Literatur und Film, zwei verschiedene Medien, die eine ähnliche Funktion haben: den Menschen als Leser oder Zuschauer auf einer Gefühls- und Gedankenebene zu berühren. Die Vermittlung der Inhalte durch beide Medien folgt aber auf eine unterschiedliche Weise: Literatur vermittelt durch Worte, der Film dagegen durch Bilder, Töne und Sprache. Was passiert aber mit Inhalt und Rezeption, wenn das Medium wechselt? Welche Unterschiede gibt es bei der Literaturverfilmung, wenn man den Film mit der literarischen Vorlage vergleicht? Inwieweit wird der literarische Stoff verändert und welche Fak-toren haben Einfluss darauf? Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel den Medienwechsel am Beispiel von Tarkowskijs FilmSoljarisund Lems RomanSolariszu untersuchen, mit besonderer Berücksichtigung der narrativen Struktur. Die Analyse der narrativen Struktur erfolgt auf drei Ebenen: die Ebene der Erzählung, des Erzählens und der Montage. Am Beispiel von ausgewählten Szenen werden die Unterschiede zwischen dem Roman und dem Film auf der Handlungs-, Figuren-, Zeit-, und Raumebene deutlich gemacht. Im letzten Kapitel werden die filmspezifischen Techniken wie Ton, Musik, Licht und Farbgestaltung charakterisiert. Zu beantworten bleiben die Fragen: inwieweit beeinflussen die Veränderungen in der filmischen Transformation im Vergleich zum literarischen Ausgangstext die Interpretation des Romans? Wie wird der wissenschaftliche Diskurs im Film umgesetzt? Welche Rolle spielen die zusätzlichen Figuren? Welche Erzählinstanz gibt es in dem Film? Was bedeutet die Montage und Begrifft der Zeit für Tarkowskij? Bevor ich auf diese Fragen genauer eingehe, möchte ich ein paar Worte zu den theoretischen Ansätzen über Intermedialität zwischen Literatur und Film sagen. Intermedialitätsforschung untersucht die Beziehungen zwischen den Medien. Es gibt viele theoretische Auffassungen zu diesem Thema, hier möchte ich mich aber auf die Konzeption von Irina Rajewsky konzentrieren. Irina Rajewski erläutert den Begriff der Intermedialität, indem sie drei Phänomenbereiche abgrenzt. Als erstes erwähnt sie das Phänomen der Medienkombination, d.h. aus mindestens zwei Einzelmedien entsteht ein Gesamtprodukt, das intermedial ist. Ein Beispiel dafür ist eine Multimedia-Show, das Variete oder ein Photoroman. Das zweite Phänomen ist der Medienwechsel, also die Medientransformation. Dazu gehören vor allem die Literaturverfilmungen. Als drittes Phänomen führt sie die intermedialen Bezüge ein. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der filmischen und literarischen Narrativik
- Die Ebene der Erzählung
- Figurenkonstellationen: Kelvin, seine Familie und das Ozean
- Veränderungen in der Handlung am Beispiel von Prolog und Epilog
- Die Ebene des Erzählens
- Erzählperspektive im Roman und Film - Kamera als Erzählinstanz
- Zeitgestaltung: Ordnung, Dauer und Frequenz
- Montage im Roman und Film
- Rhythmische Beziehungen der Montage. Beispielszene: Bertons Fahrt durch den Tunnel
- Räumliche Beziehungen der Montage. Beispielszene: Traumsequenz
- Zeitliche Beziehungen der Montage. Beispielszene: Betrachtung der Gemälde Breughels und Schwerelosigkeitsszene
- Andere filmspezifische Techniken: Ebene des Tons, Lichts und der Farbgestaltung
- Resumeè
- Untersuchung der narrativen Struktur auf drei Ebenen: die Ebene der Erzählung, des Erzählens und der Montage
- Analyse der Unterschiede zwischen der literarischen und filmischen Darstellung von Handlung, Figuren, Zeit und Raum
- Bedeutung der filmspezifischen Techniken wie Ton, Licht und Farbgestaltung für die Interpretation des Filmes
- Analyse des Einflusses von zusätzlichen Figuren und der veränderten Erzählinstanz auf die Rezeption des Stoffes
- Untersuchung des wissenschaftlichen Diskurses und der Rolle der Montage und des Zeitbegriffs in Tarkowskijs Film
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Medienwechsel von Stanisław Lems Roman "Solaris" zur filmischen Adaption von Andrej Tarkowskij. Im Fokus steht die Untersuchung der narrativen Struktur des Romans und der Veränderungen, die durch die Transformation in ein filmisches Medium entstehen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Intermedialitätsforschung und die Relevanz der literarischen und filmischen Adaption von "Solaris" erläutert. Anschließend analysiert die Arbeit die narrativen Strukturen des Romans und des Films auf drei Ebenen: der Ebene der Erzählung, des Erzählens und der Montage. Hierbei werden Unterschiede zwischen der literarischen und filmischen Darstellung von Handlung, Figuren, Zeit und Raum anhand von ausgewählten Szenen deutlich gemacht. Im letzten Kapitel werden filmspezifische Techniken wie Ton, Licht und Farbgestaltung charakterisiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Intermedialität, Literaturverfilmung, narrative Struktur, Medienwechsel, Film im Film-Technik, "Solaris", Tarkowskij, Lem, Erzählperspektive, Zeitgestaltung, Montage, Ton, Licht, Farbgestaltung.
- Quote paper
- B.A. Sylwia Zduniak (Author), 2006, Intermedialität - Umgestaltung der narrativen Strukturen in Tarkowskijs filmischer Adaptation des Romans "Solaris" von Stanislaw Lem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56853