Diese Einsendeaufgabe bietet eine Einführung in die Psychologie, indem drei Aufgaben schriftlich bearbeitet werden. Die erste definiert die Begriffe "Allgemeine Psychologie", "Motivation" und "Motivationsforschung" und untersucht die historische Wurzeln des Fachs. Die zweite Aufgabe stellt einige bedeutende Denker und deren Einfluss auf die Psychologie vor. Zum Abschluss werden aktuelle Trends der Forschung aufgezeigt, so z.B. in der Schulpsychologie.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Aufgabe A1
In der Aufgabe 1 werden in 1.1 die Begriffe „Allgemeine Psychologie“, „Motivation“ und „Motivationsforschung“ definiert. Im Unterpunkt 1.2 werden die Begriffe „Geisteswissenschaft“, „Sozialwissenschaft“ und „Naturwissenschaft“ erläutert und jeweils an einem Beispiel gezeigt, wie sich diese Wurzeln der Psychologie bis heute auf die Motivationsforschung auswirken.
1.1 Definitionen
1.1.1 Allgemeine Psychologie
Die Allgemeine Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie. Sie befasst sich mit den allgemeingültigen Grundlagen und psychischer Funktionen des Menschen. Dabei werden ablaufenden Prozesse und Mechanismen, sowie die Ursache und Wirkung psychische Vorgänge die generell für alle Menschen gelten betrachtet, individuelle Unterschiede sind hierbei unrelevant. Das Ziel der Allgemeinen Psychologie besteht darin, kognitive Eigenschaften des Menschen zu beschreiben, zu erklären und vorher-zusagen (Becker-Carus, Wendt, 2017, S.46-47). Befunde der Allgemeinen Psychologie sind für Alltagssituationen und anderen psychologischen Disziplinen wie bspw. Klinische-, Medien- und Wirtschaftspsychologie bedeutsam, denn diese umfassen all das was menschliches Erleben und Verhalten ausmacht. Hierzu gehört die Wahr-nehmung, die Aufmerksamkeit, das Handeln und Handlungssteuerung, das Gedächtnis und Lernen, das Denken und Problemlösen sowie die Motivation und Emotion (Schiebner, Brand,2014, S.16).
1.1.2 Motivation und Motivationsforschung
Die Motivationsforschung befasst sich mit der Ausrichtung, Ausdauer und Intensität des Zielstrebens in allen erdenklichen Lebenslagen des Menschen, sowie den damit verbundenen affektiven-, physiologischen- und kognitiven Prozessen (Brandstätter, Schüler, Puca & Lozo, 2018, S.23). Die Motivation bezeichnet ein Prozess, des menschlichen Handelns in der Phase von setzten, erreichen bis zum Distanzieren von Zielen. Hierbei werden Wahrnehmungen, Gedanken, Emotionen, Fertigkeiten und Aktivitäten von einer Person so zusammengefügt, dass entweder das Ziel erreicht oder bei nicht lohnen sich davon distanziert wird (J.Heckhausen, 1999 zitiert von Heckhausen, Heckhausen, 2018, S.2-3). Einfluss auf die Motivation einer Personen nehmen situations- und personenbezogene Aspekte, die zu erwarteten Handlungs-ergebnisse sowie deren Folgen (Heckhausen, Heckhausen, 2018 S. 4). Um diese Einflüsse und deren Auswirkungen auf die Motivation einer Person zu untersuchen bedient sich die Motivationsforschung an einer großen Anzahl von Theorien und Methoden aus den Geistes -, Natur - und Sozialwissenschaften.
1.2 Die Wurzeln der Psychologie und deren Auswirkungen auf die Untersuchungen psychischer Phänomene am Beispiel „Motivation“
1.2.1 Geisteswissenschaften: Sigmund Freud / Psychoanalyse
Die Geisteswissenschaften befassen sich mit den unterschiedlichsten Betrachtungs-weisen der menschlichen Realität, die aus vielen unterschiedlichen Einzel-wissenschaften wie beispielsweise die Sprach-,Geschichts-, Musik-, Kunst- und Kultur-wissenschaften, Psychologie oder Philosophie besteht (Kjörup, 1996, z.v. Bense, 2001, S.3). Wilhelm Dilthey bezeichnet die Geisteswissenschaft als Gegenbezeichnung der Naturwissenschaften wodurch der Begriff eine große Bedeutung annahm (W. Dithley, 1883, S.3-4). Ein einflussreicher Pionier der Motivationspsychologie mit geistes-wissenschaftlicher Perspektive war Sigmund Freud (1856-1939). Freud ging es hauptsächlich um die Aufklärung unverständlich erscheinende Verhaltensweisen.
Er war davon überzeugt, verborgene nicht bewusste Prozesse, die das Handeln lenken und Bewusstseinsinhalte beeinflussen, gefunden zu haben (Heckhausen, Heckhausen, 2018, S.24). In seinem psychoanalytischen Motivationsmodell steht das Konzept der Triebreduktion im Zentrum. Als Trieb bezeichnet Freud aus dem Körperinneren stammende Reize, die durch ein physiologisches Bedürfnis einher gehen und mit unangenehmen Empfindungen (Unlust) verbunden sind. Freud hat die Annahme, das zielgerichtetes Handeln davon bewegt wird, dass der Mensch ein inneres Gleichgewicht eine sog. Homöostase herstellen möchte. Der Mensch wird von Triebreize angetrieben, die Homöostase wird erlangt, wenn das Bedürfnis an einem bestimmten Objekt befriedigt wird. Somit wird der innere Triebreiz aufgelöst und Lustgefühle treten auf.
Freud hat die Annahme, das oberste Ziel von menschlichen Handelns die Unlust-vermeidung und der Lustgewinn das sog. Hedonismusprinzip ist. Nach seinem Denken ist der eigentliche erstrebenswerter Zustand die „Reizarmut“ oder die „Bedürfnis- losigkeit“ (Brandstätter et.al., 2018, S.12-13). Aus der Perspektive von Freud ist ein unbefriedigtes Bedürfnis nicht mit Vorfreude und einer Ausrichtung der Gedanken auf die Erreichung des bedürfnisbefriedigenden Objekts verbunden, sondern wird von Unlustgefühlen und einer nicht optimalen gedanklichen Fixierung begleitet. Ein weiterer tragender Gedankengang der psychoanalytischen Theorie mit denen sich Freud befasste, ist das Konzept der drei Persönlichkeiten (ES, Ich und Über-Ich).
Freud geht davon aus, das menschliches Verhalten dem Lustprinzip folgt und somit auf eine Bedürfnisbefriedigung zielt. Gerade aber sexuelle und aggressive Triebimpulse können meist nicht frei ausgelebt werden, da soziale Normen dies verbieten oder aber auch geeignete „Triebobjekte“ nicht gefunden werden. Dieses Zusammenspiel von Triebimpulsen, Normen und der Befriedigungsstruktur der Umwelt, wird von der Persönlichkeitsinstanz „Ich“ geformt. Mit dem „Ich“ meinte Freud die unbewussten kognitiven Prozesse, die an der Steuerung von Handlungen beteiligt sind (Aufmerk-samkeit planvolles Denken). Diese kognitiven Prozesse können jedoch auch Bewusstseinsfähig sein. Die Instanz „Ich“ steht im Dienste der beiden anderen Instanzen „Über- Ich“ und „ES“. Das „Über- Ich“ stellt umgangssprachlich das Gewissen dar, soziale Wert- und Normorientierungen sind hier präsent. Das „Es“ hingegen ist Sitz aller Triebimpulse, diese sind in ihrer Ausgestaltung unbewusst und wie oben erwähnt, erzeugen diese aufgrund ihres Drängens nach Befriedigung. Freud beschrieb unterschiedliche Wege zur Reduktion eines Triebreizes. Ist ein geeignetes Objekt zur Bedürfnisbefriedigung nicht verfügbar, kann das Bedürfnis in Träumen, Fantasien oder durch eine vom „ICH“ geplante bedürfnisbefriedigende Handlung ersetzt werden. Der Zeitpunkt der Ausführung ist hierbei unrelevant. Letzteres findet sich heute in der Forschung als Handlungskontrolle oder Selbststeuerung wieder. Freud entwickelte nach der Annahme der alternativen Bedürfnisbefriedigung in der Fantasie, die therapeutische Methode der Traumdeutung (1900/ 1952). In der heutigen Motivationsforschung ist die Messung impliziter Motive zentral und geschieht unter anderem durch die Auswertung von Fantasiegeschichten. Bspw. beziehen sich die Grundlagen der der Motivmessung von McClelland, auf Freuds Annahmen (Brandstätter et.al, 2018, S.14-15).
1.2.2 Naturwissenschaften: Clark L. Hull / Behaviorismus
Die Naturwissenschaften befasst sich mit der belebten und unbelebten Natur und erforscht systematisch deren Vorgänge und Gesetzmäßigkeiten. Die Naturwissenschaft wird in 3 Bereiche eingeteilt, die exakte Naturwissenschaft, bspw. Chemie, Astrologie, Geologie sowie die Physik, die biologische Naturwissenschaft und die angewandte Naturwissenschaft, diese beinhaltet Agrarwissenschaften, Biomedizin oder Ernährungswissenschaften (Sauermost & Freudig, 2002, S.512-513). Ein Pionier der Motivationspsychologie, mit naturwissenschaftlicher Perspektive war Clark L. Hull (1884-1952). Er war einer der einflussreichsten Vertreter des von John B. Watson be-gründeten Behaviorismus (Brandstätter et al., 2018, S.16–17). Behavioristen befassen sich ausschließlich mit dem offenen, direkt beobachtbaren Verhalten und sind der Meinung, dass innere „mentale“ Ereignisse oder Prozesse empirisch nicht zugänglich sind und somit kein Forschungsgegenstand der Psychologie sein können (Becker-Carus, Wendt, 2017, S.71). Das Bestreben von Hull war, eine allgemeingültige Verhaltens-theorie zu formulieren, die mit dem Zusammenspiel von Bedürfnissen und bestimmten Umweltfaktoren die Erklärung über Verhalten gab. Dabei war es ihm stets wichtig, seine Aussagen in mathematische Formeln zu erfassen. Hull lehnte sich an das Homöostase- und Hedonismusprinzip von Freud und geht davon aus, dass Bedürfnis- oder Mangelzustände für Verhalten verantwortlich sind, die so lange präsent sind bis eine Befriedigung des Bedürfnisses erreicht wird. Er beschäftigte sich in seiner Forschung mit biologischen Grundbedürfnissen wie Hunger, Durst oder Sexualität. Da diese Verhaltensbereiche nicht nur den Menschen einschließen, konnte er seine theo-retischen Überlegungen an Tierversuchen überprüfen (Brandstätter et al., 2018, S. 16–17). Hull stellte 1943 eine der bedeutsamsten Theorien auf, die Triebreduktionstheorie. Diese bezeichnet, dass wenn beim Lernen von Reiz-Reaktions-Verbindungen, im Anschluss eine Triebreduktion, die der Reaktion folgt, belohnend wirkt und damit die Reiz-Reaktionsverbindung verstärkt. Hull nannte dies Habit (Gewohnheit). Die Kernaussage von Hulls Theorie war, dass sich die Verhaltenstärke E (= evocation potential) aus der multiplikativen Verknüpfung von Trieb D (= drive) und Habit H ergebe: E = D x H. Mit der multiplikativen Verknüpfung der beiden Bestimmungs- größen wollte Hull vermitteln, dass sowohl ein Habit als auch ein Trieb bestehen muss, damit eine Verhaltensstärke einen Wert grösser als Null erreichen kann.
Hull erweiterte 1952 seine Theorie aufgrund der Untersuchungen von Tolman, Hozik (1930) und Crespi (1942). Diese stellten fest, dass für die Veränderung der Verhaltens- stärke nicht ausschließlich die Triebreduktion entscheidend ist, sondern der Unterschied zu der vorangegangenen Belohnung. Hull fügte nun seiner Theorie den Anreiz K in seiner Verhaltensformel hinzu: E = (D x H x K). Damit anerkannte, dass nicht nur Kräfte innerhalb des Organismus das Verhalten beeinflussen, sondern auch situative Bedingungen, wie Qualität der Belohnung einen Einfluss darauf haben. Hull bestimmte somit eine bedeutsame motivationspsychologische Komponente, die bis heute ein bestand in der Motivationsforschung hat, die des Anreizes K (Müsseler, Rieger, 2017, S.226).
1.2.3 Sozialwissenschaften: Kurt Lewin / Gestaltpsychologie
Die Sozialwissenschaften untersuchen das Erleben und Verhalten in sozialen Beziehungen des Menschen. Sie unterteilt diese in verschiedene Ebenen, die Makro-ebene (gesellschaftlicher Einfluss), die Mesoebene (soziales Umfeld) und die Mikro- ebene (Kommunikation/Interaktion), (Lüschner, Bronfenbrenner, 1999, z.v. Mühlfelder, 2017, S. 9). Dazugehörige Disziplinen sind bspw. Anthropologie, Pädagogik, Ethnologie, Politologie und Psychologie (Gabler, Wirtschaftslexikon, aufgerufen am 3.12.19) Ein Pionier mit sozialwissenschaftlicher Perspektive war Kurt Lewin (1890–1947). Lewins Beiträge waren so vielfältig und einflussreich, dass er als einer der Gründerväter der Motivations-, Sozial-, Organisations- und Pädagogischen Psychologie gelten kann. Lewin war ein Vertreter der von Max Wertheimer begründeten Gestalt- psychologie. Gestalttheoretiker befassen sich mit Phänomenen der Wahrnehmung, den Einfluss des Umfeldes und die Tatsache, dass die objektive Beschreibung eines Reizes den subjektiven Wahrnehmungseindruck nur gering darstellt. Nach Lewin entsteht menschliches Verhalten durch ein Zusammenspiel zwischen Personmerkmalen und den von der Person subjektiv wahrgenommen Merkmalen der Umwelt (Brandstätter et.al, 2018, S.20-21). Er ist der Meinung das es nicht nur Kräfte gibt, die innerhalb der Person antreiben, sondern auch Kräfte in der Umwelt, die entweder anziehend oder abstoßend auf die Person wirken.
Diese Umweltgegebenheiten oder Objekte erhalten Ihren Wert durch innere Faktoren wie Bedürfnisse oder unerledigte Ziele. Lewin entwickelte 1936 eine Verhaltensformel, die Hulls Formel nahekommt: Verhalten (V) als eine Funktion (f) von Person (P) und Umwelt (U) beschreibt, V= f (P, U) (Müsseler, Rieger, 2017, S.227). Diese Aussage verdeutlichte Lewin anhand eines Personen- und Umweltmodell. Das Personenmodell beschreibt aktuelle Bedürfnisse und Handlungsabsichten (Intentionen) als Bereiche, die in einer bestimmten Nähe zueinander geordnet werden. Er trifft hierbei die Annahme, dass aktualisierte Bedürfnisse und Intentionen ein Spannungssystem aufbauen, dass nach Reduktion drängt. Die sich nur durch eine Befriedigung des Bedürfnisses durch intentionsrealisierende Handlungen entspannen lassen. Das Umweltmodell beschreibt voneinander abgegrenzte Teilbereiche, die individuell relevanten positiven und negativen Ereignisse und damit in Zusammenhang stehende Handlungsmöglichkeiten einer Person. Die positiven oder negativen Ereignisse können den Charakter von Zielzuständen annehmen, die man durch individuelle aufeinander folgende Handlungs- schritte erreichen oder vermeiden kann (Brandstätter et.al, 2018, S. 21-23). Dies definiert Lewin als Valenz, eine Funktion der Bedürfnisspannung der Person und der Merkmale des Zielobjekts. Ist ein Bedürfnis befriedigt, verliert ein Ziel seine Valenz, das Spannungssystem, dass von dem Ziel ausgeht wird aufgehoben und das Verhalten beendet. Über Lewins Theorien gibt es wenige empirische Untersuchungen, trotzdem sind einige seiner Grundgedanken in der Motivationspsychologie bis heute Aktuell, bspw. legte er durch den Fokus auf die Intention und Relevanz der Umwelt, im Bezug auf Verhalten, die Grundsteine der kognitiven Motivationsforschung und gab Anstöße für weitere Pioniere wie H .Murray (Müsseler, Rieger, 2017, S.228).
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2019, Einführung in die Psychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513628
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