BACHs Umgang mit den existierenden evangelischen Kirchenchorälen und deren 4-stimmige Aussetzung waren keineswegs nur routiniert ausgeführte Tonsatzübungen. Der Komponist ändert entsprechend, um mit seinen "musikrhetorischen" Mitteln den Text zu interpretieren, und ebenhierzu benutzt er auch das harmonische satztechnische Vokabular. Sogar scheinbare "Fehler" in der Komposition sind inhaltlich gerechtfertigt und begründbar. Die Arbeit versucht, ein kleines Beispiel für eine in diese Richtung zielende Analyse zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- ZU DEN KLAUSULIERUNGEN UND DER TEXTAUSDEUTENDEN SETZWEISE IM BACH-CHORAL "ALLEIN ZU DIR, HERR JESU CHRIST"
- I. DER "STOLLEN"
- II. DER "ABGESANG"
- III. DIE "HARMONIK"
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert den vierstimmigen Bach-Choral "Allein zu dir, Herr Jesu Christ" und untersucht die Beziehung zwischen den musikalischen Klauseln, der Textvertonung und den tonalen Strukturen des Satzes. Der Fokus liegt auf der Analyse der verschiedenen Klauseltypen, ihrer textbezogenen Deutungen und der möglichen Parallelen zur Musiktheorie des 17. Jahrhunderts.
- Analyse der Klauseltypen und ihrer Funktion im Choral
- Verbindung zwischen musikalischen Klauseln und Textinhalt
- Tonale Strukturen und ihre Deutung im Kontext der Zeit
- Vergleich mit der Musiktheorie des 17. Jahrhunderts
- Interpretation der musikalischen Gestaltung und ihrer Bezüge zum Text
Zusammenfassung der Kapitel
I. DER "STOLLEN"
Der erste Teil des Textes konzentriert sich auf die Analyse des "Stollen" des Choralsatzes. Es wird herausgestellt, wie Bach die Originalmelodie durch kürzere Notenwerte und Durchgangsnoten verändert, um die Richtung des Gedankens - "nach oben zu Gott" - musikalisch zu unterstreichen. Der Text analysiert die Verwendung von Kreuzvorzeichen in der Alt- und Baßstimme als tonsymbolische Darstellung der Hoffnung des Christen auf den erlösenden Christus.
II. DER "ABGESANG"
Die Analyse des "Abgesangs" widmet sich dem "unvollständigen" Takt und der besonderen Gestaltung des Wortes "Erden". Dieser Abschnitt argumentiert, dass Bach den verkürzten Takt bewusst eingesetzt hat, um die Unzulänglichkeit des Menschen auf Erden musikalisch darzustellen. Die Gestaltung des Wortes "Erden" wird als tonsymbolische Darstellung der Kugelform interpretiert. Die Analyse beleuchtet außerdem die Verwendung von Aposiopesis-Figuren, Generalpausen und Stimmkreuzungen als Ausdruck der Hoffnung und des Rufens nach dem Heiland.
III. DIE "HARMONIK"
Der dritte Teil des Textes beschäftigt sich mit der "Harmonik" des Choralsatzes. Es wird kritisiert, dass eine rein funktionale harmonische Analyse des Satzes zu unbrauchbaren Ergebnissen führt. Der Text argumentiert für die Verwendung der zeitgenössischen Theorie von H. Deppert, um die "entstehende" kadenzielle Denkweise der späteren Zeit aus der Klausulierungspraxis des 17. Jahrhunderts zu erklären.
Schlüsselwörter
Klausel, Textvertonung, tonsymbolische Darstellung, Bach-Choral, Barockzeit, Musiktheorie, Deppert, Kadenz, Klausulierungspraxis, 17. Jahrhundert, "Allein zu dir, Herr Jesu Christ", "Stollen", "Abgesang", "Harmonik", "Erden", "clausula perfecta", "clausula sfuggità", "clausula dissecta"
- Quote paper
- Manfred Schwenkglenks (Author), 2008, Zu den Klausulierungen und der textausdeutenden Setzweise im Bach-Choral "Allein zu dir, Herr Jesu Christ", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5351