Betrachtet man Wahlkämpfe in Großbritannien, so ist immer auch zu berücksichtigen, dass sie im Vergleich zu anderen Ländern von extrem kurzer Dauer sind. Am 8. Mai 1983 gab Premierministerin Margaret Thatcher ihre Entscheidung zu Neuwahlen bekannt, bereits fünf Tage später – am 13. Mai – wurde das Parlament aufgelöst und am 9. Juni folgten die Unterhauswahlen. 1979 hatte die Conservative Party mit einem Vorsprung von 70 Stimmen vor der Labour Party einen deutlichen Wahlsieg errungen und so nach fünf Jahren unter einer Labour-Regierung wieder einen Regierungswechsel herbeigeführt. Die ersten drei Jahre von Thatchers Amtszeit waren jedoch nicht besonders erfolgreich. Erst der Sieg des Vereinigten Königreichs über Argentinien im Falkland-Krieg im April 1982 sorgte für eine deutliche Verbesserung ihres Ansehens. Auch die wirtschaftliche Situation des Landes schien sich zumindest teilweise zu verbessern. Gute Umfragewerte sowie richtungsweisende Ergebnisse bei kürzlich erfolgten lokalen Wahlen waren entscheidend dafür, dass sich Margaret Thatcher bereits ein Jahr vor Ablauf der Legislaturperiode zu Neuwahlen entschloss. Während Thatcher mit zunehmender Amtszeit immer mehr Erfolge verbuchen konnte, stellte sich die Ausgangslage für die Oppositionsparteien 1983 komplett anders dar. Michael Foot war seit 1980 Parteiführer der Labour Party und sorgte in einer sowieso schon unruhigen Partei für weitere Unruhe, indem er für relativ linke Positionen einstand. Roy Jenkins, ein ehemaliger Minister der Labour Party, trat daraufhin aus der Labour Party aus und gründete 1981 die Social Democratic Party. Für die anstehenden Unterhauswahlen ging die SDP mit der Liberal Party eine Allianz ein.
Für Margaret Thatcher kam es 1983 darauf an, ihren historischen Sieg von 1979 zu behaupten. Für Michael Foot und seine Labour Party stellte sich die Frage, ob man die vier Jahre zuvor verlorene Macht würde zurückerobern können. Die neuformierte Alliance ließ es darauf ankommen, das Rennen um den zweiten Platz zu gewinnen. Neben den politischen Zielen der Parteien waren es nicht zuletzt diese Rahmenbedingungen und die Wahlkampfstrategien der Parteien, welche für einen interessanten Wahlkampf sorgten – wenngleich schon recht früh an den Umfragewerten abzulesen war, dass man es wohl kaum mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zu tun bekommen würde. Um so lohnender scheint daher ein Blick auf die politischen Ziele und die Kandidatenkonstellation der Parteien.
Inhaltsverzeichnis
- Die politisch-zeitgeschichtliche Ausgangsposition 1983
- Die Parteien und ihre Spitzenkandidaten 1983
- Die Conservative Party unter Margaret Thatcher
- Die Labour Party unter Michael Foot
- The Alliance (Liberal Party/SDP) unter David Steel und Roy Jenkins
- Die Wahlkampfstrategien der Parteien
- Allgemeines
- Der Wahlkampf der Conservative Party
- Der Wahlkampf der Labour Party
- Der Wahlkampf des Bündnisses aus Liberal Party/SDP
- Das Wahlergebnis und der Erfolg der Wahlkampfstrategien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Fallstudie analysiert den Unterhauswahlkampf in Großbritannien im Jahr 1983. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Wahlkampfstrategien und Kommunikationsmaßnahmen der wichtigsten politischen Parteien: der Conservative Party unter Margaret Thatcher, der Labour Party unter Michael Foot und der Alliance (Liberal Party/SDP) unter David Steel und Roy Jenkins.
- Politische und zeitgeschichtliche Rahmenbedingungen des Wahlkampfes
- Wahlkampfstrategien und -taktiken der beteiligten Parteien
- Rolle der Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Wahlkampf
- Analyse des Wahlergebnisses und der Erfolgsfaktoren der Wahlkampfstrategien
- Vergleich der Wahlkampfstile und Kommunikationsansätze der Parteien
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 beleuchtet die politische und zeitgeschichtliche Ausgangsposition des Unterhauswahlkampfes 1983. Es wird der Kontext der Wahl, die Situation der Parteien und die gesellschaftlichen Umstände der Zeit betrachtet.
- Kapitel 2 analysiert die einzelnen Parteien und ihre Spitzenkandidaten. Die Conservative Party unter Margaret Thatcher, die Labour Party unter Michael Foot und die Alliance (Liberal Party/SDP) unter David Steel und Roy Jenkins werden hinsichtlich ihrer programmatischen Ausrichtung, ihrer Positionen und ihrer strategischen Ziele im Wahlkampf vorgestellt.
- Kapitel 3 untersucht die Wahlkampfstrategien der Parteien. Es wird analysiert, welche Mittel und Methoden sie einsetzten, wie sie ihre Botschaften verbreiteten und welche Kommunikationsansätze sie verfolgten.
Schlüsselwörter
Der Unterhauswahlkampf 1983 in Großbritannien, Margaret Thatcher, Conservative Party, Labour Party, Michael Foot, Liberal Party, SDP, David Steel, Roy Jenkins, Wahlkampfstrategie, Kommunikationsmaßnahmen, Wahlergebnis, politische Kultur, Medienwirkung.
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- Johannes Neufeld (Author), 2005, Der Unterhauswahlkampf in Großbritannien 1983, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52548