Die soziale Arbeit, ihre Theorien und Methoden sowie deren Ausrichtung und berufliches Selbstverständnis waren - und sind - aufs Engste verknüpft mit gesellschaftlichen Entwicklungen und den sich aus gesellschaftlichen Veränderungsprozessen ergebenden Anforderungen. Da sich soziale Arbeit an die Individuen in einer Gesellschaft mit deren charakterisierenden Merkmalen wendet, mag diese Feststellung zunächst als selbstverständlich erscheinen. Eine genauere Betrachtung der Umstände, unter denen soziale Arbeit entsteht und sich entwickelt ist jedoch unerlässlich, schon allein weil eine exakte Standortbestimmung in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld die Kenntnis über dessen Ursprünge im Kontext der jeweiligen gesellschaftlichen Gegebenheiten voraussetzt. Wesentlich für die Theorie und Praxis in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld sind diese Umstände aber v.a. auch deshalb, weil die Analyse der historischen und gesellschaftlichen Hintergründe wichtige Erkenntnisse über die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Fragestellungen der sozialen Arbeit vermitteln - und so einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Perspektiven für diese ermöglichen können.
Wenngleich zunächst allgemein definierend festgestellt werden kann, dass es sich bei der SPFH um eine an Familien gerichtete, ambulante Maßnahme der Hilfen zur Erziehung handelt, kann sich eine annähernd umfassende Beschreibung insbesondere im Fall der SPFH nur aus der genauen Betrachtung ihrer Entstehung und Entwicklung sowie den dabei bedeutsamen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen ergeben. Hierbei ist zu bedenken, dass es trotz der fachlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit, die die SPFH im Laufe von mehr als drei Jahrzehnten erfahren hat - sowie trotz ihrer gewonnen Bedeutung in der Jugendhilfebislang keine Publikation gab, die einen geschlossenen konzeptionellen Rahmen bereitstellt und umfassende Informationen zu den verschiedenen Fragestellungen im Kontext der SPFH gibt
Während die soziale Arbeit im Allgemeinen - die SPFH aber im Besonderen - zum einen selbst als Gegenstand gesellschaftlicher Veränderungsprozesse betrachtet werden kann, bezieht sich eine zweite Dimension der im o.g. Sinne notwendigen Betrachtung auf die Frage, wie SPFH auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse reagieren kann und muss, um den Anforderungen, die diese an die Individuen in ihren jeweiligen sozialen Bezügen (z.B. Familie) und Lebenssituationen stellt, gerecht werden zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 1.1. Historische Vorläufer in England und den USA
- 1.2. Bedeutung der historischen Vorläufer in den USA für die sozialpädagogische Familienhilfe
- 1.3. Entwicklung der sozialen Arbeit in Deutschland
- 1.4. Entwicklung der Jugendhilfe in (West-) Deutschland
- 1.5. Entstehung der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 1.6. Resümee
- 2. Entwicklung der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kontext rechtlicher Veränderungen
- 2.1. Die praktischen Anfänge der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 2.2. Rechtsgrundlagen und Grundorientierung der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kinder- und Jugendhilfegesetz
- 2.3. Resümee
- 3. Gesellschaftliche und familiale Veränderungsprozesse
- 3.1. Individualisierung als Grundmerkmal von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen
- 3.2. Veränderungsprozesse in Ehe und Familie
- 3.2.1. Veränderung der familiären Beziehungen
- 3.2.2. Veränderungen hinsichtlich des Kinderwunsches
- 3.2.3. Veränderungen in der Erziehung
- 3.2.4. Veränderung familialer Lebensformen
- 3.3. Bedeutung gesellschaftlicher und familialer Veränderungsprozesse für die sozialpädagogische Familienhilfe
- 4. Ansätze und Methoden der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 4.1. Lebenswelt, Sozialraum und Ressourcen als Grundorientierungen in der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 4.2. Empowerment als Grundhaltung in der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 4.3. Systemische Ansätze als Grundverständnis in der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 4.4. Sozialpädagogische Familienhilfe als Hilfe zur Erziehung
- 4.4.1. „Nachsozialisierung“
- 4.5. Resümee
- 5. Organisationsformen und Rahmenbedingungen als Problemfelder der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 5.1. Zugangsvorraussetzungen und -bedingungen der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 5.2. Differenzierung und Vernetzung in der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 5.3. Finanzierungsarten in der sozialpädagogischen Familienhilfe
- 6. Perspektiven der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kontext aktueller gesellschaftlicher Veränderungsprozesse
- 6.1. Bedeutung der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kontext aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen
- 6.2. Bedeutung der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kontext heutiger Familiensituationen
- 6.3. Perspektiven hinsichtlich Organisationsformen und Rahmenbedingungen
- 6.3.1. Niedrigschwelligkeit und Freiwilligkeit
- 6.3.2. Flexibilisierung und Vernetzung
- 6.3.3. Finanzielle Aspekte
- 7. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit von Hartmut Wieck befasst sich mit der Entstehung, Entwicklung und den Perspektiven der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kontext gesellschaftlicher Veränderungsprozesse. Die Arbeit beleuchtet den historischen Hintergrund der Familienhilfe und untersucht ihren Wandel im Lichte von rechtlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
- Historische Entwicklung der sozialpädagogischen Familienhilfe
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Familienhilfe
- Gesellschaftliche und familiale Veränderungsprozesse
- Ansätze und Methoden der sozialpädagogischen Familienhilfe
- Perspektiven der Familienhilfe im Kontext aktueller Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entstehung der sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) im historischen Kontext der sozialen Arbeit beleuchtet. Es werden die historischen Vorläufer in England und den USA sowie die Entwicklung der sozialen und Jugendhilfe in Deutschland beschrieben. Kapitel 2 behandelt die Entwicklung der SPFH im Kontext rechtlicher Veränderungen, mit Fokus auf die praktischen Anfänge und die rechtlichen Grundlagen im Kinder- und Jugendhilfegesetz.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit gesellschaftlichen und familiären Veränderungsprozessen, die die Entwicklung der SPFH beeinflussen. Es werden Themen wie Individualisierung, Veränderung der familiären Beziehungen, des Kinderwunsches, der Erziehung und familialer Lebensformen behandelt. Kapitel 4 beleuchtet Ansätze und Methoden der SPFH, darunter Lebensweltorientierung, Empowerment, systemische Ansätze und die SPFH als Hilfe zur Erziehung.
Kapitel 5 analysiert Organisationsformen und Rahmenbedingungen der SPFH, wie Zugangsvorraussetzungen, Differenzierung, Vernetzung und Finanzierung. Schließlich betrachtet Kapitel 6 die Perspektiven der SPFH im Kontext aktueller gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, mit Fokus auf die Bedeutung der SPFH in heutigen Familiensituationen und die Zukunft der Organisationsformen und Rahmenbedingungen.
Schlüsselwörter
Sozialpädagogische Familienhilfe, Entstehung, Entwicklung, Perspektiven, Gesellschaftliche Veränderungsprozesse, Individualisierung, Familienstrukturen, Lebensweltorientierung, Empowerment, Systemische Ansätze, Hilfe zur Erziehung, Organisationsformen, Rahmenbedingungen, Niedrigschwelligkeit, Freiwilligkeit, Flexibilisierung, Vernetzung, Finanzierung.
- Quote paper
- Dipl.Soz.päd/Dipl.Soz.arb. (FH) Hartmut Wieck (Author), 2006, Entstehung, Entwicklung und Perspektiven der sozialpädagogischen Familienhilfe im Kontext gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53737