Im 18. Jahrhundert setzte in Europe ein umfassender Veränderungsprozess ein, der die mittelalterliche Ständegesellschaft in eine moderne Industriegesellschaft umwandelte. In dieser modernen Gesellschaftsform waren Frauen systematisch benachteiligt. Im öffentlichen Bereich verfügten sie über keinerlei Partizipationsrechte, bei der Produktion wurden sie vorwiegend in schlechtbezahlten, unqualifizierten Bereichen angestellt und im Privaten wurden sie ausschließlich auf ihre Gebärfähigkeit reduziert. Seit den 1970er Jahren ist auch die Industriegesellschaft neuen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen ausgesetzt. Durch das Eindringen neuer Technologien (Computer, Roboter, Internet) in den Arbeitsprozess, ist Arbeit nicht mehr länger von körperlichen Fertigkeiten abhängig. Im Gegenzug gewinnen geistige Fähigkeiten, Wissen und Bildung immer mehr an ökonomischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Besonders für die Stellung von Frauen sah man im Aufkommen der Neuen Technologien die Möglichkeit, Unterschiede hinsichtlich Status und Einkommen abzubauen.
Die Kerntechnologie der technologischen Veränderungen ist die Informatik. Es handelt sich dabei um einen von Männern dominierten Lebens- und Arbeitsbereich. Da beim Einsatz und bei der Herstellung von Hard- und Software jedoch neue Organisationsformen entstehen, ist anzunehmen, dass sich dort auch neue, egalitärere Formen des Geschlechterarrangements entwickeln. Die zentrale Frage meiner Arbeit lautet deshalb, ob sich bei der Benutzung und Entwicklung von Informationstechnologie die bekannten Muster der Geschlechterasymmetrie reproduzieren, oder ob es Anzeichen für eine Angleichung zwischen den Geschlechter gibt?
Die Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte. Im ersten Teil gehe ich auf die gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen im Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ein. Im Anschluss werde ich die Mechanismen darstellen, durch die Geschlechterunterschiede in Bezug auf Technik- und Arbeitskonzepte geschaffen werden. Ich gehe dabei davon aus, dass sich Geschlecht weiterhin als Merkmal für Ungleichheit erweisen wird. Aus diesem Grund stelle ich im letzten Abschnitt verschiedene Ansätze der Frauenförderung dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wirtschaftlicher und Technologischer Strukturwandel
- 2.1 Strukturwandel und Modernisierung
- 2.2 Gesellschaftlicher Wandel
- 2.3 Technologischer Wandel
- 2.4 Der Wandel von Wirtschaft und Arbeit
- 3. Geschlecht als Strukturkategorie
- 3.1 Die soziale Konstruktion von Geschlecht
- 3.2 Geschlecht und Technik
- 3.2.1 Einstellungen gegenüber der Informationstechnologie
- 3.2.2 Computer- und Internetnutzung
- 3.3 Geschlecht und Arbeit
- 3.3.1 Die Situation in den IT-Ausbildungsberufen
- 3.3.2 Informatikstudium und IT-Experten im Beruf
- 3.4 Der Bedeutungsverlust von Geschlecht
- 4. Frauen- und Technikförderung
- 4.1 Das Differenzmodell
- 4.2 Der kognitive Ansatz
- 4.3 Der individuumszentrierte Ansatz
- 4.4 Der sozialstrukturelle Ansatz
- 5. Zusammenfassung
- 6. Abstract
- 7. Literaturverzeichnis
- 8. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels und der technologischen Entwicklungen auf die Kategorie Geschlecht, insbesondere im Kontext der Informationstechnologie. Sie analysiert, ob die bekannten Muster der Geschlechterasymmetrie bei der Benutzung und Entwicklung von Informationstechnologie reproduziert werden oder ob Anzeichen für eine Angleichung zwischen den Geschlechtern vorhanden sind.
- Der Übergang von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft
- Die soziale Konstruktion von Geschlecht und die Rolle von Technik
- Geschlechterunterschiede in Bezug auf die Nutzung und Gestaltung von Informationstechnologie
- Die Bedeutung von Frauen- und Technikförderung
- Die Frage, ob die Kategorie Geschlecht an Bedeutung verliert oder weiterhin relevant ist
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentrale Fragestellung vor: ob sich bei der Benutzung und Entwicklung von Informationstechnologie die bekannten Muster der Geschlechterasymmetrie reproduzieren oder ob es Anzeichen für eine Angleichung zwischen den Geschlechtern gibt.
Kapitel 2: Dieses Kapitel beleuchtet den wirtschaftlichen und technologischen Strukturwandel im Übergang von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft. Es analysiert die Auswirkungen des Strukturwandels auf die soziale Struktur und die Modernisierungsprozesse, die diesen Wandel begleiten.
Kapitel 3: In diesem Kapitel wird die Kategorie Geschlecht als soziale Konstruktion betrachtet und ihre Relevanz für die Nutzung und Gestaltung von Technik analysiert. Es werden Einstellungen gegenüber Informationstechnologie, die Computer- und Internetnutzung sowie Geschlechterunterschiede in den Bereichen der IT-Ausbildungsberufe und des Informatikstudiums untersucht.
Kapitel 4: Das Kapitel befasst sich mit verschiedenen Ansätzen der Frauen- und Technikförderung und analysiert deren Stärken und Schwächen. Es geht auf die Modelle des Differenzmodells, des kognitiven Ansatzes, des individuumszentrierten Ansatzes und des sozialstrukturellen Ansatzes ein.
Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und einem Abstract.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind: Gesellschaftlicher Wandel, Technologischer Wandel, Geschlechterasymmetrie, Informationstechnologie, Frauen- und Technikförderung, soziale Konstruktion von Geschlecht, Geschlechterunterschiede, IT-Ausbildungsberufe, Informatikstudium, Computer- und Internetnutzung.
- Quote paper
- Christin Warner (Author), 2006, Gesellschaftlicher Wandel und das Ende der Kategorie Geschlecht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64227