Vorbemerkung: Zum ersten Mal kam ich vor fünf Jahren in einem meiner ersten medizinischen Semester während einer vorklinischen Vorlesung über Nierentransplantation mit den Problemen des Hirntodes in Berührung. Der engagierte Professor bot seine ganze Autorität auf, um uns Anfängerinnen und Anfängern nahezubringen, wie wichtig die Definition des Hirntodes für die Transplantationsmedizin ist; auch wie vielen Menschen durch eine Organtransplantation dauerhaft geholfen werden könne. Es sei deswegen, allemal für Studierende der Medizin, eine moralische Pflicht, als Organspenderin und Organspender zur Verfügung zu stehen. Eindringlich bat er uns, entsprechende testamentarische Verfügungen auszufüllen.
Einige Zeit später begann der makroanatomische Präparierkurs an der Leiche. Im wissenschaftlichen Umgang mit einem Toten hatte ich über ein Semester Zeit für eine erste Auseinandersetzung mit Tod und Sterben. Im klinischen Studienabschnitt half ich, ein außercurriculares Seminar für Studierende der Medizin zum Thema „Diagnosemitteilung und Sterbebegleitung“ zu organisieren und konnte dafür Professoren und Dozentinnen der Psychologie, Medizinethik, Inneren Medizin und Theologie gewinnen.
Ich glaubte, eine gewisse Diskrepanz erkennen zu können zwischen dem Menschenbild der Medizin, wie es sich mir in den Vorlesungen, Kursen und im Gespräch mit den Lehrenden erschloß und dem Menschenbild, das ich in meinem Theologiestudium kennenlernte. An (fast) keinem Ort des Medizinstudiums ist der Zweifel didaktisches Konzept. Im Notfall zu zweifeln tötet! Und Medizin wird in der Universität oft vor diesem weiß-schwarzen Hintergrund gelehrt. Ich habe mich deswegen sehr auf die Arbeit an dem vorliegenden Text gefreut. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, mir in einem für die Medizin wichtigen Bereich ein Urteil zu bilden.
Inhaltsverzeichnis
- A. Vorbemerkungen
- B. Einleitung
- C. Hauptteil
- 1. Der Hirntod in medizinischer Perspektive und kritischer Reflexion
- 1.1 Das zugrundeliegende Menschenbild
- 1.1.1 Das Menschenbild der Transplantationsmedizin
- 1.1.1.1 Leben
- 1.1.1.2 Personalität
- 1.1.1.3 Körperlichkeit
- 1.1.1.4 Zusammenfassung
- 1.1.2 Der Mensch als homo huius vitae
- 1.1.1 Das Menschenbild der Transplantationsmedizin
- 1.2 Einwände
- 1.2.1 Philosophische Einwände - Stellenwert der Definition des Menschen
- 1.2.2 Theologische Einwände - Gott als transzendentes Lebensprinzip
- 1.1 Das zugrundeliegende Menschenbild
- 2. „Du sollst nicht töten!“ - Der Anwendungsbereich des Fünften Gebotes bei Martin Luther
- 2.1 Das zweite Gebot der zweiten Tafel
- 2.2 Darstellung
- 2.2.1 Die horizontale Bewegung
- 2.2.2 Die vertikale Bewegung
- 2.2.2.1 Gottes Zorn und Gottes Schutzgebot
- 2.2.2.2 „Ich bin der Herr dein Gott!“
- 2.3 Anthropologie, Glaube, Ethik
- 2.4 Der Anwendungsbereich des Fünften Gebotes - Fazit
- 3. Die Organexplantation in theologischer Reflexion
- 3.1 Der als Geschöpf Gottes kommunizierende Mensch
- 3.2 Im Vertrauen auf das Versprechen Gottes
- 3.3 Der im Glauben verantwortliche Mensch vor Gott
- 1. Der Hirntod in medizinischer Perspektive und kritischer Reflexion
- D. SCHLUSSTEIL: KRITISCHE WÜRDIGUNG
- E. LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit dem Thema des Hirntods und der Frage nach Organtransplantation aus medizinischer und theologischer Perspektive. Sie analysiert die Definition des Hirntods, die ethischen Implikationen der Organentnahme und die Anwendung des Fünften Gebotes auf diese Situation.
- Das Menschenbild der Transplantationsmedizin und seine ethischen Konsequenzen
- Die philosophischen und theologischen Einwände gegen die Hirntodkonzeption
- Die Anwendung des Fünften Gebotes „Du sollst nicht töten!“ im Kontext der Organtransplantation
- Die theologischen Reflexionen zur Organexplantation und die Rolle des Menschen als Geschöpf Gottes
- Die ethische Verantwortung des Menschen im Kontext von Glaube und Medizin
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Auseinandersetzung mit dem Hirntod aus medizinischer Perspektive. Sie analysiert das Menschenbild, das der Transplantationsmedizin zugrunde liegt, und diskutiert die ethischen Fragen, die sich aus der Definition des Hirntods ergeben. Kapitel 2 widmet sich der Frage nach dem Anwendungsbereich des Fünften Gebotes „Du sollst nicht töten!“ im Kontext der Organtransplantation. Hierbei werden die Ausführungen Martin Luthers zum zweiten Gebot der zweiten Tafel sowie die anthropologischen, glaubens- und ethischen Aspekte des Gebots diskutiert. Kapitel 3 befasst sich mit der Organexplantation aus theologischer Sicht, untersucht die Rolle des Menschen als Geschöpf Gottes und die Bedeutung des Vertrauens auf Gottes Versprechen in Bezug auf die Frage nach Organtransplantation.
Schlüsselwörter
Hirntod, Organtransplantation, Transplantationsmedizin, Menschenbild, ethische Implikationen, Fünftes Gebot, Martin Luther, theologische Reflexion, Geschöpf Gottes, Glaube, Verantwortung.
- Arbeit zitieren
- Dr. Björn Tackenberg (Autor:in), 1997, "Du sollst nicht töten" — Der dissoziierte Hirntod und die Frage nach Organtransplantation in medizinischer Perspektive und theologischer Reflexion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61044