In dieser Arbeit wird das Blickverhalten von dyslexischen Lesern im Vergleich zu normalen Lesern untersucht und anschließend mögliche Implikationen für die Gestaltung von effektiven digitalen Lernumgebungen diskutiert. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob und wie man Lernumgebungen gestalten kann, um den Problemen, die bei dyslexischen Lernern auftreten, entgegenzuwirken.
Die Legasthenieforschung zeigt seit ihrem Beginn um 1900 enorme Fortschritte. Während anfangs noch die Ansicht verbreitet war, dass Legasthenie die Folge mangelnder Intelligenz sei, grenzen sich heutige Definitionen von dieser Falschannahme ab. Kinder oder Erwachsene, die bezüglich Lese- oder Rechtschreibaufgaben immerzu Misserfolge verzeichnen, können ohne die notwendige Förderung zum einen aggressiv-oppositionell reagieren, zum anderen jedoch auch in einen Kreislauf aus Selbstzweifel und Rückzug geraten. Untersuchungen dazu haben in den letzten Jahren auch in Deutschland regen Anklang gefunden und stellen ein teilweise sehr kontroverses Themenfeld dar. Dyslexie betrifft ca. vier bis sechs Prozent der gesamten Bevölkerung und im schulischen Kontext in etwa sechs Prozent der Kinder. Ein entscheidendes Forschungsfeld diesbezüglich ist der Bereich der Okulomotorik – der Augenbewegungen. Durch die gestörte Textverarbeitung von dyslexischen Personen lässt sich vermuten, dass die Blickbewegungen von denen normaler Leser abweichen.
Augenbewegungen, sind von außen kaum wahrnehmbar, können jedoch mit Hilfe der Eye-Tracking Methode erfasst werden. Mit dieser Methode ist es möglich, Blickbewegungen „in Echtzeit unter ökologisch validen Bedingungen zu beobachten“. Durch die Weiterentwicklung verschiedener Eye-Tracking Systeme wurden zahlreiche neue Forschungsgebiete geschaffen, die unter anderem auch im Bereich der Neuen Medien Fuß fassen. Nachrichtenportale beispielsweise nutzen Eye-Tracking Methoden um anhand von sogenannten Heat-Maps zu erkennen, welche Bereiche einer Webseite von den Nutzern sehr gut beziehungsweise kaum wahrgenommen werden. Diese Erkenntnisse könnten ebenfalls in der Gestaltung von E-learning Umgebungen, zum Beispiel in Form von virtuellen Kursräumen, von Nutzen sein und zu besseren Lernergebnissen führen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Grundlegende Definitionen
- Okulomotorik
- Funktionsweise des Auges
- Augenbewegungen beim Lesen
- Augenbewegungen beim Lesen
- Eye-Tracking
- Gerätetypen und Versuchsaufbau
- Dyslexie
- Ursachen und Symptome von Dyslexie
- Diagnose von Dyslexie
- Lesen und Wortverarbeitung
- Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln
- Zwei-Wege-Modell: Dual Route Cascaded Model
- Einordnung der Dyslexietypen
- Okulomotorik
- Augenbewegungen bei Dyslexikern und normalen Lesern
- Erklärungsversuche für das gestörte Blickverhalten
- Basisbefunde
- Textschwierigkeit
- Worthäufigkeit
- Wortlänge
- Wörter
- Pseudowörter
- Interaktion zwischen Wortlänge und Worthäufigkeit
- Interpretation der Ergebnisse
- Implikationen für E-learning Umgebungen
- E-learning
- Arten von E-learning
- Beispiel einer textbasierten synchronen Lernumgebung
- Gestaltung: Anpassung des Inhaltes
- Lesbarkeit und Verständlichkeit
- Vereinfachung von Texten
- Gestaltung: Layout
- Klassische Schriftarten
- Speziell entwickelte Schriftart: Dyslexie
- Schriftgröße, Zeichenabstand und Farben
- Textlayout
- Darstellungsformen mit Text, Bild und Ton
- Guidelines für Dyslexiker
- E-learning
- Schlussbemerkung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Blickverhalten von dyslexischen Lesern im Vergleich zu normalen Lesern und diskutiert anschließend mögliche Implikationen für die Gestaltung effektiver digitaler Lernumgebungen. Die Arbeit fokussiert auf die entwicklungsbedingte Dyslexie und beschreibt zunächst die Grundlagen der Okulomotorik, der Dyslexie und des Lesens, um anschließend relevante Ergebnisse aus Forschungsarbeiten zusammenzufassen und daraus Folgerungen für die Gestaltung von E-learning Umgebungen abzuleiten.
- Augenbewegungen (Okulomotorik) bei dyslexischen und normalen Lesern
- Ursachen und Symptome von Dyslexie
- Vorgänge beim Lesen und der Wortverarbeitung
- Gestaltung von E-learning Umgebungen für dyslexische Lernende
- Implikationen für effektives Lehren und Lernen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und stellt die Bedeutung von Okulomotorik und Dyslexie in der Legasthenieforschung heraus. Es wird eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand und die Relevanz des Themas für E-learning Umgebungen gegeben.
Kapitel 2 definiert grundlegende Begriffe wie Okulomotorik, Dyslexie, Lesen und Wortverarbeitung. Es werden die Funktionsweise des Auges, typische Augenbewegungen beim Lesen, die verschiedenen Arten von Dyslexie sowie die Prozesse der Graphem-Phonem-Korrespondenz und des Zwei-Wege-Modells erläutert.
Kapitel 3 befasst sich mit den Augenbewegungen bei Dyslexikern und normalen Lesern. Es werden verschiedene Erklärungsversuche für das gestörte Blickverhalten bei Dyslexie diskutiert und wichtige Basisbefunde vorgestellt. Weiterhin werden die Einflüsse von Textschwierigkeit, Worthäufigkeit, Wortlänge und der Interaktion zwischen Wortlänge und Worthäufigkeit auf die Blickbewegungen untersucht.
Kapitel 4 analysiert Implikationen für die Gestaltung von E-learning Umgebungen. Es werden verschiedene Arten von E-learning und ein Beispiel für eine textbasierte synchrone Lernumgebung vorgestellt. Die Gestaltungsrichtlinien für den Inhalt, das Layout und die Darstellungsformen von E-learning Umgebungen werden mit Blick auf die Bedürfnisse von dyslexischen Lernenden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Okulomotorik, Dyslexie, Lesen, Wortverarbeitung, Augenbewegungen, E-learning, Lernumgebung, Gestaltungsrichtlinien und Inklusion. Die Arbeit konzentriert sich auf den Vergleich des Blickverhaltens von dyslexischen und normalen Lesern, die Erforschung der Ursachen und Symptome von Dyslexie, sowie die Entwicklung von geeigneten E-learning Umgebungen, die den spezifischen Bedürfnissen von dyslexischen Lernenden gerecht werden.
- Arbeit zitieren
- Andrea Anetzberger (Autor:in), 2014, Augenbewegungen von Dyslexikern beim Lesen und Implikationen für E-learning Umgebungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/510045