der Tat, Street Scene, das Drama von Elmer Rice, die Musik von Kurt Weill, mit Gesangstexten von Langston Hughes ist der wichtigste Schritt in Richtung einer bedeutenden amerikanischen Oper, den dieser Rezensent im Musiktheater bislang beobachten konnte.“[1]

Doch was macht eine „amerikanische Oper“ aus? Elmer Rice (Book und Songs) , der für sein Theaterstück Street Scene 1929 den Pulitzerpreis erhalten hatte, Kurt Weill (Musik) und Langston Hughes (Songs) hatten genaue Vorstellungen: „Eine wirkliche Verbindung zwischen Drama und Musik, in der das Singen auf natürliche Weise dort einsetzt, wo das Sprechen aufhört; und das gesprochene Wort ebenso wie die dramatische Handlung eingebettet ist in eine übergreifende musikalische Struktur.[2]

Diese Vorstellungen setzten sie konsequent um. Der Dialog in der Oper wird zwar gesprochen, ist aber so mit Musik unterlegt, dass der Bruch zwischen Dialogen und Songs (Arien, Duette, Ensembles und wirkliche Songs) nicht spürbar erscheint. Dies nannte Weill „Fließtechnik“ und sah es als Gegenentwurf zum damals vorherrschenden Dialog-Musiknummer-Dialog – Prinzip des Broadwaytheaters. So stellt sich bei Street Scene der Nebeneffekt ein, dass dem Publikum kein Impuls für Applaus gegeben wird, der nach Weill zur Unnatürlichkeit auf dem Theater beiträgt.

Fest steht außerdem, dass Rice und Weill eine sozial engagierte, gesellschafts­bildende Oper produzieren wollten. Um dies zu erreichen, suchten sie maximale Nähe zur Realität herzustellen. Sie verknüpften das naturalistische, amerikanische Theater mit opernhafter Anlage. Zusätzlich entschieden sie sich für die aus der antiken Tragödie stammende Einheit von Zeit, Ort und Handlung.

Die sehr stringente Handlung spielt sich innerhalb von 24 Stunden – von einem Abend bis zum darauf folgenden Abend in nur einem Bühnenbild, welches eine Straße in New York zeigt, ab. Um dem Publikum auch die zeitliche Distanz zur Handlung zu nehmen, legte Rice die Handlung in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts und in ein Milieu, das dem Publikum wohl bekannt war: eine Arbeiterfamilie, genannt die Maurrants, die in einem New Yorker Mietshaus wohnen und unter Hitze, Armut, Alkohol- und Eheproblemen etc. zu kämpfen haben. Soziale Kälte ist hier Alltag. Trotz festgelegter Rollenklischees sind die Figuren sehr individuell gezeichnet und das tragische Schicksal der Maurrants ist schlüssig in das Leben der anderen Straßenbewohner eingebettet.

Durch viele Elemente von Street Scene wird man an den Verismo von z. B. Giacomo Puccini erinnert. Doch ist auf einen eklatanten Unterschied hinzuweisen: Der Tod der Protagonistin Mrs. Maurrant führt nicht – wie im Verismo üblich – zum abrupten Ende der Handlung. Stattdessen wird in Street Scene ein Perspektivenwechsel vorgenommen.

2 „What good would the moon be?“

2.1 Inhalt von Street Scene und szenischer Kontext der Kavatine

Die Handlung spielt sich in einer typischen Nebenstraße von Manhattan ab. Es ist ein heißer Spätnachmittag. Alle Bewohner, ein Querschnitt durch die überwiegend europäischen Einwanderer, leiden unter der unerträglichen Hitze.

Im Zentrum des Geschehens steht die Familie Maurrant. Ehemals aus Frankreich stammend ist diese Familie, bestehend aus Mr. Maurrant, Bühnenarbeiter am Broadway, seiner nicht berufstätigen Frau Anna sowie ihrer beiden Kinder, dem schulpflichtigen Willie und der als Sekretärin tätigen Tochter Rose, eine typisch amerikanische Durchschnittsfamilie. Doch hinter der kleinbürgerlichen Fassade steckt ein Pulverfass. Anna hat mit dem ebenfalls verheirateten Milchmann Steve ein Verhältnis. Dies bleibt freilich den klatschsüchtigen Nachbarn nicht verborgen und sie versäumen keine Gelegenheit über die ansonsten so vorbildliche Nachbarin herzuziehen.

Am späteren Abend kehrt Rose in Begleitung ihres Chefs und Verehrers, des verheirateten Mr. Easter heim, der ihr zu einer „Karriere“ am Broadway verhelfen will, wenn sie seine Geliebte wird. Rose, etwas spröde aber realistisch, träumt weniger vom großen Geld als vielmehr von einem verlässlichen Menschen („What good would the moon be?“). Rose wird durch den herzergreifenden Schrei von Mrs. Buchanan, bei der gerade die Wehen einsetzten, aus dem Traum gerissen. Nach einem kurzen Disput mit ihrem wie immer schlecht gelaunten Vater, bietet Rose nicht nur ihre Hilfe, sondern auch die ihrer Mutter an, und eilt einen Arzt zu holen.

Roses Beziehung zur Mutter ist gekennzeichnet durch Zuneigung und die Sorge um das zunehmend unübersehbare Verhältnis. Ihr Versuch, den cholerischen, besitzergreifenden und immer öfter betrunkenen Vater für die Lage seiner Frau zu sensibilisieren führt zur Verschärfung der Lage.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Mr. Maurrant erwischt seine Frau mit Steve, erschießt diesen und verletzt seine Frau tödlich.

Rose, völlig desillusioniert, beschließt die Straße zu verlassen und ihren eigenen Weg zu gehen. Das Schicksal ihrer Eltern hat ihr gezeigt, dass Liebe und Besitzanspruch sich gegenseitig ausschließen. So lässt sie ihre Jugendliebe Sam zurück, um sich erst selbst zu gehören, bevor sie das in der Kavatine erträumte Glück erlangen kann.

Doch das Leben in der Straße geht weiter. Vierundzwanzig Stunden sind vergangen, die das Leben der Maurrants komplett verändert haben, während für die übrigen Menschen alles beim Alten bleibt.

[...]


[1] Farneth, David; Juchem, Elmar; Stein, David: Kurt Weill Ein Leben in Bildern und Dokumenten. Econ Ullstein List Verlag Gmbh und Co. KG, München 2000, Seite o. A.

[2] Dahlhaus, Carl: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Piper, München – Zürich, Band 6, Seite 718 ff

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kurt Weills "Street Scene" - Analyse der Kavatine "What good would the moon be"
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Musikwissenschaft an der LMU)
Veranstaltung
Kurt Weill-Seminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V50846
ISBN (eBook)
9783638469715
ISBN (Buch)
9783638810180
Dateigröße
574 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Seminararbeit befasst sich auf musikwissenschaftlicher Ebene mit der Analyse der Popularität der Kavatine "What good would the moon be" aus der einzigen Oper Kurt Weills "Street Scene".
Schlagworte
Kurt, Weills, Street, Scene, Analyse, Kavatine, What, Kurt, Weill-Seminar
Arbeit zitieren
M.A. Georgine Maria-Magdalena Balk (Autor:in), 2002, Kurt Weills "Street Scene" - Analyse der Kavatine "What good would the moon be", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50846

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