Der Ortnit AW gehört zu den 12 überlieferten Handschriften, in denen Ortnit vorkommt, wobei in diesen wiederum nur ein einziger Text existiert, der sich eigenständig nur mit Ortnit, also ohne die Wolfdietrichsage, beschäftigt. Entstanden sind die Texte zwischen dem 13. Jahrhundert bis vor 1517.
Da weltliche mittelalterliche Texte vor allem mündlich tradiert wurden, ist eine genaue Zuordnung eines Autors nicht nur fragwürdig, sondern, wie auch eine Textgenese im Allgemeinen, nahezu unmöglich. Rezipiert wurde von Analphabeten, bzw. von einem Vorleser, der oftmals selbst Änderungen an der ursprünglichen Gestalt des Textes vornahm. Basis für den „Ortnit AW“ bilden verschiedene Sagenmotive, so eine fränkische Sage, die den Zwergenkönig Alberich1, der hergeleitet vom Wort Alb für Elfe, allgemein für „Zwerg“ stand und dadurch in ungemein vielen Werken des Mittelalters zugegen ist, beinhaltete und eine russische Heldendichtung, die sich um Ilias Murometz, der vermutlich für Ilias von Rieuthen, welcher am Gardasee Ortnit dient, steht. Desweiteren existiert eine Dietrichsage von Nordländern, der Hertnit, in dem das Drachenkampfmotiv auftaucht. In dieser Sage ist Hertnit Brautwerbungshelfer eines Königs und gleichzeitig selbst König von Russland.
Allerdings gibt es auch Spekulationen, dass der Ortnit sich rein aus der Wolfdietrichsage herausentwickelt habe. Zentrale Schauplätze der Geschichte stellen Suders, als Hauptstadt der boshaften Heiden, also symbolisch für das Chaos, und Lamparten, also die Lombardei, als geordnete christliche Welt und Herrschaftssitz Ortnits dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ortnit und seine Mutter
- Ortnits Genealogie
- Die Beziehung Ortnits und seiner Mutter
- Die Ringübergabe
- Ortnit und seine Braut
- Erringung der Braut
- Die erste Begegnung der Brautleute und die Heimführung
- Mutter und Schwiegertochter
- Ortnits Aufbruch und Ende
- Nach Ortnits Tod
- Zusammenfassung
- Anmerkungen und Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Frauenfiguren im mittelhochdeutschen Heldenepos „Ortnit“. Im Fokus steht die Analyse der Beziehungen Ortnits zu seiner Mutter und seiner Braut, sowie die Betrachtung der dynamischen zwischen Mutter und Schwiegertochter. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Frauen im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft und deren Funktion innerhalb der Erzählung.
- Die Darstellung von Mutter-Sohn-Beziehungen im Mittelalter
- Die Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Funktion von Frauenfiguren in Heldendichtungen
- Die Konzeption von Ehe und Liebe im Mittelalter
- Die Analyse von stereotypen Figuren in mittelalterlichen Texten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das mittelhochdeutsche Heldenepos "Ortnit" ein, beleuchtet die Entstehungszeit und Überlieferung des Textes und diskutiert die Herausforderungen der Autorschaftsbestimmung. Sie beschreibt die verschiedenen Sagenmotive, aus denen sich die Geschichte speist und die zentralen Schauplätze Suders und Lamparten als Symbole für Chaos und Ordnung. Besonders wird auf die stereotypen Figuren und deren funktionalen Charakter im religiös geprägten mittelalterlichen Weltbild hingewiesen, wobei Eheschließungen als wirtschaftliche und politische Vereinbarungen anstatt aus Liebe interpretiert werden.
Ortnit und seine Mutter: Dieses Kapitel analysiert die ungewöhnliche Genealogie Ortnits. Offiziell Sohn des Königs und der Königin, stellt sich der König als zeugungsunfähig heraus. Die Königin, um die Ehre der Familie und ihren eigenen Status zu bewahren, geht eine außereheliche Beziehung mit dem Zwergenkönig Alberich ein und bekommt Ortnit. Ortnits vaterlose Erziehung und die enge Bindung an seine Mutter werden als möglicher Grund für sein späteres Fehlverhalten interpretiert. Die ungewöhnliche Familienstruktur und die fehlende väterliche Autorität tragen zu Ortnits Gewaltherrschaft bei, die im Widerspruch zum Ideal eines gerechten Herrschers steht. Die Beziehung zwischen Ortnit und seiner Mutter wird in späteren Szenen mit inzestuösen Untertönen dargestellt.
Ortnit und seine Braut: Dieses Kapitel würde die Brautwerbung Ortnits, seine Begegnung mit seiner Braut und die anschließende Heimführung behandeln und analysieren. Es werden die relevanten Aspekte der Handlung, die Beziehung zwischen Ortnit und seiner Braut, und deren Bedeutung im Gesamtkontext des Epos analysiert.
Mutter und Schwiegertochter: Dieses Kapitel würde die Beziehung zwischen Ortnits Mutter und seiner Braut, die Entwicklung dieser Beziehung und deren Bedeutung für Ortnits Schicksal darstellen. Es wird die komplexe Interaktion der weiblichen Figuren im Kontext der Handlung untersucht.
Schlüsselwörter
Ortnit, mittelhochdeutsche Literatur, Heldendichtung, Frauenfiguren, Mutter-Sohn-Beziehung, Brautwerbung, mittelalterliche Gesellschaft, Stereotypen, Inzest, Rex iustus-Ideal, Alberich, Ilias.
Häufig gestellte Fragen zu „Ortnit“
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Frauenfiguren im mittelhochdeutschen Heldenepos „Ortnit“, insbesondere die Beziehungen Ortnits zu seiner Mutter und seiner Braut sowie die Dynamik zwischen Mutter und Schwiegertochter. Sie beleuchtet die Rolle der Frauen im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft und ihre Funktion innerhalb der Erzählung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem die Darstellung von Mutter-Sohn-Beziehungen im Mittelalter, die Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft, die Funktion von Frauenfiguren in Heldendichtungen, die Konzeption von Ehe und Liebe im Mittelalter und die Analyse von stereotypen Figuren in mittelalterlichen Texten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel Einleitung, Ortnit und seine Mutter, Ortnit und seine Braut, Mutter und Schwiegertochter, Zusammenfassung und Anmerkungen und Quellen. Jedes Kapitel analysiert einen spezifischen Aspekt der Beziehungen zwischen den weiblichen und männlichen Figuren im Epos.
Wie wird die Beziehung zwischen Ortnit und seiner Mutter beschrieben?
Die Analyse beleuchtet die ungewöhnliche Genealogie Ortnits, seine vaterlose Erziehung und die enge Bindung an seine Mutter. Diese enge Bindung wird als möglicher Grund für sein späteres Fehlverhalten interpretiert und wird in späteren Szenen mit inzestuösen Untertönen dargestellt. Die fehlende väterliche Autorität trägt zu Ortnits Gewaltherrschaft bei, die im Widerspruch zum Ideal eines gerechten Herrschers steht.
Wie wird die Beziehung zwischen Ortnit und seiner Braut dargestellt?
Das Kapitel „Ortnit und seine Braut“ analysiert die Brautwerbung Ortnits, seine Begegnung mit seiner Braut und die anschließende Heimführung. Es werden die relevanten Aspekte der Handlung, die Beziehung zwischen Ortnit und seiner Braut und deren Bedeutung im Gesamtkontext des Epos untersucht. Nähere Einzelheiten zur Handlung werden hier nicht explizit genannt.
Wie wird die Beziehung zwischen Ortnits Mutter und seiner Schwiegertochter beschrieben?
Das Kapitel „Mutter und Schwiegertochter“ untersucht die Beziehung zwischen Ortnits Mutter und seiner Braut, deren Entwicklung und Bedeutung für Ortnits Schicksal. Es analysiert die komplexe Interaktion der weiblichen Figuren im Kontext der Handlung. Konkrete Details zur Interaktion bleiben hier unbenannt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ortnit, mittelhochdeutsche Literatur, Heldendichtung, Frauenfiguren, Mutter-Sohn-Beziehung, Brautwerbung, mittelalterliche Gesellschaft, Stereotypen, Inzest, Rex iustus-Ideal, Alberich, Ilias.
Welche Aspekte der mittelalterlichen Gesellschaft werden in der Analyse berührt?
Die Arbeit berührt Aspekte wie die Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft, die Konzeption von Ehe und Liebe im Mittelalter (oft als wirtschaftliche und politische Vereinbarungen interpretiert) und das Ideal des gerechten Herrschers (Rex iustus). Die stereotypen Figuren und deren funktionale Charaktere im religiös geprägten mittelalterlichen Weltbild werden ebenfalls beleuchtet.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These ist eine detaillierte Analyse der Darstellung von Frauenfiguren in „Ortnit“, ihrer Rolle im Epos und ihrer Bedeutung im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft. Die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren werden als komplex dargestellt, wobei die familiären Dynamiken einen bedeutenden Einfluss auf das Handeln der Charaktere haben.
- Arbeit zitieren
- Sina Schmidt (Autor:in), 2006, Ortnit und die Frauen - Betrachtungen zu auftretenden Frauenfiguren im Ortnit AW, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61556