Literatur und kreative Textarbeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Einsatz kreativer Methoden
2.1 Pädagogisch-didaktische Begründung
2.2 Literaturtheoretische Begründung
2.3 Psychologische Begründung
2.4 Auswirkung auf Gedächtnisleistung
2.5 Eignung im Fremdsprachenunterricht

3 Textvorbereitende Methoden
3.1 Traditionelle Anwendung
3.2 Moderne Anwendung

4 Pre-Reading-Phase
4.1 Rezeptionsorientiert
4.2 Vorverständnisaktivierend
4.3 Textgenerierend

5 Kreative Verfahren in der Pre-Reading-Phase
5.1 Methoden zur rezeptionsorientierten Sensibilisierung
5.2 Vorverständnisaktivierende Verfahren
5.3 Textgenerierende Verfahren

6 Fazit

1 Einleitung

Schlechte Ergebnisse bei verschiedenen Erhebungen wie zum Beispiel der PISA-Studie, ein hoher Prozentsatz von Schulschwänzern und der spürbare Unmut Schule und Lehrern gegenüber veranlassen Forscher immer wieder, Ansätze dafür zu finden, was im deutschen Bildungssystem verbessert werden könne. Dabei scheint die Lösung recht einleuchtend: die Schüler müssen Spass an Lernen, Wissen und Unterricht haben. Möglicherweise ist dies zu einfach gedacht, bedeutet es doch aber, einen Schritt auf die Schüler zuzugehen, was gleichbedeutend ein Schritt in Richtung besserer Leistungen wäre.

In dieser Hausarbeit sollen kreative, schüleraktivierende Methoden zur Textarbeit und deren Anwendung in der sogenannten Pre-Reading-Phase im Mittelpunkt stehen. Der Fokus liegt hierbei auf der Pre-Reading-Phase, da sie am Anfang jeder Textarbeit steht und praktisch die Basis für alle anschließenden Textverfahren bildet. In ihr werden die „Weichen“ für das weitere Unterrichtsgeschehen gestellt, Schüler können zum Beispiel zur Arbeit an Texten motiviert werden und folgen dem ganzen Text interessiert. Wird das Vorwissen der Schüler ausreichend aktiviert, hat das Auswirkungen auf die gesamte anschließende Textarbeit. Mit recht einfachen Mitteln kann die Textarbeit Spass machen und die Schüler zu weiterführender Arbeit anregen.

In dieser Hausarbeit werden ausgehend von Ergebnissen und Vorschlägen Daniela Casparis und Klaus Hinz' zunächst im 2. Kapitel Begründungen für die Anwendung kreativer Methoden angeführt und auf die Pre-Reading-Phase bezogen. Im 3. Kapitel folgt daraufhin eine kurze Abgrenzung der Anwendung der Verfahren sowohl im traditionellen als auch im modernen Unterricht, um zu zeigen, wie Textarbeit vollzogen wurde/wird und eigentlich werden sollte. Anschließend werden im 4. Kapitel einzelne Methoden, die in der Pre-Reading-Phase angewendet werden können, vorgestellt.

2 Einsatz kreativer Methoden

Um über den Einsatz kreativer Verfahren zu berichten, sollten diese zunächst einmal definiert werden. Daniela Caspari versteht darunter:

„ [...] Arbeitsformen, die nicht einen primär distanznehmenden, analytischen, verobjektivierenden Umgang mit dem literarischen Werk fordern, sondern zu einer eher subjektiv-individuellen, intuitiven, imaginativen und teilweise auch spielerischen oder emotionalen Auseinandersetzung mit dem literarischen Werk anregen, ohne jedoch analytische und reflexive Prozesse prinzipiell auszuschließen.[1]

Wie Daniela Caspari und Norbert Benz in verschiedenen Umfragen empirisch nachwiesen, herrschen stark lernzielorientierte Verfahren des kognitiven, text- und lehrerzentrierten Umgangs mit Literatur dennoch trotz begründeter Kritik im Unterrichtsalltag vor.[2]

Eine Erklärung ist darin zu sehen, dass die Schüler der gymnasialen Oberstufe sowohl im Deutsch- als auch im Fremdsprachenunterricht auf das Abitur vorbereitet werden müssen. Um dies in hinreichendem Maße zu gewährleisten, greifen viele Lehrer auf lehrer- und lehrzielzentrierten Unterricht zurück. Als Begründung dafür werden häufig bessere Korrekturmöglichkeiten und vor allem Einheitlichkeit genannt. Schüleraktivierende, kreative Methoden werden wegen vermeintlich schwierigerer Bewertung weniger genutzt. Viele Lehrer wissen nicht, wie sie mit kreativen Produkten ihrer Schüler umgehen sollen, da sie in ihnen keinen Fortschritt für den Unterricht erkennen können. Oft mangelt es auch an Zeit für die Vor- und Nachbereitung, da die Kreativität der Schüler wegen deren individuellen Charakteren nicht schnell abzutun ist. Doch gerade diese Methoden bieten sich in der Oberstufe an, da sie zum einen zu mehr Selbstständigkeit und Kreativität anregen und zum anderen eine positive Auswirkung auf die Motivation der Schüler haben können.

Im Folgenden soll anhand einiger wissenschaftlicher Begründungen die Relevanz der kreativen Textverfahren belegt und deren vermehrter Einsatz im Unterricht begründet werden.

2.1 Pädagogisch-didaktische Begründung

Wie Klaus Hinz[3] in einem Aufsatz schrieb, wird ein rein analysierender und interpretierender Unterricht, wie er besonders in Sekundarstufe II auftritt, vielen Schülern nicht gerecht. Die Unlust am Lesen, die Schüler zumeist aus persönlichen Gründen empfinden, wird durch das „Zerreden“ der Texte im Unterricht meist noch verstärkt. Hinzu kommt, dass der Literaturkanon den meisten Schülern antiquiert erscheint, so dass sie keinen Sinn im Lesen der vorgeschlagenen Text erkennen. Dies ist als logische Konsequenz auch der Freude an der Textarbeit abträglich. Besonders an diesem Punkt aber können kreative Verfahren ansetzen. Durch die Methodenvielfalt der kreativen Verfahren und deren kreativ-affektive Ausrichtung ist es den Schülern eher möglich, sich dem Text zu nähern. Ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen werden in den Unterricht einbezogen. Durch den individuellen Bezug kann die Freude am Lesen gesteigert werden, den Anreiz, sich mit Literatur zu befassen, erhöht.

Ein Literaturunterricht, der sowohl die Sinne als auch das Handeln der Schüler einbezieht, wie es durch kreative Methoden geschieht, dient nicht nur der Motivationssteigerung. Nehmen, wie gerade erwähnt, Lesebereitschaft und Leselust zu, sind die Schüler eher bereit, sich auf sinnvolle analytisch-intellektuelle Aktivitäten, die weit entfernt vom herkömmlichen unschönen „Zerreden“ sein sollten, einzulassen. Kreative Verfahren steigern so im günstigen Fall auch die Leistungsbereitschaft und die Leistungen der Schüler.

Eine weitere Begründung für die Einbeziehung kreativer schüleraktivierender Verfahren ist darin zu sehen, dass auch langsame, desinteressierte Schüler mehr in den Unterricht integriert würden. Durch die meist kognitive Ausrichtung des Unterrichts werden solche Schüler schnell als schwach und unbegabt eingestuft; ein Urteil, dem sie sich häufig anpassen. Eine Hervorhebung des praktischen Aspektes, den Literatur ebenso mit sich bringen kann, ließe möglicherweise die Leistung auch dieser Schüler und ihre Bereitschaft, sich am Unterricht zu beteiligen, steigern.

2.2 Literaturtheoretische Begründung

Die pädagogisch-didaktische wird von der literaturtheoretischen Begründung unterstützt. Der objektiven Betrachtungsweise von Literatur durch den „New Criticism“ wird von der neuen Leseforschung ein subjektiver Zugriff entgegengestellt. Lesen und Verstehen der Texte werden nicht mehr als passives Aufnehmen begriffen, sondern als Interaktionsprozess zwischen Leser und Text. Durch produktive Tätigkeit ist der Leser aktiv an allen Phasen des Sinnbildungsprozesses beteiligt. Er übersetzt den Text in seine eigene Sprache und gliedert ihn in seinen Erfahrungs- und Sinnhorizont ein. Durch verschiedene Leseerfahrungen, damit verbunden mit unterschiedlichen Interessen und Erwartungen kann der Text demnach von jedem Schüler anders gedeutet werden, was sich positiv auf einen Dialog im Unterricht auswirken würde. Wird den Schülern das Gefühl gegeben, dass auch ihr Interpretationsansatz diskussionswürdig ist, haben sie mehr Mut und Interesse, diesen zu besprechen. Der Lehrer sollte hierbei jedoch darauf achten, dass jede Meinung begründet wird. So kann zum einen das Argumentationsvermögen der Schüler geschult und zum anderen verhindert werden, dass die Schüler den Text nicht wirklich hinterfragen. Vor allem in möglicher Oberflächlichkeit ist eine Gefahr der kreativen Verfahren zu sehen. Da die Schüler nicht durch Einschränkungen verschreckt werden sollen, unterlassen es viele Lehrer der Kreativität wegen, auf Fehler und Denklücken hinzuweisen. Die Schüler gewinnen zwar an Selbstvertrauen, Motivation und kreativen Können, verlieren aber möglicherweise an sprachlicher Kompetenz. Diese sollte aber immer Beachtung in der Anwendung kreativer Verfahren finden.[4]

Für eine Integration subjektiver Aspekte in den Unterricht, was laut neuester Forschung sehr von Vorteil ist, eignen sich kreative Verfahren besonders.

[...]


[1] Daniela Caspari: Kreativität im fremdsprachlichen Unterricht, S. 349

[2] vgl. Wolfgang Pütz: Das Kreativitätsprinzip im literaturdidaktischen Diskurs der Gegenwart, S. 174

[3] vgl. Klaus Hinz: Schüleraktivierende Methoden im fremdsprachlichen Literaturunterricht, S. 139-140

[4] vgl. Klaus Hinz: Schüleraktivierende Methoden im fremdsprachlichen Literaturunterricht, S. 140-141

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Literatur und kreative Textarbeit
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V50867
ISBN (eBook)
9783638469890
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Literatur, Textarbeit
Arbeit zitieren
Antje Siebert (Autor:in), 2004, Literatur und kreative Textarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50867

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