Wie diesem Zitat von William Shakespeare zu entnehmen ist, war Erving Goffman nicht der erste, der das gesellschaftliche Leben als Theaterstück betrachtet hat. Der britische Dichter wiederum sicherlich auch nicht, denn die Grundidee ist nicht neu: Das Leben ist eine Bühne, auf der man sich praktisch permanent vor Publikum darzustellen hat... Doch Goffman geht weiter. Er schafft eine Welt, in der man nicht erst als Bühnendarsteller in eine Rolle gezwungen wird. Sogar als Beobachter, als Teil des Publikums also, kann man sich einer Bühneninszenierung nicht einfach hingeben, sondern muss ebenfalls adäquat die eigene Rolle spielen: Zum richtigen Zeitpunkt lachen, erstaunt die Augen aufreissen oder seufzend mitleiden. Schliesslich ist auch jeder Zuschauer für seinen Sitznachbarn nichts anderes als ein Darsteller, et vice versa. Und auf diese Weise zieht es sich den gesamten Theatersaal hindurch, so dass Jeder für die Anderen zum Schauspieler wird. Man betrachtet kein Theaterstück, sondern man ist Teil des Stücks. Man schlüpft nicht in eine Theaterrolle, sondern man ist die Rolle. In diesem Sinne operiert Goffman im hier behandelten WerkWir alle spielen Theater - Die Selbstdarstellung im Alltagmit Bühnenvokabular und Theateranalogien. Er schafft damit das Konstrukt desEnsemblesum „eine Gruppe von Individuen[zu beschreiben], die eng zusammenarbeiten muss, wenn eine gegebene Situationsbestimmung aufrecherhalten werden soll“ (Goffman, 2005, S. 96). Somit scheint jede nicht zufällig entstandene Gruppe ein Ensemble zu sein: Eine Sportmannschaft, ein Kleinorchester, eine Ballettcrew...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Fragestellung
- Goffmans Ensemblebegriff
- Allgemeine Definition
- Das dritte Phänomen
- Hauptcharakteristiken
- Rollenverteilung
- Darstellungsebenen
- Der Eidgenössische Bundesrat
- Strukturen und Funktionen
- Analyse der Charakteristiken
- Allgemeine Rollenverteilung
- Der Bundespräsident
- Darstellungsebenenanalyse
- Informationsvermittlung
- Zwischenbilanz und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendbarkeit von Erving Goffmans Ensemblebegriff auf den Eidgenössischen Bundesrat. Sie analysiert, ob die Schweizer Exekutive den Kriterien eines Goffmanschen Ensembles entspricht, sowohl rechtlich als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob der Bundesrat als Einheit agiert und welche Rolle die einzelnen Mitglieder in diesem Gefüge spielen.
- Der Ensemblebegriff nach Goffman
- Die rechtliche und strukturelle Analyse des Bundesrates
- Die Rolle des Bundespräsidenten
- Die Darstellungsebenen des Bundesrates in der Öffentlichkeit
- Die Frage der Ensembletauglichkeit des Bundesrates im Sinne Goffmans
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet Goffmans Konzept des Ensembles im Kontext der Schweizer Exekutive. Das zweite Kapitel erklärt Goffmans Ensemblebegriff detailliert, definiert die wichtigsten Merkmale und analysiert die verschiedenen Rollen, die innerhalb eines Ensembles vorkommen. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Eidgenössischen Bundesrat und analysiert seine Strukturen, Funktionen und die Rollenverteilung der einzelnen Mitglieder. Es untersucht, inwieweit der Bundesrat die Kriterien eines Ensembles erfüllt, sowohl rechtlich als auch in der öffentlichen Wahrnehmung.
Schlüsselwörter
Ensemble, Goffman, Bundesrat, Schweizer Exekutive, Darstellung, Rollenverteilung, öffentliche Wahrnehmung, Recht, Strukturen, Funktionen, Analyse, Theater, Bühne, Selbstdarstellung.
- Arbeit zitieren
- Marcello Indino (Autor:in), 2005, Der Eidgenössische Bundesrat als staatstragendes Ensemble - Eine Analyse von Erving Goffmans Ensemblebegriff mit Fokus auf die Schweizer Exekutive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60633