Die ersten deutschen Kreuzlieder sind uns aus der Zeit unmittelbar vor dem dritten Kreuzzug unter Kaiser Friedrich Barbarossa 1189-1192 überliefert. Kreuzlieder sind höfische Lyrik, von Rittern verfasst und an den Höfen der Fürsten öffentlich vorgetragen. Die Frage, was man nun unter dem Begriff der Kreuzzugsliteratur zu verstehen habe, welche Charakteristika literarische Texte aufweisen müssen, um unter diese Gattungsbezeichnung zu fallen, sind in der Forschung zur Kreuzzugliteratur vergleichsweise breit diskutiert worden. Die Problematik dieser Definitionen soll uns nicht weiter beschäftigen, da sie in Hinblick auf unser Problem eher sekundär ist. Allgemein ließen sich Kreuzlieder jedoch definieren als „Dichtungen, die den Kreuzzugsgedanken in poetischer Form vertiefen oder historische Vorgänge wiedererkennen lassen... .“ Die besondere Stellung, die Albrecht von Johansdorfs Werk im Fundus des mittelhochdeutschen Kreuzliedguts einnimmt liegt begründet, einerseits im rein quantitativen Anteil die die Lyrik Albrechts am überlieferten Materialvolumen hat (neun Lieder), andererseits heben sich dessen Lieder durch stilistische und formale Aspekte, aber vor allem in Hinblick auf eine ganz eigene autorenindividuelle Minnekonzeption von Kreuzliedern anderer Sänger ab. Gegenstand meiner Arbeit soll sein, eine Untersuchung literarischer Abhängigkeiten, Analogien und Differenzen in Hinblick auf stilistische und formale Aspekte der deutschen und französischen Kreuzliedtradition. Um Parallelen und Differenzen der Literaturen deutlich hervortreten zu lassen, sollen zwei exemplarische romanische Lieder und Albrechts von JohansdorfGuote luite, holt die gâbe(MF 94,15ff.) gegenübergestellt werden. Es wird in einem ersten Teil darum gehen die okzitanische Lyrik in ihren Erscheinungsformen nachzuzeichnen, wenngleich das aus Gründen des Umfangs nur holzschnittartig gelingen kann. Albrecht von Johansdorf und seiner Lyrik ist der zweite Teil der Arbeit gewidmet. Im dritten Teil, ist die eigentliche komparatistische Studie angelegt. Der vierte Abschnitt meiner Arbeit will in zusammenfassender Funktion, gleichsam die in Teil I und II exemplifizierten okzitanischen bzw. deutschen Liedtraditionen aufgreifen und zu einer verallgemeinernden Beurteilung des komparatistischen Problems formen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkung
- Die okzitanische Lyrik
- Begriff
- Predigtvorbilder
- Formenvielfalt
- Albrecht von Johansdorf
- Historisches
- Datierung der Lieder
- Gedichtvergleich und okzitanischer Kreuzlyrik
- Korrespondenzen und Opposition von deutscher Kreuzlyrik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die literarischen Abhängigkeiten, Analogien und Differenzen zwischen der deutschen und französischen Kreuzliedtradition. Dabei werden stilistische und formale Aspekte der Werke analysiert, wobei exemplarisch ein okzitanisches Kreuzlied und Albrechts von Johansdorfs „Guote luite, holt die gâbe“ gegenübergestellt werden. Die Arbeit zielt darauf ab, Parallelen und Differenzen zwischen den Literaturen aufzuzeigen und einen vergleichenden Blick auf die deutsche und französische Kreuzliedtradition zu ermöglichen.
- Die okzitanische Lyrik im Kontext der Kreuzzüge
- Die Bedeutung von Predigtvorbildern für die okzitanische Lyrik
- Die Werke Albrechts von Johansdorf im Rahmen der deutschen Kreuzliedtradition
- Stilistische und formale Parallelen und Unterschiede zwischen okzitanischer und deutscher Kreuzlyrik
- Die Minnekonzeption in der Kreuzlyrik Albrechts von Johansdorf
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Kreuzliedguts in der Literaturgeschichte und gibt einen Überblick über die Forschungsdiskussionen zu diesem Thema. Im ersten Kapitel wird die okzitanische Lyrik in ihren verschiedenen Erscheinungsformen vorgestellt, wobei insbesondere der Einfluss von Predigtvorbildern auf die Entstehung von Kreuzzugsliedern hervorgehoben wird. Das zweite Kapitel befasst sich mit Albrecht von Johansdorf und seiner Lyrik, wobei seine Werke im Kontext der deutschen Kreuzliedtradition analysiert werden. Das dritte Kapitel widmet sich dem Vergleich eines okzitanischen und eines deutschen Kreuzliedes, wobei der Fokus auf stilistische und formale Aspekte sowie auf die Minnekonzeption in den Liedern liegt. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und einer Einordnung des komparatistischen Problems.
Schlüsselwörter
Okzitanische Lyrik, Kreuzlied, Kreuzzüge, Predigtvorbilder, Albrecht von Johansdorf, Minne, Stilistik, Form, Vergleichende Literaturwissenschaft, deutsche Literatur, französische Literatur, Mittelhochdeutsch, Troubadourlyrik.
- Arbeit zitieren
- Philipp Maurer (Autor:in), 2005, Das Vorbild der okzitanischen Lyrik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60608