Der ältere (oder alte) Mann, der sich in eine jüngere (oder sehr junge) Frau verliebt, ist nicht erst seit NabokovsLolitaein verbreitetes Motiv der Literatur, das immer wieder variiert wird. Der alte Mann zeichnet sich gemeinhin durch Weisheit und Würde aus, während er „Leidenschaft und Liebe, sowie die Verwirrtheit aus beidem“ überwunden zu haben glaubt. Verliebt er sich in eine jüngere Frau, so brechen diese Gefühle meist wieder über ihn herein, er muss sich selbst neu hinterfragen. Abgesehen von der Komik, die aus der Disproportion von schöner junger Frau und Mann an der Schwelle zum Alter hervorgehen kann, ist diese „Neuerfindung“ des Alten durch die Liebe zur Jungen das zweite Thema, das in diesem Zusammenhang immer wieder behandelt wird. Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit jener zweiten Möglichkeit, dargestellt an Goethes Novelle Ein Mann von funfzig Jahren,sowie dem 1991 erschienenen englischen Roman Damage von Josephine Hart, verfilmt von Louis Malle. In beiden Fällen ist der alte Mann in die Frau verliebt, die eigentlich seinem Sohn zugedacht ist. Zudem befinden sich beide Hauptfiguren an der Altersgrenze von fünfzig Jahren. Zwar ist einzuwenden, dass ein Mann dieses Alters, der, an der heutigen Lebenserwartung gemessen, noch etwa ein gutes Drittel seines Lebens vor sich haben kann, nicht als „alt“ zu bezeichnen ist. Demoskopie und Marktforschung jedoch ziehen auch heute meist eine Grenze bei diesem Alter. Als konsumfreudigere Gruppe sind die Personen von vierzehn bis neunundvierzig Jahren umworben, für die „Generation 50 plus“ gibt es hingegen eigene Arbeitsmarktinitativen, Kontaktbörsen, Hotels, ja sogar eigene Greenpeace-Untergruppen. Wer heute älter als fünfzig Jahre ist, kann demzufolge zugleich ein aktives Arbeits-, Sozial-und Liebesleben führen und zur Zielgruppe für barrierefreie Badewannen gehören. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Die Lebensgrenze von fünfzig Jahren
- II. Zwei Bilder des „Verliebten Alten“
- II. 1 Goethe
- II. 2 Hart/Malle
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Motiv des „verliebten Alten“, das in der Literatur immer wieder auftaucht und verschiedene Aspekte beleuchtet. Sie analysiert zwei literarische Beispiele – Goethes Novelle „Ein Mann von funfzig Jahren“ und Josephine Harts Roman „Damage“ – um das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
- Die Lebensgrenze von fünfzig Jahren als Wendepunkt im Leben des Mannes
- Die körperlichen und psychischen Veränderungen, die mit dem Älterwerden einhergehen
- Das Motiv der Liebe zwischen einem älteren Mann und einer jüngeren Frau
- Der Konflikt zwischen jugendlicher Verliebtheit und den Realitäten des Alters
- Die Darstellung des „verliebten Alten“ in Literatur und Film
Zusammenfassung der Kapitel
I. Die Lebensgrenze von fünfzig Jahren
Der erste Teil der Arbeit beleuchtet die gesellschaftliche Wahrnehmung des Mannes ab fünfzig Jahren und stellt die Besonderheiten dieser Lebensgrenze dar. Es wird gezeigt, dass diese Altersgrenze im 18. Jahrhundert als Beginn des Alters betrachtet wurde und auch heute noch eine wichtige Rolle in verschiedenen Lebensbereichen spielt. Der Fokus liegt auf den körperlichen und psychischen Veränderungen, die mit dem Älterwerden einhergehen, und auf den Herausforderungen, die sich dem Mann in diesem Lebensabschnitt stellen.
II. Zwei Bilder des „verliebten Alten“
II. 1 Goethe
Dieser Teil analysiert Goethes Novelle „Ein Mann von funfzig Jahren“ und beleuchtet die Darstellung des „verliebten Alten“ im Kontext der Erzählung. Der Fokus liegt auf den Gründen, warum der Major sich schließlich gegen Hilarie entscheidet und wie Goethe das von ihm selbst mehrfach entworfene Handlungsschema der unglücklichen Liebe zwischen alt und jung variiert.
II. 2 Hart/Malle
Dieser Abschnitt beleuchtet Josephine Harts Roman „Damage“ und analysiert die Darstellung des „verliebten Alten“ in dieser Geschichte. Es wird untersucht, wie die Beziehung zwischen Dr. Flemming und Anna durch die Lebensgrenze von fünfzig Jahren beeinflusst wird und welche gesellschaftlichen und psychologischen Aspekte in der Beziehung eine Rolle spielen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen „verliebter Alter“, „Lebensgrenze“, „Altersbilder“, „Liebe über Kreuz“, „Goethe“, „Josephine Hart“, „Damage“, „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, „Ein Mann von funfzig Jahren“, „gesellschaftliche Normen“, „körperliche Veränderungen“ und „psychische Herausforderungen“.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2006, Metamorphosen und Häutungen. Zwei Bilder des "verliebten Alten", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58184