Rund 90 Jahre liegen zwischen der Veröffentlichung des Werkes „A la recherche du temps perdu“ von Marcel Proust und meiner Lektüre und Beschäftigung damit. Es ist erstaunlich, wie zeitlos und aktuell dessen Thematik heute ist. Denn es geht um den Menschen mit all seinen Vorzügen und Fehlern, seiner Liebe und Lust, seiner Phantasie und seinen Träumen, umgeben von der wertvollen Zeit als fast grenzenloses Kontinuum und bestimmende Größe im Spiel des Lebens.
Ganz beeindruckend verbindet Marcel Proust eigene Erfahrungen und Beobachtungen mit den verschiedenartigen Details der Kunst und der Technik in seiner écriture. Sein Roman fungiert als Vergrößerungsglas beim Blick auf die Menschen und ihre Geschichte. Durch diese Einladung soll der Leser sich auf die Reise der eigenen Sinne machen und sich jenes „Werkzeug“ entnehmen, welches er zur geistigen Kreation braucht. Dabei verwandelt er sich in einen Voyeur, Detektiv und Eifersüchtigen, der die Spiele der Verwirrung, der Mehrdeutigkeit und Simulation ergründen möchte. In diesem Zusammenhang möchte ich in meiner Hausarbeit Prousts Schreibweise als „Schule der Sinne“ näher erläutern und besonders auf den intermedialen Charakter seiner Literatur eingehen. Vorab versuche ich, den Begriff der Intermedialität zu klären und stelle verschiedene Theorien dazu vor. Des Weiteren sollen auch Vorbehalte gegenüber den Literaturverfilmungen angesprochen werden, die im Rahmen der Diskussion um die Literatur als ursprüngliche Kunst von Kritikern geäußert wurden. Im zweiten Teil meiner Darstellung möchte ich mich der filmischen Umsetzung des Proustwerks „La prisionnière“ in Chantal Akermans „La Captive“ widmen. Basierend auf einem theoretischen Abriss zu spezifischen Aspekten der Filmästhetik werde ich die Trans-formation der Proustschen écriture anhand von drei ausgewählten Szenen im Film analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intermedialität
- Theorien zur Intermedialität
- Literaturverfilmung - Die Transformation vom Buch zum Film
- Vorbehalte gegenüber der Verfilmung
- Probleme der Transformation
- Theorien zur Literaturverfilmung
- Erzählen und Darstellen – Aspekte der Filmästhetik
- Zur Analyse des Visuellen
- Das Bild
- Der Blick der Kamera
- Das Licht
- Der Narrative Raum
- Zur Analyse des Visuellen
- Prousts und die Medien
- Die Literatur als ,,Schule der Sinne“
- Chantal Akermans,,La Captive“
- Die Regisseurin und ihr Film
- Die filmische Umsetzung der Proustschen écriture in „La Captive“
- Die Strandszene
- Balkonszene
- Arianes Tod
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die intermediale Schreibweise von Marcel Proust und ihre filmische Umsetzung in Chantal Akermans „La Captive“. Dabei soll der intermediale Charakter von Prousts Literatur im Kontext der Literaturverfilmung betrachtet werden. Insbesondere soll geklärt werden, wie Prousts „écriture“ als „Schule der Sinne“ in Akermans Film adaptiert und dargestellt wird.
- Intermedialität und die Transformation von Texten zwischen verschiedenen Medien
- Theorien zur Literaturverfilmung und die Herausforderungen der Adaptation
- Prousts „écriture“ als „Schule der Sinne“
- Analyse der filmischen Umsetzung von Prousts „La prisionnière“ in Akermans „La Captive“
- Szenenanalyse ausgewählter Szenen aus „La Captive“ im Hinblick auf die Adaptation der Proustschen écriture
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beschreibt den zeitlosen Charakter von Prousts Werk „A la recherche du temps perdu“. Anschließend wird die Zielsetzung der Arbeit vorgestellt, die sich auf die intermediale Schreibweise von Proust und ihre filmische Umsetzung in Akermans „La Captive“ konzentriert.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff der Intermedialität und stellt verschiedene Theorien dazu vor. Dabei werden sowohl frühere Ansätze aus dem formalen und semiotischen Kontext als auch neuere Konzepte, die die Formen der Intermedialiät (Brüche, Intervalle, Zwischenräume und Grenzüberschreitungen) in den Fokus stellen, betrachtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis von Erzählen und Darstellen in der Filmästhetik. Es werden verschiedene Aspekte der visuellen Gestaltung im Film wie das Bild, der Blick der Kamera, das Licht und der narrative Raum beleuchtet.
Im vierten Kapitel wird die „écriture“ von Proust als „Schule der Sinne“ betrachtet. Es wird aufgezeigt, wie Proust eigene Erfahrungen und Beobachtungen mit den verschiedenartigen Details der Kunst und Technik in seinem Werk verbindet.
Das fünfte Kapitel widmet sich Chantal Akermans Film „La Captive“ und untersucht die filmische Umsetzung der Proustschen écriture in diesem Werk. Dabei werden drei ausgewählte Szenen aus dem Film – die Strandszene, die Balkonszene und Arianes Tod – analysiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Intermedialität, Literaturverfilmung, Proust, „écriture“, Filmästhetik, visuelle Gestaltung, „La Captive“, Chantal Akerman, „Schule der Sinne“. Die Arbeit analysiert die Transformation von Prousts Literatur in den Film und beleuchtet dabei die besonderen Herausforderungen und die spezifischen ästhetischen Mittel der Adaptation.
- Quote paper
- Magister Katrin Polter (Author), 2004, "Im Strudel der Sinne" Die filmische Umsetzung der Proustschen écriture in Chantal Akermans "La Captive"., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56816