“Wenn Mutti früh zur Arbeit geht”1 heißt es in einem bekannten Kinderlied der damaligen DDR. In dieser Hausarbeit soll die Vereinbarung von weiblicher Berufstätigkeit und Kindererziehung behandelt werden. Dabei soll der Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Realisierungschancen der Vereinbarkeit von Berufs- und Hausfrauenrolle in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland liegen. Bezogen wird sich auf die Jahre 1945-1989, weil die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Veränderungen für das Bild der Frau im Berufleben mit sich brachte und bis 1989 eine andere Entwicklung in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland stattfand. Allerdings werden im Mittelpunkt die Nachkriegsjahre bis hin zu den siebziger Jahren stehen, weil in dieser Zeit die Grundlagen für die Entwicklung der Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft gelegt wurden. Es soll auch der Aspekt beleuchtet werden, wie staatliche Maßnahmen Einfluss auf das Verständnis der Hausfrauenrolle genommen haben und was den Trend zum Leitbild der Hausfrau (Bundesrepublik Deutschland) oder zur vollberufstätigen Frau (DDR) beeinflusste beziehungsweise maßgeblich bestimmte.
Zur Vorgehensweise ist zu bemerken, dass die Gegebenheiten in der DDR gezeigt werden sollen. Die Bedingungen für die Frauen in der BRD werden als Vergleich herangezogen, um den Einfluss von Staat, Ideologien und Leitbildern in den entsprechenden Zeitspannen aufzeigen zu können. Der Augenmerk liegt hauptsächlich auf den beruflichen, staatlichen und gesellschaftlichen Aspekten. Die Geschlechterrolle wird vernachlässigt, was die Rolle des (Ehe-)Mannes und die Karrierechancen des (männlichen) Arbeitskollegen angeht, um nicht den Rahmen der Hausarbeit zu sprengen.
1 Wenn Mutti früh zur Arbeit geht
Text: Kurt Schwaen
Wenn Mutti früh zur Arbeit geht,
dann bleibe ich zu Haus.
Ich binde eine Schürze um
und feg die Stube aus.
Das Essen kochen kann ich nicht,
dafür bin ich zu klein.
Doch Staub hab ich schon oft gewischt,
wie wird sich Mutti freun.
Ich habe auch ein Puppenkind,
das ist so lieb und fein.
Für dieses kann ich ganz allein
die richtge Mutti sein.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1.1 Leitbild der ostdeutschen Frau in der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren
- 1.2 Leitbild der westdeutschen Frau in der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren
- II. Persönliche Schlussfolgerungen
- III. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Vereinbarkeit von weiblicher Berufstätigkeit und Kindererziehung in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von 1945 bis 1989. Der Fokus liegt dabei auf den unterschiedlichen Realisierungschancen dieser Vereinbarkeit in beiden deutschen Staaten.
- Entwicklung des Frauenleitbildes in Ost und West nach dem Zweiten Weltkrieg
- Einfluss staatlicher Maßnahmen auf die Hausfrauenrolle und die Berufstätigkeit von Frauen
- Vergleichende Analyse der Arbeitsbedingungen und sozialen Anerkennung von Müttern in beiden deutschen Staaten
- Untersuchung der Rolle von Ideologien und Leitbildern im Kontext der Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft
- Analyse der Auswirkungen von Arbeitskräftemangel und Wirtschaftsentwicklung auf die Beschäftigung von Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und erläutert die Fragestellung. Der Schwerpunkt liegt auf der Vereinbarung von weiblicher Berufstätigkeit und Kindererziehung, insbesondere auf den unterschiedlichen Realisierungschancen dieser Vereinbarkeit in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland. Das Zeitfenster von 1945 bis 1989 wird als relevant für die Untersuchung erachtet, da die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Veränderungen für das Bild der Frau im Berufleben mit sich brachte und bis 1989 eine andere Entwicklung in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland stattfand. Der Fokus liegt dabei auf den Nachkriegsjahren bis zu den siebziger Jahren, da in dieser Zeit die Grundlagen für die Entwicklung der Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft gelegt wurden. Des Weiteren wird beleuchtet, wie staatliche Maßnahmen Einfluss auf das Verständnis der Hausfrauenrolle genommen haben und was den Trend zum Leitbild der Hausfrau (Bundesrepublik Deutschland) oder zur vollberufstätigen Frau (DDR) beeinflusste.
1.1 Leitbild der ostdeutschen Frau in der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren
Im Fokus dieses Kapitels steht das Frauenleitbild der DDR in den fünfziger Jahren, das durch die Berufstätigkeit und die Mutterschaft geprägt war. Die Erwerbstätigkeit von Frauen war aufgrund des Arbeitskräftemangels, der durch die Abwanderung der Bevölkerung in die Bundesrepublik Deutschland hervorgerufen wurde, notwendig. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre hatten zudem die traditionelle Arbeitsteilung aufgehoben. Die ideologische Vorstellung des Sozialismusses, insbesondere des Marxismus-Leninismusses, propagierte eine „Vereinbarkeit von Berufstätigkeit, Ehe und Mutterschaft“. Die DDR-Politiker strebten danach, dass Frauen sowohl vollberufstätig, beruflich weitergebildet und zugleich Mütter von vier und mehr Kindern sein sollten. Die Berufstätigkeit war ein Indiz für die Gleichberechtigung der Frau, da sie finanzielle Unabhängigkeit vom Mann ermöglichte sowie persönliche und gesellschaftliche Entwicklung durch Ausübung der Berufstätigkeit und Kontakte in der Arbeitswelt. Zur Realisierung der Doppelrolle der Frau als Mutter und Berufstätige wurden spezifische Maßnahmen wie der „Hausarbeitstag“ eingeführt, der den Frauen einen freien Tag zur Bewältigung der häuslichen Pflichten ermöglichte. Zusätzlich wurde das Rentenalter von Frauen auf das vollendete 60. Lebensjahr herabgesetzt, während Männer mit dem vollendeten 65. Lebensjahr Rentner wurden.
1.2 Leitbild der westdeutschen Frau in der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren
Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen und Mütter in der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zur DDR. In der Nachkriegszeit bis zur Währungsunion 1948 waren viele Frauen in der BRD erwerbstätig, auch in Berufen, die während des Nationalsozialismusses als ungeeignet für Frauen galten. Mit der Währungsunion, der Gründung der BRD und der Rückkehr von Männern aus der Kriegsgefangenschaft wurden jedoch weibliche Beschäftigte systematisch aus bestimmten Berufsbereichen hinausgedrängt. In der Bundesrepublik Deutschland waren die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen und Mütter anders als in der DDR. So war den Frauen das Streben nach Eheschließung und Mutterschaft zugedacht, was eine Erwerbstätigkeit von Ehefrauen und besonders von Müttern ausschloss. Auch wenn in Folge des rapiden Wirtschaftswachstums in der BRD ein erheblicher Arbeitskräftemangel herrschte, blieb die Zahl der beschäftigten Frauen weitestgehend konstant. Die Kindererziehung wurde vollständig auf die Frauen übertragen, indem eine „Propagierung der unbedingten und unersetzbaren Zuständigkeit der Mütter für ihre Kinder“ stattfand. Dies bedeutete für die weibliche Erwerbsbevölkerung eine Festlegung auf den häuslichen und familiären Bereich.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche dieser Hausarbeit sind: Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft, Frauenleitbild, Ost-West-Vergleich, DDR, Bundesrepublik Deutschland, Nachkriegszeit, Arbeitskräftemangel, Sozialismus, Marxismus-Leninismus, Hausfrauenrolle, staatliche Maßnahmen, gesellschaftliche Erwartungen, Erwerbstätigkeit, Kindererziehung.
- Arbeit zitieren
- Annika Fischer (Autor:in), 2002, Ost-West-Vergleich: Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf im Zeitraum 1945-1989, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54098