Grundlage des Römischen Reiches war die Stadt, das Imperium nur der Überbau. Dieses Prinzip fußte darauf, die lokale Verwaltung weitestgehend autonom und von der Hauptstadt unabhängig abzuwickeln und die Rolle des Staates auf jene des Schutzherrn zu beschränken, dem Abgaben und kultische Verehrung entrichtet wurden.
Diese Idee der bei Anerkennung des übergeordneten staatlichen Prinzips nach innen politisch autonomen Stadt war auch einer der bedeutendsten Eckpfeiler der pax romana – boten sich den Eliten unterworfener Stadtstaaten und Königreiche doch auch weiterhin lohnende politische und ökonomische Perspektiven.
Das architektonische Erscheinungsbild der graeco-römischen Stadt stand fest: Rund um ein öffentliches aus Agora/Forum bestehendes Zentrum mit Markthallen und mehr oder weniger bedeutenden Heiligtümern gruppieren sich die teils mit Unterzentren versehenen Wohnviertel. Über allem lag ein schachbrettartiger Straßenplan.
Diese im ganzen Mittelmeerraum – in Italien, den griechischen Kolonien des Westens, wie auch den Königreichen der Antigoniden und Seleukiden vorhandenen politischen und architektonischen Prinzipien bildeten also die Grundfesten römischer Herrschaft und Machtsicherung bis in die Zeit Caesars und Augustus, die sich nach ihren Eroberungen im Norden neuen Tatsachen gegenüber sahen.
Die keltischen und germanischen Gemeinschaften des europäischen Nordens waren in den meisten Fällen weder in staatlichen Verbänden, noch in städtischen Zentren organisiert. Was im mediterranen Raum also schon vorhanden und nur noch am Laufen belassen werden musste, war hier völlig neu zu erschaffen: Städtische Infrastruktur sowie eine stark institutionalisierte Verwaltung der Magistrate. Zweifelsohne verfehlten die zivilisatorischen Angebote der Römer, auch die neuen politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, ihre befriedende Wirkung auf die alten Stammeseliten nicht.
Ob die darüber einsetzende Urbanisierung dieser bisher weitgehend städtelosen Gebiete allerdings römische Vorbilder einfach adaptierte, oder aber eigene Lösungen und Modelle hervorbrachte, soll die folgende Arbeit über die entsprechende Entwicklung der römischen Provinz Britannien zum Inhalt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die prärömische Situation
- Die Entwicklung der Städte
- coloniae, municipia und civitas-Hauptorte
- Die Entwicklung der vici
- Die Entwicklung der Villen
- Zusammenfassung
- Verweise
- Literaturverzeichnis
- Anhänge
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Urbanisierung der römischen Provinz Britannia. Er untersucht, wie die römische Herrschaft in einem Gebiet ohne vorherige städtische Strukturen und mit einer unterschiedlichen gesellschaftlichen Organisation die Entwicklung von Städten und urbanen Strukturen beeinflusst hat.
- Die prärömische Situation in Britannia
- Der Einfluss der römischen Politik und Verwaltung auf die Urbanisierung
- Die Entwicklung verschiedener städtischer Strukturen (coloniae, municipia, vici)
- Der Vergleich mit urbanen Modellen im Mittelmeerraum
- Die Rolle von Handel und Wirtschaft in der Urbanisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Rolle der Stadt im Römischen Reich als Grundlage für die Verwaltung und die Bedeutung der römischen Stadtplanung für die Ausbreitung des Imperiums. Im Folgenden werden die prärömischen Verhältnisse in Britannia, die sich von den im Mittelmeerraum bekannten Strukturen unterscheiden, genauer betrachtet.
Das Kapitel „Die Entwicklung der Städte“ geht auf die verschiedenen Stadttypen in Britannia ein, darunter coloniae, municipia und vici, und analysiert ihre Entstehung und Entwicklung. Die Bedeutung von Handel und Wirtschaft für die Urbanisierung wird ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Römische Provinz Britannia, Urbanisierung, prärömische Situation, coloniae, municipia, vici, Handel, Wirtschaft, römische Verwaltung, Stadtplanung, Vergleich mit dem Mittelmeerraum.
- Quote paper
- Konrad Reinhold (Author), 2006, Die Urbanisierung der römischen Provinz Britannia, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60966