Volksverdummung, Moralverfall, Kulturverlust - nur eine kleine Auswahl der wenig schmeichelhaften Schlagwörter, mit denen das Fernsehen regelmäßig bedacht wird. Alle tun es und jeder schimpft darüber. So auch Fred Openkör, der Protagonist in Heiko Michael Hartmanns Debütroman „MOI“, auch wenn in seinem Fall die tägliche Nonstop-Berieselung kein freiwillig gewähltes Schicksal ist. Infiziert mit einem mysteriösen Virus, ist er in einem Krankenhauszimmer mit seinen fernsehsüchtigen Leidensgenossen gefangen - allen voran der Kioskverkäufer Dupek, der ihm mit monatelanger Dauerbeschallung, Zappingterror und Programmstreitereien schon mal einen Vorgeschmack auf das nahe Ende liefert. Dieser rundum negativen Haltung was das Fernsehens angeht, steht Joshua Meyrowitz’ eher optimistische Sichtweise gegenüber. In „Die Fernsehgesellschaft“ entwickelt der amerikanische Medientheoretiker die Hypothese, dass die traditionellen Unterschiede zwischen Menschen durch eine Trennung in separate Erfahrungswelten bewirkt und durch die Printmedien gestärkt werden. Die neuen Kommunikationsmittel wie Fernsehen, Telefon und Computer verwischen hingegen die Grenzlinie verschiedener Gruppen, indem sie vorher getrennte Situationen miteinander kombinieren. Daher führen die elektronischen Medien, so Meyrowitz, zu einer Demokratisierung und heben die Kluft zwischen Männern und Frauen, Kindern und Erwachsenen und Mächtigen gegenüber Schwachen auf lange Sicht auf. Ausgehend von diesen beiden kontroversen Standpunkten möchte ich in meiner Hausarbeit folgenden Fragestellungen nachgehen: Wie und wodurch verändern die neuen Medien, vor allem das Fernsehen, soziale Situationen sowie dazugehöriges Rollenverhalten? Inwieweit spiegelt sich Meyrowitz’ Theorie in Hartmanns „MOI“ wider? Dabei werde ich zunächst Meyrowitz’ Thesen darstellen, um dann seinen Befund an den jeweiligen Textstellen in „MOI“ zu illustrieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ursprünge der Theorie
- Das Medium
- Der Unterschied zwischen gedruckten und elektronischen Kommunikationsmedien
- Der Wandel von öffentlichem zu privatem Verhalten
- Der Unterschied zwischen gedruckten und elektronischen Kommunikationsmedien
- Die Situation
- Das Verhältnis von Ort und Situation
- Der Wandel der Situation durch die neuen Medien
- Die Rolle
- Gruppenidentität
- Sozialisation
- Hierarchie
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht den Einfluss der neuen Medien, insbesondere des Fernsehens, auf soziale Situationen und das damit verbundene Rollenverhalten. Dabei wird die Theorie von Joshua Meyrowitz in Bezug auf Heiko Michael Hartmanns Roman „MOI“ analysiert, um zu erforschen, inwieweit sich Meyrowitz' Thesen in Hartmanns Werk widerspiegeln.
- Der Einfluss von Medien auf die Gestaltung sozialer Situationen
- Der Wandel von Rollenverhalten durch die neuen Medien
- Die Rolle des Fernsehens in der modernen Gesellschaft
- Die Kritik an der Fernsehgesellschaft im Roman „MOI“
- Die Verbindung von Medientheorie und sozialer Interaktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die kontroversen Standpunkte zum Einfluss des Fernsehens vor. Kapitel 1 beleuchtet die Ursprünge von Meyrowitz' Theorie, die auf den Forschungszweigen des „Situationismus“ und der „Medientheorie“ basiert. Kapitel 2 analysiert den Unterschied zwischen gedruckten und elektronischen Kommunikationsmedien. Kapitel 3 untersucht die Situation und das Verhältnis von Ort und Situation im Kontext der neuen Medien, während Kapitel 4 die Rolle der Medien im Hinblick auf Gruppenidentität, Sozialisation und Hierarchie beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusgebiete der Arbeit sind: neue Medien, Fernsehen, soziale Situationen, Rollenverhalten, Medientheorie, „Situationismus“, Joshua Meyrowitz, Heiko Michael Hartmann, „MOI“, Demokratisierung, Medienkonsum, Fernsehsüchtige, Gesellschaftliche Transformation, Medienkritik, Gruppenidentität, Sozialisation, Hierarchie.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Sarah Stricker (Autor:in), 2002, Fernsehsucht oder - Emanzipation? Joshua Meyrowitz' 'Die Fernsehgesellschaft' im Spiegel von Heiko Michael Hartmanns Roman 'MOI' , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58777