Globalisierung und Globalisierungskontroverse


Seminararbeit, 2002

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Globalisierung
2.1 Globalisierungsdefinitionen
2.1.1 Jürgen Habermas
2.1.2 Franz Xaver Kaufmann
2.1.3 Ulrich Beck
2.2 Dimensionen der Globalisierung
2.2.1 Informations- bzw. kommunikationstechnische Globalisierung
2.2.2 Ökologische Globalisierung
2.2.3 Kulturelle Globalisierung
2.2.4 Globalisierung von Arbeitskooperation bzw. Produktion
2.2.5 Ökonomische Globalisierung

3. Die Globalisierungskontroverse
3.1 Nikolaus Schmidt
3.2 Joachim Bischoff
3.3 Paul Hirst und Grahame Thompson
3.3.1 Die `inter-nationale´ und die `globalisierte Ökonomie´
3.3.2 Die Geschichte der Weltökonomie
3.3.3 Transnationale und Multinationale Konzerne
3.3.4 Zusammenfassung und Bewertung

4. Resümee

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Kaum ein Begriff hat in den letzen Jahren die Gemüter so sehr erregt wie der der `Globalisierung´. Es scheint unmöglich, sich diesem Phänomen sachlich und ohne Vorurteile zu nähern. Dabei ist interessant, dass ein und dasselbe Wort einander diametral entgegengesetzte Reaktionen hervorrufen kann. Für die einen ist Globalisierung eine Chance für zunehmenden Wohlstand, an dem immer mehr Menschen partizipieren, während andere in ihr eine existentielle Bedrohung sehen, die weitreichende Folgen für alle Menschen und ihre Umwelt hat.

„Globalization is a myth, suitable for a world without illusions, but it is also one that robs us of hope.“ (Hirst et al 1996: 6)

Wenn man sich nun dem Phänomen Globalisierung nähert, sieht man sich einer Fülle von Informationen und vor allem unterschiedlichen Definitionen ausgesetzt. Daraus resultiert das Problem einer ganzheitlichen Erfassung dieser Thematik. In der vorliegenden Arbeit werden daher bestimmte Aspekte gezielt fokussiert. Der Blick für den Gesamtzusammenhang soll dennoch nicht aus den Augen verloren werden. Der Kernpunkt liegt auf der ökonomischen Globalisierung im Allgemeinen und der Globalisierungskontroverse im Speziellen, wobei es unumgänglich ist zum Verständnis der Sachlage vorab einen ausgedehnten Ausblick auf die Globalisierungsdebatte zu geben, da die ökonomische Dimension auf keinen Fall isoliert betrachtet werden kann.

Aus dieser Themenstellung ergibt sich eine Vielzahl von Fragen, die hier beantwortet werden sollen. Was ist Globalisierung? Wo und wie findet sie statt? Gibt es überhaupt eine Antwort auf diese Frage? Gibt es Alternativmodelle zu dem der Globalisierung? Was ist der Grund für die vielen unterschiedlichen Meinungen? Gibt es in diesen Meinungen ein gemeinsames Moment? Kann es zu einem Konsens kommen?

Literatur zum Thema besteht in Hülle und Fülle, wobei die besondere Problematik in der Auswahl relevanter Publikationen besteht. Nach eingehender Recherche kristallisierten sich Standardwerke heraus, auf die sich diese Arbeit beziehen wird.

Es werden zunächst verschiedene Globalisierungsdefinitionen einiger Protagonisten der Debatte vorgestellt und diskutiert, woran sich eine Beschreibung der Dimensionen, in denen sich Globalisierung abspielen kann, anschließen wird, um sich schließlich auf die ökonomische Dimension zu konzentrieren und dort die Globalisierungskontroverse aufzugreifen, in der es um die Frage geht, ob es überhaupt legitim ist von Globalisierung zu sprechen.

2. Globalisierung

Der Begriffsinhalt Globalisierungsdebatte ist zu weit gefasst, als dass er als Zusammenfassung bestimmter soziologischer Prozesse fungieren kann. Jedoch soll im folgenden versucht werden eine Bresche ins Dickicht der Globalisierungsdebatte zu schlagen. Trotz der Fülle an Literatur und der Schwierigkeit der Bewertung des Diskurses – begründet in seiner kurzen Historie - lassen sich tendenziell doch definitorische Differenzierungen herleiten. Mittels dieser kann es in adäquater Weise gelingen, das Phänomen Globalisierung und die Debatte um sie begrifflich wie inhaltlich zu präzisieren.

2.1 Globalisierungsdefinitionen

Zunächst erscheint es uns sinnvoll, zur möglichen Einordnung des Begriffs, eine sprachlogische Erklärung der ausführlichen Besprechung einzelner Protagonisten aus der Literatur und dem Diskurs um Globalisierung voranzustellen.

Globalisierung setzt sich zusammen aus „global“ und dem Suffix „-isierung“. „Global“ bedeutet soviel wie „umfassend, allgemein die gesamte Erde umfassend, weltweit“ (o.V. 1996) und `-isierung´ bezeichnet einen stattfindenden Prozess. Demzufolge in der Summe der Wortstämme also ein weltweit stattfindender Prozess, von der Art und Weise seiner Beschaffenheit und Ausprägung einmal abgesehen.

In der Soziologie ist der Begriff der Globalisierung als ein analytisches Werkzeug, eine soziologische Kategorie zu verstehen, mit dessen Hilfe es gelingen soll, soziale Erscheinungsformen im globalen Maßstab zu deuten, also eine genaue Beleuchtung dessen, was Anthony Giddens als das

„Handeln und (Zusammen)Leben über Entfernungen (scheinbar getrennte Welten von Nationalstaaten, Religionen, Regionen, Kontinente) hinweg“ (Giddens 1997: 23, zitiert nach Beck 1997: 45) bezeichnet.

2.1.1 Jürgen Habermas

Nach Jürgen Habermas erscheint die Entgrenzung nationaler Sphären wie dem nationalen Territorium, der nationalen Kultur oder der nationalen Politik, aber auch der nationalen Identität, als ein sich herausdividierendes Moment des Phänomens Globalisierung. Seiner Definition zur Folge versteht sich unter Globalisierung der „zunehmende Umfang und die Intensivierung von Verkehrs, -Kommunikations, - Austauschbeziehungen über nationale Grenzen hinweg“ (Habermas 1998).

Fraglich ist hierbei natürlich, ob Habermas ein wirklich exaktes Bild von dem zeichnet, was als Globalisierung verstanden werden kann. Er beschreibt die Globalisierung als ein Entgrenzungsphänomen, Aussagen über die differenzierten Grade und Ausmaße dieser werden jedoch außer Acht gelassen. Ist hier nicht die eigentliche Problematik der Globalisierung festzumachen, nämlich die Ungleichheit, sowie die Ungleichzeitigkeit der Entgrenzungsprozesse und der daraus resultierende Widerstreit zwischen genau diesen Entgrenzungsphänomenen (z.B. Wirtschaft, Kommunikation, Wissenschaft) und dem begrenzten Spielraum der nationalen, politischen Instanzen?

Diese sich aufgliedernde Betrachtung dessen, was als Globalisierung bezeichnet wird, zeigt aber auch, dass unter diesem Phänomen viele Arten von Prozessen subsumiert werden können.

2.1.2 Franz Xaver Kaufmann

Eine solche Subsumierung findet sich bei Franz Xaver Kaufmann, der Globalisierung in Globalisierung im engeren Sinne, Internationalisierung und Transnationalisierung unterteilt.

Globalisierung im engeren Sinne besteht seiner Meinung nach in der Zunahme weltumspannender Prozesse in den Bereichen Kommunikation, Medien und Verkehrsmittel. Gerade diese initiieren ein globales Bewusstsein, also eine Art mentales Zusammenwachsen der Welt.

„Dieses Zusammenrücken der räumlich verteilten Weltereignisse und ihre bewußtseins- mäßige Kopräsenz werden zurecht als Globalisierung -des Bewußtseins wie auch der Prozesse selbst- bezeichnet.“ (Kaufmann 1997: 119).

Internationalisierung bedeutet nach Kaufmann, dass in all diesen `denationalisierenden Tendenzen´ nationale Akteure durch globale Interaktion an Bedeutung für die nationale Wirtschaft und Gesellschaft gewinnen.

„Die Zunahme des Anteils von die staatlichen Grenzen überschreitenden Transaktionen an der Gesamtheit der für eine nationale Wirtschaft bzw. Gesellschaft bedeutungsvollen Transaktionen sollte als Internationalisierung bezeichnet werden.“ (Kaufmann 1997: 119).

Die dazu nötigen Prämissen bestehen laut Kaufmann in dem Ausbau des internationalen Handels, zunehmender Mobilität (Tourismus, Migration) und ein weltumfassendes Netz von Informationsverteilung, Wissenschaft und Medien.

Der letzte im Globalisierungsdiskurs von Kaufmann unterteilte Begriff der Transnationalisierung – den er eigentlich davon abgrenzen möchte - beinhaltet eine Schaffung und Ausbildung politischer Ebenen und Instanzen über die Nationalstaaten hinaus

„Die wachsende Einbindung staatlicher, verbandlicher und privater Akteure in Institutionsgefüge, die die nationalstaatliche Rechtsordnung übergreifen, läßt sich ... als Transnationalisierung bezeichnen.“ (Kaufmann 1997: 119).

Eine Beleuchtung des Globalisierungsphänomens mittels dieser Unterscheidung lässt eine dreigeteilte Entwicklungstendenz zu.

Drei voneinander differierende, aber sich überlappende Tendenzen:

- Entwicklungen, die den nationalstaatlichen Rahmen durch supranationale
Institutionen ersetzen
- Tendenzen, die den nationalen Rahmen von Politik als Ausgang für internationale Interaktionen haben
- Entwicklungen, die sich innerhalb des bestehenden internationalen Rahmens auswirken

Unter Berücksichtigung dieser Trias wird klar, dass Globalisierung kein sich linear entwickelndes Zersetzen von kleineren politischen Einheiten ist an dessen Ende eine die Politik dominierende globale Ebene steht.

Der nationalstaatliche Rahmen würde demnach nicht aufgelöst, sondern die Bildung einer supranationalen Ebene der Interaktion nationaler Akteure entstünde, gestützt durch den raschen medialen, kommunikationstechnologischen Fortschritt, sowie dem neu entwickelten „globalen Bewußtsein“ (Kaufmann 1997), die Summe aller Prozesse, national aufgenommen, übernommen aber zunehmend international gesteuert.

2.1.3 Ulrich Beck

Einer der Hauptdarsteller des Globalisierungsparadigmas und des Globalisierungsdiskurses ist Ulrich Beck. Für ihn bedeutet Globalisierung eine uneingeschränkte Verabschiedung der in den letzten Jahrhunderten in Nationalstaaten aufgeteilte Struktur. Die Zeiten der nationalen Ideologien in Politik, Ökonomie, Ökologie, Wissenschaft gehen ihrem Ende entgegen. Das lange Zeit vielbedeutende Container- Denken in den Köpfen der Menschen ist nicht länger von Bedeutung und es gilt sich von ihm zu verabschieden.

Dies zumindest fordert Beck als eine Voraussetzung für das globale Zeitalter.

Der Container beginnt auseinander zu brechen. Nationale Grenzen werden im Zuge der globalen Kommunikation, Migration, Mobilität, der globalen Verflechtung der Wirtschaft und der Gründung globaler Organisationen, Institutionen und politischer Ebenen immer mehr an Bedeutung verlieren.

„die Politik der Globalisierung zielt nicht nur darauf, die gewerkschaftlichen, sondern auch die nationalstaatlichen Fesseln abzustreifen, sie betreibt eine Entmächtigung nationalstaatlicher Politik.“ (Beck 1997: 16)

In Zukunft wird nicht mehr von nationalen Gesellschaften die Rede sein, die sich stets kulturell, religiös, politisch voneinander zu unterscheiden wussten. An ihre Stelle tritt eine Weltgesellschaft, die Unterschiedliches, bisher voneinander Abgegrenztes zusammenschweißt, die Abwesendes anwesend macht.

„Weltgesellschaft meint: Was die Menschen scheidet – religiöse, kulturelle und politische Unterschiede - ist an einem Ort, in einer Stadt, immer öfter sogar in einer Familie, in einer Biographie präsent.“ (Beck 1998: 7)

Beck startet den Versuch das engstirnige Festhalten an dem territorialen Politischen wie Gesellschaftlichem aufzubrechen. In seiner Beweisführung für die Überholtheit dieser Kategorie setzt er folgende Unterscheidung zwischen Globalismus einerseits und Globalität und Globalisierung andererseits.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Globalisierung und Globalisierungskontroverse
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Seminar: Globalisierung und Informatisierung der Wirtschaft - Eine Einführung
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V6222
ISBN (eBook)
9783638138482
Dateigröße
574 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hirst Thompson, Globalisierungsdiskurs, Thema Globalisierung
Arbeit zitieren
Amien Idries (Autor:in), 2002, Globalisierung und Globalisierungskontroverse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6222

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