Der Untergang - eine kritische Betrachtung des Films


Seminararbeit, 2005

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1.) Fakten zum Film

2.) Handlung

3.) Intention

4.) Machart
4.1) Die visuellen Gestaltungsmittel
4.2) Der Ton
4.3) Die räumliche Gestaltung

5.) Dramaturgie
5.1) „Der Untergang“ von Joachim Fest
5.2) Die Geschichte des kleine Peter
5.3) „Der Untergang“ als Quelle

6.) Bisherige Sichtweise vom Untergang

7.) Kritik
7.1) Negative Kritik
7.2) Positive Kritik

8.) Personalisierung, Emotionalisierung, Vermenschlichung

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Nichts hat die Kultur des 20. Jahrhunderts so nachhaltig geprägt wie das Kino. Aus der einstigen Jahrmarktsattraktion ist die wohl populärste Kunstform entstanden, die nicht nur alle Bereiche der Kultur prägt, sondern auch deren Werte beeinflusst. Der späteren Anerkennung als Kunstform folgt inzwischen die Erkenntnis, dass die Macht der Bilder ein Verstehen der Bilder notwendig macht. Gerade wenn es um heikle Themen geht, welche den Zuschauer aufgrund ihrer Problematik besonders beschäftigen oder Inhalte, zu welchen der Seher eine eigene emotionale Bindung oder politische Meinung besitzt, darf der Einfluss und Lenkungscharakter der Bilder nicht unterschätzt werden. Und welches Thema sonst als der Nationalsozialismus, welches als dunkelstes Kapitel in die deutsche Geschichte eingegangen ist, beschäftigt die Gemüter in Deutschland mehr? Gerade in den letzten Jahren scheint eine veränderte Ausrichtung der Verarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes in die Geschichtswissenschaft Einklang gefunden zu haben, da 60 Jahre nach Kriegsende die letzten Zeitzeugen nach und nach wegsterben. Daher wird von Seiten der Medien versucht, diese Quellen quasi ein letztes Mal für ihre Zwecke zu nutzen. Vorreiter hierbei ist Guido Knopp, der in seinen Fernsehdokumentationen über Hitler und das Dritte Reich Pionierarbeit leistete. Jedoch beteiligten sich auch viele Fernsehsender wie z.B. die ARD mit ihrer schier unendlichen Flut an Fernsehbeiträgen wie „Goebbels“, „Staufenberg“, „Stalingrad“, „Hitlers Feldherren“, „Mythos Rommel“, etc. an der Vergangenheitsbewältigung. Diesem Trend schloss sich dann schließlich auch das Kino an. Die Filmemacher erkannten, dass das Thema „Drittes Reich“ gegenwärtig in der Medienlandschaft sehr gefragt ist. Deshalb waren gerade in der jüngeren Vergangenheit gehäuft Filme zu sehen wie „Napola“, „Sophie Scholl“ und „Der Untergang“. Vor allem über letzteren wurde deutschlandweit lebhaft diskutiert. An dieser Diskussion soll in der folgenden Arbeit angeknüpft werden. Außerdem möchte ich nach einer kurzen Vorstellung des Beiwerks und der Handlung des Films auf die Machart und die Dramaturgie eingehen, mit der versucht wird, den Zuschauer emotional zu erreichen und dabei die fiktiven Anteile von den wahren Begebenheiten zu trennen. Hierbei soll auch ein Vergleich mit dem gleichnamigen Roman von Joachim Fest vorgenommen werden, der als Vorlage für das Drehbuch diente. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, ob der Film selbst als Quelle z.B. im Unterricht genutzt werden kann, also inwieweit von Authentizität gesprochen werden kann oder ob er eben als Film abgetan werden muss, welcher vorwiegend finanzielle Intentionen verfolgte. Bei der Recherche musste ich fast ausschließlich auf Quellen aus dem Internet zurückgreifen, was die Arbeit zusätzlich erschwerte, da unzählige Aufsätze und Webseiten zu finden sind, aus denen die relevanten Inhalte herausgefiltert werden mussten.

1.) Fakten zum Film:

Der Untergang ist ein Spielfilm des deutschen Regisseurs Oliver Hirschbiegel und des Produzenten Bernd Eichinger, der auch das Drehbuch schrieb.[1] Der Film zeigt die Geschehnisse im Berliner Führerbunker während der letzten Tage des Dritten Reiches und basiert vor allem auf dem gleichnamigen Werk des Historikers Joachim Fest und den Erinnerungen von Hitlers damals 25-jähriger Privatsekretärin Traudl Junge. Letztere erschienen als Buch („Bis zur letzten Stunde“) und als Film („Im toten Winkel“), aus welchem am Anfang und am Ende von „Der Untergang“ Ausschnitte zu sehen sind. Mit 13,5 Millionen Euro an Produktionskosten ist dieser Film nach Wolfgang Petersens „Das Boot“ der zweitteuerste jemals in Deutschland produzierte Kinofilm, welche jedoch allein durch das ausländische Einspielergebnis von 30 Millionen US-Dollar amortisiert werden konnten.[2] Das Werk wurde am 9. September 2004 in München uraufgeführt, hatte seine internationale Premiere am 14. September und kam schließlich am 16. September 2004 in die deutschen Kinos, in denen ihn 4,6 Millionen Zuschauer zu sehen bekamen.[3] Die Außenaufnahmen wurden in St. Petersburg gedreht, dessen historische Innenstadt noch heute große Ähnlichkeit zum Berlin des Jahres 1945 aufweist. Die Aufnahmen im Bunker wurden hingegen in München gedreht. Als Vorlage für den originalgetreuen Nachbau des Führerbunkers wurde die Skizze aus Joachim Fests Buch verwendet (siehe Abb. 1). Bernd Eichinger fand Mitte November 2004 die Filmverleihfirma Newmarket Films, die den Film in den USA und Kanada in die Kinos brachte. Dass er dort vorwiegend positiv aufgenommen wurde, zeigt die Oscarnominierung 2005 zum besten fremdsprachigen Film. Er gewann den Oscar jedoch nicht. Auf nationaler Ebene erhielt „Der Untergang“ den Bayerischen Filmpreis 2005 in den Kategorien bester Produzent (Bernd Eichinger), bester Hauptdarsteller (Bruno Ganz als Adolf Hitler) und den Publikumspreis. Zudem wurde er zum besten Film national bei der Bambi-Verleihung 2004 ausgezeichnet.[4] Bevor über einen Film gesprochen werden kann, muss die Handlung des Films bekannt sein, welche im Folgenden kurz zusammengefasst wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abbildung 1)[5]

2.) Handlung des Films:

Am Anfang und am Ende des Films rahmen Interviewausschnitte der alten Traudl Junge das Geschehen, die dem Dokumentarfilm „Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin“ entnommen sind. Durch diesen Erzählstil, dem Gerahmten Erzählen, bedient sich der Film einer besonderen Organisationsform des Erzählens. Hierbei wird die eigentliche Erzählung, auch Binnenerzählung genannt, durch eine Rahmenerzählung eingefasst bzw. unterbrochen, die sich in Ort und Zeit oder Figur von der Binnenerzählung unterscheidet.[6] Der Rahmen bildet somit den Anlass für die Binnenerzählung und soll die Glaubhaftigkeit betonen. Dies wird hier durch die Zeitzeugin Traudl Junge erreicht, die in der Anfangs- und Schlusssequenz des Films versucht, ihr Handeln und die Zeit als Sekretärin des Führers selbst zu reflektieren. Die Binnenerzählung beginnt im ostpreußischen Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ anno 1942, wo sich mitten in einer Novembernacht die junge Traudl Junge zusammen mit einigen anderen Damen als Sekretärin vorstellt und schließlich von Hitler ausgewählt wird. 2 ½ Jahre später, am 20. April 1945 steht die Rote Armee vor den Toren Berlins. Die Reichshauptstadt ist ein einziges Trümmerfeld. Hitlers Truppen sind zerschlagen und auf den Straßen kämpft ein letztes Aufgebot versprengter Einheiten, unterstützt von Goebbels` Volkssturm und Kindern der Hitlerjugend wie dem 13-jährigen Peter. Die Geschichte des kleinen Peter ist rein fiktiver Art und dient als dramaturgisches Mittel. Darauf wird aber später noch näher eingegangen. Zur selben Zeit bereitet Eva Braun im Führerbunker ein Fest zu Hitlers 56. Geburtstag vor. Zum letzten Mal trifft die Führungsspitze des Nazi-Regimes bei einem Sektempfang aufeinander, unter ihnen Reichsinnenminister Heinrich Himmler, der den Führer anfleht, Berlin zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Später wird er im Alleingang mit den Alliierten verhandeln und ihnen die Kapitulation anbieten. Dieses Vorgehen hat die sofortige Exekution seines Adjutanten Hermann Fegelein, Eva Brauns Schwager, zur Folge. Während die Stadt brennt und nur noch wenige Tage zu halten ist, versuchen Hitler und Goebbels den Glauben an den Endsieg weiter zu nähren. Mit Armeen, die gar nicht mehr existieren, will Hitler das Ende hinauszögern. Die Generäle nehmen dies widerspruchslos zur Kenntnis. Währenddessen plant Göring vom Obersalzberg aus, Kapitulationsverhandlungen aufzunehmen. Als sein Stellvertreter schreibt er an Hitler, was dieser als Ultimatum versteht. Daraufhin rastet Hitler aus und lässt ihn von einer SS-Einheit verhaften.[7]

Der Häuserkampf in den Straßen Berlins tobt immer heftiger. Couragierte Ärzte wie Dr. Schenck versuchen das unglaubliche Leid der Zivilbevölkerung und Soldaten, so gut es die Umstände zulassen, zu lindern. Währenddessen hat Goebbels seine Frau Magda und die sechs Kinder im Bunker einquartiert. Albert Speer, Hitlers Rüstungsminister und Architekt, teilt dem Führer mit, dass er dessen Befehl, dem Feind „verbrannte Erde“ zu hinterlassen, aus Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zuwider gehandelt hat. Dabei kullert Hitler eine Träne über die Wange.

Die Rote Armee rückt ins Stadtzentrum vor, die Lage der Menschen wird immer aussichtsloser. Als Hitler keinen Ausweg mehr sieht bereitet er seinen Tod vor. Zunächst diktiert der Führer Traudl sein politisches Testament (nachzulesen unter: http://www.der-untergang.de/bunker-dokumente.php3). Dann heiratet er seine Geliebte Eva Braun und weist seinen persönlichen Adjutanten Otto Günsche an, seinen Leichnam zu verbrennen. Kategorisch verbietet er die Kapitulation. Hitler und seine Frau ziehen sich in ihre Privatgemächer zurück, wo sie sich das Leben nehmen. Goebbels und die Generalität weigern sich selbst jetzt, die von den Russen geforderte Kapitulation anzunehmen. Die Situation ist aussichtslos. Magda Goebbels flößt ihren Kindern ein Schlafmittel ein und verabreicht ihnen dann eine tödliche Zyankali-Kapsel, da sie ihre Kinder in einer Welt ohne Nationalsozialismus nicht aufwachsen lassen will. Daraufhin erschießt Joseph Goebbels im Hof der Reichskanzlei zunächst seine Frau, dann sich selbst. Lautsprecherwagen verkünden Hitlers Selbstmord, doch noch immer setzen Soldaten in den Straßen den Kampf fort. Traudl Junge gelingt es, sich mit einer kleinen Gruppe vom eingekesselten Führerbunker durch U-Bahnschächte in eine Brauerei abzusetzen, wo sich einige SS-Offiziere und Wehrmachtsangehörige verschanzt haben und bis zur letzten Patrone kämpfen wollen. Die junge Frau wagt die Flucht durch das von Rotarmisten umstellte Gelände. Daraufhin ergreift der kleine Peter ihre Hand. Die Russen lassen die „Mutter mit Kind“ unbehelligt passieren und können entkommen.[8]

3.) Intention des Films:

- Für mich stellt sich an dieser Stelle die Frage, was die Filmemacher mit diesem Film erreichen wollten? Steckt ein tieferer Aufklärungsgedanke dahinter oder war die Aussicht auf schnell verdientes Geld das Hauptmotiv Eichingers & Co? Dazu erklärte Eichinger in einem Interview, er beschäftige sich seit über 20 Jahren mit dem Dritten Reich. Nach dem er den Vorabdruck von Fests Buch „Der Untergang“ im Spiegel gelesen hatte, bewegten ihn Fragen wie: „Wie konnte es überhaupt zu einer solchen Hysterie in der Ära des Dritten Reichs kommen? Wie konnten sich Leute, die sonst ganz normal funktionierten, plötzlich so hinreißen lassen? Wie konnte solch ein Massenwahnsinn überhaupt entstehen?“[9] Mit seinem Drehbuch habe er sodann versucht, etwas über das gesamte Regime zu erzählen, allerdings auf einen Zeitraum kondensiert, den man in den Griff kriegen kann. Durch einen Zeitraffer sollten also in epischer Form die Geschehnisse der gesamten 12 Jahre Nazi-Herrschaft aufgezeigt werden.[10] Andere am Film beteiligte Personen äußerten sich folgendermaßen:

„Ich habe es als historische Aufgabe gesehen, die ich als Deutscher annehmen sollte.“ (Regisseur Oliver Hirschbiegel)

„Es ist doch eine Aufgabe für deutsche Filmemacher, sich zu diesen letzten Wochen zu äußern.“ (Ulrich Matthes, Darsteller von Joseph Goebbels)

„Das war seit langem fällig.“ (Christian Berkel, Darsteller von Professor Schenck)

„Ich finde es wichtig, dass Deutsche so einen Film erzählen.“ (Thomas Kretschmann, Darsteller des Fegelein)[11]

[...]


[1] http://www.der-untergang.de/der-untergang.php3

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Untergang

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Fest, Joachim: Der Untergang, S. 33

[6] http://www.cinestar.de/html/downloard/DerUntergang_Filmheft.pdf

[7] http://www.der-untergang.de/der-untergang.php3

[8] ebd.

[9] Vgl. Eichinger, Bernd : Interview auf Homepage : http://www.der-untergang.de/bernd-eichinger.php3

[10] ebd.

[11] Oehmann, Richard: Eine deutsche Fleißarbeit vom 16.09.2004

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Untergang - eine kritische Betrachtung des Films
Hochschule
Universität Konstanz  (Fachbereich Geschichte)
Veranstaltung
Hauptseminar "Geschichts-Industrie"
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V51961
ISBN (eBook)
9783638477888
ISBN (Buch)
9783638661850
Dateigröße
677 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Untergang, Betrachtung, Films, Hauptseminar, Geschichts-Industrie
Arbeit zitieren
Konrad Hurler (Autor:in), 2005, Der Untergang - eine kritische Betrachtung des Films, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51961

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