Das Gesundheitswesen war in den letzten Jahren großen Umbrüchen unterworfen. Im Januar 2004 trat die Gesundheitsreform in Kraft und seither sehen sich die Patienten signifikanten Veränderungen ausgesetzt. Das Gesundheitssystem steht unter großem Einsparungsdruck, so dass die Bürger zunehmend dazu aufgefordert sind, Entscheidungen über Leistungen, Angebote und Versicherungen eigenständig zu treffen. Medikamente und andere medizinische Leistungen müssen immer öfter aus der eigenen Tasche bezahlt werden und die Versicherten sind deshalb gezwungen, Kosten und Nutzen der Produkte gegeneinander abzuwägen. Hinzu kommt der technologische Fortschritt in der Medizin, und damit eine wachsende Zahl der Behandlungsmethoden. Zurück bleiben oftmals überforderte und verwirrte Patienten. Diesen Gegebenheiten des deutschen Gesundheitssystems stehen Zuwächse bei den Internetnutzerzahlen gegenüber. Obwohl die Hochzeit des Internetbooms in Deutschland bereits Ende der 90-er Jahre erreicht wurde, wuchs 2003 der Anteil der Internetnutzer wieder schneller. Von 2002 auf 2003 stieg der Anteil der Internetnutzer von 44,1 Prozent auf 53,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein besonders großer Zuwachs war bei den 40-59-Jährigen zu verzeichnen. 3,6 Millionen neue Onliner kamen aus dieser Altersgruppe binnen eines Jahres hinzu. Dabei zeichnen sich zwei Grundstrukturen ab, durch die das Internet grundlegende Systemveränderungen auslösen oder beschleunigen kann. Zum einen verhilft das Internet mehr Menschen zu einem schnelleren und einfacheren Zugang zu mehr Informationen. Vor allem nichtprofessionelle Internetuser, wie etwa Patienten, haben einen besseren Zugang zu Informationen als bisher. Diese Chance der Informationsbeschaffung, die das Internet mit sich bringt, wird als „Informationsdimension der Internetrevolution“ bezeichnet. Zum anderen verbindet das Internet mehr Menschen direkt miteinander, als dies jemals zuvor möglich war. Diese Grundstruktur wird als „Netzwerkdimension der Internetrevolution“ bezeichnet. (van Eimeren/ Gerhard/ Frees 2003, S.338-340, Tautz 2002, S. 20) Diese zwei Entwicklungen - die steigende Eigenverantwortung des Patienten in einem immer komplexer werdenden Gesundheitssystem und die steigende Beliebtheit des Internets - führen dazu, dass das Internet als Informationsquelle und Kommunikationsmedium für Patienten und deren Angehörige eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Ein Potenzial der Internetnutzung liegt in der Herausbildung virtueller Gemeinschaften. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gesundheitskommunikation im Internet
- 2.1 Vorzüge des Internets im Vergleich zu anderen Medien
- 2.2 Anwendungen
- 3. Virtuelle Gemeinschaften
- 3.1 Merkmale virtueller Gemeinschaften
- 3.2 Systematisierung virtueller Gemeinschaften
- 3.3 Virtuelle Gemeinschaften als PR-Instrument
- 3.4 Motivation für die Teilnahme an virtuellen Gemeinschaften
- 3.5 Vorteile der Gesundheitskommunikation über virtuelle Gemeinschaften
- 4. Effekte der Gesundheitskommunikation über virtuelle Gemeinschaften
- 4.1 Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Patienten
- 4.2 Auswirkungen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis
- 5. Fazit
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Semesterarbeit befasst sich mit dem Einfluss des Internets auf die Gesundheitskommunikation, insbesondere mit der Rolle von virtuellen Gemeinschaften. Sie untersucht die Vorteile des Internets im Vergleich zu anderen Medien, die Merkmale und Funktionen virtueller Gemeinschaften sowie deren Bedeutung als PR-Instrument. Weiterhin werden die Motivation für die Teilnahme an virtuellen Gemeinschaften und die Auswirkungen der Gesundheitskommunikation über diese auf den Gesundheitszustand der Patienten und das Arzt-Patienten-Verhältnis analysiert.
- Gesundheitskommunikation im Internet
- Virtuelle Gemeinschaften und deren Merkmale
- Motivation für die Teilnahme an virtuellen Gemeinschaften
- Auswirkungen der Gesundheitskommunikation über virtuelle Gemeinschaften
- Potenziale und Risiken von virtuellen Gemeinschaften in der Gesundheitskommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Veränderungen im deutschen Gesundheitssystem und die steigende Eigenverantwortung des Patienten. Die zunehmende Nutzung des Internets als Informationsquelle und Kommunikationsmedium im Gesundheitswesen wird im Kontext der „Informationsdimension der Internetrevolution“ und der „Netzwerkdimension der Internetrevolution“ betrachtet.
Das zweite Kapitel widmet sich den Vorzügen des Internets im Vergleich zu anderen Medien. Die Konsumentenzentriertheit des Internets, die sich in der Möglichkeit des Publizierens, in den Feedback-Kanälen und der Flexibilität und Geschwindigkeit zeigt, wird hervorgehoben. Es wird deutlich, dass das Internet Patienten einen direkteren Zugang zu Gesundheitsinformationen und die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Betroffenen bietet.
Das dritte Kapitel definiert E-Health und beschreibt, wie sich die Laienöffentlichkeit neue Technologien im Gesundheitswesen aneignet. Die Auswirkungen auf die soziale Interaktion in der Gesundheitsversorgung, insbesondere auf die Arzt-Patienten-Beziehung und Selbsthilfegruppen, werden betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Gesundheitskommunikation, Internet, virtuelle Gemeinschaften, E-Health, Arzt-Patienten-Verhältnis, Informationsdimension der Internetrevolution, Netzwerkdimension der Internetrevolution, Selbsthilfegruppen und PR-Instrument.
- Quote paper
- Dipl. rer.com. Verena Pohl (Author), 2004, Virtuelle Gemeinschaften in der Gesundheitskommunikation - das Internet als Informations- und Diskussionsforum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57673