Im Mittelpunkt des Interesses Max Webers steht die Frage
danach, was Moderne ist und wie bzw. wo sie entsteht. Als
besonders modern stuft Weber den westeuropäischen Bereich ein,
und er versucht aufzudecken, warum sich gerade Westeuropa zu
einer spezifisch modernen Gesellschaft entwickelt hat. Um
Antworten zu finden, stellt Max Weber Untersuchungen in
verschiedenen Bereichen an, wie zum Beispiel Wirtschaft,
Politik, Kunst, Staat und Religion. Hierbei stellt er fest,
dass alle diese Bereiche eines gemeinsam haben, und zwar
Rationalität. Einzig im Okzident findet Weber also eine
Rationalität der gesamten Lebensführung vor. Rationalität
bedeutet zunächst einmal einen gesellschaftlichen Prozess,
indem der Alltag zunehmend durch Kalkulation und rationales
Handeln bestimmt ist. Es geht also um Ordnung und
Systematisierung zum Zwecke der Effektivitätssteigerung.
Rationalität an sich ist allerdings kein typisch okzidentales
Phänomen. Es stellt sich lediglich die Frage, warum gerade im
Okzident die Rationalität auf alle Lebensbereiche übergegangen
ist und zu einer Rationalität der gesamten Lebensführung
geführt hat. Besonders wichtig ist hierbei die ökonomische
Rationalität, die ein wichtiges Merkmal des modernen
Kapitalismus ist. Im Gegensatz zu praemodernen Gesellschaften,
in denen Wirtschaft zum Zwecke der Bedarfsdeckung nachgegangen
wird, steht im modernen Betriebskapitalismus die Akkumulation
des Geldes im Vordergrund.
Es ging Max Weber also vorrangig darum, die folgenden Fragen
zu klären: Warum entstand gerade im Okzident eine spezifisch
moderne Gesellschaft? Warum dehnte sich speziell im Okzident
die Rationalität auf alle Lebensbereiche aus? Und warum
entstand gerade im Okzident der spezifische, moderne und
rationale Betriebskapitalismus? Um diese Fragen zu beantworten, vergleicht er praemoderne
Kulturen mit dem Okzident. Er beschäftigt sich also zum
Beispiel mit chinesischen und indischen Gesellschaften.
Besonders entscheidend ist für Max Weber allerdings die
Religion der jeweiligen Gesellschaft bzw. der jeweiligen
Kultur. Somit beschäftigt sich Weber vor allem mit der Rolle
des Protestantismus hinsichtlich der okzidentalen
Sonderentwicklung. Er versucht herauszufinden, welchen
Einfluss religiöse Einstellungen auf die Ausbildung der
jeweiligen Wirtschaftsstruktur haben. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
2.1 Die Lehre Calvins und das Dogma von der Gnadenwahl
2.2 Askese und rationale Lebensführung
2.3 Die Folge: Kapitalismus
2.4 Was bleibt von der Religion?
2.5 Wertsphären und Bürokratisierung
3. Kritik an der Weberschen Theorie
1. Einleitung
Im Mittelpunkt des Interesses Max Webers steht die Frage danach, was Moderne ist und wie bzw. wo sie entsteht. Als besonders modern stuft Weber den westeuropäischen Bereich ein, und er versucht aufzudecken, warum sich gerade Westeuropa zu einer spezifisch modernen Gesellschaft entwickelt hat. Um Antworten zu finden, stellt Max Weber Untersuchungen in verschiedenen Bereichen an, wie zum Beispiel Wirtschaft, Politik, Kunst, Staat und Religion. Hierbei stellt er fest, dass alle diese Bereiche eines gemeinsam haben, und zwar Rationalität. Einzig im Okzident findet Weber also eine Rationalität der gesamten Lebensführung vor. Rationalität bedeutet zunächst einmal einen gesellschaftlichen Prozess, indem der Alltag zunehmend durch Kalkulation und rationales Handeln bestimmt ist. Es geht also um Ordnung und Systematisierung zum Zwecke der Effektivitätssteigerung. Rationalität an sich ist allerdings kein typisch okzidentales Phänomen. Es stellt sich lediglich die Frage, warum gerade im Okzident die Rationalität auf alle Lebensbereiche übergegangen ist und zu einer Rationalität der gesamten Lebensführung geführt hat. Besonders wichtig ist hierbei die ökonomische Rationalität, die ein wichtiges Merkmal des modernen Kapitalismus ist. Im Gegensatz zu praemodernen Gesellschaften, in denen Wirtschaft zum Zwecke der Bedarfsdeckung nachgegangen wird, steht im modernen Betriebskapitalismus die Akkumulation des Geldes im Vordergrund.
Es ging Max Weber also vorrangig darum, die folgenden Fragen zu klären: Warum entstand gerade im Okzident eine spezifisch moderne Gesellschaft? Warum dehnte sich speziell im Okzident die Rationalität auf alle Lebensbereiche aus? Und warum entstand gerade im Okzident der spezifische, moderne und rationale Betriebskapitalismus?
Um diese Fragen zu beantworten, vergleicht er praemoderne Kulturen mit dem Okzident. Er beschäftigt sich also zum Beispiel mit chinesischen und indischen Gesellschaften.
Besonders entscheidend ist für Max Weber allerdings die Religion der jeweiligen Gesellschaft bzw. der jeweiligen Kultur. Somit beschäftigt sich Weber vor allem mit der Rolle des Protestantismus hinsichtlich der okzidentalen Sonderentwicklung. Er versucht herauszufinden, welchen Einfluss religiöse Einstellungen auf die Ausbildung der jeweiligen Wirtschaftsstruktur haben.
Weber sieht hier insbesondere eine Wahlverwandtschaft zwischen bestimmten Maximen der protestantischen Ethik und dem modernen, rationalen und okzidentalen Betriebskapitalismus. Er sieht also im Protestantismus die Wurzel des modernen Kapitalismus. Im Zuge seiner Untersuchungen entsteht ca. 1904/05 das Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“.
2. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
2.1 Die Lehre Calvins und das Dogma von der Gnadenwahl
Ausgangspunkt für Max Webers Thesen sind die Lehren des Reformators Calvin. Im Vordergrund dieser Lehre steht das Dogma von der Gnadenwahl. Calvin geht davon aus, dass Gott den Menschen in die Welt einfügt und sofort darüber entscheidet, ob dieser Mensch erwählt ist oder nicht. Gott allein entscheidet also über Seligkeit oder Verdammnis jedes einzelnen Menschen. Somit stehen unmittelbar nach der Geburt sowohl das diesseitige als auch das jenseitige Schicksal des Menschen fest.
An dem feststehenden Entschluss Gottes, kann der Mensch auch nichts ändern. Es besteht also weder die Möglichkeit durch gute Taten oder eine gute Führung im Leben die Gnade Gottes zu erlangen und somit selig zu werden, noch kann der Mensch durch schlechte Taten oder eine schlechte Lebensführung seine Erwähltheit verspielen. Keine Taten, egal ob gut oder schlecht, ändern also etwas an der Wahl Gottes bezüglich Seligkeit oder Verdammnis.
Des weiteren gibt es für den Menschen keine Möglichkeit herauszufinden, ob er erwählt ist oder nicht. Es gibt also kein Mittel Heilsgewissheit zu erlangen.
Gott tritt also in den Lehren Calvins nicht mehr als verzeihender Vater im Himmel, sondern als transzendenter Schöpfergott auf. Der einzelne Mensch ist also nun durch eine unüberbrückbare Kluft von Gott getrennt und auf sich allein gestellt.
Im Vordergrund der Lehre steht die Souveränität Gottes, denn er allein bestimmt über das Schicksal jedes einzelnen Menschen. Unabhängig von den Taten der Menschen findet die Erwählung Gottes statt. Die Menschen brauchen für die Gnade Gottes also nichts Spezielles tun und es ist ebenfalls unmöglich sie durch bestimmte Taten zu erlangen, um sich vor der Verdammnis zu retten. Die Gnade Gottes, sofern man sie erhält, ist demnach also unverdiente Gnade.
Der Mensch wurde von Gott erschaffen, um seinen Willen auf Erden zu erfüllen. Seine Aufgabe ist es in allem was er tut, also zum Beispiel auch in seiner Arbeitstätigkeit, speziell auch in der Berufsarbeit, den Ruhm Gottes zu mehren. Gott schafft den Menschen zur Erfüllung seines Willens und zur Mehrung seines Ruhmes auf Erden.
Die Lehre Calvins mit dem Dogma von der Gnadenwahl rief in den Menschen tief greifende psychologische Folgen hervor. Die Menschen leben in Ungewissheit hinsichtlich der Wahl Gottes. Sie sind auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, herauszufinden, ob man erwählt ist oder nicht. Niemand war in der Lage den Menschen eine Hilfestellung zu geben oder ihnen Heilsgewissheit zu garantieren.
Ein weiterer Faktor, der die Ungewissheit verstärkte, war die Tatsache, dass alle magischen Mittel der Heilsuche wegfielen. So gab es zum Beispiel keine Privatbeichte mehr. Sie ermöglichte den Menschen zuvor ihre schlechten Taten zu gestehen und mittels Buße oder Strafe wieder in den Gnadenstand Gottes erhoben zu werden. Diesen Prozess, indem alle magischen, mystischen Bestandteile der Religion aus der Welt des Protestanten entfernt wurden, bezeichnet Max Weber als „Entzauberung der Welt“.
Ebenso fielen die zwischenmenschlichen Beziehungen in ein anderes Licht. Die Lehren Calvins entsagten jeder Art von Kreaturvergötterung und somit wurde die Nächstenliebe, die zuvor im christlichen glauben einen so hohen Stellenwert genoss, auf Gott beschränkt.
Der Mensch geriet also in eine innere Isoliertheit und es stellte sich ihm die Frage: „Bin ich erwählt?“ Im Mittelpunkt des Interesses jedes Menschen stand die Frage: „Wie kann ich mir meiner Erwähltheit gewiss werden?“
Die Suche der Menschen nach einem Symptom göttlicher Erwähltheit begann also. Man suchte nach einem äußeren Merkmal, nach der äußeren Erkennbarkeit der Wahl Gottes bezüglich Seligkeit oder Verdammnis. Die Menschen brauchten eine Heilsgewissheit als Lebenshilfe, um dem Dilemma der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen.
2.2 Askese und rationale Lebensführung
Was also sollten die Menschen tun? Zunächst einmal wurde es prinzipiell zur Pflicht erhoben, sich für erwählt zu halten. Jeder Zweifel an der eigenen Erwähltheit zeugte von unzulänglichem Glauben und wer nicht an Gott und die Lehre von der Gnadenwahl glaubte, war von vornherein nicht erwählt, sondern sollte ein Schicksal in Verdammnis erleiden. Gefühle und Stimmungen bezüglich der eigenen Erwähltheit erwiesen sich als trügerisch. Es musste ein anderer Weg gefunden werden, sich Heilgewissheit zu verschaffen.
Schließlich setzte sich die Auffassung durch, dass die rastlose Berufsarbeit ein hervorragendes Mittel sei, Heilgewissheit zu erlangen. Allein die rastlose und unermüdliche Berufsarbeit war in der Lage jeden Zweifel zu beseitigen und die entsprechende Sicherheit bezüglich der eigenen Erwähltheit zu bieten. Außerdem bot sie Ablenkung von den Zweifeln und Ängsten, die die Menschen prägten.
Das Wirken innerhalb der Welt, sowie das aktive Bearbeiten der Welt, standen im Dienste Gottes. Der Mensch wurde sozusagen als Werkzeug in diese Welt eingefügt, um durch die rastlose Weltbearbeitung den Ruhm Gottes zu mehren. Die Früchte dieser Arbeit galten als ein individueller Beitrag jedes Einzelnen zum Erfolg Gottes und waren ein Zeichen von Gottes Segen.
Allerdings musste sich der Einzelne erst in seiner jeweiligen Arbeit bewähren, denn nur wer ökonomischen Erfolg zu verzeichnen hatte, galt als von Gott erwählt.
Der Erfolg der Arbeit, bzw. der Gewinn jedes einzelnen Menschen gab Gewissheit über die eigene Seligkeit. Je mehr Gewinn man also erzielte, desto größer konnte die Gewissheit über die eigene Erwähltheit sein.
Um sich seiner Erwähltheit noch sicherer sein zu können und um sich von den Verdammten zu unterscheiden, legten sich die Menschen die innerweltliche Askese auf. Die außerweltliche Form der Mönchsaskese wurde also in die Welt übertragen. Die Menschen mussten also innerhalb ihres Alltagslebens von Wirtschaft und Gesellschaft ihren asketischen Idealen nachkommen. Es war nicht richtig, die Güter, die jedem Einzelnen von Gott überlassenen wurden, zu verschwenden. Die Menschen nahmen sich lediglich das, was sie zum Überleben benötigten.
Die Askese verlangte geradezu nach einer ordnenden und systematisierenden, rationalen Lebensführung.
Die angesammelten Güter, der Gewinn aus dem wirtschaftlichen Erfolg des Einzelnen, musste verwaltet werden. Eine rationale Nutzung der Güter musste über die Versuchung der Menschen siegen. Es duften keine Güter zu persönlichem Vergnügen verschwendet werden. Das forderte von jedem Einzelnen eine systematische Selbstkontrolle und eine methodisch-disziplinierte Lebensführung. Das Leben musste nach festgelegten, selbst auferlegten Regeln und Prinzipien ausgerichtet sein. Die gesamte Lebensführung wurde somit der Rationalität unterzogen.
Die rationale Weltbearbeitung war somit das höchste Gut der Menschen. Sie gingen ihrer Aufgabe nach, unter strenger Selbstkontrolle und mit Hilfe von an Sinn und Mittel-Zweck-Relation gebundenes Handeln. Die Menschen mussten von nun an zweckrationaler denn je handeln, um die Güter und den Gewinn angemessen zu verwalten, ihn überhaupt erst zu bekommen und um der Versuchung, den angesammelten Gewinn für persönliches Vergnügen zu verschwenden, zu widerstehen.
Dieses zweckrationale Handeln führte zu einem unpersönlichen Verhältnis des Einzelnen zu seiner Umwelt und somit zu seinen Mitmenschen. Dies führte zu der fehlenden Neigung der Menschen zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Die Menschen waren allein um die Bewährung in ihrer Berufsarbeit und um die Erzielung des maximalen Gewinns besorgt. Um diese Aufgaben zu bewältigen, konnte auf Mitmenschen nur wenig Rücksicht genommen werden. Die Bewährung im Berufsleben war schließlich das beste Mittel, um die ersehnte Heilsgewissheit zu erlangen. Somit standen der Bewährungsgedanke und der maximale ökonomische Erfolg jedes Einzelnen für sich selbst im Vordergrund.
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