Ein natürlicher Briefstil – das ist der Anspruch, den Christian Fürchtegott Gellert in seiner „Praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen“ an einen guten Briefeschreiber stellt. Gellert, dessen Vorstellung von einem ungezwungenen, gesprächsnahen und lebhaften Briefstil sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts durchsetzte, war auch Johann Wolfgang von Goethe bekannt.
Gellert habe „auf dem Umweg über den Briefstil Goethes dichterische Produktion bestimmt, und zwar derart, daß der junge Goethe die Grundprinzipien, die er aus Anlaß des Briefstils gründlich studiert und sich zu eigen gemacht, halb bewußt, halb unbewußt, auf seine poetische Produktion übertrug“, stellt Liese Spriegel fest. Ob Goethe diese Regeln auch in seinem ersten großen Briefroman, „Die Leiden des jungen Werther“ anwendet, wird in dieser Arbeit am Beispiel des Wertherbriefes vom 16. Junius 1771 überprüft – dem Brief, in dem Werther seine erste Begegnung mit Lotte schildert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Briefuntersuchung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Einfluss von Christian Fürchtegott Gellerts Briefstil-Theorien auf Goethes „Die Leiden des jungen Werther“. Im Fokus steht dabei, inwiefern Goethes Briefroman die Prinzipien eines natürlichen Briefstils nach Gellerts Empfehlungen umsetzt.
- Gellerts Briefstil-Theorien und deren Bedeutung für Goethe
- Analyse des natürlichen Briefstils in „Die Leiden des jungen Werther“
- Der Wertherbrief vom 16. Juni 1771 als Beispiel für Gellerts Einfluss
- Bedeutung des Briefstils für die Darstellung der Figuren und der Handlung
- Vergleich mit Goethes Brief an Behrisch vom 10. November 1767
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung von Gellerts Briefstil-Theorien für die deutsche Literatur. Sie beleuchtet Goethes enge Verbindung zu Gellert und dessen Einfluss auf seine Werke. Außerdem wird die These aufgestellt, dass Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ Gellerts Prinzipien eines natürlichen Briefstils umsetzt.
Briefuntersuchung
Das Kapitel untersucht den Wertherbrief vom 16. Juni 1771 im Hinblick auf seine Nähe zum mündlichen Gespräch und seine Übereinstimmung mit Gellerts Empfehlungen. Es werden die Besonderheiten des Briefstils beleuchtet, wie z.B. die direkte Ansprache an Wilhelm, die Spontanität der Sprache und die Verwendung von Unterbrechungen. Außerdem wird der Brief im Kontext des gesamten Werther-Romans betrachtet und die Bedeutung des Briefstils für die Figuren und die Handlung diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert, insbesondere mit der Entwicklung des Briefstils und dessen Einfluss auf die Literatur. Die Schlüsselbegriffe sind: Christian Fürchtegott Gellert, Briefroman, „Die Leiden des jungen Werther“, natürlicher Briefstil, Gesprächssprache, Spontanität, direkte Ansprache, Empfindsamkeit.
- Quote paper
- Janine Wergin (Author), 2003, Gellerts Grundprinzipien von einem natürlichen Briefstil in Goethes "Werther", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64343