Im Rahmen des Kinderschutzes haben Jugendämter in den letzten Jahren zunehmend mehr Kinder in ihre Obhut genommen oder bei Pflegefamilien untergebracht. Die Jugendhilfe erlangte mediale Aufmerksamkeit einerseits durch den rechtswidrigen Entzug der Sorgeberechtigung und andererseits durch Nichthandeln in schwerwiegenden Fällen.
Wie hängt die erhöhte Anzahl der Inobhutnahme mit der ebenfalls gestiegenen Familien- und Kinderarmut zusammen? Sind einkommensschwache alleinerziehende Elternteile ein Risikofaktor für das Kindeswohl? Sind die Jugendämter wachsamer geworden oder hat sich ihre Eingriffsschwelle bei vermuteter Kindeswohlgefährdung gesenkt?
Gunther Heck erklärt, welche Ursachen es für das vermehrte Einschreiten des Jugendamts gibt und geht auf den Zusammenhang zur Familien- und Kinderarmut ein. Im Zuge dessen diskutiert er verschiedene Armutskonzepte und den historischen Wandel des Familienbildes, da die Praxis der Sozialen Arbeit auch von diesen Faktoren beeinflusst wird. Damit das Wohlergehen und die Inklusion von Familien und Kindern nachhaltig gesichert werden, gibt er sozialpädagogische und politische Handlungsempfehlungen. Sein Buch richtet sich an betroffene Alleinerziehende, Fachkräfte der Sozialen Arbeit und die Familienpolitik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Forschungsstand und Erkenntnissinteresse im Kinderschutz
- Armut
- Die Transformation des Wohlfahrtsstaates
- Krisenfamilien und Kinder in Armut im Wohlfahrtsstaat
- Bild vom Kind und seine Rechte
- Eingriffsschwellen bei Risiko- und Gefährdung des Kindes
- Kinderschutz im Studium Soziale Arbeit und der Rechtswissenschaft
- Methodik
- Wandel der Familie
- Definition von Familie
- Historische Transformation von Familie
- Familie vor der Industrialisierung
- Historische Transformation der Kernfamilie zum Ideal ab 1945
- Erschütterung der Kernfamilie als Erschütterung der Elternrolle
- Diversität von Partnerschaften
- Rechtliche Veränderungen für Familien in der Bundesrepublik
- Finanzielle Leistungen für Familien
- Rechte von biologischen und sozialen Eltern
- Rechte von Kindern und Jugendlichen
- Bewältigung und Konflikte des Familienalltages
- Bewältigung krisenhafter Veränderungsphasen in Familien
- Vulnerable Lebenslagen von Familien und Kinderarmut
- Der Armutsbegriff
- Absolute Armut
- Relative Armut
- Armutskonstruktionen
- Erziehungsarmut
- Bildungsarmut
- Geldarmut
- Rechtearmut
- Risikofaktoren und Ursachen von Armut
- Krisen und Gewalt in Familien
- Studien aus den USA: Verhaftungen erhöhen Gewaltbereitschaft
- Opfer häuslicher Gewalt in allen sozialen Schichten
- Sexuelle Gewalt und soziale Herkunft
- Lebenslagen von Ein-Eltern-Familien
- Lebensumfeld- und Wohnbedingungen
- Erwerbslosigkeit, Bedürfnisse, Erziehung und Armut
- Regelbedarfe für junge Menschen und Familien
- Kindheit zwischen Bedürfnissen und Zukunftserwartungen
- Gegenwärtige Interessen und Bedürfnisse
- Sozialinvestive Defamilialisierung
- Schulische und berufliche Determination von Zukunft
- Langzeitfolgen und Resilienz von erlebter Armut in der Kindheit
- Sozialpädagogische Intervention in Familien
- Wohlergehen von Kindern und Gefährdungen
- Zum Begriff der Kindeswohlgefährdung
- Gesetze und Reformen zum Kinderschutz
- Soziale Arbeit und Kinderschutz
- Familienbezogene Leistungen nach dem SGB VIII
- Frühe Hilfen
- Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
- Inobhutnahme und Heimerziehung
- Effizienter konstruktivistischer Fallverlauf der HzE
- Ergebnisse
- Wohl von Kindern zwischen Investitionen und Interventionen
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Master-Thesis befasst sich mit der Konstruktion von Risikofaktoren und Gefährdungen des Kindeswohl armutsbetroffener Ein-Eltern-Haushalte im Kontext möglicher gesunkener Eingriffsschwellen des Jugendamtes und der sozialpädagogischen Interventionen. Die Arbeit analysiert die Ursachen für den Anstieg von Inobhutnahmen und Fremdunterbringungen sowie die Wirkung gesetzlicher Änderungen. Der gesellschaftliche Diskurs zur Armuts- und Kinderarmutskonstruktion wird in Korrelation zum Kindeswohl und der Kultur des Hinsehens diskutiert.
- Die Konstruktion von Risikofaktoren und Gefährdungen des Kindeswohl armutsbetroffener Ein-Eltern-Haushalte
- Der Anstieg von Inobhutnahmen und Fremdunterbringungen im Kinderschutz
- Die Wirkung gesetzlicher Änderungen im Kinderschutz
- Der gesellschaftliche Diskurs zur Armuts- und Kinderarmutskonstruktion
- Die Rolle des Jugendamtes im Kinderschutz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Master-Thesis darlegt. Im zweiten Kapitel werden die zentralen Begriffe und Konzepte aus der Forschung zum Kinderschutz, Armut und Wohlfahrtsstaat erläutert. Die Arbeit analysiert die Transformation der Familie im historischen Kontext und untersucht die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für Familien in der Bundesrepublik. Im fünften Kapitel werden verschiedene Armutskonstruktionen diskutiert, die Auswirkungen auf die Lebenslagen von Familien und Kinderarmut haben. Die Master-Thesis betrachtet die Rolle von Krisen und Gewalt in Familien und die spezifischen Herausforderungen von Ein-Eltern-Familien. Das sechste Kapitel befasst sich mit sozialpädagogischen Interventionen in Familien, insbesondere mit dem Begriff der Kindeswohlgefährdung und den verschiedenen Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. Schließlich werden im siebten Kapitel Ergebnisse aus der Statistik und empirischen Forschung präsentiert, die die Problematik von Armut, Kinderarmut und Kindeswohlgefährdung veranschaulichen. Das achte Kapitel setzt die Ergebnisse in einen größeren Kontext und betrachtet die verschiedenen Perspektiven auf das Wohl von Kindern. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und Schlussbetrachtung, die die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse der Master-Thesis zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Die Master-Thesis beschäftigt sich mit den Themen Kinderschutz, Kinderarmut, Familienarmut, Alleinerziehende, Eingriffsschwellen, Inobhutnahme, Fremdunterbringung, Sozialpädagogische Familienhilfe, Frühpädagogische Hilfen, Armutskonstruktionen, Erziehungsarmut, Bildungsarmut, Geldarmut, Rechtearmut, Resilienz, Wohlfahrtsstaat, Sozialinvestitionsstaat, und gesellschaftliche Transformation.
- Quote paper
- Gunther Heck (Author), 2019, Alleinerziehende als Risiko. Kinderarmut und "gutes" Leben von Familien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/511809