In der gegenwärtigen Sekundärliteratur findet man eine Vielzahl von Arbeiten über Erec’s Minneverhalten, über seine besondere Stellung am Artushof und über die Liebe und Treue seiner Frau Enite. Ebenfalls existieren Arbeiten über Erec’s notwendige Aventiuren, womit seine verloren gegangene Ehre und das Ansehen in der höfischen Gesellschaft wieder hergestellt werden kann. Alles steht unter dem Aspekt, das rechte Maß an minne und êre zu finden, also der Anforderungen der Ritterschaft und der ehelichen Liebe gerecht zu werden. Außerdem wird über die ‚Doppelwegstruktur’, den Übertragungen des höfischen Romans (‚roman courtois’) – der vor allem die Geschichten von König Artus und seiner Tafelrunde (‚maitière de Bretagne’) erzählt –, den ritterlich-höfischen Aspekten sowie über einen Vergleich der deutschen Version mit ihrer altfranzösischen Vorlage diskutiert.
Von der Forschung vernachlässigt werden Aspekte der poetisch-rhetorischen Struktur der Hartmann’schen Reimpaarverse im Erec und ebenso dessen Metrik. Nur durch die Auseinandersetzung mit dem kunstsprachlichen und poetischen Charakter kann der Erec aber erst als sprachliches Meisterstück erhoben werden. Während sich für das älteste und wohl sprachlich am besten untersuchteste Werk von Hartmanns Iwein mehrere Beiträge über die Reimdichtung, die rhetorischen Stilfiguren und anderen sprachlichen Aspekten finden lassen, ist im Hinblick auf die sprachkünstlerische Durchformung des Erec erstaunlich wenig Literatur verfügbar. Deshalb habe ich mich in dieser Arbeit auch für eine textimmanente Werkinterpretation, im Hinblick auf Sprache, Form und Stil entschieden, um diese Lücke in der Forschung – zumindest nur ansatzweise – zu füllen. Anhand ausgewählter Textstellen wird die sprachartistische Durchformung analysiert: es wird hinterfragt welche Verstechnik Hartmann anwendet und welche rhetorischen Stilfiguren zum Einsatz kommen. Neben dem sprachlichen Schwerpunkt gebe ich einen kurzen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Forschung und den Inhalt des Erec wider. Zum Schluss gelange ich zu der Erkenntnis, dass Hartmanns kunstvolle Sprache, seine reichhaltigen Redefiguren, die ungezwungenen Reime und die melodischen Verse auf einen meisterhaft-poetischen Rhetoriker schließen lassen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsüberblick
- Die handschriftliche Überlieferung
- Quellenforschung
- Zum Autor
- Inhalt des Romans
- Sprachliche Befunderhebung
- Welche Vers- und Reimtechnik wendet Hartmann an?
- Welche rhetorischen Stilfiguren sind identifizierbar?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der sprachlichen Analyse von Hartmanns Epos "Erec" und untersucht die poetisch-rhetorische Struktur seiner Reimpaarverse sowie seine Metrik. Ziel ist es, das Werk als sprachliches Meisterstück zu würdigen, indem die kunstsprachliche und poetische Gestaltung beleuchtet wird. Besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse von Verstechnik und rhetorischen Stilfiguren.
- Analyse der sprachlichen Besonderheiten von Hartmanns "Erec"
- Untersuchung der Vers- und Reimtechnik
- Identifizierung und Analyse rhetorischer Stilfiguren
- Bewertung von Hartmanns sprachlicher Meisterschaft
- Einordnung des Werkes im Kontext der damaligen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung befasst sich mit dem Forschungsstand zu Hartmanns "Erec", wobei insbesondere die Fokussierung auf Minne, Ehre und Aventiuren in der Sekundärliteratur hervorgehoben wird. Die Arbeit argumentiert, dass die sprachliche Gestaltung des Epos in der Forschung bisher unzureichend beleuchtet wurde und setzt somit den Fokus auf eine textimmanente Analyse von Sprache, Form und Stil.
- Forschungsüberblick: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die handschriftliche Überlieferung von "Erec". Die Diskussion konzentriert sich auf die Ambraser Handschrift, das Wolfenbütteler Fragment und die neu entdeckten Zwettler-Fragmente. Besonderes Augenmerk liegt auf den Herausforderungen, die die unvollständige Überlieferung des Epos für die Forschung darstellt, insbesondere hinsichtlich der fehlenden Eingangsverse und der relativen „Jünglichkeit“ der Ambraser Handschrift.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind: Hartmann von Aue, Erec, Verstechnik, Reimpaarverse, Metrik, Rhetorische Stilfiguren, Sprachliche Analyse, Textimmanente Interpretation, Forschungsüberblick, Handschriftliche Überlieferung, Ambraser Heldenbuch.
- Arbeit zitieren
- Mag.phil. Karoline Ehrlich, MIB (Autor:in), 2006, Hartmann von Aue. Forschungsüberblick und sprachliche Befunderhebung in Hinblick auf Versmaß und rhetorischen Stilfiguren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60816