Es stellt sich die Frage, wie Spanien vom Musterschüler der EU, der zwischen 2003 und 2008 mühelos die Konvergenzkriterien erfüllte (im Gegensatz z.B. zu Frankreich und Deutschland), seit dem Ausbruch der Finanzkrise zum Sorgenkind werden konnte. In der folgenden Arbeit soll dieser Fragestellung nachgegangen werden und außerdem Wege aus der Krise aufgezeigt werden. Zusätzlich wird das Vorgehen der EU während der Staatsschuldenkrise kritisch hinterfragt und die Entwicklung Spaniens mit derer Italiens verglichen. Anschließend wird ein Resümee gezogen.
Seit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl auf Betreiben des damaligen französischen Außenministers Robert Schumann ist die europäische Integration stetig vorangeschritten. Die kontinuierliche Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft (EG) bzw. der Europäischen Union (EU) mit der Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten sowie die Einführung des Europäischen Binnenmarktes und einer gemeinsamen Währung (Euro) zeugen von diesem Integrationsprozess.
Doch seit dem Platzen der US-Immobilienblase im Jahr 2006, das von europäischen Politikern und Ökonomen zunächst als rein amerikanisches Problem angesehen wurde, und der daraus folgenden Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise, steckt die EU und insbesondere die Europäische Währungsunion (EWU) in einer tiefen Krise. Im Krisenjahr 2009 brach die Wirtschaftsleistung innerhalb der EU um 4,2 % ein. So stark wie noch nie in ihrer Geschichte. Aufgrund dessen und milliardenschwerer Bankenrettungsprogramme gerieten europäische Staaten in Zahlungsschwierigkeiten.
Griechenland und Irland mussten durch Garantien und Kredite in Milliardenhöhe gestützt werden. Auch Portugal, Spanien und Italien gerieten in die Krise. Die daraufhin von der EU geforderten Sparmaß-nahmen der Krisenländer und negatives Wirtschaftswachstum führten zu Massenentlassungen. Die Zahl der Arbeitslosen in der EU betrug im November 2013 26,6 Millionen und erreichte damit einen traurigen Negativrekord.
Die auf der Global Investment Conference in London getätigte Aussage des EZB-Präsidenten Mario Draghi: "Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, es wird ausreichen" sorgte zwar für erhebliche Entspannung an den Anleihemärkten, doch die Bürger der Krisenländer reagierten auf die Negativentwicklung mit Massendemonstrationen und protestierten vor allem gegen harte Einschnitte in die Sozialsysteme und gegen Bankenrettungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Weg Europas in die tiefste Krise seit dem 2. Weltkrieg
- Spanien: Vom Musterschüler der EU zum Sorgenkind
- Vorgehensweise
- Ursachen der spanischen Krise
- Die Immobilienblase
- Grundlagen des Immobilienbooms
- Euro-Einführung als Verstärker des Booms
- Auf den Immobilienboom folgt die Bankenkrise
- Illegale Praktiken und die Stellung der Justiz
- Korruption und Schattenwirtschaft
- Probleme im Justizapparat
- Probleme auf dem Arbeitsmarkt
- Grundlegende Merkmale des spanischen Arbeitsmarktes
- Dualität des Arbeitsmarktes
- Die Rolle der Gewerkschaften
- Mangelnde Haushaltsdisziplin der autonomen Regionen
- Strukturschwäche der Wirtschaft
- Produktivitäts- und Innovationsdefizite
- Das spanische Bildungssystem
- Dauerhaft hohes Leistungsbilanzdefizit
- Mögliche Lösungsansätze
- Schnelle Restrukturierung und –kapitalisierung des Bankensektors
- Arbeitsmarktreformen
- Bisherige Reformanstrengungen
- Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen und Handlungsempfehlungen
- Wachstumsfreundlicheres und effektiveres Steuersystem
- Nachhaltige Reduzierung des Leistungsbilanzdefizits
- Stabilitäts- und Wachstumspakt
- Kritische Betrachtung der Grundlagen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes
- Reformierung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes und Kritik
- Kritische Beurteilung des EU-Krisenmanagements
- Bewertung des Krisenmanagements aus rechtlicher Sicht
- Bewertung der Effizienz des EU-Krisenmanagements
- Italien als Vergleichsbeispiel
- Die Situation Italiens und Parallelen zu Spanien
- Die Reaktion Italiens auf die Schuldenkrise
- Schlussbetrachtung
- Fazit
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit analysiert die Ursachen der europäischen Schuldenkrise am Beispiel Spaniens und beleuchtet mögliche Lösungsansätze. Sie untersucht, wie Spanien vom Musterschüler der EU zum Sorgenkind wurde und welche Faktoren zur Entstehung der Krise beigetragen haben.
- Analyse der Immobilienblase in Spanien und deren Folgen
- Bewertung der Rolle der Politik und der Justiz im Kontext der Krise
- Untersuchung der Herausforderungen des spanischen Arbeitsmarktes
- Bewertung der Auswirkungen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes auf Spanien
- Analyse des EU-Krisenmanagements und dessen Effizienz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der europäischen Schuldenkrise und die Situation Spaniens ein. Sie erläutert den Weg Europas in die Krise und die Faktoren, die zum Wandel Spaniens vom Musterschüler der EU zum Sorgenkind führten.
Kapitel 2 analysiert die Ursachen der spanischen Krise. Es betrachtet die Rolle der Immobilienblase, der illegalen Praktiken und der Stellung der Justiz, sowie die Probleme des Arbeitsmarktes, die mangelnde Haushaltsdisziplin der autonomen Regionen und die Strukturschwäche der Wirtschaft.
Kapitel 3 untersucht mögliche Lösungsansätze für die spanische Krise. Es beleuchtet die Notwendigkeit einer schnellen Restrukturierung und Kapitalisierung des Bankensektors, die Bedeutung von Arbeitsmarktreformen, die Notwendigkeit eines wachstumsfreundlicheren und effektiveren Steuersystems, sowie die Rolle des Stabilitäts- und Wachstumspaktes.
Kapitel 4 befasst sich mit der kritischen Beurteilung des EU-Krisenmanagements. Es untersucht die Effizienz des Krisenmanagements und bewertet dessen rechtliche Grundlage.
Kapitel 5 betrachtet Italien als Vergleichsbeispiel. Es analysiert die Situation Italiens und die Parallelen zu Spanien, sowie die Reaktion Italiens auf die Schuldenkrise.
Schlüsselwörter
Europäische Schuldenkrise, Spanien, Immobilienblase, Arbeitsmarkt, Stabilitäts- und Wachstumspakt, EU-Krisenmanagement, Italien, Vergleichsbeispiel.
- Quote paper
- Michael Dotterweich (Author), 2014, Ursachen und Lösungsmöglichkeiten der europäischen Schuldenkrise am Beispiel Spaniens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/541399