"Wenn eine Frau zu Hause bei den Kindern bleibt, ist sie ein unemanzipiertes Muttchen, geht sie schnell wieder in den Beruf, ist sie eine herzlose Karrieristin." Das heutige Frauenbild ist durch solche Ambivalenzen geprägt. Einerseits existiert weiterhin das traditionelle Frauenbild der Mutter und Ehefrau und andererseits gibt es das moderne Bild der Karrierefrau, die teilweise auch Beruf und Familie vereinen möchte. Die Möglichkeit für Frauen selbstständig einen Beruf anzustreben existiert jedoch erst seit dem letzten Jahrhundert. Erste Bemühungen zur Emanzipation werden schon in früheren Epochen angestellt, wie etwa in der Romantik, wobei die Emanzipation damals jedoch nur in Teilen stattfindet. Frauen werden erstmals nicht mehr nur als Objekte, sondern auch als Subjekte wahrgenommen. Dennoch bleiben sie weiterhin finanziell und gesellschaftlich von ihren Ehemännern abhängig. Einige Frauen gründen und besuchen daher literarische Salons, in denen sie ihre Kreativität ausleben dürfen. Die Romantik ist damit nach Kurt Lüthi gleichzeitig eine emanzipatorische und antiemanzipatorische Epoche.
Literatur wird oft als "Spiegel der Gesellschaft" bezeichnet und daher stellt sich die Frage, ob die damalige Ambivalenz des Frauenbilds auch von den Männern erkannt und von Schriftstellern in ihren Werken thematisiert und möglicherweise kritisiert wird. Dies soll in der vorliegenden Bachelorarbeit exemplarisch an den beiden Werken "Der Sandmann" (1816) und "Der goldene Topf" (1814) von E.T.A. Hoffmann untersucht werden. Da diese Werke innerhalb kurzer Zeit entstanden sind, werden die Unterschiede in der Herangehensweise an das Frauenbild der Romantik interessant sein. Hoffmanns Verhältnis zu Frauen ist eher schwierig, da er sich immer wieder in Frauen verliebt, mit denen er nicht zusammen sein kann. Den Protagonisten der beiden Werke ergeht es genauso.
In "Der Sandmann" verliebt sich der Protagonist Nathanael in die Automate Olimpia, die er mit der menschlichen Clara verwechselt. In "Der goldene Topf" verliebt sich der Protagonist Anselmus in den Elementargeist Serpentina, die er wiederum mit der menschlichen Veronika verwechselt. Sie stehen somit jeweils zwischen einer menschlichen und einer phantastischen Frauenfigur und müssen sich entscheiden, ob sie das bürgerliche oder das künstlerische Leben wählen wollen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Feministische und genderorientierte Erzähltheorie
3 Frauenfiguren in E.T.A. Hoffmanns Werken
3.1 Motive in E.T.A. Hoffmanns Werken
3.1.1 Augen und das Perspektiv
3.1.2 Augen und der Spiegel
3.2 Ambivalenz des Frauenbilds
3.2.1 Mögliche Ehefrauen
3.2.2 Poetische Musen
3.3 Unvereinbarkeit von Kunst und Leben
3.3.1 Tod als Ausweg
3.3.2 Erlösung in Atlantis
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur
5.2 Sekundärliteratur
- Arbeit zitieren
- Sophia Rohan (Autor:in), 2018, Frauenfiguren in E. T. A. Hoffmanns "Der Sandmann" und "Der goldne Topf", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/514889
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