Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Beurteilung des Arbeitsmarktes, seiner Chancen, Möglichkeiten und Konsequenzen für die Lebensplanung von Jugendlichen heute. Diese Auseinandersetzung ist von zwei Komponenten geprägt: Einmal geht es natürlich um die Realisierbarkeit des gewünschten Berufes für den Einzelnen, zweitens aber auch um die Identitätsfindung, die im Zusammenhang mit diesem Entscheidungsprozess erforderlich wird.
Die Interdependenz von Berufswahl und Identitätsfindung lässt sich nicht auflösen, wird aber wenig beachtet. Es ist augenfällig, dass es in der vielfältigen Literatur zu den Entwicklungen in der Arbeitswelt kaum Untersuchungen gibt, die andere als die ökonomischen, arbeitsmarktpolitischen und sozialen Konsequenzen für den Einzelnen ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Dabei ist die Beantwortung der Frage, wie die veränderten Bedingungen und Aussichten des Arbeitsmarktes die Einstellung der Erwerbstätigen beeinflussen, welche Reaktionen sie provozieren und – besonders - welche mentalen Anpassungen erforderlich sind, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, aus soziokultureller Sicht sicherlich ebenso interessant. Daher werden sich die vorliegende Ausführungen vorrangig mit ebendiesen Fragen auseinandersetzen.
Zum Verständnis der Arbeitsmarktlage wird sich Teil I mit den theoretischen Grundannahmen, Thesen und Erkenntnissen zum Wandel der Arbeit beschäftigen, um die Basis für eine Auseinandersetzung mit diesen zu schaffen. Aufgrund des zusammengestellten Kriterienkatalogs kann dann in Teil II eine Begründung erfolgen, warum die Vorstellungen der Jugendlichen als Vision oder eher als Illusion zu qualifizieren sind. Im Ergebnis soll also nicht lediglich ein Zustandsbericht des Arbeitsmarktes abgeben, sondern die Situation in einem größeren Rahmen gesehen werden. Dabei wird versucht,
a) unseren heutigen Arbeitsbegriff unter Zuhilfenahme seiner historischen Herleitung neu zur
Diskussion zu stellen,
b) ihn mit den aktuellen Vorstellungen von Jugendlichen abzugleichen, und
c) daraus Rückschlüsse für das Bildungs- und Gemeinwesen zu ziehen.
Als theorieleitende These dient eine Aussage Jeremy Rifkins: „Seit dem Beginn der Moderne bemisst sich der Wert eines Menschen am Marktwert seiner Arbeitskraft. Jetzt, da diese Ware in einer automatisierten Welt zunehmend überflüssig wird, müssen wir den Menschen in seinem Verhältnis zur Gesellschaft neu definieren.“ (Rifkin 1997)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil I: Theoretische Grundannahmen/Thesen zum Wandel der Arbeit
- Der Arbeitsbegriff im historischen Wandel
- Antike: Arbeit als Gegenwelt zur Gesellschaft
- Mittelalter und Bürgerzeit: Arbeitsgesellschaft als Ordnungsgesellschaft
- Reformation: Entwicklung der neuzeitlichen Arbeitsethik
- Moderne und Industriezeitalter: Die Arbeitsgesellschaft polarisiert
- Von der Industrie zu Dienstleistungen, Information und Kommunikation
- Zusammenfassung
- Aspekte von „Arbeit“ in der Gegenwart
- Bedeutung der Erwerbsarbeit als Existenzsicherung
- Identitäts- und Sinnstiftung durch Arbeit
- Arbeit als wert-volle, als Status bestimmende Tätigkeit
- Arbeitszeit in der Unterscheidung zu Freizeit
- Neue Anforderungen an die Arbeitswelt zu Beginn des 21. Jahrhunderts
- Gesellschaft
- Wirtschaft
- Unternehmen
- Arbeitnehmer
- Zukunftsprognosen
- Arbeitszeitmodelle in der Postmoderne
- Alternativen zur Erwerbsarbeit
- Exkurs: Der Nonprofit-Bereich als „Dritter Sektor”
- Zwischenergebnis
- Der Arbeitsbegriff im historischen Wandel
- Teil II: Beobachtungen aus der Lebens- und Arbeitswelt
- Grundlegende Überlegungen zur Sozialisation für und durch den Beruf
- Zur Ausbildung von Berufswahlkompetenzen in der Primärsozialisation
- Beobachtungen aus der Berufswahlpraxis von Jugendlichen
- Erwartungen an die Berufsanfänger
- Die Vorstellungen der Jugendlichen selbst
- Berufswahl in der Praxis
- Generelle Beobachtungen zu den Sinnvorstellungen von Jugendlichen
- Umfrage-Ergebnisse zu den Erwartungen von Jugendlichen
- Ansprüche an den Beruf
- Zukunftskonzepte/Lebenslauferwartungen
- Wertorientierungen
- Gegenüberstellungen Umfrage-Ergebnisse - Thesen zum Wandel der Arbeit
- Werden die in Teil I aufgestellten Thesen in der Praxis berücksichtigt?
- In welchen Bereichen gibt es Korrektur- und Handlungsbedarf?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Beurteilung des Arbeitsmarktes und seinen Auswirkungen auf die Lebensplanung von Jugendlichen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den ökonomischen Aspekten der Berufswahl, sondern auch auf der Identitätsfindung und den mentalen Anpassungen, die im Zuge der veränderten Arbeitswelt notwendig sind.
- Der Wandel des Arbeitsbegriffs im historischen Kontext
- Die Bedeutung der Arbeit für die Existenzsicherung, Identitätsbildung und Sinnstiftung
- Neue Anforderungen an die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert
- Die Berufswahlpraxis von Jugendlichen und ihre Erwartungen an die Berufswelt
- Die Interdependenz von Berufswahl und Identitätsfindung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen des Arbeitsmarktes für die Lebensplanung von Jugendlichen und die Bedeutung der Berufswahl für die Identitätsfindung.
- Teil I: Theoretische Grundannahmen/Thesen zum Wandel der Arbeit: Dieser Teil analysiert den Arbeitsbegriff im historischen Kontext und untersucht, wie sich die Bedeutung der Arbeit in verschiedenen Epochen verändert hat. Er beleuchtet die verschiedenen Aspekte von „Arbeit“ in der Gegenwart und diskutiert neue Anforderungen an die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert.
- Teil II: Beobachtungen aus der Lebens- und Arbeitswelt: Dieser Teil befasst sich mit der Berufswahlpraxis von Jugendlichen und ihren Erwartungen an die Berufswelt. Er untersucht die Sinnvorstellungen von Jugendlichen, ihre Ansprüche an den Beruf und ihre Zukunftskonzepte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Arbeitsmarkt, Berufswahl, Identitätsfindung, Jugend, Arbeitsbegriff, Wandel der Arbeit, neue Anforderungen, Zukunftsprognosen, Erwartungen, Berufswahlkompetenzen, Sinnvorstellungen und Lebenslauferwartungen.
- Arbeit zitieren
- Carola Nierendorf (Autor:in), 2002, Markt der Visionen oder Illusionen - Der Arbeitsmarkt im Hinblick auf die Berufswahl von Jugendlichen heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5723