„Die Bildung des Geistes gibt erst der Schönheit des Körpers einen Wert“ erklärt der Fabeldichter Aesop. Ganz ähnlich gilt dies für den Erziehungs- und Ausbildungsgedanken im Mittelalter: gebildete und wohlerzogene Figuren der Literatur galten als schön, schöne Gestalten der Literatur galten als wohlerzogen und gebildet. So hängen Inneres und Äußeres eng miteinander zusammen und ergeben ein harmonisches Ganzes, bei dem das Stichwort „Bildung“ nicht unwichtig ist. Auf diese Weise findet sich der Bildungsgedanke auch in Gottfrieds „Tristan“: sowohl Tristan als auch Isolde gehen einen intensiven Bildungsweg und vervollkommnen einander, denn Tristans Begabungen werden durch Isolde geweckt und im Gegenzug an sie vermittelt. Hierbei spielt vor allem die musikalische Begabung der beiden eine große Rolle. Die Arbeit wird sich mit dem Thema Bildung, Ausbildung und Erziehung im „Tristan“ auseinandersetzen und wird von dem Erkenntnisinteresse geleitet, inwieweit sich zentrale Bildungselemente des mittelalterlichen Adels im „Tristan“ wiederfinden. Zunächst muss der erste Teil als allgemeine Einführung zum Thema „Erziehung im Mittelalter“ grundlegende Elemente der adligen Erziehung und Ausbildung vorstellen, anhand derer dann im zweiten Teil der Arbeit die Bildung Tristans und Isoldes beurteilt werden kann. So werden im ersten Teil neben denlistenund derhövescheidals zentrale Ausbildungsinhalte auch die Erziehung zum Ritter und zur Edelfrau (frouwe) vorgestellt. Die Quellenlage hierfür wird in der Forschung als dürftig bewertet, weil Bildung und Erziehung normalerweise oral bzw. über „praktische Anschauung“ vermittelt wurde und es deshalb kaum Schriftliches gibt. Einiges immerhin lässt sich aus den sog. Fürstenspiegeln erfahren und auch die mittelhochdeutschen Epik, vor allem Gottfrieds „Tristan“, gibt uns Einblicke in dieses Thema. Der zweite Teil stellt dann die Bildungselemente im „Tristan“ selbst vor: Zunächst rückt der Protagonist Tristan ins Blickfeld, im Anschluss daran Isolde. Danach soll unter besonderer Berücksichtigung der Musik die Themen „Erziehung“ und „Bildung“ im weiteren Romanverlauf dargestellt werden, bevor im Fazit die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erziehung im Mittelalter
- Erziehung und Ausbildung des Adels im Mittelalter
- Höfische Kunstfertigkeiten: listen
- Ideale höfischer Kultur: hövescheid
- Erziehung zum Ritter
- Erziehung zur Edelfrau
- Erziehung und Ausbildung bei Gottfried
- Ausbildung Tristans
- Ausbildung Isoldes
- Das Thema „Bildung“ im Romanverlauf
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Bildungsweg von Tristan und Isolde in Gottfrieds „Tristan“ und untersucht, inwieweit zentrale Bildungselemente des mittelalterlichen Adels im Roman wiederzufinden sind. Sie befasst sich mit der Frage, wie die beiden Protagonisten durch ihre Ausbildung und ihre gegenseitige Interaktion zu idealen höfischen Figuren heranwachsen.
- Die Rolle der höfischen Erziehung im mittelalterlichen Adel
- Die Entwicklung von Tristans und Isoldes Bildungsweg in Gottfrieds „Tristan“
- Die Bedeutung der Musik für die Bildung der beiden Protagonisten
- Die Darstellung des Bildungsgedankens in Gottfrieds Roman
- Der Einfluss der höfischen Kultur auf die Ausbildung von Tristan und Isolde
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine grundlegende Einführung in die Erziehung und Ausbildung des Adels im Mittelalter. Es beleuchtet die verschiedenen Phasen der ritterlichen Ausbildung, die Bedeutung der höfischen Kultur und die zentrale Rolle der höfischen Kunstfertigkeiten (listen) und der Ideale der höfischen Kultur (hövescheid).
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung der Bildung im „Tristan“ selbst. Es untersucht die Ausbildung von Tristan und Isolde und beleuchtet die Bedeutung der Musik für ihre Entwicklung.
Schlüsselwörter
Höfische Erziehung, Mittelalter, Tristan, Isolde, Gottfried von Straßburg, listen, hövescheid, Bildung, Ausbildung, Musik
- Arbeit zitieren
- Steffi Rothmund (Autor:in), 2005, Elemente der höfischen Erziehung und ihre Darstellung in Gottfrieds 'Tristan' , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56933