„Seit ihrem ersten Gedichtband schreibt sie im Grund an einem einzigen Buch.“ So äusserte sich Hans Magnus Enzensberger einmal über das Werk von Nelly Sachs. Matthias Krieg vertritt dieselbe Ansicht. Ihre Lyrik habe nur ein Thema. Dieses werde spiralig immer neu vollzogen, weshalb ihre Dichtung nur von ihrer Ganzheit her interpretierbar sei.
„Das Werk fordert vom Leser weniger Scharfsinn als Bescheidenheit, es will nicht dingfest gemacht, nicht übersetzt sein, sondern geduldig und genau erfahren werden. Nicht, was es bedeutet, wäre hier zu sagen; wir können uns allenfalls Hinweise, Vorschläge erlauben, um die Lektüre auf den Weg - einen möglichen Weg - zu bringen.“
Genau dies möchte ich im Folgenden versuchen.
Das ausgewählte Gedicht entstammt dem zwischen 1959 und 1956 entstandenen Band „Und niemand weiss weiter“. Es ist Teil jenes Bandes, der ihr im Alter von 66 endlich wirkliche Aufmerksamkeit verschaffte.
Neben Elegien auf den Tod ihrer Mutter enthält es vor allem auch weitere biblische Betrachtungen. Obwohl sie das vorliegende Gedicht nie irgendwo erwähnt hat, so gehört es doch zu jenen Werken, die Hilde Domin in Absprache mit der Dichterin in dem Band „Gedichte“ zusammengestellt hat.
Über den Band „Und niemand weiss weiter“ schrieb sie an Johannes Edfelt:„Ich dachte eigentlich, ich könnte viele dieser Gedichte niemals zu Lebzeiten veröffentlichen, aber dann dachte ich wieder - wie schnell ist der Mensch fort - und dann mag es anderen flammversengten vielleicht einen Hauch zuwehen.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problematik
- Thematik des „existentiellen Dualismus“
- Dualismus in der Motivik
- Das Kind - Motiv
- Das Kain - Motiv
- Dualismus in der Bildlichkeit
- Das Bild der Rose
- Das Bild des Schnees
- Die Farbmetaphorik
- Die,,Wirklichkeit der Himmel“
- Das Bild des Handmuskel
- Das Wechselspiel der Zeitformen
- Das lyrische Ich zwischen Henker und Opfer
- Das,,grosse Warum“ des „Prinzips des Bösen“
- Der Gedankenstrich als Ausdruck des „ewige Kreislaufs“
- Dualismus in der Motivik
- Weitere Aspekte der äusseren Form und Struktur
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Gedicht „Kain!“ von Nelly Sachs, um die Thematik des „existentiellen Dualismus“ darzulegen. Die Analyse fokussiert auf die Bildlichkeit und Wortwahl des Gedichts und bezieht sich dabei auf Parallelstellen im Gesamtwerk von Nelly Sachs.
- Der existentielle Dualismus als zentrales Thema im Werk von Nelly Sachs
- Die Rolle von Kind-Motiv und Kain-Motiv in der Lyrik der Dichterin
- Die Bedeutung der Bildlichkeit und Metaphorik in Nelly Sachs' Gedichten
- Die Analyse des „Wechselspiels der Zeitformen“ und seiner Funktion im Gedicht
- Die Darstellung des „lyrischen Ichs“ zwischen Henker und Opfer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Gedicht „Kain!“ von Nelly Sachs im Kontext ihres Gesamtwerks vor und beleuchtet die Bedeutung des Bandes „Und niemand weiss weiter“. Die Problematik beschreibt die Schwierigkeit der Interpretation eines Einzelgedichts im Kontext von Nelly Sachs' komplexem Werk und den Kontroversen um den Begriff „Metapher“. Kapitel 3 widmet sich der Analyse des „existentiellen Dualismus“, der durch die Motivik von Kind und Kain, die Bildlichkeit, den Wechselspiel der Zeitformen und das lyrische Ich zwischen Henker und Opfer dargestellt wird. Weiterhin werden die „grosse Warum“ des „Prinzips des Bösen“ und der Gedankenstrich als Ausdruck des „ewige Kreislaufs“ behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf den existentiellen Dualismus in der Lyrik von Nelly Sachs, beleuchtet die Bedeutung von Kind-Motiv und Kain-Motiv, analysiert die Bildlichkeit und Metaphorik, sowie das Wechselspiel der Zeitformen und die Rolle des lyrischen Ichs im Gedicht „Kain!".
- Arbeit zitieren
- Petra Döllefeld (Autor:in), 2000, Interpretation des Gedichtes "Kain!" von Nelly Sachs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61807