Das Ziel der Studie war, durch qualitative, akteurkonzentrierte Forschung, die korrupten Praktiken und die damit zusammenhängenden Prozesse zu beschreiben und dadurch die Abläufe in einer von Missfunktion geprägten Administration zu verstehen. Ein Vergleich der drei Beispiele sollte schliesslich dazu beitragen, grundsätzliche Lösungsvorschläge zur Eindämmung der Korruption zu erarbeiten oder administrative Reformen vorzuschlagen. Die Autoren wollen keine moralische Verurteilung der Korruption, sondern eine normative Beurteilung. Sie richten ihr Augenmerk auf die im Alltag herrschenden Diskurse, Wahrnehmungen und Darstellungen der Korruption und ihrer Legitimation. Die Korruption spielt sich immer in einem illegalen und illegitimen Bereich ab. Auch wenn sie de facto toleriert oder banalisiert wird, so bleibt sie doch im Widerspruch zum nach westlichem Vorbild aufgebauten legislativen Apparat des afrikanischen Staates. Die Korruption hat zwei Gesichter: das eine, offiziell illegal, wird stigmatisiert, während das andere legitimiert und toleriert wird durch die vorherrschenden sozialen Praktiken (Blundo und Olivier de Sardan, 2000). Diese Tatsache wird vor allem dem Zusammentreffen zweier verschiedener Wertsysteme zugeschrieben: auf der einen Seite die Öffnung gegenüber der Moderne und dem Westen und der Hinwendung zum Individualismus, und auf der anderen Seite die Verwurzelung in der Tradition, wo Reziprozität und Gabenökonomie nach wie vor eine Rolle spielen. Es ist das Pendeln zwischen diesen beiden Systemen, das die Grenzen zwischen Korruption und traditioneller Redistribution verwischt. In diesem Zusammenhang führen die Autoren auch den Vergleich von Hexerei und Korruption an. Sie stellen die Thesen auf, dass der korrupte Prozess auf die Hexerei und Magie zurückgreift um sich ihrer Mittel zu bedienen, und dass sich sowohl die Hexerei wie auch die Korruption in einem sich selbst rechtfertigenden Glaubenssystem abspielt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Formen der Korruption im Alltag
- Die Monetarisierung und die Rolle, die Geld in vorkolonialer Zeit spielte
- Aktuelle korrupte Praktiken
- Die Basismechanismen und Strategien
- Die Darstellung der Korruption auf der semantischen und diskursiven Ebene
- Hexerei und Magie
- Allgemeine Konzepte
- Die Hexerei, eine im Alltag verankerte Familienangelegenheit
- Die Hexerei als Mittel zur Erklärung von Ereignissen
- Die Ursachen der Hexerei und die Verdächtigen
- Fallbeispiel: Der Hexensucher und Heiler Chaka
- Das aktuelle Aufleben der Hexerei in der Politik
- Die neue Rolle der Hexerei innerhalb der Verwandtschaftsbeziehungen
- Die Hexerei als akkumulatives und egalisierendes Instrument
- Fallbeispiel: Der neue Reichtum und die Hexerei des Erfolges
- Allgemeine Konzepte
- Diskussion
- Die Parallelen zwischen Hexerei und Korruption
- Wie die Hexerei die Korruption fördert
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Phänomen der Korruption in Westafrika und untersucht, wie sich die Hexerei auf korrupte Praktiken auswirkt. Die Studie basiert auf dem Text von G. Blundo und J.-P. Olivier de Sardan, der korrupte Praktiken in Senegal, Niger und Benin anhand von Fallbeispielen beleuchtet. Die Autoren untersuchen die alltäglichen korrupten Praktiken, deren Darstellung und Wahrnehmung sowie die damit verbundenen Prozesse in einer von Missfunktion geprägten Administration. Ziel der Studie ist es, grundsätzliche Lösungsvorschläge zur Eindämmung der Korruption zu erarbeiten oder Reformen vorzuschlagen.
- Die Rolle von Geld in afrikanischen Gesellschaften und die Verbindung zur Korruption
- Die traditionellen Konzepte der Hexerei und ihre Bedeutung für die soziale Kontrolle
- Die Veränderung und Dynamik der Hexerei im Kontext der Modernisierung
- Die Parallelen zwischen Hexerei und Korruption und ihre gemeinsamen Mechanismen
- Die Rolle der Hexerei bei der Legitimation und Förderung korrupter Praktiken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Korruption in Westafrika vor und erläutert die Zielsetzung der Studie. Die Arbeit stützt sich auf die Ergebnisse von Blundo und Olivier de Sardan, die in ihrer Studie aufzeigen, wie Korruption in ein Bündel von sozialen und kulturellen Logiken eingeschlossen ist. Die Autoren beschreiben verschiedene Formen der Korruption im Alltag, die sich in einem System von generalisierten Dysfunktionen der Administration abspielen. Die Studie beleuchtet die historischen, politischen und ökonomischen Faktoren, die zur Entstehung der Korruption beigetragen haben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Monetarisierung und der Rolle von Geld in vorkolonialer Zeit. Anhand der Yoruba in Nigeria wird gezeigt, dass Geld ein konstituierendes Element der Selbstrealisation sein kann und die soziale Existenz und Beziehungen prägt. Der Einfluss von Geld auf die Selbstvergrösserung des „big man" und die Bedeutung von Geld als Opfergabe an Gottheiten werden erläutert.
Das dritte Kapitel widmet sich der Hexerei und ihren allgemeinen Konzepten. Es wird gezeigt, dass Krankheit, Unfälle, Missgeschicke und Tod in vielen afrikanischen Gesellschaften nicht nur auf natürlichen Ursachen beruhen, sondern auch durch Hexereiangriffe erklärt werden. Die Hexerei dient als Naturphilosophie, um das Verhältnis zwischen Menschen und unglücklichen Ereignissen zu erklären und bietet ein vorgefertigtes Mittel, um auf diese Ereignisse zu reagieren. Die Hexerei ist tief in die Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen verwurzelt und spielt eine zentrale Rolle bei der sozialen Kontrolle.
Das vierte Kapitel beleuchtet das aktuelle Aufleben der Hexerei in der Politik und die Veränderung der traditionellen Sozialsysteme. Die Modernisierung der Politik, Ökonomie und Gesellschaft führte nicht zur Entzauberung der Welt, sondern paradoxerweise zur Ausbreitung der Hexerei. Die Hexerei integriert die moderne Marktökonomie und die neuen politischen Machtbeziehungen und dient als Erklärungsmuster für die neuen Herausforderungen und Ungleichheiten.
Das fünfte Kapitel untersucht die Parallelen zwischen Hexerei und Korruption und zeigt auf, dass beide Phänomene in einem sich selbst verstärkenden System funktionieren und als Erklärungsmuster für Konflikte und Ungleichheiten dienen. Die Hexerei liefert Erklärungen für die schlechte Funktionsweise der Administration und die Korruption wird als Mittel betrachtet, um sich vor der Willkür der Administration zu schützen.
Das sechste Kapitel analysiert, wie die Hexerei die Korruption fördert. Die Hexerei ist eine Ressource, die von Individuen je nach Situation und Machtposition eingesetzt wird und in einem Klima der Ungewissheit und Angst funktioniert. Die Verbindung zwischen Macht und Hexerei schafft ein Umfeld, in dem die Anwendung von Macht für eigene Interessen eine normale und legitime Praktik wird. Die Hexerei dient als Instrument zur Legitimation und Verfestigung von Machtstrukturen und fördert die Korruption in der Politik und im Staat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Korruption, Hexerei, Magie, Westafrika, Geld, Tradition, Modernisierung, Macht, Politik, soziale Kontrolle, Verwandtschaftsbeziehungen, und Verhältnis von Tradition und Moderne. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von traditionellen Glaubensvorstellungen und sozialen Praktiken für die Interpretation und Bewältigung von Korruption und Modernisierung in Westafrika.
- Quote paper
- Karina Frei (Author), 2004, Der Einfluss der Hexerei auf korrupte Praktiken in West-Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54345
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