Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten, jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Die Stärken - und auch die Schwächen - zu entdecken und das Beste daraus zu machen verdient Anerkennung und Förderung. Ob in Schule, Studium oder Beruf - das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) versucht die unterschiedlichen Begabungen und Talente zu finden und zu fördern. Die Begabtenförderung beschränkt sich derzeit jedoch im Wesentlichen auf das BMBF-Programm "Begabtenförderung berufliche Bildung" und ist auf eine Förderung nicht während, sondern erst nach Abschluss der beruflichen Ausbildung gerichtet. Wesentliches Förderkriterium ist die Note der Ausbildungsabschlussprüfung. Besonders leistungsstarke Absolventen einer anerkannten dualen Berufsausbildung werden mit Hilfe von Kostenzuschüssen für 3 Jahre in ihrer persönlichen und beruflichen Weiterbildung unterstützt. Dieses Förderprogramm wird derzeit nicht systematisch ergänzt durch eine berufliche Begabtenförderung, die frühzeitig in den beruflichen Schulen und den Ausbildungsbetrieben, also während der Berufsausbildung ansetzt. Begabungspotentiale in der Berufsausbildung werden u.U. nicht rechtzeitig genug erkannt, unterstützt und gefördert. Vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Zugangs zu höheren allgemeinen Bildungsgängen, in Verbindung mit dem Erwerb der Hochschulreife, ist die Identifizierung und Förderung beruflich besonders begabter und befähigter Jugendlicher bereits während des Ausbildungsverlaufs jedoch immer notwendiger.
Nach Auskunft befragter Betriebe wird der Anteil der leistungsstarken Jugendlichen in der betrieblichen Ausbildung - bezogen auf die Gesamtzahl der Auszubildenden - auf 5-10% eingeschätzt. Daher sollte das bestehende BMBF-Förderprogramm ausgebaut und erweitert werden. "Es sollte sich nicht nur vornehmlich an leistungsstarke Absolventen beruflicher Ausbildung richten und die angebotenen Fördermaßnahmen im allgemeinen auf berufsbegleitende Weiterbildung, wie Fremdsprachen, Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Betriebswirtschaft und EDV, konzentrieren, sondern auf die Förderung besonders befähigter Jugendlicher während der betrieblichen Ausbildung ausgedehnt werden."
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung 'berufliche Begabung'
3. Woran erkennt man einen leistungsstarken Jugendlichen?
3.1. Kriterien zur Auswahl leistungsstarker Jugendlicher
3.2. Probleme bei der Erkennung leistungsstarker Jugendlicher
4. Fördermaßnahmen und Qualifizierungsziele
5. Der Modellversuch "LAnf"
5.1. Hintergrund und Ziele des Modellversuchs
5.2. Die Konzeption des Modellversuchs
5.3. Die praktische Umsetzung
6. Nutzen der Begabtenförderung berufliche Bildung
6.1. Nutzen für den Auszubildenden
6.2. Nutzen für die Betriebe
7. Fazit
8. Abbildungsverzeichnis
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten, jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Die Stärken - und auch die Schwächen - zu entdecken und das Beste daraus zu machen verdient Anerkennung und Förderung. Ob in Schule, Studium oder Beruf - das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) versucht die unterschiedlichen Begabungen und Talente zu finden und zu fördern. Die Begabtenförderung beschränkt sich derzeit jedoch im Wesentlichen auf das BMBF-Programm "Begabtenförderung berufliche Bildung" und ist auf eine Förderung nicht während, sondern erst nach Abschluss der beruflichen Ausbildung gerichtet. Wesentliches Förderkriterium ist die Note der Ausbildungsabschlussprüfung. Besonders leistungsstarke Absolventen einer anerkannten dualen Berufsausbildung werden mit Hilfe von Kostenzuschüssen für 3 Jahre in ihrer persönlichen und beruflichen Weiterbildung unterstützt. Dieses Förderprogramm wird derzeit nicht systematisch ergänzt durch eine berufliche Begabtenförderung, die frühzeitig in den beruflichen Schulen und den Ausbildungsbetrieben, also während der Berufsausbildung ansetzt. Begabungspotentiale in der Berufsausbildung werden u.U. nicht rechtzeitig genug erkannt, unterstützt und gefördert. Vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Zugangs zu höheren allgemeinen Bildungsgängen, in Verbindung mit dem Erwerb der Hochschulreife, ist die Identifizierung und Förderung beruflich besonders begabter und befähigter Jugendlicher bereits während des Ausbildungsverlaufs jedoch immer notwendiger.[1]
Nach Auskunft befragter Betriebe wird der Anteil der leistungsstarken Jugendlichen in der betrieblichen Ausbildung - bezogen auf die Gesamtzahl der Auszubildenden - auf 5 - 10 % eingeschätzt. Daher sollte das bestehende BMBF-Förderprogramm ausgebaut und erweitert werden. "Es sollte sich nicht nur vornehmlich an leistungsstarke Absolventen beruflicher Ausbildung richten und die angebotenen Fördermaßnahmen im allgemeinen auf berufsbegleitende Weiterbildung, wie Fremdsprachen, Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Betriebswirtschaft und EDV, konzentrieren, sondern auf die Förderung besonders befähigter Jugendlicher während der betrieblichen Ausbildung ausgedehnt werden."[2]
Thema dieser Hausarbeit soll daher sein, die Möglichkeiten und Verfahren der Begabtenförderung bereits während der betrieblichen Ausbildungszeit darzustellen, also noch bevor das Förderprogramm des BMBF zum Greifen kommt. Als Beispiel soll der bereits erfolgreich abgeschlossene Modellversuch "Leistungsstarke Auszubildende nachhaltig fördern" (LAnf) genannt werden, welcher in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), welches der Rechtsaufsicht des BMBF unterstellt ist, durchgeführt wurde.
2. Begriffsklärung 'berufliche Begabung'
Um sich näher mit dem Thema Begabtenförderung befassen zu können, muss dieser Begriff zunächst bestimmt werden. "Leider liegt jedoch keine anerkannte Definition beruflicher Begabung vor, geschweige denn ein bewährtes theoretisches Modell der Entstehung beruflicher Begabung."[3]
Bei der Entwicklung von Kriterien und Instrumenten zur Diagnose beruflicher Begabung sind im wesentlichen die zu einem bestimmten Zeitpunkt entwickelten und erlernten Fähigkeiten, Fertigkeiten und das Wissen, die die besonders erfolgreiche Ausübung eines Berufes ermöglichen, von Interesse. Es geht also um berufliche Talente.
Der einzige in der Literatur zu findende Ansatz einer genauen Bestimmung beruflicher Begabung geht auf Bartenwerfer zurück und implementiert, dass Aspekte aus den Komponenten allgemeiner Begabung auch für berufliche Begabung relevant sei. Hierzu zählen seiner Ansicht nach sowohl die allgemeine Intelligenz, als auch die soziale Intelligenz, ein gutes Gedächtnis, Kreativität, schnelles Denken, Engagement und Zielstrebigkeit, günstige Umweltbedingungen usw.[4]
Diese und noch weitere Faktoren werden in vier Kategorien zusammengefasst. "Er betrachtet herausragendes Niveau in allen Kategorien als Voraussetzung für die Annahme einer beruflichen Hochbegabung:
1. Befähigung bezüglich Intelligenz und Persönlichkeit,
2. Arbeitsmotivation mit Berücksichtigung der rivalisierenden Motivation einschließlich Selbstkonzept,
3. verarbeitete schulische und außerschulische Bildungsmenge bzw. Menge der verfügbaren leistungsrelevanten Erfahrungen,
4. Förderung von Hochleistungen durch die Umwelt."[5]
3. Woran erkennt man einen leistungsstarken Jugendlichen?
Für die Beschreibung und Identifizierung besonders leistungsstarker Jugendlicher in der betrieblichen Ausbildung sind nach den zuvor genannten Kategorien vor allem die Persönlichkeits-, Motivations-, Leistungs- und Schlüsselqualifikations- Faktoren von ausschlaggebender Bedeutung. Fachwissen und Fachkenntnisse sowie geschickter Umgang mit Problemen, Werkzeugen und Material spielen zwar auch eine wichtige, jedoch in der Ausbildung ergänzbare Rolle, darin sind sich fast alle Ausbildungsbetriebe weitgehend einig.[6]
3.1. Kriterien zur Auswahl leistungsstarker Jugendlicher
Als besondere Qualifikation von leistungsstarken Jugendlichen werden die im Folgenden genannten Eigenschaften immer wieder hervorgehoben:
- Engagement
- Selbständigkeit
- Sozialkompetenz
- Unterstützung für andere Auszubildende
- Teamfähigkeit
- Auffassungsgabe
- verkäuferische Fähigkeiten
- Kundenorientierung
- Leistungen in der Fachtheorie
- Leistungen in der innerbetrieblichen Unterweisung
- Leistungen in der Berufsschule[7]
Generell lässt sich sagen, dass sich besonders leistungsstarke Auszubildende durch größeres Engagement, durch mehr Eigeninitiative, durch erweiterte Lern- und Beteiligungsbereitschaft und auch höhere Fähigkeiten und Kenntnisse gegenüber dem durchschnittlichen Auszubildenden auszeichnen. So werden Fachkenntnisse und Fachfertigkeiten bereits während der Ausbildung vermittelt, falls sie nicht sogar schon teilweise mitgebracht worden sind. Dabei kann sich die Art der Begabung der Auszubildenden in ganz unterschiedlicher Form zeigen: Die einen zeichnen sich durch genaueres und konzentrierteres Arbeiten sowie höhere Qualität und Fehlerfreiheit aus, andere hingegen fallen durch Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Selbständigkeit oder Pünktlichkeit positiv auf. Die Art der beruflichen Begabung ist also ganz unterschiedlich - "Selten gibt es allerdings Überflieger, die in allen Bereichen leistungsstark sind."[8]
3.2. Probleme bei der Erkennung leistungsstarker Jugendlicher
So eindeutig die oben angeführten Punkte zur Erkennung einer beruflichen Begabung auch erscheinen mögen, so kristallisiert sich dies in der Praxis leider nicht zweifelsfrei heraus. Grund dafür ist z.B. die unterschiedliche Beurteilung des Auszubildenden durch Betriebsmitglieder und Ausbilder, wenn verschiedene Beurteilungsmaßstäbe zugrunde gelegt werden. Auch "Fachabteilungsbezogen können durchaus differenzierte Maßstäbe herangezogen werden, die nicht allgemeingültig sein müssen."[9]
Daneben spielt der eigene Berufsweg und Charakter des Ausbilders, sowie die mehr oder weniger stark ausgeprägte Sympathie gegenüber dem Auszubildenden eine entscheidende Rolle. Des weiteren ist dem Zeitpunkt der Erkennung der beruflichen Begabung besondere Aufmerksamkeit zu schenken: Dies kann bereits beim Einstellungstest geschehen, am ersten oder zweiten Tag, zum Ende der Probezeit wenn der Jugendliche selbstsicherer wird, oder aber auch erst nach ein bis zwei Jahren.
Hinzu kommt die Bandbreite der gegenwärtig etwa 350 existierenden anerkannten Ausbildungsberufe, die unterschiedliche berufliche Anforderungen bedingen können. "Somit kann man also wie schon im Bereich der allgemeinen Begabung so auch im Bereich der beruflichen Begabung nicht von einer Begabung sprechen, sondern muss von einem sehr facettenreichen Konstrukt ausgehen."[10]
Erschwert oder sogar verhindert wird die Erkennung der beruflichen Begabung zum Teil auch durch Schwankungen bzw. Veränderungen besonderer Leistungsstärke. Ein solches unkontinuierliches Leistungsbild liegt meistens im persönlichen oder sozialen Umfeld des Auszubildenden, wie z.B. der Freundeskreis, der Freund/ die Freundin oder vielleicht der Auszug aus dem Elternhaus.[11] Das Alter und die Reife des Jugendlichen ist hierbei ein entscheidender Faktor.
[...]
[1] Vgl. Helmut Pütz, Selten sind die Überflieger, Bielefeld 1998, S. 5
[2] Ebenda, S. 5
[3] Rudolf Manstetten (Hrsg.), Begabtenförderung in der beruflichen Bildung, Göttingen Bern Toronto Seattle 1996, S. 100
[4] vgl. ebenda, S. 107
[5] Ebenda, S. 107f
[6] vgl. Helmut Pütz, Selten sind die Überflieger, Bielefeld 1998, S. 22
[7] vgl. ebenda, S. 22
[8] Helmut Pütz, Selten sind die Überflieger, Bielefeld 1998, S. 23
[9] Ebenda, S. 27
[10] BIBB (Hrsg.), Berufliche Begabung erkennen und fördern - Der Modellversuch "Leistungsstarke Auszubildende nachhaltig fördern (LAnf)", Bonn 2003, S. 36
[11] vgl. Helmut Pütz, Selten sind die Überflieger, Bielefeld 1998, S. 30
- Arbeit zitieren
- Maike Danne (Autor:in), 2005, Förderungsmöglichkeiten für leistungsstarke Auszubildende in der betrieblichen Ausbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60395
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