Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit demKönig Rotherwird man immer wieder mit dem Begriff „Spielmannsepik“ bzw. sogenannte Spielmannsepik konfrontiert. Dabei wird oft eine konkrete Stellungnahme zu der mit dem Terminus verbundenen Problematik vermieden. „Ein bequemer, weil unscharfer Begriff erlaubte recht widerborstige Werke in eine Schublade zu stecken, die von der germanistischen Forschung nicht allzu oft geöffnet wurde.“
Meist wird darauf verwiesen, dass der Begriff zwar nicht korrekt sei, in Ermangelung einer treffenderen Bezeichnung werden jedoch immer noch (hauptsächlich) die mittelalterlichen Epen König Rother, Herzog Ernst, Oswald, Orendel und Salman und Morolfunter „Spielmannsdichtung“ subsumiert. Mittlerweile nimmt man den Spielmann als Verfasser der Epen nicht mehr an. Doch inwieweit der Stil der Epen als „spielmännisch“ zu bezeichnen ist, und wodurch sich der „spielmännische“ Stil genau auszeichnet, konnte noch nicht ausreichend geklärt werden. Dass sich bei den unter diesem Begriff zusammengefassten Werken stilistische, inhaltliche und sprachliche Eigenheiten finden, die eine Zusammengehörigkeit begründen, ist ebenfalls unumstritten. Inwieweit sich diese Charakteristika jedoch tatsächlich als „spielmännisch“ auszeichnen, kann hier nicht geklärt werden. In der vorliegenden Arbeit soll zunächst einmal die Problematik der „Spielmannsdichtung“ erörtert werden. Daraufhin erfolgt eine Analyse des König Rotheranhand der im Reallexikon aufgeführten Gattungsmerkmale. Als besonderes gemeinsames Kriterium wird vor allem das Brautwerbungsschema benannt. Aus diesem Grunde bildet die Analyse des Schemas im König Rotherden Schwerpunkt dieser Arbeit. Abschließend soll eine Stellungnahme zu dem Problem der sogenannten Spielmannsdichtung vorgenommen werden, die insbesondere durch die nahezu prototypische Verarbeitung des Brautwerbungsschemas begründet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur „Spielmannsepik“
- König Rother
- Verfasser
- Brautwerbungsschema
- Auslösung und Vorbereitung der Werbung
- Werbungsfahrt
- Heimführung und Hochzeit
- Nachgeschichte
- Schemabedingte Settings und Szenen
- Stilistische und erzähltechnische Sorglosigkeit, fabulöse und phantastische Stoffelemente
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Problematik der „Spielmannsepik“ und untersucht den König Rother im Hinblick auf das Brautwerbungsschema als charakteristisches Merkmal dieser Textsorte. Dabei werden die Herausforderungen der Einordnung von Werken wie König Rother in einen literarischen Kontext sowie die Frage nach der Definition von „Spielmannsdichtung“ behandelt.
- Die Problematik der „Spielmannsepik“ als literarischer Begriff
- Die Herausforderungen der Zuschreibung von Autorschaft in mittelalterlichen Epen
- Das Brautwerbungsschema als wiederkehrendes Merkmal der „Spielmannsdichtung“
- Die Analyse des Brautwerbungsschemas im König Rother
- Die stilistischen und erzähltechnischen Besonderheiten der „Spielmannsdichtung“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik der „Spielmannsepik“ und die Schwierigkeiten, die sich aus der Verwendung des Begriffs ergeben. Es wird auf die Debatte um die Autorschaft der Epen und die Frage nach der Definition von „Spielmannsdichtung“ eingegangen. Kapitel zwei beschäftigt sich mit der Analyse des König Rother anhand des Brautwerbungsschemas. Es werden die einzelnen Phasen des Schemas im Epos untersucht und die Bedeutung für die Geschichte des Werks herausgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Begriff der „Spielmannsepik“ und ihren zentralen Merkmalen, wie dem Brautwerbungsschema. Dabei werden die Herausforderungen der Einordnung von Werken wie König Rother in einen literarischen Kontext und die Frage nach der Definition von „Spielmannsdichtung“ behandelt.
- Arbeit zitieren
- Cornelia Lauterbach (Autor:in), 2003, Das Brautwerbungsschema im König Rother als charakteristisches Merkmal der 'Spielmannsepik', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53483