David Easton hat in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit seinen systemtheoretischen
Überlegungen zum Begriff des politischen Systems der Politikwissenschaft – und dort besonders dem Forschungsfeld der politischen Theorie – entscheidende Impulse gegeben. Als Vertreter des Behavioralism sah sich Easton in der Rolle eines Wissenschaftlers, der für eine enge Verbindung zwischen theoretischen Konzepten und empirischen Untersuchungen eintrat. Eastons Überlegungen gipfelten 1965 in der Veröffentlichung seiner beiden zentralen Werke, in denen er detailliert sein Konzept eines politischen Systems und der darin auftauchenden Prozesse vorstellte. Easton markierte so wesentliche Begriffe und Bestandteile des politischen Prozesses – seine Ausführungen dienten für zahlreiche empirische Studien als Grundlage.
Doch sorgte Easton mit seinen theoretischen Überlegungen nicht nur für begeisterte Zustimmung in den Sozialwissenschaften. Nicht lange nach dem Erscheinen seiner bei-den Werke wurde sein Ansatz im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen ab Ende der 1960er Jahre von vielen als Affront aufgefasst, gegen den es zu kämpfen galt. We-sentlicher Bestandteil war dabei die Unabhängigkeit von der Ausprägung eines politi-schen Systems in Eastons Ausführungen. Nicht länger sollte es um eine bloße theoreti-sche Untersuchung von Prozessen gehen, sondern handfeste Probleme waren an der Tagesordnung, die der Aufmerksamkeit der Wissenschaft bedurften. Die Kritik von Seiten der Politikwissenschaftler erstreckte sich dabei in verschiedene Bereiche von Eastons Ausführungen: Astin (1972) warf ihm beispielsweise eine inkonsistente Ver-wendung des Systembegriffs vor, mehr noch sogar eine Überbetonung von Strukturen des politischen Prozesses bei gleichzeitiger Vernachlässigung von konkreten Problemen, die es zu lösen galt. Miller (1971) und Waschkuhn (1987) mahnten bei Easton die fehlende normative Orientierung seiner Arbeit an und sahen Schwächen in der Zielfor-mulierung seiner Theorie („persistence“). Auch die unklare Gestaltung des eigentlichen politischen Systems und der Allgemeinheitscharakter von Eastons Modell gaben Anlass zur Kritik. In dieser Arbeit geht es daher um die Fragestellung, in welcher Hinsicht David Eastons Theorie eines politischen Systems angreifbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eastons Theorie des politischen Systems
- Umwelt
- Inputs
- Das politische System
- Outputs
- Feedback-Schleife
- Kritik an Eastons Theorie des politischen Systems
- Die Verwendung widersprüchlicher Systembegriffe
- Die Persistenz des Systems als wesentliches Ziel
- Strukturen und Akteure im politischen Prozess
- Das Problem der Macht
- Das Problem der „Black Box“
- Die Allgemeinheit des Modells
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit David Eastons Theorie des politischen Systems und analysiert die Kritikpunkte, die gegen seinen systemtheoretischen Ansatz vorgebracht wurden. Ziel ist es, die Schwächen und Angreifbarkeit von Eastons Modell aufzuzeigen.
- Verwendung des Systembegriffs
- Persistenz des Systems als Ziel
- Strukturen und Akteure im politischen Prozess
- Macht und Einfluss im politischen System
- Das Problem der "Black Box" und die Allgemeingültigkeit des Modells
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in Eastons Systemtheorie, die das Grundgerüst seines Modells des politischen Systems erläutert. Das Modell umfasst die Umwelt, die Inputs (Forderungen und Unterstützung), das politische System selbst, die Outputs (Entscheidungen und Maßnahmen) sowie die Feedback-Schleife, die die Auswirkungen der Outputs auf die Inputs zurückführt. Anschließend wird die Kritik an Eastons Theorie beleuchtet, wobei verschiedene Aspekte wie die Inkonsistenz des Systembegriffs, die Überbetonung von Strukturen und die fehlende normative Orientierung des Modells näher beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Begriffe und Themen, die in David Eastons Theorie des politischen Systems behandelt werden. Dazu zählen die Systemtheorie, das politische System, Inputs, Outputs, Feedback-Schleife, Umwelt, Macht, Strukturen, Akteure und die Kritik an Eastons Modell.
- Arbeit zitieren
- Johannes Neufeld (Autor:in), 2006, In welcher Hinsicht ist David Eastons Theorie des politischen Systems angreifbar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57915