Bewertungssysteme in Foren


Diplomarbeit, 2006

120 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
1.1. Aufgabenstellung
1.2. Aufbau der Arbeit

Analyse aktueller Bewertungssysteme
2.1. Methodik der Analyse
2.2. Manuelle Bewertungssysteme
2.2.1. Heise Online
2.2.2. Kuro5hin.org
2.2.3. Slashdot.org
2.2.4. Ebay.de
2.2.5. Amazon.de
2.3. Automatische Bewertungssysteme
2.3.1. BitTorrent
2.3.2. eDonkey
2.3.3. Lycos.de-Chat
2.3.4. Suchmaschinen-Ranking
2.4. Fazit

Pädagogische und Psychologische Grundlagen
3.1. Bewertung und Zensuren
3.2. Bedürfnisse
3.3. Soziales Verhalten und Moral
3.4. Motivation

Entwurf eines Foren-Bewertungssystems
4.1. Vorbetrachtung
4.2 Anmeldung und Nutzer-Einstellungen
4.3. Artikel veröffentlichen
4.4. Bewertungsverfahren
4.5. Motivationsmittel
4.6. Usability in Foren

Schlussbetrachtungen
5.1. Zusammenfassung
5.2. Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Kapitel 1

Einleitung

"Die heimliche Medienrevolution" - so bezeichnet der Autor Erik Möller die Entwicklung der letzten Jahre im Internet. Abseits großer Konzerne und Mediengiganten haben sich unabhängige Informationsportale gebildet, über die teilweise hunderttausende Interessierte aktuelle Nachrichten abrufen, sich gegenseitig helfen, kennenlernen und miteinander kommunizieren. Im Gegensatz zu klassischen Informationsquellen, wie Fernsehen, Radio und Zeitschriften, haben die Menschen im Internet die Möglichkeit zu interagieren. So können über Foren die soeben gelesenen News kommentiert und mit anderen Personen diskutiert werden. Hilfesuchende haben die Möglichkeit Fragen zu stellen und profitieren von der großen Menge des Fachwissens, dass sich durch die vielen Nutzer im Web konzentriert. Hobbyautoren steht ein kostengünstiges Mittel zur Verfügung, eine sehr große potentielle Leserschaft zu erreichen ohne auf Verlage angewiesen zu sein.

Die Freiheit des Internets hat allerdings auch Nachteile. So herrscht in weiten Bereichen des Netzes eine Anarchie. Eine gesellschaftliche Ordnung existiert nicht und Kontrollorgane, die Verhaltensverstöße ahnden könnten, fehlen dementsprechend. So sind Betreiber von Webseiten und Internet-Portalen angewiesen, sich selbst zu schützen.

Dieser Schutz muss auch in Foren und Diskussionsplattformen gewährleistet werden. So kann nur ein von Störungen befreites Board seinen Lesern oder Mitgliedern einen optimalen Nutzen bringen. Existiert keine Kontrollmöglichkeit, so sind die Nutzer diversen Angriffen und Manipulations-versuchen ausgeliefert. Dazu gehören in den meisten Fällen Beiträge von Individuen, die es nur darauf anlegen, andere Nutzer zu beleidigen, Diskussionen zu stören oder ihre Meinung massenhaft zu publizieren und Portale mit diesen zu überschwemmen. Weiterhin wurde die Bedeutung der vielen unabhängigen Foren als meinungsbildendes Medium durch die Industrie erkannt und es wird versucht, freie Portale zu unterwandern, um mit scheinbar privaten Mitteilungen und angeblichen Insiderinformationen Werbung für Produkte zu machen. Diese Störungen werden von den Nutzern oftmals erkannt, der freie Zugang zu vielen Foren und der fehlende Zugriff auf die Ressourcen des Forenservers machen es ihnen aber unmöglich, irgendwelche Art von Sanktionen durchzuführen, um das unerwünschte Handeln einzudämmen.

Bei kleineren Boards, die noch durch ihre Betreiber persönlich beaufsichtigt werden, ist es noch möglich, manuell Korrekturen vorzunehmen und unerwünschte Mitglieder wieder zu entfernen bzw. den Foreninhalt behindernde Texte zu löschen. Hat ein Portal aber einen gewissen Erfolg, so können die Nutzerzahlen schnell in eine Dimension wachsen, die durch den Betreiber allein nicht mehr kontrollierbar sind. Auch das Beschäftigen von zusätzlichem Personal ist zumeist keine Lösung, weil die dadurch entstehenden Kosten oftmals nicht getragen werden können und ein durchaus gewünschtes weiteres Anwachsen des Forums, im hier besprochenen Rahmen, einen unabsehbar weiter steigenden finanziellen Aufwand nach sich ziehen könnte. Begrenzt man die Personalmenge hingegen, so wird durch die Leistungsgrenze des Personals entweder das Forum ausgebremst oder die Kontrollinstanz versagt früher oder später.

Die Lösung, um das Kontrollproblem in den Griff zu bekommen, ist der Einsatz von Bewertungssystemen. Optimaler Weise wären hier automatische Verfahren wünschenswert - diese stoßen in Foren aber auf verschiedene Probleme. So ist das Ziel in Foren fast immer eine hohe Qualität an Beiträgen und die Einhaltung eines Verhaltenskodexes bzw. einer Foren-Ordnung. Zu diesen können zum Beispiel auch die gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen gehören, von dem Land, in dem der Forenserver betrieben wird. Enthalten diese, wie beispielsweise auch in Deutschland, Vorgaben, dass die Äußerung bestimmter Begriffe strafbar ist, so lassen sich zunächst noch Spamfilter einsetzen, welche Beiträge mit entsprechendem Inhalt vor einer Veröffentlichung im Forum sperren. Dem Nutzer stehen allerdings auch Synonyme und diverse andere Mittel zur Verfügung, mit deren Hilfe er solche Filter umgehen kann. Ebenso wie hier ein Versagen von automatischen Systemen zu erwarten ist, so stellt auch eine Überprüfung der Qualität eines Artikels mit technischen Mitteln ein Problem dar. Qualität bei Literatur zu bewerten, ist ein äußerst streitbares Thema, nicht zuletzt, weil hier auch der Geschmack einer Person, gemachte Erfahrungen und weitere Beziehungen eine Urteilsfindung beeinflussen. Bei Beiträgen in Foren hat man zwar nur in den seltensten Fällen ein mit Literatur vergleichbares Ergebnis, aber auch hier hängt eine Urteilsfindung von den Erwartungswerten des Bewertenden ab. Einen Automaten eine Artikel- oder Kommentarqualität bewerten zu lassen, stellt hier ein nur schwer lösbares Problem dar. So kann bei einer Frage im Forum eine Antwort aus nur einem Wort: "Ja" bestehen; der Fragende ist eventuell damit sehr zufrieden, betrachtet man aber nur die Antwort ohne den Kontext, so fehlt jeglicher Ansatz einer qualitativen Bewertbarkeit.

Eine Lösung des Problems ist hier wieder der Einsatz von menschlichen Ressourcen. Wie bereits beschrieben, kommt dabei Personal des Foren-Betreibers nur selten in Frage, wenn man das Leistungspotential eines Forums nicht bremsen will. Es bleibt jedoch die Menge der Forennutzer. Ein Abwälzen der Kontrolle und Bewertung hat den Vorteil, dass bei steigender Mitgliederanzahl auch die Anzahl der potentiellen Kontrolleure mit anwächst. Jedoch taucht nun ein neues Problem auf: Wie vehindert man, dass die falschen Personen, diejenigen, die man durch die Bewertung eigentlich entfernen will, die Macht der Bewertung in die Hände bekommen. Diese Problem ist zum aktuellen Zeitpunkt nur in wenigen Portalen thematisiert worden. Offenbar vertrauen die Forenbetreiber darauf, dass die Mehrzahl der vernünftigen Nutzer die kleine Anzahl der Störenden überstimmt. Dass dies im Allgemeinen eine Fehlannahme ist, wird die Analyse der existierenden Bewertungssysteme in dieser Diplomarbeit zeigen.

1.1. Aufgabenstellung

Ziel der Diplomarbeit ist es, ein Konzept für ein Bewertungssystem zu entwickeln, welches mit Hilfe zu integrierender Foren-Elemente den Einfluss durch die oben beschriebenen Manipulationen minimiert oder ganz verhindert, die Motivation an einer aktiven Mitarbeit in einem Forum steigert und so den Nutzen eines Forums für die Foren-Nutzer maximiert. Das Bewertungssystem soll dabei weitestgehend unabhängig von der Steuerung durch ein festes Kontrollorgan, wie einem Foren-Administrator, funktionieren und speziell in sehr großen Foren mit sehr vielen Mitgliedern, in denen eine Überprüfung durch eine zentrale Instanz auf Grund des Umfanges nicht mehr möglich ist, selbstregulierend arbeiten.

1.2. Aufbau der Arbeit

Grundlage der Arbeit ist eine sehr detaillierte Analyse von im Internet eingesetzten Bewertungssystemen. In Kapitel 2 werden dazu sowohl Foren mit einer sehr großen Anzahl an Nutzern betrachtet, wie auch kommerzielle Portale, die aus verschiedenen Motiven solche Systeme einsetzen. Die Untersuchung soll hier klären, aus welchen Bestandteilen die eingesetzten Bewertungssysteme bestehen, wie diese Elemente zusammenarbeiten und wie sich die Bewertungen auf die Nutzer und Bewertungsobjekte auswirken. Durch das Zerlegen der Systeme in seine Komponenten soll des weiteren eine Vergleichbarkeit ermöglicht werden und es sollen Fehlerquellen aufgezeigt werden, die zum Versagen einzelner Methoden führen.

Im Anschluss erfolgt eine Analyse automatischer Bewertungsverfahren. Ziel ist es hier, Arbeitsweisen und Einsatzszenarien aufzuzeigen. Es wird untersucht, ob und wie diese Verfahren in der Lage sind, für eine Entlastung manueller Bewertungssysteme zu sorgen und somit zu einer Einschränkung des Einflusses des Menschen und der damit verbundenen persönlichen Fehlerquellen führen können.

In Kapitel 3 erfolgt eine pädagogische Betrachtung des Themas der Bewertung und Benotung und eine psychologische Analyse des Verhaltens des Menschen im Hinblick auf seine Bedürfnisse, sein soziales Verhalten und seine Motivation. Es soll geklärt werden, ob bestimmte Bewertungsformen eventuell ungeeignet für den Einsatz beim Menschen sind und welche Fehlerquellen diese beinhalten können. Bei der psychologischen Untersuchung des Verhaltens werden Gründe aufgedeckt, warum es immer wieder zu absichtlichen Störungen in Foren kommt, welche verschiedenen Formen der Motivation das Handeln von Personen beeinflussen und wie dieses Wissen nutzbringend in Foren eingesetzt werden kann.

Der Entwurf des Bewertungssystems erfolgt in Kapitel 4. Das Wissen aus den vorangegangenen Abschnitten wird verwendet, um bekannte Bestandteile zu verändern oder, wenn diese sich bewährt haben, weiterzunutzen. Es werden weiterhin, mit Rücksicht auf das psychologische Verhalten des Menschen, neue Ideen entwickelt, die zu einer Verbesserung des Bewertungsverfahrens führen. Als zentraler Gedanke wird die Ausrichtung des Konzeptes dabei immer das Ziel verfolgen, dass eine weitestgehende Unabhängigkeit von externen menschlichen Administratoren erreicht wird, ein Wachstum eines Forums keine Limitierung der Funktionsfähigkeit des Bewertungssystems zur Folge hat und dass Missbrauchsszenarien mit Hilfe der Bewertung weitestgehend ausgeschlossen werden.

Kapitel 2

Analyse aktueller Bewertungssysteme

2.1. Methodik der Analyse

Um einen anfänglichen Überblick über existierende manuelle Bewertungssysteme zu bekommen, wird im Folgenden eine Klassifikation, basierend auf den Eigenschaften der Systeme, eingeführt. Das in [RA01] entworfene Klassifikationssystem für Empfehlungssysteme wird hierzu an die Anforderungen der hier behandelten manuellen Bewertungssysteme angepasst und erweitert.

Im Einzelnen wird auf folgende Elemente und Beteiligte im Bewertungsverfahren eingegangen:

1. Nutzer

statisch/ dynamisch: Die Anzahl der Nutzer kann unveränderlich oder variabel sein. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass bei Foren und Boards eine variable Anzahl von einfachen Nutzern üblich ist, wohingehend die Anzahl von mit besonderen Rechten ausgestatteten Nutzern, wie zum Beipiel Moderatoren, statisch ist.

Zugang: Der Zugang zu einem Portal und dem damit verbundenen Bewertungssystem kann beschränkt sein, zum Beispiel auf registrierte Nutzer, aber auch ein freier Zugang wird in der Praxis durch­aus eingesetzt, wie am Beispiel der Rezensionsbewertungen bei www.amazon.de zu sehen ist.

Rolle: Nutzer von Foren können je nach Vergabe von Rechten und Anwendung des jeweiligen Sys­tems selbst Bewertungen vergeben oder diese nur betrachten. Ein Löschen oder Korrigieren von Bewertungen ist meistens nur einer kleinen Gruppe von Moderatoren gestattet, um Manipulations-versuchen vorzubeugen. In die Rolle des Nutzers eines Bewertungssystems soll hier auch der Betreiber eines Forums eingeordnet werden, der im Vergleich zum normalen Nutzer allerdings eine ganz andere Sicht auf das System hat.

Anonymisierung: Die Freiheiten und Restriktionen, denen ein Nutzer im Hinblick auf die Preisgabe seiner Identität unterworfen ist, werden hier aufgeführt. Beispielsweise kann ein Nutzer eines Portals im Rahmen seiner Registrierung dazu gezwungen werden seine Identität nachzuweisen. Dies wird zum Beispiel bei Eröffnung von Online-Konten mit Hilfe des Postident-Verfahren realisiert.[1] Bei nichtkommerziellen Portalen ist dagegen weitestgehend eine Anonymisierung eines Nutzers möglich. Der damit verbundene Wertverlust eines Accounts wird im Allgemeinen etwas eingeschränkt, indem ein Nutzer nicht vollkommen anonym auftritt, sondern sich ein Pseudonym zulegt, welches über eine Email-Adresse identifiziert wird. Im Zusammenhang mit der Präsentation bereits durchgeführter Beurteilungen von Objekten werden teilweise auch Einzelbewertungen auf­geführt, bei denen der Bewerter mit aufgeführt wird. Dadurch ist es potentiell möglich, ein Nutzer­profil mit Präferenzen zu erstellen. Es stellt sich hier die Frage, ob ein solches Profil nutzbringend angewendet wird oder bezüglich des Datenschutzes bedenklich ist.

Strategie: Bei der Nutzung des Bewertungssystems können verschiedene Strategien verfolgt werden. Dies kann eine Verbesserung von Qualitätsmerkmalen betreffen, wie zum Beipiel die Artikelquali­tät bei www.slashdot.com, aber auch die Schaffung einer gewissen Bonität und Vertrauensbasis bei Online-Geschäften, wie man es bei www.ebay.de findet.

2. Objekte

Typ: In Bewertungssystemen werden verschiedene Objekte bewertet. Dies können Artikel und ihre Qualität sein, das Nutzerverhalten oder den Ablauf von Transaktionen betreffen.

statisch/ dynamisch: Die Menge der Objekte eines Systems oder Portals kann unveränderlich oder variabel sein. Bei den in dieser Arbeit betrachteten Portalen ist ohne Ausnahme eine dynamische Anzahl von Objekten vorhanden. Dies betrifft die im Allgemeinen ständig wachsende Anzahl von Artikeln in Foren, wie auch die fluktuierende Anzahl von Nutzern. Im Zusammenhang mit der dynamischen Anzahl der Objekte kann man dann auch folgende Kennzahlen betrachten:

- Zuwachs: Zahl der Objekte, die in einem bestimmten Zeitraum dem System hinzugefügt werden
- Lebensdauer: Bei vielen Portalen bleibt ein einmal hinzugefügtes Objekt, wie zum Beispiel ein geschriebener Artikel, stets erhalten, bei einigen Anwendungen werden die Objekte aber nach einer gewissen Zeitspanne wieder entfernt, wie zum Beispiel die Verkaufsobjekte und die damit verbundenen Transaktionen bei www.ebay.de.

3. Bewertungen

Quelle: Auch wenn Bewertungen meist innerhalb eines Systems abgegeben werden, so besteht doch die Möglichkeit ebend diese auch in andere Systeme zu exportieren oder zu importieren. Dabei können Data Mining Techniken zum Einsatz kommen oder auch Schnittstellen, die von Portalen zur Verfügung gestellt werden.

Vergabe: Hier soll unterschieden werden, in welcher Form die Bewertungen abgegeben werden. In der Praxis werden hier nominale Werte, ganze Texte, wie Kommentare zu Büchern oder Grafiken eingesetzt, die durch eine passende Symbolik und Farbwahl die Wertung repräsentieren sollen. Wie die Eingabe der Bewertungen durch den Nutzer erfolgt, wird ebenfalls unter diesem Punkt behandelt.

Darstellung: In welcher Form sich die bereits getätigten Bewertungen dem Nutzer präsentieren, soll hier dargestellt werden. Dieser Punkt ist insofern von Bedeutung, da beispielsweise die Vergabe von Zensuren optisch zu einer Präsentation in Form von verschiedenen Grafiken führen kann.

Granularität: Die Objekte können in unterschiedlichen Abstufungen bewertet werden. In der Praxis findet man in diesem Zusammenhang binäre Bewertungen (ja/ nein), wie bei www.amazon.de, nominelle Bewertungen mit Abstufungen von 1 bis 3, und 1 bis 5 oder spezielle Bewertungs­formen, bei denen beispielsweise ein Sonderwert eingeführt wird, der einem Objekt einen beson­deren Status zuordnet, wie zum Beispiel der Hide-Wert bei www.kuro5hin.org[2].

Dimension: Bei den in dieser Arbeit untersuchten Portalen werden die Objekte im Allgemeinen als Ganzes bewertet. Es ist allerdings vorstellbar, dass auch differenzierte Bewertungen eingesetzt werden. Dies könnte beipspielsweise das Warenangebot, die Lieferzeit und den Support eines Online-Warenhauses betreffen. Bei einer textuellen Bewertung kann man fast immer davon ausge­hen, dass eine differenzierte Bewertung abgegeben wird, allerdings lässt sich eine solche Beurtei­lung nur schwer maschinell auswerten und es bleibt dem Nutzer dieses Bewertungssystems über­lassen, sich einen Überlick über das bewertete Objekt und die damit zusammenhängenden Bewertungen zu verschaffen.

isoliert/ Synthese: Alle Bewertungen eines Objektes können im Einzelnen aufgeführt werden oder auch in Form einer berechneten Gesamtwertung. In der Praxis trifft man beide Varianten an, teil­weise auch nebeneinander, wie zum Beipiel bei www.ebay.de, wo einem Nutzerprofil eine Gesamt­zahl an positiven Bewertungen zugeordnet wird, ein Interessierter aber auch bei Bedarf Zugriff auf die Einzelbewertungen hat. In diesem Zusammenhang muss man auch den Datenschutz betrachten - werden bei Aufführung der Einzelbewertungen die Bewerter mit aufgeführt oder nicht und wenn ja, welche Folgen oder welchen Nutzen hat dieses Vorgehen.[3]

Gewichtung: Ein in der Praxis leider kaum verwendetes Werkzeug ist die Zuordnung von Gewich­ten zu Bewertungen. In diesem Zusammenhang wäre denkbar, dass Bewertungen von Spezialisten[4] höheren Wert haben, dass Bewertungen mit der Zeit an Wert verlieren oder ein Nutzer selbst eine Gruppe von ihm für besonders vertrauenswürdig eingestuften anderen Nutzern des Portals erstellt, deren Wertungen dann für ihn einen höheren Wert darstellen. In diesem Fall ist dann natür­lich eine dynamische und nutzerabhängige Generierung der Bewertung der Objekte Voraussetzung.

Verzögerung: Um eine Beeinflussung der Bewertung durch einen Nutzer durch eine bereits vor­handene Bewertung zu minimieren, kann die Darstellung der Bewertung verzögert werden. Diese Methode wird beispielsweise bei www.heise.de genutzt. Die Verzögerung selbst kann in Abhängig­keit von der Zeit oder der Anzahl der Bewertungen erfolgen.

explizit/ implizit: Eine Bewertung kann implizit oder explizit erfolgen. Die explizite Bewertung stellt den Normalfall dar, bei dem der Nutzer ein Objekt direkt bewertet. Bei der impliziten Bewertung wird das Verhalten des Nutzers herangezogen, um eine Bewertung zu erhalten. Dies kann beispielsweise realisiert werden, indem man die Zeit stoppt, die sich der Nutzer nimmt, um einen Artikel zu betrachten oder über die Erfassung der Länge der Kommentare, die er zu bestimm­ten Themen verfasst. Eine Mischung beider Bewertungsarten wäre auch denkbar, indem spezielle Parameter, wie die bereits genannte aufgewandte Zeit und die Kommentarlänge (bei textueller Bewertung) bei der Abgabe der expliziten Bewertung gemessen werden und beide Bewertungen miteinander kombiniert werden. Ein Problem, welches sich aus der impliziten Bewertung ergibt, ist die Art und Weise, wie die hier gewonnenen Werte auf eine Bewertungsskala abgebildet werden sollen.

Lebensdauer: Bewertungen können dauerhaft einem Objekt zugeordnet werden, wie die positiv bewerteten Transaktionen eines Nutzers bei www.ebay.de, es ist aber auch denkbar, dass Bewertungen mit der Zeit an Wert verlieren oder ganz gelöscht werden.[5]

Häufigkeit: Die Bewertung zu einem bestimmten Objekt kann durch einen Nutzer einmalig erfolgen, allerdings gibt es auch Szenarien, in denen eine Mehrfachbewertung gewünscht wird. Ins­besondere der letzte Fall wird gern in kommerziellen telefonischen Umfragen oder Gewinnspielen verwendet, um möglichst hohe Umsätze aus den durchgeführten Telefonaten zu generieren.

Aufwand: Typ, Granularität und Dimension bestimmen neben weiteren Faktoren den Aufwand, der betrieben werden muss, um eine Bewertung abzugeben. Da implizite Bewertungen automatisch vom Bewertungssystem aufgenommen werden, besteht hier im Gegensatz zur expliziten Bewertung gar kein Aufwand für den Nutzer.

Empfänger/ Sichtbarkeit: Im Allgemeinen werden in den Portalen Bewertungen durch Nutzer abge­geben, die wiederum auch denselben Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Im Falle einer Bewertung der Nutzer selbst, wäre es auch denkbar, dass nur spezielle Gruppen, wie zum Beispiel die Portal-Betreiber oder Admins, für den Empfang dieser Bewertungen bestimmt sind, um daraus Schlüsse, wie beispielsweise den Ausschluss eines Nutzers, ziehen zu können. Durch die Limitierung der Sichtbarkeit schafft man auch leicht einen zusätzlichen Vorteil, zum Beispiel für registrierte Nutzer eines Boards, die die Bewertungen sehen können, im Gegensatz zu unregistrierten Nutzern.

Zugang: Der Zugang zum Bewertungssystem selbst kann ebenso wie die Sichtbarkeit limitiert sein. Insbesondere zur Vermeidung von Mehrfachbewertungen ist eine Verbindung der Bewertung mit dem Nutzernamen üblich, was eine vorherige Registrierung impliziert. Weiterhin ist denkbar, dass auch verschiedenen Nutzergruppen verschiedene Dimensionen eines Bewertungssystems zur Verfü­gung stehen und der Zugang über Gruppenrechte vergeben wird.

privat/ kommerziell: Das Bewertungssystem kann Teil eines kommerziellen oder privaten Portals sein. Dies ist insbesondere von Interesse, da die Art des Portals Einfluss auf die Abgabe der Bewertungen hat. Beispielsweise hat eine Bewertung eines Nutzers bei www.ebay.de einen direkten Einfluss auf sein Ansehen in zukünftigen Geschäften und kann dadurch einen echten Schaden ver­ursachen. Das Rechtssystem lässt in diesem Fall eine Verfolgung bei unrechtmäßigen und schädigenden Bewertungen zu. Bei vielen privaten Portalen, bei denen die Anonymität keine Rück­schlüsse auf die Personen zulässt, ist hingegen die Bewertungsdisziplin oft stark eingeschränkt.

automatisch/ manuell: Bewertungen können nicht nur durch Personen erfolgen, sondern auch automatisch generiert werden. Speziell im Falle der impliziten Bewertung wurde dies bereits ange­sprochen, es existieren aber auch weitergende Verfahren, die beispielsweise in Peer-to-Peer Syste­men Anwendung finden.

Fehlerkosten: Bei der Bewertung eines Objektes kann ein Nutzer Fehler machen. Diese Fehler können ohne Auswirkung bleiben, wie beispielsweise eine Bewertung bei einer Geschmacksfrage, können aber im Extremfall auch zu einem echten Schaden führen, wie eine falsche Bewertung bei www.ebay.de. Um diese Fehler zu korrigieren, ist ein Aufwand nötig, der im allgemeinen und güns­tigsten Fall zumindest eine gewisse verlorene Zeit beträgt.

Abdeckung: Damit ein Bewertungssystem einen hohen Nutzwert hat, ist es nötig, dass die Objekte des entsprechenden Portals möglichst alle bewertet werden bzw. bewertet sind. Mit der Abdeckung soll erfasst werden, bis zu welchem Grade dieses der Fall ist.

Feedback: Einige Bewertungssysteme bieten die Möglichkeit eines Feedbacks. So ist es möglich, Bewertungen selbst zu bewerten. Ein Beispiel einer solchen Anwendung findet man bei www.ama­zon.de, wo man einer erfolgten Rezension eine Bewertung über die Nützlichkeit dieser zukommen lassen kann.

Hintergrundwissen: Es ist denkbar, dass bei der Anzeige von Bewertungen Hintergrundwissen über den Bewerter mit einfließt. So wäre eine Bewertung von einem sich vorher kenntlich gemachten Spezialisten zu einem bestimmten Thema gewichtiger, als die Beurteilung eines Laien. Auch ließe sich über die Geschichte der Aktivitäten der Nutzer in bestimmten Themengebieten des Portals auf eine Spezialisierung schließen. Diese Zusammenhänge darzustellen ist wünschenswert, wird aber aktuell in keinem der genutzten Systeme verwendet.

Begrenzungen: Es ist möglich, den Umfang von Bewertungen zu begrenzen. So kann man beispiels­weise einem Nutzer eine Art virtueller Wärung in die Hand geben, die er für Aktivitäten im Portal nutzen kann. Wenn die Wärung aufgebraucht ist, so verliert der Nutzer die Möglichkeit weitere Objekt zu bewerten. Eine weitere Möglichkeit der Eingrenzung wären Zeitlimits, in denen Bewertungen zu einem bestimmten Objekt abgegeben werden können. Über eine solche Maßnahme könnte man beispielsweise ein beabsichtigtes Herabsetzen der Wertigkeit eines alten Objektes zugunsten eines neuen Objektes verhindern.

Zusatzinformationen: Den Bewertungen können Zusatzinformationen beigefügt sein. Zum Beispiel könnte im Falle einer berechneten oder synthetisierten Bewertung[6] die Anzahl der eingerechneten Faktoren oder die Anzahl der für die Berechnung maßgeblichen Einzelbewertungen nominell mit aufgeführt werden.

4. Zwischenergebnis

Im Anschluss an die Analyse werden weitere, das Bewertungssystem betreffende Punkte aufge­führt, wesentliche, problematische und positive Aspekte herausgestellt und eine kurze Bewertung des Systems vorgenommen, wenn dieses nicht schon in der vorangegangenen Analyse erfolgt ist.

Automatische Bewertungssysteme arbeiten mit Parametern und Kriterien, die sich nur begrenzt mit denen der manuellen Bewertungssysteme vergleichen lassen. Aus diesem Grund wird hier der Schwerpunkt der Analyse darin bestehen, die Arbeitsweise der Algorithmen dieser Systeme aufzuzeigen und die Form der hier genutzten Bewertung zu erklären. Da auch das menschliche Verhalten gewissen Mechanismen unterliegt, wird im Anschluss geprüft, ob die gefundenen Algorithmen auch eine Anwendbarkeit in Bezug auf manuelle Bewertungssysteme in Foren besitzen oder in welcher Weise diese angepasst werden sollten, um sie nutzbar zu machen. Weiterhin lassen sich automatische Bewertungen potentiell ergänzend zu den manuellen einsetzen, um beispielsweise eine höhere Abdeckungsrate bei Kommentarbewertungen zu erreichen. Über die Form dieser Verwendbarkeit soll ebenfalls ein Urteil gefällt werden.

Die aus der Untersuchung der Bewertungssysteme hervorgehenden offenen Fragen werden in den folgenden Kapiteln aufgegriffen und es wird der Versuch unternommen, diese hinreichend zu klären.

2.2. Manuelle Bewertungssysteme

Manuelle Bewertungssysteme sind dadurch gekennzeichnet, dass für ihr Funktionieren die jewei­ligen Nutzer des Boards oder Forums persönlich verantwortlich sind. Insbesondere hier kann es zu Mißbrauchsfällen kommen, indem das Bewertungssystem dazu genutzt wird, missliebige Personen oder persönlich unangenehme Themen schlecht zu bewerten, obwohl diese Bewertung einer objek­tiven Überprüfung nicht Stand halten würde. Dennoch werden mauelle Bewertungssysteme vielfach eingesetzt, insbesondere um eine Übersicht über das Meinungsbild der Portalnutzer einzuholen oder um verschiedene Strategien durch die Beteiligung der Community[7] durchzusetzen. Dies betrifft in Foren vorrangig eine Selbstregulierung des Verhaltens und der Disziplin, dem Gewährleisten einer guten Artikelqualität durch Abstrafen von Regelverstößen oder im Falle kommerzieller Portale dem Schaffen von Nutzerprofilen, um beispielsweise eine gewisse Bonität der Nutzer aufzubauen.

Wie manuelle Bewertungssysteme eingesetzt werden, ob die Verfahren im Rahmen der Zielsetzungen funktionieren oder auf welche Probleme man bei deren Einsatz stößt, wird im Folgenden anhand einiger Beispiele großer Webportale gezeigt.

2.2.1. Heise Online

Heise Online bzw. Heise.de ist das seit dem Frühjahr 1994 existierende, titelübergreifende Internet-Angebot der Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co. KG, welche sich auf Zeitschriften mit der Thematik Computer und Informationstechnologie spezialisiert hat. Der Verlag veröffentlicht unter anderem die Zeitschriften "c´t magazin für computertechnik"[8], "iX Magazin für professionelle Informationstechnik" , "Technology Review", die im August 2003 gestartete deutsche Ausgabe des renommierten M.I.T.-Magazins und "TELEPOLIS", einem Magazin mit den Themenbereichen Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien.

Auf Heise Online werden dem interessierten Leser täglich zwischen 20 bis 50 aktuelle Beiträge aus den Redaktionen der oben genannten Zeitschriften präsentiert, wobei zu jedem dieser Beiträge ein separates Diskussionsforum angelegt wird. Laut [HV01] hatte Heise Online im Jahre 2005 pro Monat durchschnittlich 20,5 Millionen Visits[9] und 127 Millionen Page Impressions[10] und ist damit das erfolgreichste deutschsprachige Portal seiner Art. Einhergehend mit der steigenden Anzahl der Aufrufe der Seite wurden auch die zu den Beiträgen dazugehörigen Foren mehr und mehr genutzt, so dass 2003 ein Bewertungssystem eingeführt wurde, welches nach dem im Punkt 2.1. angegebenen Klassifikationssystem analysiert werden soll.

1. Nutzer

statisch/ dynamisch; Zugang und Anonymisierung

Die Anzahl der Nutzer bei Heise Online ist variabel und unterliegt keiner Beschränkung.

Die Artikel und die dazugehörigen Foren sind anonym lesbar und auch für die weitere passive Nutzung der angebotenen Dienste auf Heise.de gibt es keine Zugangsbeschränkung. Will ein Nutzer selbst Beiträge in den Foren verfassen oder das Bewertungssystem nutzen, muss er sich registrieren, indem er seinen Vor- und Zunamen, seine Email-Adresse und auf Wunsch ein Pseudonym für die anonymisierte Identifikation seiner zukünftigen Beiträge angibt. Im Rahmen der Registrierung kann der Nutzer selbst entscheiden, ob bei seinen Aktivitäten sein Vor- und Zuname genannt wird und ob seine Email-Adresse für andere Nutzer einsehbar ist. Eine Kontrolle, ob der angegebene Name exis­tiert, erfolgt nicht, so dass an dieser Stelle inVerbindung mit einer Freemail-Adresse eine vollkom­mene Anonymisierung möglich ist. An die Email-Adresse wird nach Bestätigung der Nutzungsbe­dingungen ein Link zur Freischaltung des Accounts vesandt. Über diesen Weg wird zumindest die Korrektheit der Angabe der Email-Adresse verifiziert. Da aber bei der Angabe der Email-Provider keine Einschränkungen vorliegen, ist hier ebenfalls eine vollständige Anonymisierung möglich.

Rolle

Nichtregistrierte Nutzer können auf Heise Online nur vorhandene Daten abrufen und die Rolle des Lesers einnehmen. Durch die Registrierung hat der Nutzer zusätzlich die Möglichkeit selbst Bei­träge in den Artikel-Foren zu erstellen, vorhandene Kommentare zu bewerten und zu kommentieren und personalisierte Forenfunktionen, wie das Ein- und Ausblenden von Bewertungen oder die Aktivierung der Beitragsvorschau, zu nutzen.

Strategie

Als kommerzieller Anbieter von Zeitschriften ist der Heise Verlag an betriebswirtschaftliche Anforderungen gebunden. Eine Moderierung oder zentrale Zensur des Heise Online Forums durch Heise-Mitarbeiter ist auf Grund der Menge der eingestellten Artikel und Kommentare wirtschaftlich nicht möglich. Das Bewertungssystem soll hier das passende Werkzeug sein, um eine gewisse Ordnung in das Foren­system zu bringen und somit die Attraktivität des Online-Portals zu steigern. Da auf Heise.de auch Werbebanner präsentiert werden, ist der Zusammenhang zwischen Attraktivität der Website, hohen Nutzerzahlen und damit höheren Werbeeinnahmen offensichtlich.

Beobachtet man über einen längeren Zeitraum die Kommentare zu den Heise-Artikeln, stellt man leider fest, dass in den überwiegenden Fällen das Bewertungssystem nicht genutzt wird, um objek­tiv Kommentare, unabhängig vom Autor, zu bewerten, sondern um missliebige Meinungen oder Per­sonen abzustrafen oder befreundete Nutzer und mit der eigenen Meinung konform gehende Kom­mentare hochzuloben. Diese Beobachtung wird auch durch vereinzelnd auftretende Kommentare einiger Personen bestätigt, wie zum Beispiel:

"Und schlag Dir die Objektivität der Bewertungen mal ganz schnell aus dem Kopf, dass kannst Du hier völlig knicken, hier laufen bots,
existieren Fan-Clubs, Leute werden rot (bewertet), aus Rache, oder (sind) einfach
immer rot, weil sie irgendwann eine andere Meinung als andere
hatten usw usf.

Andere hingegen werden fast immer grün ;)

Da ist es dann auch völlig wurscht, wie sachlich oder ausführlich man
begründet, wie logisch der Argumentationsaufbau ist, dass
interessiert hier (leider) überhaupt nicht.

Schalts am besten ab!
[11] "[12]

Obwohl die Bewertung zu einem bestimmten Beitrag von einem bestimmten User in anonymisierter Form gespeichert wird und ein Zugriff auf diese Daten nur durch einen der Heise-Techniker möglich ist [HV02], können Nutzer untereinander auf Grund der angegebenen Pseudonyme und Antworten zu Kommentaren Rückschlüsse auf vergebene Bewertungen ziehen. So sind die oben beschriebenen abwertenden Bewertungen der Beiträge mit dem Zweck der Abstrafung des Autoren durchaus denkbar.

Die verfolgte Strategie des Forenbetreibers, eine selbstorganisierende Ordnung in das Forum einzu­bringen, schlägt also fehl und die Kommentare, die den Zweck einer inhaltlichen Bereicherung der von Heise Online publizierten Artikel darstellen sollten, haben so bestenfalls unterhaltenden Charak­ter. Inwieweit der Unterhaltungswert der Kommentare wieder zu einer Attraktivität von Heise Online beiträgt und somit eventuell doch das betriebswirtschaftliche Ziel erreicht, lässt sich leider nicht ermitteln, da die oben bereits genannten Page Impressions von Heise.de nicht detailliert aufge­schlüsselt werden.

2. Objekte

Typ

Mit Hilfe des Bewertungssystems sollen die Kommentare zu den Artikeln der Zeitschriftenredak­tionen und die Qualität der Kommentare bewertet werden. So soll ein Nutzer schnell lesenswerte Beiträge erkennen können. Wie aber bereits beschrieben, wird auf User-Seite das System vorrangig zur Bewertung der Nutzer verwendet.

statisch/ dynamisch; Zuwachs und Lebensdauer

Die Menge der Artikel ist stetig anwachsend. Täglich kommen zwischen 20 und 50 neue Nachrich­ten dazu und damit verbunden auch die gleiche Anzahl an Artikel-Foren. Je nach Brisanz der Redaktions-Artikel werden diese mit bis zu mehreren Hundert Beiträgen kommentiert. Bei einzel­nen Themen, die sich beispielsweise mit Tauschbörsen oder Raubkopierern auseinandersetzen, werden teilweise auch über eintausend Kommentare zu einem Artikel verfasst.

Die Artikel und die dazugehörigen Kommentare werden archiviert, so dass ein Zugriff auf diese auch mehrere Jahre später möglich ist. Aktuell umfasst das News-Archiv von Heise Online die Artikel seit April 1996, wobei Kommentare zu den Artikeln nur bis August 1999 einsehbar sind.

3. Bewertungen

Quelle und Vergabe

Die Bewertungen werden direkt in den Datenbanken von Heise Online gespeichert und werden von dort auch bei Bedarf abgerufen.

Ein registrierter und eingeloggter Nutzer erhält bei Betrachtung der Kommentare zu einem Heise-Artikel die Möglichkeit über 4 Symbole im rechten unteren Teil der Kommentar-Darstellung seine Bewertung abzugeben. Folgt man den Vorgaben des Bewertungssystems, so soll die Qualität des Beitrages bewertet werden aber nicht, ob der Nutzer inhaltlich zustimmt. Als Kriterien soll der Bewertende sich an der Verständlichkeit und ausführlichen Begründung des Kommentars orientieren. Zudem wird empfohlen, von der Bewertung von Meinungen abzusehen. [HV02]

Die Bedeutung der zur Verfügung stehenden Symbole lautet wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Damit die Bewertungen möglichst wenig Einfluss auf die Geschwindigkeit des Gesamtsystems haben, werden bei Heise Online möglichst wenige Datenbankzugriffe durchgeführt. Die Anzeige, wie ein Nutzer selbst einen Beitrag bewertet hat, wird deshalb nicht auf einem der Heise-Server gespeichert, sondern im jeweiligen Browser des Nutzers, indem der Link (das Symbol), auf den er geklickt hat, anders darstellt wird.

Wenn der Nutzer später noch mal zu einem bereits bewerteten Beitrag kommt, dann wird das Symbol, auf das er zuvor geklickt hat, farblich unterlegt sein. Wenn er ein weiteres Mal bewerten will, dann nimmt der Server diese Bewertung nicht an [HV02]. Da der Nutzer aber auf 2 Links geklickt hat, werden bei einem weiteren Aufruf des entsprechenden Beitrages auch die beiden Bewertungs-Symbole als genutz angezeigt - der Nutzer kann also nicht mehr seine ursprüngliche Bewertung erkennen. Aus Nutzersicht ergeben sich so beispielsweise folgende Sichten auf das Bewertungssystem:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

dieser Beitrag wurde vom Nutzer noch nicht bewertet

dieser Beitrag wurde vom Nutzer mit "über dem Durchschnitt" bewertet

dieser Beitrag wurde vom Nutzer einmal erfolgreich bewertet und danach ein zweites mal eine Bewertung versucht, die der Server aber nicht angenommen hat; aus der Anzeige ist nicht zu schließen, welche Bewertung erfolgreich war, da der Browser nur die "besuchten Links" markiert

Während die Kennzeichnung der Symbolik mit Pluszeichen und Minuszeichen eine Assoziation mit Positiv und Negativ hervorruft und somit eine adäquate Wahl darstellt, ist die Verwendung der Farben Rot und Grün unter Umständen ungünstig. Im konkreten Fall der fast vollständigen oder vollständige Farbenblindheit, bei der die Stäbchen des menschlichen Auges keine Farbinforma­tionen verarbeiten können, ist natürlich jede beliebige Farbwahl unpassend und es besteht nur die Möglichkeit, über eine eindeutige Symbolik die Bedeutung der Bewertungs-Icons zu übermitteln.

Für den Fall einer Rot-Grün-Sehschwäche bzw. Rot-Grün-Blindheit, bei der die Betroffenen die Farben Rot und Grün schlechter als Normalsichtige unterscheiden, wäre allerdings eine alternative Farbwahl angebracht, um den betroffenen Personenkreis im Sinne eines barrierefreien Internets nicht auszugerenzen. Um nachzuweisen, dass die Farbwahl von Heise Online ungünstig ist und um die Auswirkungen der beschriebenen Fehlsichtigkeit zu demonstrieren, kann man sich einiger im Internet verfügbarer Filterprogramme bedienen. Im folgenden Fall wurde auf den "Colorblind Web Page Filter"[13] von Matthiew S. Wickline zurückgegriffen und auf Bewertungsinformationen von Heise Online angewendet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Protanomalietest mit dem "Colorblind Web Page Filter"

Im dargestellten Fall wurde auf Störung des roten Spektralbereichs (Protanomalie bzw. Protanopie) getestet. Die im Normalfall deutlich unterscheidbaren Farben haben nach Anwendung des Filters einen stark ähnlichen Farbton angenommen und sind nur noch durch einen Helligkeits-Unterschied voneinander zu trennen. Im Falle einer Grünstörung (Deutanomalie bzw. Deutanopie) sieht das Ergebnis ähnlich aus. Da mit circa 8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen [HS01] eine nicht zu vernachlässigende Anzahl an Personen von der Rot-/Grünsehschwäche betroffen ist, wäre hier eine Änderung der Farbwahl angebracht.

Darstellung

Wurde ein Beitrag zu einem Heise-Artikel bewertet, und die Bewertungsanzeige aktiviert, so erhält die Beitragsübersicht und der Beitrag selbst eine zusätzliche Anzeige, in der der Durchschnittswert der Bewertungen dargestellt wird. Die Bandbreite reicht von -100 Prozent bis +100 Prozent, wobei die Anzeige eine 11-Teilung besitzt - in der Mitte ist ein Grauer Balken für die Darstellung einer neutralen Bewertung und links und rechts davon jeweils 5 Abschnitte, in denen in 20 Prozent-Schritten die Bewertungstendenz des Beitrages angezeigt wird.

Je mehr grün (rechte Seite) sichtbar ist, desto positiver wurde der Beitrag bewertet. Bei einem hohen roten Anteil (linke Seite) sind die User der Meinung, dieser Beitrag ist kaum lesenswert. Wenn ein Nutzer mit dem Mauszeiger über eine solche Bewertung geht, dann erhält er eine Prozentangabe der Zustimmung oder Ablehnung [HV02]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Probleme betreffend der Farbwahl, die bereits bei der Bewertungsabgabe besprochen wurden, treten auch in diesem Fall wieder auf. Da hier allerdings eine fehlende Symbolik, wie zum Beipiel Plus- oder Minuszeichen fehlt, ist ein Erkennen der Bedeutung der graphischen Anzeige für Nutzer mit Farbsehstörungen wesentlich erschwert. Einzige Hilfe ist hier nur die Prozentangabe, die im negativen Fall ein Minus als Vorzeichen aufweist, was allerdings die Nutzung der Maus bedingt, da ein Abruf der Prozentangabe anderweitig nicht möglich ist.

Granularität und Dimension

Wie bereits unter dem Punkt Vergabe erkennbar, wird bei Heise Online ein 4-stufiges Bewertungsverfahren eingesetzt. Die abgegebenen Bewertungen werden dann dazu genutzt, um einen Durchschnittswert für die Qualität des Artikels zu berechnen. Des weiteren werden keine weiteren Abstufungen im Bewertungssystem vorgenommen. Bewertet werden soll nur die Artikelqualität.

isoliert/ Synthese; Gewichtung

Die Bewertungen werden zu einer Gesamtwertung zusammengerechnet. Auf der Qualitäts-Skala von -100 bis +100 Prozent entsprechen die Bewertungen folgenden Prozentpunkten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus den abgegebenen Stimmen wird ein arithmetisches Mittel errechnet und je nach erreichter Gesamt-Prozentzahl wird eine entsprechende graphische Darstellung des Wertes dem Kommentar zugeordnet. Eine spezielle Gewichtung wird bei dem auf Heise Online genutzen Bewertungssystem nicht verwendet. Jede Stimme hat das gleiche Gewicht.

Verzögerung

Die Anzeige der Bewertung erscheint erst, wenn eine Mindestanzahl an Bewertungen für einen Beitrag vorliegt. Die Mindestanzahl passt Heise Online, nach eigenen Aussagen, je nach Forumsbereich und Aktivität der User an. Welche Maßstäbe für die Regulierung angesetzt werden, ist über Heise.de nicht zu erfahren.

explizit/ implizit; Lebensdauer; Häufigkeit und Begrenzungen; Aufwand; automatisch/ manuell

Die Bewertungen erfolgen explizit. Die Nutzer können direkt bei Einsicht der Kommentare eine Bewertung dazu abgeben. Die abgegebenen Bewertungen werden dauerhaft gespeichert, so dass diese selbst für Kommentare, die einige Jahre zurückliegen, einsehbar sind. Es ist auch möglich, Bewertungen für Kommentare, die Jahre zurückliegen, abzugeben, allerdings kann ein Nutzer eine Bewertung für einen Kommentar nur einmalig abgeben. Laut Heise Online existiert ein System, welches verhindern soll, dass auch Nutzer mit Mehrfachaccounts Beiträge mehrfach bewerten, über die Funktionsweise werden allerdings keine Informationen herausgegeben.

Der Aufwand für die Abgabe der Bewertung ist minimal. Sobald man einen Kommentar betrachtet, erscheinen die Bewertungssymbole in der rechten unteren Ecke der Ansicht. Per einfachem Mausklick wird die manuelle Bewertung abgegeben - weitere Tätigkeiten sind nicht notwendig.

Empfänger/ Sichtbarkeit

Die abgegebenen Bewertungen sind in ihrer synthetisierten Form für alle Nutzer von Heise Online sichtbar, das gilt auch für die nicht registrierten Besucher der Website. Die einzige Einschränkung die besteht, ist die zeitliche Verzögerung der Darstellung, um eine Beeinflussung der Nutzer, die noch keine Bewertung abgegeben haben, zu minimieren.

Zugang; privat/ kommerziell

Den Zugang zum Bewertungssystem erhält jeder registrierte Benutzer. Da das Bewertungssystem keine weiteren Dimensionen hat, wird auch keine differenzierte Abstufung und Rechtevergabe eingesetzt. Die Nutzung des Bewertungssystems selbst verfolgt keine direkten kommerziellen Ziele. Einzig für den Einsatz zur Erhöhung der Artikelqualität soll das System eingesetzt werden.

Fehlerkosten

Eine Korrektur einer Bewertung ist nicht möglich. Da die Nutzer weitestgehend anonym sind und auch keine weiteren rechtlichen Abhängigkeiten bestehen, ist dieses jedoch relativ unproblematisch. Auch Filter, wie sie in anderen Foren zum Verbergen schlecht bewerteter Kommentare eingesetzt werden, existieren bei Heise nicht. Dadurch verliert auch in diesem Punkt eine Fehlbewertung an Bedeutung.

Abdeckung

Die Brisanz eines Themas, welches kommentiert wird, hat auch einen Einfluss auf die Resonanz der Nutzer auf die Kommentare. Aus Nutzersicht unrelevante Themen werden wenig kommentiert und gelesen, die Kommentare werden entsprechend wenig bewertet und erreichen so im Allgemeinen nicht die Mindestanzahl an Bewertungen, die zur Darstellung der Durchschnittsbewertung führt.

Bei strittigen Themen und polarisierenden Kommentaren hingegen, erhöht sich die Wahrscheinlich­keit deutlich, dass die Bewertungsanzeige erscheint. Offenbar nutzt Heise Online seine Möglichkei­ten zur Variation der Mindest-Beitrags-Anzahl in Abhängigkeit vom Forumsbereich und der Aktivität der User[14] nicht genügend.

Ein Urteil über die Abdeckung der getätigten Bewertungen ist demzufolge schwer abzugeben. Die Kommentare, bei denen eine Bewertungsanzeige erscheint, sind allerdings auch nur im einstelligen Prozentbereich. Eine Stichprobe bei einem sehr aktiven Forum zum Thema "GVU soll Raubko­pierer gesponsort haben"[15], zu dem 902 Kommentare geschrieben wurden, wies nur 64 Bewertungsanzeigen auf, was einer Abdeckung von 7 Prozent entspricht. Betrachtet man nur die Kommentare, die direkt auf den Artikel von Heise Online abgegeben wurden (sozusagen die Kommentare in erster Hierarchiestufe) und lässt die Kommentare außen vor, die zu bereits getätigten Beiträgen gemacht wurden, ergibt sich folgendes Bild: Es wurden 224 Kommentare in der ersten Hierarchiestufe des Forums abgegeben, davon ist bei 51 Beiträgen eine Bewertungsanzeige eingeblendet, was einer Abdeckung von 22,8 Prozent entspricht. Offenbar sinkt hier die Wahrscheinlichkeit der Bewertungsanzeige zu einem Kommentar nicht nur mit der fehlenden Brisanz eines kommentierten Themas, sondern auch mit der Positionierung innerhalb des Forums. Ein Seiteneffekt, der hier allerdings auch eine Rolle spielt, ist die zeitliche Komponente. Kommentare zu getätigten Beiträgen werden natürlich zeitlich später abgegeben und je mehr Zeit nach dem Erscheinen des Artikels der Heise-Redaktionen vergeht, um so weniger Nutzer lesen diesen Artikel und die damit zusammenhängenden Kommentare und um so weniger Bewertungen werden abgegeben. Im vorliegenden Fall ist der letzte verzeichnete Kommentar, der eine Bewertungsanzeige vorweist, 10 Stunden nach Erscheinen des Artikels geschrieben worden, während die Aktivitäten im Forum erst nach 51 Stunden beendet wurden. Dies bestätigt den zeitlichen Einfluss deutlich.

Feedback

Eine Bewertung von Bewertungen ist bei Heise Online nicht vorgesehen. Im Forum, welches sich speziell mit dem Bewertungssystem von Heise befasst, gab es in der Vergangenheit zwar schon einige Vorschläge ein solches Feedback-System zu integrieren, diese wurden aber bisher nicht umgesetzt.

Hintergrundwissen und Zusatzinformationen

Die Bewertungen der Nutzer werden anonymisiert abgespeichert. Aus diesem Grund ist kein Profiling der Nutzer auf Grund bewerteter Kommentare möglich. Auch anderweitige Informationen über den Nutzer werden nicht verwendet, um im Bewertungssystem Hintergrundwissen mit zu verarbeiten. Da das Bewertungssystem nur ausgelegt ist, um Artikelqualität zu bewerten, fehlen auch die Grundlagen, um das System dahingehend zu erweitern.

Auch wenn es technisch leicht möglich wäre, gibt Heise Online keine weiterführenden Informationen preis, aus wieviel Einzel-Bewertungen sich die synthetisierte Gesamtbewertung zusammensetzt.

4. Zwischenergebnis

Bereits bei Einführung des Bewertungssystems 2003 wurde der Zweck nicht wie erwartet erfüllt. So wurden in der Anfangszeit praktisch alle Beiträge durchgehend negativ bewertet - offensichtlich aus spielerischer Experimentierfreude. Einige wenige Stimmen haben derzeit vorausgesagt, dass diese Phase vorbeigehen würde, wenn sich erst einmal alle Nutzer an das neue System gewöhnt hätten. Tatsächlich ist es diesbezüglich zu einer Beruhigung gekommen, allerdings wurde die ursprüngliche falsche Anwendung des Systems in vielen Fällen nur abgelöst durch eine Nutzung als Bestrafungs- oder Support-System für Nutzer untereinander, wobei die Artikelqualität wiederum keine Rolle spielt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die schwache Abdeckung. Wenn bei einer Vielzahl der Artikel keine Bewertung erscheint, dann fehlt für die Nutzer zum einen die Motivation qualitativ hochwertige Kommentare zu schreiben und andererseits das Bewertungssystem zu nutzen, was wiederum zu einer Schwächung der Abdeckung führt.

Neben einer flexibleren Einstellung der Mindest-Bewertungsanzahl, die benötigt wird, bis eine Bewertungs-Anzeige erscheint und somit möglichst zu einer Anzeige bei jedem bewerteten Kommentar führt, sind mehrere Lösungen vorstellbar, um die oben beschriebene Situation zu verbessern:

Zum einen hätte ein Feedbacksystem, mit dem man Kritiken bewerten kann, das Potential unqualifizierte Bewertungen einzuschränken. Das bedingt allerdings eine tiefgreifende Änderung des Systems, da die Bewertungen bislang nur synthetisiert angezeigt werden, für ein Feedback aber die Einzelmeinungen von Interesse sind.

Eine weitere Möglichkeit wäre ein Detektor, der erkennt, ob ein Nutzer die Kommentare eines bestimmten anderen Nutzers immer mit einer bestimmten Tendenz bewertet. In der Tat ist die Realisierung eines solchen Detektors problematisch, da es sehr gut sein kann, dass ein Nutzer nur qualitativ hochwertige Beiträge schreibt oder nur qualitativ minderwertige. Wenn man allerdings das Bewertungsverhalten des Bewerters im gesamten Kontext sieht und in ein Verhältnis setzt zu der Anzahl seiner Bewertungen von anderen Nutzern, kann man sicher auffällige Verhaltensweisen herausfiltern.

Eine Erweiterung des Bewertungssysstems um eine Nutzerbewertung könnte auch eine Lösung darstellen. In gewisser Weise existiert bei Heise Online ein Ansatz in diese Richtung. Registrierte Nutzer haben die Möglichkeit 36 andere Nutzer auf eine private Filterliste zu setzen, so dass deren Beiträge nicht mehr im Forum eingeblendet werden. Da diese Liste aber nur privat ist, hat dies keine Auswirkungen auf das Verhalten der Nutzer selbst. Eine echte Nutzerbewertung hätte das Potential, das aktuelle Bewertungsverhalten von den Kommentaren abzulenken, so dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Beiträge dann vorrangig auf Grund ihrer Qualität bewertet werden, so wie es ursprünglich auch sein sollte.

Um eine schlechte Artikelbewertung nur auf Grund der Abneigung zum Autor zu vermeiden, gäbe es auch die Möglichkeit, Artikel ohne Angabe des Urhebers zu veröffentlichen. Sobald ein bestimmter Nutzer seine Bewertung zum entsprechenden Artikel abgegeben hat, könnte man dann den Autor zusammen mit seinem Artikel einblenden. Dieses Verfahren würde auch einer idealisierten Bewertung näher kommen, bei der nur die Leistung ohne Kenntnis der leistenden Person bewertet werden soll.

Wie bereits erläutert wurde, hat das Bewertungssystem auch ein Design-Problem - die Farbwahl. Neben der Barriere, die sich für Personen mit Farbsehbehinderung ergibt, können die gewählten Farben je nach Einsatz in einem bestimmten Kulturkreis ihre Signalwirkung verfehlen. Sicher ist für Europa die Wahl von Rot und Grün adäquat, da die gleiche Farbgebung, insbesondere bei Lichtzeichenanlagen, verwendet wird. Nimmt man aber beispielsweise Nordamerika zum Vergleich, wo bei Fußgängerampeln weiß und orange als Farben eingesetzt werden, funktioniert das Heise-Farbschema nicht mehr ohne weiteres.

Eine Lösung für das Problem der Rot-/Grün-Sehschwäche kann man aus der Technik ableiten. So setzt man bei Ampeln zusammen mit den roten auch orange LED´s ein und zusammen mit den grünen LED´s werden blaue verwendet.[16] Wenn man die Farbgebung der Symbole entsprechend so anpasst, so lässt sich leicht ein für alle Nutzer funktionierendes Design anwenden.

2.2.2. Kuro5hin.org

Kuro5hin.org[17] ist eine Website, auf der sich interessierte Nutzer über Kultur, Wissenschaft, Politik und Technologie und Verflechtungen der Themenbereiche untereinander informieren können. Nutzer können hier Artikel lesen, diese bewerten oder eigene Artikel einsenden und hier veröffentlichen lassen. Für jeden Artikel wird ähnlich wie bei Heise Online ein Kommentar-Forum eingerichtet, in dem eine Diskussion zum Artikel angeregt werden soll. Sehr großen Wert wird auf die Qualität der Artikel gelegt, was über ein Moderations- und Bewertungssystem realisiert wird.

Das Portal wurde am 21. Dezember 1999 von Rusty Foster gegründet und es wurden im ersten Jahr seines Bestehens bereits annähernd 2000 Artikel eingesandt, von denen 1300 auch veröffentlicht wurden.[18] Ursprünglich war Rusty Foster einer der Mitglieder der Slashdot-Community und arbeitete an der Verbesserung des Programm-Codes der Slashdot-Software. Da er an der Software aber so tiefgreifende Änderung vornehmen wollte und wegen einer gewissen Unzufriedenheit mit der Arbeitsweise bei Slashdot beschloss er, ein eigenes Projekt zu starten, was in der Gründung von Kuro5hin.org gipfelte [EM01]. Kuro5hin.org gehört mit seinen 27.000 registrierten Nutzern und fünf Millionen Page Impressions pro Monat nicht zu den größten Portalen im Internet, ist aber durch sein Moderations- und Bewertungssystem von besonderem Interesse.

1. Nutzer

statisch/ dynamisch; Zugang und Anonymisierung

Es existieren keine Beschränkungen auf einen eingegrenzten Personenkreis. Somit ist die Nutzer­zahl dynamisch.

Jede beliebige Person kann auf Kuro5hin.org Artikel lesen. Will man sich jedoch an der Seite selbst beteiligen, indem man an Abstimmungen zur Veröffentlichung und Bewertung von Artikeln teil­nimmt, Kommentare bewertet oder eventuell auch selbst Artikel einsendet, so ist eine Registrierung notwendig. Dazu wird nur ein Pseudonym verlangt, welches der Nutzer selbst wählen kann und eine valide Email-Adresse, an die ein erstes Passwort für den Login-Vorgang versandt wird. Dieses Pass­wort lässt sich im Anschluss in den persönlichen Boardeinstellungen natürlich jederzeit ändern.

Da es keine Einschränkungen bei der Wahl der Email-Adresse gibt und auch keine sonstigen Angaben zur Person getätigt werden müssen, ist das Auftreten bei kuro5hin vollständig anonym möglich.

Eine weitere Möglichkeit einen Zugang zu Kuro5hin zu bekommen bzw. den bestehenden zu erweitern, ist die kommerzielle Mitglied­schaft. Diese wurde eingeführt, um die Website wirtschaftlich zu unterstützen. Die zwei Varianten - Basic und Full Membership - sind verbunden mit einem monatlichen Beitrag in Höhe von zwei bzw. vier Dollar und ermöglichen dem Nutzer zusätzliche Module des Portals, wie verschiedene Wörterbücher und die Möglichkeit der Ausblendung von Werbungen zu nutzen. In der erweiterten Mitgliedschaft gibt es zusätzliche Alarmfunktionalitäten, über die der Nutzer beispielsweise über neu eingetroffene Kommentare informiert wird. Da die Bezahlung über Verfahren wie Paypal oder Kreditkartenabrechnungen gehandhabt wird, verliert ein Nutzer natürlich seine Anonymität. Dies kann im folgenden natürlich den Vorteil haben, dass ein nicht anonymer Nutzer die Website nicht durch unqualifiziertes Verhalten zu stören versucht. Allerdings ist auch zu beachten, dass derjenige, der bereit ist, finanzielle Aufwendungen zur Unterstützung des Portals zu tätigen, dem Board sowieso nicht schaden würde.

Da die wesentlichen Funktionalitäten von Kuro5hin.org allerdings von jedem beliebigen registrierten Nutzer getätigt werden können, verliert hier der positive Effekt, den eine finanzielle Beteiligung am Portal mit sich bringen würde, an Bedeutung.

Rolle

Sobald ein Nutzer registriert ist, kann er sich an den verschiedenen Einrichtungen des Boards beteiligen. Dies betrifft die Rolle des Autoren, der Artikel schreibt und einsendet, die Rolle eines Revisors, der eingesandte Artikel, die sich in der Edit-Queue befinden, begutachtet und korrigiert bzw. Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge einbringt, die Möglichkeit, fertige Artikel, die die Edit-Queue verlassen haben und nun in der Voting-Queue auf die Veröffentlichung warten, eine Bewertung zu geben, ob diese auf der Frontpage, in einer der Kuro5hin-Sektionen oder gar nicht veröffentlicht werden sollen und die Rolle des einfachen Bewerters, der Kommentare zu veröffentlichten Artikeln benoten kann.

Strategie

Auch bei Kurohin steht hinter dem Moderations- und Bewertungsverfahren die Strategie, eine möglichst hohe Artikelqualität zu erreichen. Dies gelingt hier im Vergleich zu vielen anderen Portalen relativ gut. Dadurch, dass Artikel bereits vor der Veröffentlichung kontrolliert werden und im Anschluss noch eine Abstimmung über die tatsächliche Veröffentlichung stattfindet, existiert hier ein funktionierendes Filtersystem. Das Niveau Kuro5hins war von Beginn an deutlich höher, und im Laufe der Jahre enstanden durch den kollaborativen Prozess einige höchst bemerkenswerte Artikel [EM01].

Aus Sicht der Nutzer stellt sich dementsprechend kuro5hin.org als weitestgehend seriöse Quelle von diversen Informationen dar. Wer sich im Rahmen der Themenbereiche von Kuro5hin informieren möchte, findet hier zumeist einen informativen Bezugsort. Da bei abgegebenen Bewertungen die Namen der Nutzer mit angegeben werden, ist der Nachteil, den man bei Heise Online beobachten kann, nämlich das "Abstrafen" anderer Nutzer (ohne Konsequenzen fürchten zu müssen), hier nur eingeschränkt möglich. Somit lässt sich leicht verfolgen, ob ein User tatsächlich nur den Artikel kritisch bewertet oder andere persönliche Gründe für seine Bewertungen hat. Sollte einem Nutzer diese Preisgabe seines Verhaltens nicht stören, so versagt natürlich dieses System, da es letzlich nur auf dem freiwilligen sozialen Verhalten seiner User aufbaut.

Zusammenfassend kann man jedoch feststellen, dass die Strategie des Board-Betreibers und die Strategien der Nutzer übereinstimmen - eine gute Artikelqualität. Dieser Anspruch ist dann auch als Grund anzusehen, dass Kuro5hin.org nicht zu den größten Portalen seiner Art gehört, da die Qualität der Artikel auch von der Qualität der Nutzer abhängig ist und viele Gelegenheitsautoren den geforderten Ansprüchen nicht genügen und während des Moderations- und Bewertungsprozesses mit ihren Artikeln scheitern.

2. Objekte

Typ:

Die bewerteten Objekte auf kuro5hin.org sind zunächst einmal die eingesandten Artikel. Diese kommen in eine Edit-Queue, einer Art Qualitätsmanagement, wo jeder registrierte User Tipps und Verbesserungsvorschläge, wie zum Beispiel Rechtschreibkorrekturen oder Layout-Veränderungen, einbringen kann. Nach dem Editing-Prozess kommt der Artikel in die Voting-Queue, wo eine Abstimmung durch registrierte Nutzer stattfindet, ob der Artikel auf der Frontpage von Kuro5hin oder nur unter der entsprechenden Sektion abgelegt wird, für die er erstellt wurde - das bewertete Objekt ist hier also wieder der Artikel. Zusätzlich besteht an dieser Stelle noch die Möglichkeit der Ablehnung des Artikels, so dass dieser gar nicht veröffentlicht wird. Hat der Beitrag diese Stufen überstanden und ist für alle Interessierten auf der Website lesbar, können zu diesem Artikel Kom­mentare abgegeben werden. An dieser Stelle findet man die dritte Bewertungsmöglichkeit, indem man diese Kommentare ebenfalls einer Benotung unterziehen kann - die Bewertungsobjekte sind in diesem Fall nur die Kommentare.

statisch/ dynamisch; Zuwachs und Lebensdauer

Die Artikel auf Kuro5hin.org werden einer von 12 Sektionen, wie zum Beipiel "Technology", "Science", "Culture", "Politics" oder "Media", zugeteilt. Wenn man von der unmoderierten Rubrik "Diaries" absieht, welches eher als ein Spaßforum anzusehen ist und in dieser Funktion sehr lebhaft genutzt wird, dann kann man täglich mit einem Zuwachs ernsthafter Artikel im einstelligen Bereich rechnen. Die veröffentlichten Artikel werden im Allgemeinen jeweils mit mehreren Dutzend bis zu mehreren Hundert Kommentaren versehen. Dabei kann man beobachten, dass zu bestimmten Themen Wortmeldungen teilweise noch einige Wochen später verfasst werden.

3. Bewertungen

Quelle; Vergabe und Granularität; automatisch/ manuell; privat/ kommerziell; Zugang;

Die Bewertungen werden intern auf den Kuro5hin-Servern verwaltet, dort gespeichert und von dort abgerufen. Sie dienen keinen finanziellen Interessen.

Die Vergabe von Bewertungen ist bei Kuro5hin nur für registrierte Nutzer vorgesehen und erfolgt wie bereits kurz angesprochen an drei Stellen:

In der ersten Stufe können eingesandte Artikel mit Kommentaren anderer User versehen werden, um den betreffenden Artikel zu verbessern bzw. dem Autoren Hilfestellung zu geben. Im weiteren Sinne kann man hier diese Nutzerkommentare bereits als eine Bewertung der Artikel ansehen. Verbesse­rungsvorschläge werden einfach im Anschluss des Artikels über die Kommentarfunktion abgegeben und erscheinen für alle Nutzer sichtbar im Anschluss an den Artikelentwurf. Oftmals werden die Kommentare an dieser Stelle bereits im Subject mit der Erwähnung der Bewertung versehen, die die jeweiligen Nutzer im Falle eines Votings abgeben würden. Leider muss man an dieser Stelle auch erwähnen, dass es oftmals bei einer dieser Bewertungsvoraussagen bleibt und konstruktive Vorschläge in der Minderzahl bleiben.

In der zweiten Stufe wird der fertig editierte Artikel einer Abstimmung unterzogen, bei der die registrierten Nutzer des Boards abstimmen können, ob der Artikel in der vom Autor dafür vorgesehenen Rubrik erscheint, ob der Artikel zusätzlich auf der Titelseite der Website abgelegt werden soll, ob der Artikel es nicht Wert ist, überhaupt veröffentlicht zu werden und es besteht die Möglichkeit einer Stimmenthaltung. Das Ganze wird realisiert über ein Drop-Down-Menü im Anschluss des zu bewertenden Artikels:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Abstimmung zur Veröffentlichung eines Artikels auf Kuro5hin.org

Es wird hierbei völlig auf graphische Elemente verzichtet, und auch ein Einsatz von Farben erfolgt nicht. Dadurch werden einerseits Barriere-Probleme, wie sie bei Heise Online auftreten, vermieden, andererseits verzichtet man auf die Vorteile, die Symboliken mit sich bringen können, wie zum Beispiel erlernte Assoziationen[19]. Der Nutzer wählt aus dem Menü die ihm passende Bewertung aus und bestätigt diese mit einem Mausklick auf den Vote-Button.

Die dritte Bewertungsmöglichkeit betrifft die Kommentare, die zu einem Artikel getätigt werden können. Hier hat wieder jeder Nutzer im Anschluss an den Kommentar die Möglichkeit, eine von vier Bewertungen abzugeben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Bewertung eines Kommentars auf Kuro5hin.org

Zur Auswahl stehen hier eine negative (Discourage), eine positive (Encourage) und eine neutrale Benotung. Zusätzlich gibt es auch hier wieder die Möglichkeit für besonders unlesenswerte Beiträge (insbesondere Spam) eine "Hide"-Bewertung abzugeben - dieser Wert soll nach den Vorstellungen des Board-Betreibers aber nicht der Bewertung der Artikelqualität dienen, sondern wirklich nur dem Ausschließen von "Informations-Müll"[20]. Registrierte Nutzer können in ihren persönlichen Einstellungen das Verbergen von Kommentaren einstellen, die qualitativ schlecht sind. Die Hide-Bewertung bildet die Grundlage für dieses Feature.

Im Gegensatz zur Veröffentlichungs-Abstimmung reicht bei der Kommentarbewertung die einfache Auswahl der Benotung aus, um die eigene Meinung zu manifestieren. Ein Button für eine explizite Bestätigung ist nicht vorhanden. Dies hat den Nachteil, dass ein Fehlklick mit der Maus, der durchaus leicht vorkommen kann, eine Entscheidung des Nutzers publiziert, die ursprünglich nicht geplant war. Da die Bewertung nicht korrigiert werden kann, kann eine solche Fehlbewertung unter Umständen zu weiteren Missverständnissen oder Missstimmungen zwischen einzelnen Board-Usern führen.

Darstellung

Die Revisionen zu den eingesandten Artikeln werden direkt unter dem jeweiligen Artikel, in Form von Kommentaren dargestellt. Die Bewertungen in der Voting-Queue werden dem Nutzer erst angezeigt, wenn er eine eigene Bewertung abgegeben hat. So wird eine Beeinflussung der Benotung durch Kenntnis der bereits gefällten Urteile vollständig vermieden. Da diese Abstimmung über die Zukunft des Artikels entscheidet, ist dieses Vorgehen sicher angebracht. Ist die Bewertung erst einmal vorgenommen worden, erhält der Nutzer den Zugriff auf eine detaillierte Aufschlüsselung des Gesamtergebnisses, in der er auch über Drop-Down-Felder Informationen über die Bewerter einholen kann:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Abstimmungsdetails zur Artikel-Veröffentlichung auf Kuro5hin.org

Wie die Darstellung der Bewertung der Kommentare gestaltet ist, ist in Abbildung 3, oben zu erkennen. In runden Klammern werden 2 Werte angegeben: der erste Wert ist das arithmetische Mittel, das sich aus den abgegebenen Benotungen ergibt, der zweite Wert entspricht der Anzahl der bisher abgegebenen Stimmen. Klickt ein Nutzer auf diese Bewertungsanzeige, so öffnet sich eine Ansicht, in der der Kommentar selbst angezeigt wird, welche aber ergänzt wird durch eine Auflis­tung der bisherigen Bewerter und ihrer Urteile.

Dimension; isoliert/ Synthese

Im Falle der Artikel-Revision in der Edit-Queue liegt eine differenzierte Bewertung vor. Es werden hier inhaltliche, orthographische, grammatikalische und layout-bezogene Probleme diskutiert. In den beiden anderen Fällen werden die Artikel bzw. die Kommentare als Ganzes bewertet.

Bei Kuro5hin.org findet man beide Varianten der Bewertungsdarstellung. Im Falle der Meinungs­äußerungen innerhalb der Edit-Queue liegen natürlich isolierte Bewertungen vor - eine Synthese ist hier weder möglich, noch sinnvoll. In der Voting-Queue wird sowohl die synthetisierte Darstellung des Gesamtergebnisses genutzt, wie auch die isolierte Darstellung der Einzelbewertungen über Drop-Down-Felder. Dies gilt ebenso für die Abbildung der Benotungen bei den Kommentaren, nur wurde hier für die optische Präsentation ein anderer Weg gewählt.

Gewichtung; Verzögerung; explizit/ implizit

Es werden keine speziellen Gewichte im Bewertungssystem eingesetzt.

Eine Verzögerung der Darstellung der expliziten Bewertungen findet nur innerhalb der Voting-Queue statt. Sie dauert so lange, bis der jeweilige Nutzer eine Bewertung abgegeben hat.

Lebensdauer

Die Artikel und die mit ihnen in Zusammenhang stehenden Kommentare werden dauerhaft gespei­chert und es ist ohne weiteres möglich, Artikel aus der Anfangszeit des Portals einzusehen. Sind die Kommentare bewertet worden, so ist diese Bewertung ebenfalls fest mit den Beiträgen verbunden und dauerhaft abgelegt.

Die Kommentare, die im Editing-Prozess des Artikels von den Nutzern eingebracht werden, sind nur während dieses Prozesses einsehbar. Die Punktebewertungen, die über die Art der Veröffentlichung des Artikels entscheiden, sind auch nur während dieses Verfahrens sichtbar.

Häufigkeit

Für jedes Objekt, welches ein Nutzer bewerten kann, hat er genau einmal die Möglichkeit sein Urteil abzugeben. Im Falle der Voting-Queue steht dem Nutzer nach seiner Bewertung eines bestimmten Artikels das Bewertungsmodul für diesen nicht mehr zur Verfügung. Im Falle der Kommentare findet man zwar noch die Drop-Down-Felder für die Bewertung vor, es werden aber vom System keine weiteren Benotungen mehr angenommen.

Aufwand

Das Bewertungsverfahren ist in allen drei Fällen unaufwändig. Im Falle der Edit-Queue liegt es im Ermessen des Nutzers, in welchem Umfang er Verbesserungsvorschläge einreicht. Im Falle der Kommentarbewertungen wurde bereits angesprochen, dass hier unter Umständen der Aufwand sogar zu klein sein könnte, da die Einfachheit des Bewertungsablaufes zu unkorrigierbaren Fehlbewertungen führen kann.

Empfänger/ Sichtbarkeit

Zu der Edit-Queue und der Voting-Queue haben nur registrierte Besucher einen Zugang und somit können auch nur diese die Bewertungen dort einsehen. Die Bewertungen in der Edit-Queue sind vorrangig für den Autoren des betreffenden Artikels bestimmt, so dass dieser vor der Veröffentlichung seines Beitrages Änderungen vornehmen kann. Die Bewertungen der Voting-Queue dienen nur der mathematischen Berechnung, wie das Board-System mit dem zu veröffentlichenden Artikel umgehen soll.

Die Kommentare, die zu veröffentlichten Artikeln geschrieben wurden, und die Bewertungen dieser Kommentare sind auch für nicht registrierte Besucher der Website nachzulesen. Dies gilt auch für die detaillierte Aufschlüsselung der Einzelbewertungen. Hier geben die einsehbaren Werte dem interessierten Leser eine Orientierung in der Vielzahl der Kommentare, um leichter eine Entscheidung über die Lesenswertigkeit treffen zu können.

Fehlerkosten

Fehler, die ein Nutzer beim Bewerten gemacht hat, werden grundsätzlich nicht korrigiert. Nur bei schwerwiegenden Fehlern in veröffentlichten Artikeln kann man über eine dafür vorgesehene Email-Adresse Änderungen beantragen.[21]

Abdeckung

Artikel in der Edit-Queue und der Voting-Queue werden zu 100 Prozent mit Bewertungen abgedeckt. Im ersten Fall ist die Kuro5hin-Community so groß, dass es eine Vielzahl von hilfsbereiten Mitgliedern gibt, die im Entstehungsprozess eines Artikels mitwirken. Im zweiten Fall ist die Abdeckung dadurch gegeben, dass hier die wichtigste Entscheidung innerhalb des Kuro5hin-Systems getroffen wird - ob ein Artikel veröffentlicht wird oder nicht. Dieser Punkt allein ist eine ausreichende Motivation für die Nutzer der Website, sich hier zu beteiligen (siehe Machtmotivation Kapitel 3.4.). Die Abdeckung im Bereich der Kommentare ist hingegen wesentlich schwächer, erreicht mit 20 bis 30 Prozent jedoch drei- bis viermal höhere Werte, als Heise Online. Dies lässt sich durch mehrere Gründe erklären. Zum Beispiel führt die Existenz der Kuro5hin-Community, die sich mit der Seite identifizieren, zu einem wesentlich größeren Engagement innerhalb des Boards. Das Projekt existiert nur durch die Beteiligten und wird durch sie aktiv gestaltet. Das spiegelt sich dann auch in länger andauernden Diskussionen zu Artikeln wider, was wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Kommentarbewertung erhöht. Weiterhin kann die Existenz der Hide-Funktion für qualitativ minderwertige Beiträge eine Motivation für die Nutzer darstellen, das Bewertungssystem dahingehend zu nutzen, die beschriebenen Kommentare ausblenden zu können.

Feedback

Eine Bewertung von Bewertungen ist nicht vorhanden. Im Allgemeinen werden aber auf Kuro5hin.org in Verbindung zu einer Bewertung Kommentare verfasst, in denen der Bewertende sein Urteil begründet. Auf diese Kommentare kann dann jederzeit geantwortet werden. Dass Kommentare zu den Benotungen abgegeben werden, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass jederzeit die Einzelbewertungen der Personen aufrufbar und zurückverfolgbar sind. Eine Erklärung abzugeben, insbesondere bei schlechten Bewertungen, ist da naheliegend, um persönlichen Differenzen zwischen den Nutzern vorzubeugen.

Hintergrundwissen

Da die Nutzer auf Kuro5hin.org vollkommen anonym auftreten, liegt auch kein Hintergrundwissen vor, dass für eine weitere Verarbeitung herangezogen werden könnte. Über das Nutzerverhalten der User ließe sich ein Verhaltensprofil erstellen, zumal jedem Nutzer die Möglichkeit geboten wird, sich alle Beiträge und Kommentare eines anderen Nutzers anzeigen zu lassen. Die Auswertung dieser Ansicht bleibt aber jedem selbst überlassen und wird nicht automatisch vom Board unterstützt.

[...]


[1] weitere Informationen zu Postident sind über http://www.deutschepost.de/dpag?xmlFile=6394 einsehbar

[2] sprich: kuroshin

[3] siehe auch: Nutzer - Anonymisierung

[4] siehe auch: Bewertungen - Hintergrundwissen

[5] siehe auch: Bewertungen - Gewichtung

[6] siehe auch: Bewertungen - isoliert/ Synthese

[7] Community - ist eine Gruppe von Personen, die gemeinsames Wissen entwickeln, Erfahrungen teilen und dabei eine eigene Identität aufbauen. Communities profitieren von dem Grundsatz, dass alle Teilnehmer zum Erfolg beitragen, indem sie ihr Wissen einbringen. (www.wikipedia.de)

[8] gegründet 1983, und laut des Verlages eines der meistgekauften Computermagazine in Europa und eine der angesehensten Informationsquellen für den Computerprofi und den anspruchsvollen Anwender

[9] Ein Visit (engl. Besuch) bezeichnet die zusammenhängenden Seitenabrufe von einer Website durch einen einzelnen Besucher.

[10] Page Impression ist ein Begriff aus der Internet-Marktforschung und bezeichnet den Abruf einer Einzelseite innerhalb einer Website.

[11] Hinweis: registrierte Nutzer können die Bewertungsanzeigen auch deaktivieren

[12] http://www.heise.de/foren/go.shtml?read=1&msg_id=9827758&forum_id=7262 (Rechtschreibung korrigiert)

[13] http://colorfilter.wickline.org/

[14] siehe: Heise Online: Bewertungen-Verzögerung

[15] http://www.heise.de/newsticker/meldung/68760 News vom 24.01.2006

[16] http://en.wikipedia.org/wiki/Traffic_light

[17] "Kuro5hin"; der Name ist vom Gründer des Protals abgeleitet: Rusty - rust - corrosion - kuroshin; die "5", die im Namen das "s" ersetzt, ist auf die Insidersprache der Computerszene Leet zurückzuführen, bei der Buchstaben durch ähnlich aussehende Zahlen oder Zeichen ersetzt werden

[18] http://www.kuro5hin.org/?op=special;page=random#long

[19] zum Beispiel verbindet man Rot- oder Orange-Farbtöne mit Warnhinweisen

[20] siehe auch: 4. Zusammenfassung zu Kuro5hin.org

[21] http://www.kuro5hin.org/?op=special;page=article#editorialchange

Ende der Leseprobe aus 120 Seiten

Details

Titel
Bewertungssysteme in Foren
Hochschule
Universität Rostock  (Lehrstuhl für Informations- und Kommunikationsdienste)
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
120
Katalognummer
V61431
ISBN (eBook)
9783638548922
ISBN (Buch)
9783640443345
Dateigröße
1695 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Analyse vorhandener Bewertungssysteme für Internet-Foren, pädagogische und psychologische Grundlagen für Handlungen in Foren, Entwurf eines Bewertungssystems
Schlagworte
Bewertungssysteme, Foren
Arbeit zitieren
Ronny Bartsch (Autor:in), 2006, Bewertungssysteme in Foren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61431

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