Aristoteles geht es im ersten Buch seiner Politika vor allem um die Arten menschlicher Gemeinschaften, ihrer Entstehung, Entwicklung, Art und Funktion. Nach Aristoteles ist „klar, dass alle Gemeinschaften nach einem Gut trachten, am meisten aber und zwar nach dem entscheidendsten unter allen Gütern die Gemeinschaft, die von allen die entscheidendste ist und alle anderen Gemeinschaften umspannt.“1 Diese allumspannende Gemeinschaft ist die Polis. Sie ist das Ziel der menschlichen Gemeinschaft und erfüllt den höchsten Zweck. Um zur Entstehung der Polis zu gelangen muss zunächst von der kleinstmöglichen Gemeinschaft ausgegangen werden: der Gemeinschaft zwischen zwei Menschen. Frau und Mann bilden so eine Gemeinschaft notwendigerweise, da sie den naturgegebenen Trieb zur Fortpflanzung nur gemeinsam befriedigen können. Gleichzeitig betrachtet Aristoteles die Verbindung zwischen Herr und Sklave ebenfalls als eine naturgegebene und beiden Seiten nützliche Gemeinschaft.2 Diese beiden kleinsten Gemeinschaften bilden schließlich den Oikos. Dieser Verband aus Familienmitgliedern und Sklaven versorgt alle Mitglieder mit den lebensnotwendigen Gütern, also Nahrung, Kleidung, Werkzeug usw. Er garantiert damit die Reproduktion und das Überleben seiner Mitglieder. Durch die Reproduktion bildet sich dann auch die dritte kleinste Gemeinschaft in den Oikos: die zwischen Vater und Kind. Der Text analysiert die auf den Oikos aufbauenden größeren Gemeinschaften nach Aristoteles Vorstellung.
Inhaltsverzeichnis
- Die Gemeinschaften
- Die Entstehung der Polis
- Die Entwicklung der Gemeinschaften
- Der Zweck der Polis
- Mensch und Tier
- Herrschaft
- Herrschaft im Körper-Seele-Verhältnis
- Herrschaft im Oikos
- Herrschaft in der Polis
- Erwerbswesen
- Natürliche Erwerbsformen
- Das Kaptalerwerbswesen
- Die Entwicklung des Tauschhandels
- Die unnatürliche Form des Kapitalerwerbswesens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das erste Buch der Politika von Aristoteles befasst sich mit den Arten menschlicher Gemeinschaften und deren Entstehung, Entwicklung, Art und Funktion. Aristoteles untersucht die Bedeutung der Polis als höchste Form der Gemeinschaft und beleuchtet die Rolle der Sprache, der Gerechtigkeit und der Selbstgenügsamkeit (Eudaimonia) im Hinblick auf das menschliche Streben nach einem guten Leben. Außerdem befasst sich das Buch mit der Frage der Herrschaft und ihren unterschiedlichen Formen in verschiedenen Gemeinschaften, sowie mit der Rolle des Erwerbswesens in der Hauswirtschaft (Oikos).
- Die Entwicklung der Polis aus kleineren Gemeinschaften
- Die Bedeutung der Sprache und Gerechtigkeit für die Polis
- Die Rolle der Eudaimonia als oberstes Ziel des menschlichen Lebens
- Die unterschiedlichen Formen der Herrschaft in verschiedenen Gemeinschaften
- Die Bedeutung des Erwerbswesens für die Hauswirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Buch der Politika beginnt mit einer Analyse der kleinsten Gemeinschaften, der Verbindung zwischen Mann und Frau und dem Verhältnis zwischen Herr und Sklave. Aristoteles zeigt, wie diese beiden Grundformen zur Entstehung des Oikos führen, der die Mitglieder mit den lebensnotwendigen Gütern versorgt und die Reproduktion sicherstellt. Anschließend erklärt er die Entwicklung von der Hauswirtschaft zum Dorf und schließlich zur Polis, der höchsten Form der Gemeinschaft, in der der Mensch seine Selbstgenügsamkeit (Eudaimonia) erreichen kann.
Im nächsten Abschnitt untersucht Aristoteles das Wesen der Herrschaft in verschiedenen Gemeinschaften. Er argumentiert, dass die Herrschaft in jeder Gemeinschaft notwendig ist, jedoch unterschiedliche Formen annimmt, abhängig von der Art und dem Zweck der Gemeinschaft. Aristoteles verwendet eine Analogie zum Körper-Seele-Verhältnis, um die Notwendigkeit der Herrschaft zu begründen und erklärt, dass Menschen mit Vernunft und Tugend über diejenigen herrschen sollten, die weniger Vernunft und Tugend besitzen.
Schließlich befasst sich Aristoteles mit dem Erwerbswesen, das die zentrale Aufgabe des Oikos darstellt. Er unterscheidet zwischen natürlichen und unnatürlichen Erwerbsformen und zeigt, wie die Entwicklung des Tauschhandels und die Einführung des Geldes zu einer Form des Kapitalerwerbswesens führen, die nicht mehr der Selbstgenügsamkeit dient, sondern der unnötigen Anhäufung von Reichtum.
Schlüsselwörter
Polis, Gemeinschaft, Natur, Eudaimonia, Herrschaft, Gerechtigkeit, Sprache, Oikos, Erwerbswesen, Kaptalerwerbswesen, Selbstgenügsamkeit, Vernunft, Tugend.
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- Andreas Wiedermann (Autor:in), 2005, Aristoteles Politika, Erstes Buch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53813