Information-Broker - Situation und Perspektiven

Branchenanalyse der freien, erwerbswirtschaftlich ausgerichteten Informationsvermittler im deutschsprachigen Raum


Diplomarbeit, 2001

112 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemdefinition
1.2 Methodenauswahl
1.3 Zielsetzung

2 Grundlegung
2.1 Daten, Information und Wissen
2.2 Information und Informationsarbeit
2.3 Informationsdienstleistungen
2.4 Informationsmarkt
2.5 Informationsmarketing
2.6 Informationsmanagement
2.7 Information-Broking
2.8 Information-Broker

3 Information-Broking und Betriebsorganisation
3.1 Informationsmanagement
3.1.1 Charakteristika der Ressource Information
3.1.2 Gegenstandsbereich des Informationsmanagements
3.1.3 Strategisches Informationsmanagement
3.1.4 Informations-Ressourcen-Management (IRM)
3.2 Wissensmanagement
3.2.1 Charakteristika der Ressource Wissen
3.2.2 Management der Ressource Wissen
3.2.3 Bausteine des Wissensmanagements
3.3 Outsourcing der Informationsbeschaffung
3.3.1 Chancen und Risiken beim Outsourcing
3.3.2 Implikationen für Information-Broker

4 Der Service – Entwicklungen und Trends
4.1 Information-Broker-Service
4.1.1 Betätigungsfelder
4.1.2 Anforderungen
4.1.3 Ausbildung
4.2 Information-Broking und Informationswirtschaft
4.3 Innovationen und Trends in der Informationsvermittlung
4.3.1 Disintermediation
4.3.2 Disintermediation in der Informationsvermittlung
4.3.3 Disintermediation als Chance?

5 Die Praxis – Online-Befragung
5.1 Technische Umsetzung
5.2 Auswertung

6 Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Auswahl der Stichprobe [Schn99, S. 252]

Abb.2: Liste der Information-Broker der DGI

Abb.3: Aufgabenbereiche des strategischen Informationsmanagements [Hueb96, S. 26]

Abb.5: Modell der Informationsverarbeitung in Organisationen [Voge92, S. 29]

Abb.6: Bausteine des Wissensmanagements [Prob00; Romh00]

Abb.7: Entkopplung von Prozessen der Wissensentstehung [Prob00; Romh00]

Abb.8: Die Todesspirale einer elektronischen Wissensbasis [PrRo00]

Abb.9: Systematik von Outsourcing-Varianten [PiMa92, S. 14]

Abb.10: Chancen und Risiken des Outsourcing [Zahn00]

Abb.11: Homepage „Datenbank-Informationsdienst Michael Klems“

Abb.12: Recherche-Arten und –Angebote [Pei99, S. 89]

Abb.13 Dienstleistungsangebot der Information-Broker [Deut00]

Abb.14: Arbeitsverhältnis der befragten Information-Broker

Abb.15:Arbeitsverhältnis der befragten Information-Broker

Abb.16: Anzahl der Angestellten (n=63)

Abb.17: Anzahl der freien Mitarbeiter (n=63)

Abb.18: Umsatzanteil mit inländischen Kunden (n=63)

Abb.19: Umsatzanteil ausländischer Kunden (n=63)

Abb.20: Kundenstruktur anhand des gegenwärtigen Umsatzes (n=63)

Abb.21: Prozentanteil der Tätigkeiten am gesamten Zeitaufwand (n=63)

Abb.22: Einschätzung der Bedeutung der Betätigungsfelder in Gegenwart und Zukunft (n=63)

Abb.23: Strategien der Information-Broker (n=63)

Abb.24 Bedeutung einzelner Maßnahmen für den Erfolg eines Information-Broker (n=63)

Abb.25: Bedeutung von Konzepten auf Seiten der „potentiellen“ Kunden der Information-Broker (n=63)

Abb.26: Bedrohung durch Innovationen für den zukünftigen Erfolg des Information-Broker-Service (n=63)

Abb.27: Ursachen für die geringe Ausbreitung des Information-Broker-Service seitens der Kunden (n=63)

Abb.28: Ursachen für die geringe Ausbreitung des Services seitens der Information-Broker selbst (n=63)

Abb.29: Der Information-Broker-Service verändert sich im Moment sehr stark (n=59) (Frage 3a)

Abb.30: Der Information-Broker-Service wird immer mehr zum Allroundservice (n=63) (Frage 3b)

Abb.31: Information-Broker sollten sich auf einzelne Dienstleistungen spezialisieren (n=63) (Frage 3c)

Abb.32: Information-Broker müssen grundsätzlich alle Informationen vermitteln können (n=63) (Frage 3d)

Abb.33: Information-Broker sollten vermehrt Kooperationen mit Berufskollegen eingehen (n=63) (Frage 3e)

Abb.34: Information-Broker sollten vermehrt innovative Dienstleistungen anbieten (n=63)

Abb.35: Der Information-Broker entwickelt sich immer mehr zum Wissensvermittler (n=63) (Frage 3f)

Abb.36: Information-Broker sollten sich auf einzelne Fachgebiete spezialisieren (n=59) (Frage 3g)

Abb.37: Information-Broker sollten ein Fachgebiet studiert haben (n=63) (Frage 3h)

Abb.38: Information-Broker benötigen eine fundierte betriebswirtschaftliche Ausbildung (n=63) (Frage 3j)

Abb.39: Auswertung der Fragen 3a bis 3j in Durchschnittswerten

Abb.40: Der Endnutzer ist aufgrund technischer Innovationen (z.B. Softwareagenten) nicht mehr auf den Information-Broker angewiesen (n=63) (Frage 16a)

Abb.41: Das Informationsbewusstein ist stark entwickelt und die Bereitschaft, für Informationen zu zahlen, selbstverständlich (n=63) (Frage 16b)

Abb.42: Information-Broker kooperieren miteinander und konzentrieren sich auf einzelne Dienstleistungen und Fachgebiete, um insgesamt einen umfassenden Allroundservice anbieten zu können (n=63) (Frage 16c)

Abb.43: Einfache Recherchen haben an Bedeutung verloren, hingegen werden immer mehr komplexe Recherchen nachgefragt (n=63) (Frage 16d)

Abb.44: Information-Broking wird von Beratungsunternehmen als selbstverständlicher Service in ihr Dienstleistungsangebot integriert (n=63) (Frage 16e)

Abb.45: Information-Broking ist jener Zukunftsberuf, wie es bereits in zahlreichen Artikeln angekündigt wurde (n=63) (Frage 16f)

Abb.46: Auswertung der Fragen 16a bis 16f in Durchschnittswerten

Abb.47: Bewertung des gegenwärtigen Informationsbewusstseins (n=55)

Abb.48: Entwicklung der Information-Broker-Branche im deutschsprachigen Raum (n=63)

Tabellenverzeichnis

Tab.1: Das Kontinuum von Daten, Informationen zum Wissen [Prob00; Romh00]

Tab.2: Formen des organisationalen Vergessens [PrRo00]

Tab.3: Aufgaben der Intermediäre [Oehr98]

1 Einleitung

Information ist Kapital. Immer schneller entstehen neue Produkte und Technologien, die Unternehmen zu kürzeren Innovationszyklen drängen. Wollen sie im Wettbewerb bestehen, sind sie auf einen kontinuierlichen Informationstransfer angewiesen. Trends rechtzeitig erkennen, neue Zielgruppen definieren, den Wettbewerb beobachten, neue Produktentwicklungen verfolgen, vorhandenes Forschungswissen nutzen. Informationen dieser Art zu beschaffen und zu präsentieren ist die Aufgabe des Infobroker. [Ball99]

Wir leben in einer Informations- und Wissensgesellschaft. Heutzutage ist das Wissen um bestimmte Vorgänge oder Zusammenhänge zum vierten Produktionsfaktor – neben Arbeit, Boden und Kapital – geworden. Die Informationsexplosion beschert der Informationswirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz einen nachhaltigen Boom. Seit Ende der 80er Jahre verbucht die Branche kontinuierlich zweistellige Zuwachsraten. Online-Dienste, Hosts und Suchmaschinen laufen den klassischen Medien den Rang ab. Die Manager nutzen immer häufiger elektronische Medien. Im ersten Halbjahr 2000 hat die Internetnutzung in den drei größten westeuropäischen Märkten rasant zugenommen: Im Juni 2000 gab es rund 50 Mio. Internetnutzer in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Damit ist die Zahl der Internetnutzer gegenüber Dezember 1999 um 31 Prozent gewachsen. Das stärkste Wachstum konnte dabei Deutschland ( + 37 %) verzeichnen. Allein im deutschsprachigen Raum wird die Zahl derer, die aus beruflichen Gründen online oder offline auf Informationssuche gehen, auf weit über 3 Mio. Personen geschätzt. [Infr00]

In zahlreichen Berichten präsentieren sich die Information-Broker als attraktive Dienstleister, welche die Stecknadel im Heuhaufen finden oder in einem Meer von Informationen das Wesentliche entdecken. [Grau98] In einer Zeit wachsender Informationsflut ist die Frage der Informationsbeschaffung von existenzieller Bedeutung für alle Fach- und Führungskräfte. [Stol99, S. 53] In zahlreichen Medienberichten wird Information-Broking als Zukunftsberuf bezeichnet. Der Focus führte Information-Broker an der 24. Stelle unter den 50 Jobs mit Zukunft. [Focu96] In Der Spiegel Special 1997 wurde der Information-Broker unter den 22 Berufen mit Zukunft geführt und festgestellt, dass Forscher und Firmen den Service der Information-Broker nutzen, um effektiv das Datenchaos zu durchforsten. [Spie97, S 121] Ein Ericsson-Forscherteam sagt in einer groß angelegten Studie für das Jahr 2005 die Etablierung sogenannter Information-Broker in Westeuropa voraus. [Zwet98]

Obwohl die Informationswirtschaft seit Jahren boomt, wächst die Information-Broker-Branche nur langsam und bleibt hinter den hohen Erwartungen zurück. Es gibt in Deutschland nur zwischen 100 und 200 freiberufliche Informationsvermittler. Und dabei handelt es sich größtenteils um Einpersonenbetriebe mit mäßigem Umsatz. Viele bestreiten ihre Existenz auch nicht allein mit Information-Broking. Gerade in Deutschland sind viele Information-Broker auch noch als Consultant tätig. Es heißt, das Interesse, Information-Broker zu werden, steigt. Aber das Markt- und Entwicklungspotential ist weder gesichert, noch abschätzbar, jedenfalls bei weitem nicht ausgeschöpft.

Laut Mantville wäre zu erwarten, dass bereits jetzt die Nachfrage nach Informationsdienstleistungen so groß ist, dass eine größere Anzahl von freiberuflichen Informationsvermittlern in Deutschland davon leben könnte. Tatsächlich ist die Zahl selbständiger Informationsvermittler in Deutschland mit kaum mehr als einhundert so gering, dass von einer volkswirtschaftlich relevanten Nachfrage nach ihren Produkten nicht die Rede sein kann. Und selbst diese wenigen als Unternehmer firmierenden Informationsvermittler erzielen ihr Einkommen vorwiegend aus anderen Dienstleistungen, in erster Linie aus der Unternehmensberatung. Kann man daraus schließen, dass der Beruf des selbständigen Informationsvermittlers keine Zukunft hat? [Mant98]

Betrachtet man jedoch verschiedene Innovationen in der Informatik, wie intelligente Softwareagenten, verbesserte Suchmaschinen, Portaltechnologie sowie sogenannte Endnutzersysteme, könnte möglicherweise auch das schnelle Ende eines vermeintlichen Zukunftsberufes bevorstehen.

Wo sind nun die Ursachen für die geringe Ausbreitung des Information-Broker-Service, welcher theoretisch auf eine immense Nachfrage stoßen müsste, aber in der Praxis kaum wahrgenommen wird. Was kann dagegen unternommen werden? Ist die sogenannte Informations- und Wissensgesellschaft einfach immer noch nicht reif für diesen Zukunftsberuf und wie wird sich der Information-Broker-Service bis zum Jahr 2015 entwickeln? Diese und andere Fragen werden im Rahmen einer Online-Befragung der Information-Broker im deutschsprachigen Raum gestellt. Grundsätzlich wird in der Diplomarbeit untersucht, was unter der Bezeichnung Information-Broker in der Praxis vorkommt. Als Ergebnis wird die Ist-Situation dieses Services dokumentiert und auf dieser Basis eine hypothetische Einschätzung der zukünftigen Betätigungsfelder vorgenommen.

Der weitere Aufbau der Arbeit sieht folgendermaßen aus: In Kapitel 2 werden grundlegende Begriffe ausgehend von Daten, Information und Wissen bis hin zum Information-Broker erläutert. Im 3. Kapitel wird dann Information-Broking in Bezug zur Betriebsorganisation der „potentiellen Kunden“ der Information-Broker analysiert. Hier wird untersucht, welche Implikationen die Konzepte des Informations- und Wissensmanagements und das Outsourcing von Informationsbeschaffung auf den Information-Broker-Service haben. Im 4. Kapitel werden der Information-Broker-Service und die aktuellen Entwicklungen und Trends sowie die damit einhergehenden Chancen und Risiken für die Information-Broker analysiert. Das 5. Kapitel umfasst dann den zentralen, empirischen Teil der Arbeit, nämlich die Online-Befragung der Information-Broker per HTML-Fragebogen und deren Auswertung. Im 6. und letzten Kapitel wird schließlich die Ist-Situation der Information-Broker nochmals zusammengefasst und darauf aufbauend ein hypothetischer Ausblick in die zukünftige Entwicklung des Information-Broker-Service gemacht.

1.1 Problemdefinition

Der Titel der Arbeit – „Information-Broker – Situation und Perspektiven“ – weist bereits darauf hin, dass die Ist-Situation der Information-Broker-Branche analysiert und auf dieser Grundlage eine hypothetische Einschätzung bezüglich der zukünftigen Entwicklung des Information-Broker-Service vorgenommen wird. Es wird dokumentiert, wie sich v.a. aufgrund technischer Innovationen und moderner betriebswirtschaftlicher Konzepte der Service der Information-Broker verändert.

Es gibt bis dato noch kein klares Berufsbild des Information-Broker. [Grau00] In dieser Arbeit wird jedoch nicht versucht die Information-Broker-Branche theoretisch so zu systematisieren, wie sie in der Praxis eigentlich nicht vorkommt. Vielmehr wird ermittelt, was unter der Bezeichnung Information-Broker in der Praxis vorkommt, mit dem Ziel ein möglichst klares Bild des Information-Broker-Service im deutschsprachigen Raum zu zeichnen und darauf aufbauend einen hypothetischen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Information-Broking vorzunehmen.

Es wird also untersucht, mit welchen Chancen und Risiken die Information-Broker-Praxis konfrontiert ist und welche Strategien die Information-Broker verfolgen, um die Ausbreitung ihrer Dienstleistung zu fördern. Beispielsweise soll ermittelt werden, ob sie sich auf Fachbereiche oder Dienstleistungen spezialisieren oder ob sie untereinander kooperieren und sich zu einem umfassenden Allroundservice zusammenschließen. Außerdem wird ermittelt, welchen Mehrwert der Information-Broker-Service für die potentiellen Kunden schaffen kann bzw. ob vollständiges oder partielles Outsourcing der Informationsbeschaffung mit den Konzepten des Informations- und Wissensmanagements vereinbar ist. Schlussendlich wird auch versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob es sich beim Information-Broking nun um einen Beruf der Gegenwart, der Zukunft oder doch schon wieder der Vergangenheit handelt.

1.2 Methodenauswahl

Aufgrund der praxisorientierten Zielsetzung wurden zur Erstellung der Diplomarbeit folgende Methoden angewendet:

Literaturrecherche: Der Schwerpunkt der Literaturrecherche liegt in der Auswertung der verfügbaren Literatur aus den Bereichen Informationswissenschaft, Informationsmanagement, Wissensmanagement und v.a. Literatur aus einschlägigen Zeitschriften aus dem Bereich Informationsvermittlung bzw. Information-Broking. Soweit vorhanden und abhängig von der Relevanz wurden auch bereits existierende quantitative empirische Untersuchungen herangezogen.

Internetrecherche: Es wurden auch umfangreiche Recherchen im Internet durchgeführt. Dies deshalb, weil die Information-Broker ihre Dienste überwiegend im Internet anbieten, und folglich über dieses Medium viele Informationen zum Information-Broker-Service erhältlich sind.

Datenbankrecherche: Da ein großer Teil der aktuellen Informationen im Internet nicht frei zugänglich ist, sondern sich hinter Firewalls bzw. in zum Teil kostenpflichtigen Datenbanken verbirgt, ist eine umfassende Datenbankrecherche zwingend. Um die relevanten Datenbank-Informationen zu erhalten, wurde von der Informationsvermittlungsstelle der Leopold-Franzens Universität Innsbruck unter der Leitung von Dr. Hauffe eine professionelle Datenbankrecherche durchgeführt. Zusätzlich hat der Autor noch zahlreiche Eigenrecherchen in verschieden Datenbanken wie Proquest, ABI-Inform, Ebsco-Host, Reuters-Business-Briefing, GBI u.a.m. durchgeführt.

Expertenbefragung: Die auf die Auswertung des Sekundärmaterials aufbauende standardisierte Online-Befragung hat in dieser Arbeit einen zentralen Charakter. Der Link zur URL, unter welcher der Fragebogen zu finden ist, wurde an die zu befragenden Information-Broker per E-Mail versandt. Da die Rücksendung des ausgefüllten Fragebogens per E-Mail aufgrund verschiedener Softwarearchitekturen bei ca. 30 % der Teilnehmer beim Pretest nicht funktioniert hat, wurde in den HTML-Fragebogen ein CGI-Script implementiert, sodass die Daten direkt auf dem Server in einer Datei gespeichert werden konnten. Dies hatte zur Folge, dass es keine Rückmeldungen bezüglich technischer Schwierigkeiten gab, und somit auch alle ausgefüllten Fragebögen im Ergebnis aufscheinen. Die Grundgesamtheit der Befragung umfasst alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz praktizierenden Information-Broker. Da die genaue Anzahl der Information-Broker im deutschsprachigen Raum selbst den Verbänden nicht genau bekannt und folglich nur ein (Groß-)Teil der Information-Broker per E-Mail erreichbar ist, musste auf eine Vollerhebung verzichtet werden. Deshalb wurde eine Stichproben-Befragung nach dem Konzentrationsprinzip durchgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Auswahl der Stichprobe [Schn99, S. 252]

Die Adressen der befragten Information-Broker stammen aus den Katalogverzeichnissen von Yahoo, Lycos, Excite und Bellnet, sowie dem Jahrbuch für Informationswirtschaft 2000/01 [Jahr00] und der nachstehenden Website der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Liste der Information-Broker der DGI*

1.3 Zielsetzung

Das Ziel dieser Arbeit ist die Dokumentation der Ist-Situation der Information-Broker. Insbesondere werden die Veränderungen und Entwicklungen der Information-Broker-Praxis aufgezeigt. Es wird dargestellt, was unter der Bezeichnung Information-Broker in der Praxis vorkommt, und anhand der innovativen Betätigungsfelder herausgestellt, welche Veränderungen bzw. Innovationen diese Branche kennezeichnen. Außerdem wird untersucht, welche Strategien angewendet werden, um die Ausbreitung des Service zu fördern, und es werden Gründe für die Akzeptanzproblematik sowie Möglichkeiten und Risiken für die zukünftige Entwicklung der Information-Broker-Branche ermittelt. Der zu erzielende Wissensgewinn besteht grundsätzlich in der Abbildung der Praxis, dem Aufzeigen der Veränderungen im Information-Broker Bereich sowie einem hypothetischen Ausblick in die Zukunft des Information-Broker-Service.

2 Grundlegung

2.1 Daten, Information und Wissen

Oftmals werden die Begriffe „Daten“, „Information“ und „Wissen“ in der Literatur mehr oder weniger synonym verwendet. Auf eine Abgrenzung wird zumeist verzichtet. Nicht zuletzt deshalb, weil es keine allgemein gültige Definition für das Wissen gibt. In der Folge wird nicht versucht, die Begriffe voneinander abzugrenzen, sondern sie miteinander zu verbinden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1: Das Kontinuum von Daten, Informationen zum Wissen [Prob00; Romh00]

Daten: Repräsentationen der Welt, die von einem Repräsentationssystem in ein anderes transformiert werden können und letztlich der Sinnenwelt von Menschen zugänglich gemacht werden müssen. Sie sind die Grundbausteine der Informationswissenschaft ebenso wie die eines wissensbasierten Unternehmens.

Wissen: Wissen ist das Ergebnis von Lernen und wird aus Daten und Informationen generiert. Erst durch das Wissen können Daten und Information ziel- und zweckgerichtet im Unternehmen erworben, erzeugt, verteilt und transformiert werden. Somit stellt Wissen für eine Unternehmung die wichtigste Koordinationsressource dar. Wissen ist Handlung, gerichtete Neuerung, Beitrag von allen, konzentrierte Fachkenntnis, Bemühen nach Fachkenntnis und mehrwertgenerierendes Verhalten.

Information: Das Wissen, das für konkretes zielgerichtetes Handeln in der Welt benötigt wird, unter Berücksichtigung der Konditionen des Handelns (Zeitpunkt, erwarteter Handlungsgewinn etc.). [Wers00, S. 14] Informationen sind zu sinnvollen Strukturen arrangierte Daten. Sie kennzeichnen objektive Inhalte. Zahlen sind beispielsweise Daten, eine Zufallszahlenreihe aber ist eine Information. Informationen sind subjektiv wahrnehmbar und verwertbar.

Information aus informationswissenschaftlicher Perspektive ist handlungsrelevantes Wissen oder in einer Formel zusammengefasst: Information ist Wissen in Aktion. Wissen tritt dann in Aktion, wenn Menschen ihr passives Wissen über vorliegende Information reaktivieren, erweitern und umsetzen in Taten, Erfindungen und Lösungen. [Duer00, S. 239]

Der Prozess der Erarbeitung von Information belässt Wissen nicht in seinem Rohzustand, vielmehr ist er als Transformations- oder – mit einer gewissen Bewertung – als Veredelungsprozess anzusehen. Diese Umwandlung von Wissen in Information bedeutet die Erzeugung informationeller Mehrwerte. [Boro98]

2.2 Information und Informationsarbeit

Informationen existieren nicht losgelöst von ihrer Nutzung. Information kann nur im aktuellen Kontext ihrer Verwendung entstehen unter Berücksichtigung der verschiedenen Rahmenbedingungen ihrer Benutzung. Informationsarbeit stellt Wissen bereit, das bei dem zu Informierenden nicht vorhanden ist, das er aber aktuell braucht, um handeln zu können. Informationsarbeit greift also auf das Wissen anderer zurück. Dies geschieht in der unmittelbaren Interaktion direkt oder über ein Medium vermittelt, durch das Wissen repräsentiert und damit für die Zukunft verfügbar gemacht wurde.

Informationsarbeit ist hauptsächlich die Erarbeitung von Information, zunehmend aus externen Ressourcen, die als Informationsprodukte auf den Märkten angeboten werden. Informationsarbeit ist aber nicht nur die originäre Erarbeitung von Information zum Zwecke der aktuellen Benutzung, sondern ist auch die Arbeit, durch die aus existierenden Wissensbeständen Informationsprodukte mit informationellen Mehrwertleistungen abgeleitet und auf den Märkten angeboten werden. Beide wesentlichen Ausprägungen von Informationsarbeit haben Mittlerfunktion zwischen Wissen und Information einerseits und zwischen Informationsangeboten und ihrer Nutzung andrerseits. [Kuhl99, S. 6f.]

2.3 Informationsdienstleistungen

Im Bereich der Informationsdienstleistung zeigen sich eine große Begriffsvielfalt und uneinheitliche Definitionen. In der Folge soll Informationsdienstleistung als Überbegriff für „Informationsvermittlung“, „Informationsberatung“ und „Informationsmanagement“ verstanden werden. Informationsdienstleistung umfasst alle Maßnahmen der Aufbau- und Ablauforganisation zur problem- und benutzerorientierten Bereitstellung von Informationen. Gegenstand der Maßnahmen sind sowohl die Benutzung als auch die aufbau- und ablauforganisatorische Gestaltung der Informationsressourcen. [Nink91, S 2ff.]

2.4 Informationsmarkt

Der Informationsmarkt ist der Ort der Erzeugung, Verteilung und Nutzung informationeller Mehrwertprodukte und -dienstleistungen. [Kuhl95, S. 34f.]

Die Erzeugung informationeller Mehrwerte ist die Erarbeitung von Information, die Veredelung, Aufbereitung und Umwandlung von Wissen und ihre Umwandlung in Informationsgüter. Die Produktion solcher Informationsgüter ist mit Kosten verbunden, jedoch unverzichtbar, da die Ressource Information sich zu einem zentralen Erfolgsfaktor der Unternehmensführung entwickelt hat und mittlerweile als vierter Produktionsfaktor anerkannt wird. Deshalb braucht es einen leistungsfähigen Markt, durch den die Mehrwertleistung von Information erbracht wird. Der Informationsmarkt ist dieser mehrwerterzeugende Mittlermarkt und die Informationsvermittler sind die Institutionen und Personen, welche die Prozesse der Produktion von Wissen und dessen Nutzung über Informationsgüter in Gang halten und somit Innovationsprozesse fördern.

2.5 Informationsmarketing

Informationsmarketing bedeutet hier die Planung, Durchführung, Organisation und Kontrolle aller auf die aktuellen und potentiellen Informationsmärkte in Bezug auf die Kundenbedürfnisse ausgerichteten Unternehmensaktivitäten eines Informations-dienstleisters. Die bedeutendsten Unternehmensaktivitäten im Marketing beziehen sich auf die Absatzmärkte und richten sich somit unmittelbar an die Nutzer von aktuell und potentiell angebotenen Informationsdienstleistungen. [Ritt99, S. 344]

2.6 Informationsmanagement

Mit dem Entstehen des Informationsmarktes ist auch in Organisationen jeder Art ein zwar noch eher geringes Bewusstsein um die Wichtigkeit des Managements von Informationen entstanden. Information ist in ihrer Produktion, Verteilung und Nutzung so teuer geworden, dass sie nach professionellen Managementprinzipien verwaltet werden muss. Auch können sich Unternehmen nicht nur auf die internen Informationsressourcen abstützen, da die strategisch wichtige Information ergänzend von außen kommen muss. Das kann lt. Kuhlen soweit gehen, dass im Sinne eines vollständigen Outsourcing-Modells die gesamte Informationsverarbeitungskapazität an Institutionen des Informationsmarktes wie Informationsvermittlungseinrichtungen ausgelagert wird. Wenn hingegen die interne Kompetenz durch die Möglichkeit des Marktes erweitert wird, kann von partiellem Outsourcing gesprochen werden. [Kuhl95, S 13f]

2.7 Information-Broking

Ein Informationsvermittler ist lt. Zollner im weitesten Sinne eine natürliche oder juristische Person, die Informationsdienstleistungen anbietet. [Zoll00, S 82]

Lt. Schmidt fallen unter „Informationsdienstleistung“ alle Betätigungen, die von geschulten Informationsspezialisten gezielt und im gegenseitigen Kontakt mit individuellen Nachfragern und in deren Auftrag für die Befriedigung aktueller und latenter Informationsbedürfnisse und zur Lösung konkreter Informationsprobleme unter Ausnutzung aller verfügbaren Ressourcen des Informationsmarktes angeboten und ausgeführt werden. Der Begriff „Informationsvermittlung“ wird hier enger gebraucht. Er umfasst die in der Regel professionelle Tätigkeit der Recherche, Selektion, Beschaffung, Bewertung, Aufbereitung und Weitergabe von Daten, Texten, Materialien und Medien zur Deckung von Informationsbedürfnissen Dritter. [Schm97, S 438]

Informationsvermittler recherchieren im Kundenauftrag bei Datenbankanbietern und anderen Quellen nach benötigten Informationen und arbeiten diese auf. Informationsvermittlung als einziges Geschäft ist eher selten zu finden und betrifft nahezu ausschließlich Nischenmärkte, zum Beispiel chemische Fachinformationen. Selbständige Informationsvermittler koppeln ihre Tätigkeit häufig mit verwandten Aktivitäten wie Consulting oder Weiterbildung im Informationsbereich. [Stoc00, S. 23 f.]

Die folgenden Begriffe werden auch aufgrund des unklaren Berufsbildes hierfür im deutschsprachigen Raum oftmals synonym verwendet: Infobroker, Informationsvermittler, Informationsberater, Informationswirt, Informationsfachmann, Informationsspezialisten, Informationsassistent, Cybarian, Information-Professional, Information-Consultant u.v.m. [Zoll00, S 82]

Information-Broking ist lt. Pfeiffer schlicht die englische Bezeichnung für das deutsche Wort Informationsvermittlung. [Pfeif99, S. 64]

In der folgenden Arbeit wird unter Information-Broking jedoch ausschließlich die freie erwerbswirtschaftlich ausgerichtete Informationsvermittlung verstanden. [Kuhl95, S 376]

Drei Modelle sind denkbar, die Informationsvermittlung zu organisieren:

- Modell I: Outsourcing der Informationsvermittlung an Information-Broker, Bibliotheken oder Consultants u.a.m.
- Modell II: Informationsvermittlung durch spezielle innerbetriebliche Informationsvermittlungsstellen
- Modell III: Die direkte Informationsvermittlung durch Endnutzer [Stoc00, S. 383]

Die nachfolgende Arbeit bezieht sich auf das Modell I und die Rolle der Information-Broker im Rahmen der Tätigkeit als Informationsvermittler. Der Endnutzer ist hier noch auf die Vermittlungsleistungen angewiesen und hat in der Regel keinen direkten Kontakt zu den auf dem Markt angebotenen Ressourcen. Deshalb lagert er seine Informationsarbeit weitgehend aus, indem er die Hilfe professioneller Informationsvermittlungseinrichtungen in Anspruch nimmt. Dies können betriebsinterne Informationsvermittlungsstellen sein, oder Informationsvermittlungseinrichtungen des Marktes, wie beispielsweise auch der Information-Broker.

Die Vermittlungsleistung besteht nicht nur in der Unterstützung beim Umgang mit den Wissensressourcen bzw. den Informationsprodukten, sondern in der gezielten, auf den Endnutzer ausgerichteten Aufbereitung der Ergebnisse. Dazu verwendet der Informationsvermittler Wissensdepots, fachsspezifische Online-Datenbanken, Mehrwertdienste und konventionelle Ressourcen, wie Bibliographien, Referateorgane und Referenzbücher. Er nützt aber darüber hinaus die ihm zur Verfügung stehenden kommunikativen Netze, um Kontakt zu Experten und anderen Organisationen der Informationsvermittlung herzustellen, und die von ihm erstellten Wissensspeicher, die als Ergebnis seiner Vermittlungserfahrung sein persönliches Wissen enthalten. So sind für den Vermittlungserfolg neben den klassischen Kommunikationsformen und der Ausnutzung moderner Informationstechnologie, wie Datenbanken, Hypertextsysteme, Expertensysteme, auch die eigenen Mehrwertdienste entscheidend. Informationsvermittler sowie freie erwerbswirtschaftlich tätige Information-Broker sind also in gleichem Maße Kommunikatoren und Technologen bzw. Spezialisten für Informationssysteme. [Kuhl95, S 261 ff.]

2.8 Information-Broker

Der Begriff Information-Broker stammt aus den USA und wird dort folgendermaßen verwendet:

Information Brokers are usually individuals who work as sole proprietors, although large business entities do exist. These brokers are generally former librarians, researchers, private investigators or computer "techies." Their skills and services are unique to each company. Research, for example, may be compiled manually by using traditional library resources, with online databases or through surveys and interviews depending on the broker. Brokers also may engage in information or library consulting, database design, indexing or classifying materials, or report or newsletter writing. Usually a report is provided with the information requested, including a synopsis, description of the research and an indication of any problems or additional research that may need to be undertaken. (These reports can be quite helpful as most Information Brokers pride themselves on their analysis, synthesis and packaging of all the information they compile.)” [Shim96, S. 72]

Der größte Unterschied amerikanischer und europäischer Information-Broker dürfte die Vermittlung personenspezifischer Daten der amerikanischen Berufskollegen sein, die eher der Tätigkeit eines Privatdetektivs entspricht. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Tätigkeitsbereiche des amerikanischen Information-Broker mit der des „Private Investigator“ überschneiden und das Image amerikanischer Information-Broker durch Verletzungen der Privatsphäre bzw. des Datenschutzes ziemlich ramponiert ist.

Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff Information-Broker oft mehrdeutig verwendet. So werden auch die unternehmensinternen Informationsvermittler (Inhouse-Informationsvermittler) oft als Information-Broker bezeichnet. In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff Information-Broker analog zu Kuhlen´ s Definition von Information-Broking verwendet. Demzufolge sind darunter freie (selbständige), erwerbswirtschaftlich ausgerichtete Informationsvermittler zu verstehen.

3 Information-Broking und Betriebs­organisation

Information ist schon seit einiger Zeit und in vielen Branchen Produktionsfaktor und muss somit wie alle anderen Produktionsfaktoren (Boden, Arbeit und Kapital) bewirtschaftet werden. Diese Bewirtschaftung heißt nichts anderes, als dass mit Informationen ökonomisch rational umgegangen werden muss. Bei nicht effizientem Umgang mit Informationen und Wissen kann sehr schnell der Kostenfaktor in den Vordergrund treten. Deshalb gilt es in jeder Organisation, den Einkauf, die Lagerung, die Nutzung und den Verkauf von Informationen und Wissen zu organisieren. [Kmu00, S. 57] Im folgenden Kapitel wird untersucht, inwiefern Information-Broking eine mehrwertschaffende Dienstleistung für Betriebsorganisationen darstellen kann.

3.1 Informationsmanagement

Die starke Durchdringung der Unternehmen mit Informationstechnologien stellt eine wesentliche Herausforderung für das Management dar. So hat die Planung und Gestaltung der Informationsverarbeitung in Organisationen zum Ziel, die Informationsversorgung und -nutzung in allen Unternehmensbereichen zu optimieren, um die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt optimal aufbereitet am richtigen Ort und möglichst wirtschaftlich zur Verfügung zu stellen. Allerdings verleitet möglicherweise die bis heute andauernde rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien durch ihre zunehmende Komplexität und die Möglichkeiten, strategische Wettbewerbsvorteile zu erzielen, dazu, die Technologie in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. So werden die unterschiedlichen Informationstätigkeiten, wie Beschaffung, Erschließung und Aufbereitung von Informationen, oft von verschiedenen Fachabteilungen weitgehend unkoordiniert durchgeführt, und folglich findet auch keine einheitliche Planung, Kontrolle und Steuerung oder eine übergreifende Führung statt. Dies hat nicht zuletzt auch mit den besonderen Charakteristika der Ressource zu tun, die nachfolgend erläutert werden.

3.1.1 Charakteristika der Ressource Information

Information ist schon seit einiger Zeit zum 4. Produktionsfaktor geworden und muss somit wie alle anderen Produktionsfaktoren (Boden, Arbeit und Kapital) gemanagt werden. [Kmuc00, S. 57] Beim Management der Ressource Information sind jedoch deren spezielle Eigenschaften zu beachten, die sie von den anderen Ressourcen unterscheidet. Rüttler hat diese zusammengestellt:

- Informationen sind immaterielle Güter, die sich auch bei mehrfacher Nutzung in der Regel nicht verbrauchen.
- Informationen sind keine „freien“ Güter, sie verursachen vielmehr Kosten, die durch ihre Beschaffung, Entstehung, Nutzung, Verarbeitung und Weiterleitung entstehen.
- Informationen sind knappe Güter und kommen nicht im Überfluss vor. Im Überfluss existieren lediglich Daten und Nachrichten (unselektierte Informationen).
- Informationen besitzen einen Wert bzw. einen Nutzen, der von der Art ihrer Verwendung abhängt. Dieser Wert bzw. Nutzen kann in der Regel nur subjektiv beurteilt und durch das Hinzufügen, Selektieren, Aggregieren und Weglassen weiterer Daten und Nachrichten erheblich verändert werden.
- Informationen können wie materielle Güter auch als Ware auftreten und gegen finanzielle oder sonstige Vergütung gehandelt werden.
- Informationen sind zutiefst an das informationsverarbeitende Individuum gekoppelt. Im Rahmen persönlicher Verarbeitungsprozesse werden aus Daten und Nachrichten, d.h. unselektierten Informationen, durch Hinzufügen einer Zweckbestimmung erst selektierte, d.h. Informationen im eigentlichen Sinne.
- Informationen besitzen die Fähigkeit, sich während ihrer Nutzung zu erweitern bzw. zu vermehren, da sie durch parallel ablaufende Informationsprozesse während ihres Gebrauchs immer weiter angereichert werden können.
- Informationen sind Stromgrößen und besitzen Prozesscharakter, welche die übrigen betrieblichen Funktionen überlagern und die funktionsfähige Ausführung dieser Aktivitäten erst ermöglichen. Sie sind damit ein zentrales Medium der Unternehmensführung.
- Informationen bzw. entsprechend gestaltete Informationsprozesse erlauben eine zielgerichtete Information und Kommunikation aller Unternehmensmitglieder. Informationen sind somit ein Mittel der Personalführung und damit der Verhaltensbeeinflussung.
- Informationen sind häufig auch Auslöser individueller oder auch institutioneller Lernprozesse, sofern ein Mindestbestand an Informationen existiert, der erst erlaubt, weitere Fragen zu stellen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
- Informationen können auch als Machtmittel genutzt bzw. missbraucht werden. Ihre betriebliche Handhabung muss daher ethischen Aspekten unterworfen werden.
- Informationen durchlaufen, ähnlich wie andere Güter auch, einen Lebenszyklus, der sie von ihrer Entstehung an der Informationsquelle über ihre Nutzung, Pflege und Verteilung bis zum Informationsnutzer führt.
- Informationen sind sehr leicht transportierbar, im Extremfall sogar mit Lichtgeschwindigkeit.
- Informationen sind nicht exklusiv übertragbar, sondern beliebig teilbar. Informationskäufer müssen sich deshalb in der Regel mit einer „Kopie“ zufrieden geben, da der Informationslieferant die Informationen ebenfalls weiterhin besitzt.
- Informationen sind sehr „flüchtig“, sie haben die Neigung zur Diffusion und zur Überwindung aller ihr auferlegten Grenzen. Vertraulichkeit, intellektuelle Eigentumsrechte, Geheimhaltungsgrenzen etc. sind davon erheblich betroffen.
- Informationen besitzen die Fähigkeit, Beziehungen anzubahnen, sei es zu Individuen, Unternehmen oder Institutionen.

Diese Charakteristika erfordern für das Informationsmanagement geeignete Instrumente, d.h. die herkömmlichen Methoden und Instrumente müssen diese Besonderheiten berücksichtigen. [Herg97, S 781 ff.]

3.1.2 Gegenstandsbereich des Informationsmanagements

Gegenstandbereich des Informationsmanagements ist lt. Herget die effektive und effiziente Bewirtschaftung des Produktionsfaktors Information in Organisationen.

Effektivität bezieht sich auf die Zielgerichtetheit der informationsbezogenen Aktivitäten, die sich an den Organisationszielen zu orientieren haben. Effizienz stellt die Rahmenbedingungen des ökonomischen Kalküls dar: Der Nutzen des Informationsmanagements sollte die Kosten übersteigen. Information kann aus internen oder externen Quellen stammen. Die organisationsinternen Informationen sind als Ressourcenkategorie zu begreifen und durch die Organisationsmitglieder möglichst optimal auszuschöpfen. Aber auch die organisationsexternen Informationen müssen, wie andere Ressourcen auch, nutzbar gemacht werden. [Herg97, S. 783 f.]

3.1.3 Strategisches Informationsmanagement

Strategisches Informationsmanagement beschäftigt sich mit der geplanten Entwicklung des Informationswesens einer Institution, verbunden mit dem generellen Ziel, den Informationsbedarf auf allen Ebenen in allen Bereichen zu erfassen und in geeigneter Weise zu decken.

Grundprinzip des strategischen Informationsmanagements ist die Nutzung von Information als Instrument der Führung.

Dies erfordert die Be- und Verarbeitung sowie Bereithaltung von Information im Rahmen des Informationssystems sowie die laufende und gezielte Beschaffung von organisationsexterner Information.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Aufgabenbereiche des strategischen Informationsmanagements [Hueb96, S. 26]

Unter Informationsbedarf wird die Gesamtheit aller Informationen nach Art und Umfang verstanden, die zur Durchführung einer bestimmten Aufgabe bzw. dem Treffen einer Entscheidung benötigt werden. Die Nutzung von Information als Ressource und als Wettbewerbsfaktor erfordert eine Bewirtschaftung, wie diese für die Ressourcen Material, Energie, Betriebsmittel und Personal selbstverständlich ist. Die Aufgaben einer ganzheitlichen Informationssystemplanung sind auf die Konzeption und Gestaltung eines den Anforderungen der einzelnen Institutionen entsprechenden Informationssystems gerichtet. [Hueb96, S. 25 ff.]

In der Folge werden die Auswirkungen des Informationsressourcenmanagements auf die externe Informationsbeschaffung und damit auf den Service des Information-Broker untersucht.

3.1.4 Informations-Ressourcen-Management (IRM)

Die Erfahrung aus vielen Konkursen zeigt, dass das Wissen in den Unternehmen nicht immer auf der Höhe der Zeit ist. Während die großen Unternehmen zumeist über eine Infrastruktur zur Ermittlung und innerbetrieblichen Verteilung von relevantem Wissen verfügen, wird die (strategische) Bedeutung von Informationen von klein- und mittelständischen Unternehmen noch zu oft verkannt. Für sie besteht daher die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, Informationen als strategische Ressource zu erkennen, stärker zu berücksichtigen und so das Wissensdefizit zu verringern. [Mant98]

Information hat in einem doppelten Sinn Ressourcencharakter, einmal im ökonomischen Sinne als Ressource, die es nach entsprechenden Managementprinzipien zu verwalten gilt, zum anderen als Ressource im Sinne eines nutzbaren Potentials.

Das Informationsmanagement-Problem der Gegenwart stellt sich in zwei Aufgabenbereichen dar:

Zum einen sind die Informationsressourcen und Kommunikationsströme innerhalb von Organisationen auf Organisationsziele ausgerichtet zu koordinieren, zum anderen wird es immer wichtiger, die extern vorhandenen Informations- und Kommunikationsressourcen für die Organisationsziele nutzbar zu machen. Aber wie kann nun organisationsexternes Wissen für Organisationszwecke zu aktueller Information werden, wie kann Information intern effizient verteilt werden und wie kann intern erzeugte Information mit externen Geschäftspartnern ausgetauscht werden?

Organisationen erschließen sich in der Regel nur einen Teil des potentiell vorhandenen und verwertbaren Wissens. Ungenutzt bleibt aufgrund mangelnder Erschließung eine Menge an Information, die sich erfolgssteigernd für die Organisation einsetzen lassen würde. Z.B. Informationen über zusätzliche Absatzchancen, kostengünstige Finanzierungs­möglichkeiten, mögliche Produktinnovationen. Die so latent vorhandenen Erfolgspotentiale können durch die Erschließung weiterer Informationsquellen und die Beschaffung zusätzlicher Information aufgedeckt werden. Hiermit sind die Potentiale des Informationsmarktes einschließlich ihrer Vermittlungsinstitutionen angesprochen.

Da die für Organisationen relevante Umwelt immer komplexer wird und die direkte Informationserarbeitung kaum noch von Organisationen selber zu leisten ist, muss auf die Produkte des Informationsmarktes zurückgegriffen werden. Die informationelle Absicherung kann sich somit immer weniger auf eigene Initiativen und eigene Informationskompetenz verlassen, sondern muss sich externer professioneller Instrumente bedienen. D.h. die Informationsarbeit von Organisationen muss sich vermehrt auf Mittler abstützen. Der Weg zum Wissen über seine Umformung in Information wird sich lt. Kuhlen auf verschiedenen Ebenen abspielen. Und zwar immer weniger über den direkten Kontakt mit den Wissensproduzenten und immer mehr über Vermittlungsleistungen, z.B. über Fachzeitschriften, über Referateorgane, Bibliographien oder Schnellbriefe, über Online-Datenbanken, direkt oder vermittelt genutzt über Information-Broker sowie über Auskunftsagenturen, die sich ihrerseits auf Ressourcen auf unterschiedlichen Ebenen abstützen.

Als Prinzip gilt: Je komplexer und leistungsstärker eine Informationsleistung sein soll, desto mehr werden interne und externe Informationsspezialisten zusammenarbeiten müssen. Daran werden auch Innovationen wie intelligente Agenten, Portal-Technologie, verbesserte Suchmaschinen und Endnutzer-Systeme in naher Zukunft wahrscheinlich nicht viel ändern. So kann informationelle Autonomie in professionellen Umgebungen nicht länger bedeuten, dass man selber alles weiß, sondern dass man die Ressourcen zu nutzen versteht, die den Zugang zum benötigten Wissen ermöglichen. Dem Informationsmarkt kommt dabei eine entscheidende Funktion zu.

Aus der Einsicht, dass Information zu einem wesentlichen Teil nicht direkt selber erarbeitet werden kann, kann aber nicht abgeleitet werden, dass die gesamte Verantwortung dafür z.B. an externe Information-Broker delegierbar ist.

Die Koordination der an sich intern verfügbaren Ressourcen, zusammen mit der Rekrutierung externer, ist zentrale Aufgabe eines nicht delegierbaren Informationsmanagements, auch wenn sicherlich einzelne Bereiche und Aufgaben ausgelagert werden können. [Kuhl95, S. 127 ff.] Dies spiegelt sich auch im Angebot von innerbetrieblichem Informationsmanagement einzelner Information-Broker wider.

3.2 Wissensmanagement

Wissen ist lt. Probst die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen und ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. [PrRR98, S. 46] Grundsätzlich werden zwei verschiedene Arten von Wissen unterschieden:

-Explizites Wissen ist formal und systematisch. Es kann einfach kommuniziert und verteilt werden, z.B. in Form von Produktbeschreibungen, Software, Formeln, usw.
- Implizites Wissen ist stillschweigendes Wissen, Erfahrung. Diese Art Wissen ist immer an eine Person gebunden. Es ist schwierig dieses Wissen zu formulieren, festzuhalten und somit weiterzugeben oder zu kommunizieren.
Bei Wissen innerhalb eines Unternehmens spricht man häufig auch vom „intellektuellen Kapital“, welches sich zusätzlich auf verschiedene Bereiche auswirkt, wo dieses Kapital zur Anwendung kommen kann:
- Menschliches Kapital – Erfahrung, Expertise und Fähigkeiten Einzelner
- Strukturelles Kapital – das, was übrig ist, quasi wenn die Angestellten nach Hause gehen: Prozesse, Abläufe, Datenbanken, Pläne, Spezifikationen, Produkt­beschreibungen usw.
- Kundenkapital – all die Dinge, die einen Kunden an das Unternehmen binden

Wissen, das auf Informationen und Daten basiert und erst durch die Anwendung auf ein spezielles Problem durch Personen zu Wissen wird, ist personengebunden. Je nachdem wo es zum Einsatz kommt, kann man es als intellektuelles Kapital wiedergespiegelt sehen. [ReyM99, S. 144]

Es gibt lt. Vogel zwei unterschiedliche Gruppen, die zwei gegensätzliche Ansätze vertreten. Dies sind die Davenportisten, die Verfechter von Information und Wissen als Produkte von geistigen Verarbeitungsschritten auf verschiedenen hierarchischen Ebenen, und die Polyanisten, die als Verfechter von Information und Wissen als Produkte, eines Kreislaufes des Wissensprozesses. Nach dem Modell der Polyanisten wird Information als "Wissen in Aktion" definiert. Wissen wird demzufolge in Information überführt, wenn es konkret in einer Problemsituation angewandt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Modell der Informationsverarbeitung in Organisationen [Voge92, S. 29]

Wissen befindet sich im Kopf und Information außerhalb – in gedruckter oder elektronischer Form oder als Wort und muss erst in Wissen umgewandelt werden, bevor es angewendet werden kann. Die Anwendung also wandle Wissen in Information. Erst Wissen und Information zusammen ermöglichen effektive Handlungen. Information, wie sie täglich angewandt wird, umfasst nicht nur aufgearbeitete Daten, sondern auch andere Kategorien: Sachverhalte, Tatbestände, Erklärungen, Theorien, Gesetze, Methoden und Techniken - was immer den Wissensstand eines Empfängers verändert und seinen Weg in den Verstand entlang von Meinungen, Überzeugungen, Interpretationen, Befehlen, Anweisungen, Fragen, Theorien oder als Produkt kreativer Vorstellungskraft nimmt.

Die Wissensbasis wächst über die Zeit mit den Problemen, die erfolgreich gelöst wurden. Informations- und Kommunikationstechnologie beschleunigen diesen Prozess. Die Masse an Wissen kann durch die begrenzte Kapazität der menschlichen Auffassung und Verarbeitung nicht voll ausgeschöpft werden. Je mehr Wissen zur Verfügung steht, desto schwieriger wird es, dasjenige Wissen zu identifizieren, das für eine Problemlösung notwendig ist. Zum einen steht eine anwachsende Wissensbasis und Informationsnachfrage der begrenzten Fähigkeit von Menschen entgegen, diese Information zu verarbeiten. Zusätzlich fehlt die Zeit, die in Technologie investiert wird, bei der Problemlösung. [Heid00]

3.2.1 Charakteristika der Ressource Wissen

"Wissen ist die einzige Ressource, die sich durch Gebrauch vermehrt" –folglich eine große Herausforderung für das Management. Kann diese Ressource aber auch gleich wie andere Ressourcen analysiert, bilanziert und gemanagt werden?

Nachfolgend werden Charakteristika angeführt, die als Grundlage für weitere Überlegungen dienen sollen.

- Wissen ist eine Ressource und muss wirtschaftlich verwaltet bzw. gemanagt werden.
- Wissen ist kein öffentliches Gut und unterliegt Produktionskosten.
- Wissen unterliegt aber nicht nur ökonomischen, sondern vielmehr auch politischen und sozialen Marktmechanismen.
- Die Kultur eines Unternehmens bestimmt den Wert von Wissen.
- Der Wert von Wissen ist nicht auf den ersten Blick sichtbar. Wissensprozesse entstehen basierend auf der Annahme der Marktteilnehmer, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt von Wissen profitieren werden. Im Gegensatz zu Information wird Wissen daher als knappe Ressource zum jetzigen und zukünftigen Zeitpunkt gehandelt, die in naher Zukunft einen Wert erhalten kann.
- Der Wert des Wissens kann sich zufolge seiner politischen und sozialen Bedeutung in einem guten Ruf, Einfluss auf wichtige Entscheidungen oder auch Uneigennützigkeit manifestieren.

3.2.2 Management der Ressource Wissen

In einer sich schnell verändernden Umwelt, die durch Globalisierung, verschärften Wettbewerbsdruck und eine stetige Verkürzung der Halbwertszeit des Wissens gekennzeichnet ist, nimmt das Management von Informationen und Wissen eine herausragende Rolle ein. Um schnell und flexibel auf veränderte Marktsituationen reagieren oder gar die Marktentwicklung bestimmen zu können, muss man Information und Wissen optimal koordinieren. In diesem Zusammenhang ist die Verfügbarkeit und die richtige Verknüpfung von Informationen von großer Bedeutung: Information und Kommunikation ist Grundvoraussetzung unternehmerischer Entscheidungen. Dabei hängt die Qualität der Entscheidung als Auswahl einer von mehreren zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen primär von den verfügbaren Informationen über diese ab. [RaZw99]

[...]


* URL: www.dgd.de/infobroker

Ende der Leseprobe aus 112 Seiten

Details

Titel
Information-Broker - Situation und Perspektiven
Untertitel
Branchenanalyse der freien, erwerbswirtschaftlich ausgerichteten Informationsvermittler im deutschsprachigen Raum
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für Wirtschaftsinformatik)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
112
Katalognummer
V63
ISBN (eBook)
9783638100441
ISBN (Buch)
9783640860999
Dateigröße
3851 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Keine klassische Wirtschaftsinformatik-Arbeit aber am Institut für Wirtschaftsinformatik eingereicht. Die Arbeit bezieht sich auf Informations- und Wissensmanagement sowie informationswissenschaftliche Aspekte. Kern der Arbeit ist eine empirische Untersuchung der Information-Broker-Branche mittels Online-Befragung.
Schlagworte
Informationsmanagement, Wissensmanagement, Informationsvermittlung, Informationsvermittler, Infobroker, Information-Broker
Arbeit zitieren
Christoph Beer (Autor:in), 2001, Information-Broker - Situation und Perspektiven , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63

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