Zur Vielfalt der Relationen zwischen Anaphern und Antezedenten


Seminararbeit, 2006

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Theoretischer Rahm
1.1. Definition – Anapher
1.2. Definition – Antezedent

2. Koreferenz und Anaphernverstehen
2.1. Standardannahmen zum Anaphernverstehen
2.2. Diskontinuierliche Antezedenten und Anaphern
2.2.1. Plurale Anapher
2.2.2. Situationsanaphern
2.3. Abweichungen von Standardannahmen zu Anaphern
2.3.1. Genus- und Numeruskongruenz zwischen Antezedent und Anapher
2.3.2. Ambiguitäten bei Anaphern
2.3.3. Indirekte Anaphern ohne Antezedenten
2.3.4. Veränderung der Referenten
2.3.5. „Faulheitspronomina“

3. Zusammenfassun

4. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Die vorliegende Arbeit versucht einen Einblick in die Vielfalt der Relationen, die zwischen Anaphern und Antezedenten bestehen können, zu vermitteln und beschäftigt sich mit der Frage, welche Regularitäten bewirken, dass es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten der anaphorischen Beziehungen gibt. Dabei soll ein allgemeiner Überblick über anaphorische Ausdrücke in natürlicher Sprache anhand von zahlreichen Beispielen gegeben werden.

Welcher Art die Zusammenhänge zwischen Anapher und Antezedent in einer Satzfolge sein können, ist eine Fragestellung, die in dieser Arbeit zum Tragen kommt.

Der erste Teil liefert zunächst den theoretischen Hintergrund für die Anaphern. Es wird mit einer allgemeinen Definition der Anaphern und der Antezedenten und mit ihrer Beschreibung als referentielles Phänomen begonnen. Daher wird ausführlich auf die Frage eingegangen, wann ein sprachlicher Ausdruck im Normalfall als Anapher betrachtet werden kann. Dazu werden verschiedene wesentliche Eigenschaften der Anaphern beschrieben. Es folgt dann die Präsentation von Fällen, die von Standardannahmen bei Anaphern deutlich abweichen. Geklärt werden soll auch, inwiefern diese Problembereiche den typischen Charakteristika von Anaphern widersprechen.

Bei der Analyse werde ich mich vor allem auf die Ausführungen von Schwarz[1] und Consten[2] berufen.

1. Theoretischer Rahmen

1.1. Definition – Anapher

Die einzelnen Sätze eines Textes befinden sich in einer spezifischen Abhängigkeit voneinander, so dass man in der Lage ist, ihre Aufeinanderfolge als einen zusammen-hängenden Text zu erkennen.[3] Der Zusammenhang von Text- oder Äußerungsteilen[4] wird Kohäsion genannt und durch grammatische und lexikalische Mittel des Sprachsystems ausgedrückt.

„Kohäsionsmittel lassen sich grob zwei Gruppen zuordnen, nämlich einerseits der Rekurrenz, der Wiederkehr bestimmter Elemente, andererseits der Konnexion, expliziten Verknüpfungsmitteln wie insbesondere Konjunktionen.“[5]

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Beschreibung und Erklärung von Anaphern, die als eines der wichtigsten Elemente zu betrachten sind, die das Ausdrücken von Kohäsion ermöglichen. Im Allgemeinen ist die Rede von Koreferenz, da die anaphorischen Ausdrücke bereits vorher Erwähntes wieder aufnehmen.

Der Begriff „Anapher“ hat seinen Ursprung in der klassischen Rhetorik, wo er als eine Redefigur verstanden wird, die in der Wiederholung eines Wortes oder einer ganzen Phrase besteht. Durch die Wanderung dieses Begriffs von der Rhetorik in die Grammatik wird die Anapher auch als grammatisches Phänomen untersucht, wobei sie eine neue Bedeutung bekommen hat. In der diesbezüglichen Forschungsliteratur gibt es zahlreiche Definitionen von Anaphern, die in der Tat grundlegende Gemeinsamkeiten aufzeigen. Aus diesem Grund wird hier mit einem sehr allgemeinen Definitionsansatz begonnen.

„Anapher nennt man in der Linguistik sprachliche Ausdrücke, mit denen Sprachbenutzer auf einen bereits erwähnten Referenten im Text oder Diskurs erneut Bezug nehmen.“ (Schwarz 1997: 445)

Demnach erscheint die Rückbezüglichkeit der Anapher auf ein sprachliches Element des Vortextes als ein typisches Merkmal, was die Ursache dafür ist, dass die Anapher mit den Pronomen und der Koreferenz zusammen untersucht wurde. Pronomina erweisen sich als semantisch leer, und „auf was ein Sprecher oder Schreiber mit einem Pronomen referiert, ist deshalb nur im Rückbezug auf einen jeweiligen Kontext entscheidbar“. (Schecker 1996: 161) Aus dem Grunde, dass viele anaphorische Ausdrücke dem Rezepienten zusätzliche Informationen und neue Charakteristika des entsprechenden Referenten übermitteln können, werden sie nicht nur mittels Pronomina realisiert, sondern auch durch Nominalphrasen.

Die geläufige Auffassung repräsentiert, dass die anaphorischen Ausdrücke nicht nur auf Koreferenz basieren; sie befinden sich auch in einer Abhängigkeit zu einem Antezedenten. Diese Abhängigkeit wird erst im Laufe dieser Arbeit deutlich werden.

„Mit anaphorischen Ausdrücken verweist ein Sprecher im Text rückwärts auf ein vorangegangenes Textelement. Dabei ist die Redeweise von der `Rückbezüglichkeit` nicht so zu verstehen, daß der anaphorische Ausdruck auf den Antezedens – Ausdruck referiert[…]. Vielmehr benennt der Sprecher mit einem anaphorischen Ausdruck zum zweiten Male den (außersprachlichen) Referenten, der vorher mit dem Antezedens – Ausdruck benannt wird.“ (Schwarz 2000 : 53)

Folglich wäre die Annahme, dass die Anapher auf den Antezedens referiert, sehr problematisch. Wie es sich ergeben wird, referiert die Anapher nicht auf den Antezedens, sondern auf dieselbe Einheit, auf die auch der Antezedent referiert. In anderen Worten ausgedrückt, erweist sich die Referenz als eine Eigenschaft der Anapher und des Antezedens. Um die Kontinuität der textuellen Referenz zu erhalten, müssen sich die Anaphern und die Antezedenten in einer angemessenen Nähe im Text befinden, sonst wäre die Zuordnung der beiden Ausdrücke schwieriger und relativ aufwendiger.[6] Damit die Beziehung zwischen dem anaphorischen Ausdruck und dem Antezedenten erklärt werden kann, benötigt man in einem ersten Schritt eine Festlegung des Begriffs des Antezedenten.

1.2. Definition – Antezedens

Als Antezedens bezeichnet man den ersten sprachlichen Ausdruck, mit dem der Referent zum ersten Mal in einem bestimmten Text benannt wird.

„Er fungiert als Bezugspunkt für alle weiteren Verweisungen auf diesen Referenten. Durch den Antezedenten wird (normalerweise) Referenz auf die Welt bzw. eine bestimmte Textwelt etabliert. Alle nachfolgenden Ausdrücke, die dann denselben Referenten benennen, sind anaphorischer Art.“ (Schwarz 2000 : 57)

Man könnte behaupten, dass sich die Begriffe der Anapher und des Antezedens durch die zwischen ihnen existierende anaphorische Beziehung gegenseitig erklären, weil der Referent einer Anapher eigentlich mit Hilfe des Antezedens bestimmt werden kann. Im Wesentlichen hängt die Interpretation des anaphorischen Ausdrucks vom Antezedens – Ausdruck ab.

„Anaphora is the special case of cohesion where the meaning (sense and/or reference) of one item ..(the anaphor) …can only be properly interpreted by considering the meaning(s) of the other item(s) in the relationship (the antecedent(s)).” (Carter [1987: 33] wiederum aus Schwarz [2000 : 58])

[...]


[1] Schwarz, Monika: Indirekte Anaphern in Texten. Studien zur domänengebundenen Referenz und Kohärenz im Deutschen. Tübingen: Max Niemezer Verlag 2000

[2] Consten, Manfred: Anaphorisch oder deiktisch? Zu einem integrativen Modell domänengebundener Referenz. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 2004

[3] Vgl. Palek, Bohumil: Textverweis (Cross-Reference). Ein Beitrag zur Hypersyntax. In: Textlinguistik. Hrsg. von Wolfgang Dressler. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1978, S. 167 – 184

[4] Vgl. Kohärenz und Kohäsion. In: Text- und Gesprächslinguistik. HSK 16.1. Berlin: de Gruyter 2000, S. 275 - 279

[5] Vgl. Adamzik, Kirsten: Textlinguistik. Eine einführende Darstellung. Tübingen: Max Niemayer Verlag 2004, S. 140

[6] Schecker, Michael: `Kontakt` vs. Distanz: Systematik und Funktionsweise von Pronominalisierungen im Text. In: Pro – Formen des Deutschen. Hrsg. von Marie – Hèlène Pèrnnec. Tübingen: Stauffenburg Verlag 1996, S. 161 - 177

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Zur Vielfalt der Relationen zwischen Anaphern und Antezedenten
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Deutsch als Fremdsprache)
Veranstaltung
Textstrukturen
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V60039
ISBN (eBook)
9783638538077
ISBN (Buch)
9783640143719
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vielfalt, Relationen, Anaphern, Antezedenten, Textstrukturen
Arbeit zitieren
Elmira Nedelcheva (Autor:in), 2006, Zur Vielfalt der Relationen zwischen Anaphern und Antezedenten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60039

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