Lew Nikolajewitsch Tolstoj ist in vielerlei Hinsicht eine interessante Persönlichkeit – nicht nur, dass er im streng gläubigen Russland nach andauernder und leidenschaftlicher Kritik an der Orthodoxen Kirche letztlich exkommuniziert wurde, als Fortschrittsverweigerer und Rechtsnihilist galt und dadurch die, von vielen Anhängern vertretene Weltanschauung, den später so genannten Tolstojarismus vorlebte, er schaffte es, nahezu wie kein Zweiter, die russische Kultur hinaus in die Welt zu tragen. Seine großen Werke, wie Anna Karenina oder Krieg und Frieden sind Abbilder der Gesellschaft – Zeugen einer Zeit die von Klassenunterschieden und Zensur beherrscht war. Auch deshalb erreichte die Literatur im Russland des 19ten Jahrhunderts eine besondere Stellung in der Entwicklungsgeschichte dieser Gesellschaft. Nach der Oktoberrevolution im Jahre 1917 besann man sich schließlich dieses gewaltigen Erbes und versuchte wohl etwas der Macht und des Einflusses für sich zu nutzen. Jedenfalls wurde Tolstoj, neben einigen weiteren großen russischen Autoren des 19ten und 20ten Jahrhunderts, zu einem Vorbild der jungen Sowjetliteratur. In einigen Fällen lassen sich Analogien besonders deutlich feststellen – so schrieb der junge Schriftsteller Alexander Fadejew 1927 den viel beachteten Roman „Die Neunzehn“ über die Zeit der Oktoberrevolution und den anschließenden Bürgerkrieg. Ein Kapitel in diesem Roman ist mit „Dreimal der Tod“ betitelt und erinnert somit schon hier stark an den Text „Drei Tode“ von Lew Tolstoi. Beide thematisieren den Tod, wie der Name verrät, auf drei verschiedene Arten.
Ich beginne mit einer Analyse des Textes von Tolstoi, erläutere in einem kleinen geschichtlichen Ausritt das Geschehen während und kurz nach der Oktoberrevolution und komme schließlich zur Untersuchung des Kapitels aus Fadejews „Die Neunzehn“. Zu guter letzt werden die beiden Texte auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin verglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lew Tolstoi
- Tolstois Stellung zum Adel
- Drei Tode
- Der Tod der Gutsherrin
- Der Tod des Kutschers
- Der dritte Tod
- Die Oktoberrevolution und ihre Folgen
- Alexander Fadejew
- Fadejews: Dreimal der Tod
- Der Tod des Partisan Meteliza
- Der Tod des Pferdes
- Der Tod des Denunzianten
- Vergleich der Texte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Lew Tolstois Novelle „Drei Tode“ und vergleicht sie mit einem Kapitel aus Alexander Fadejews Roman „Die Neunzehn“. Ziel ist es, die Darstellung des Todes in beiden Texten zu untersuchen und den Einfluss Tolstois auf die frühe Sowjetliteratur aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf den Tod im Kontext der sozialen Klassen (Adel und Bauern) und der historischen Umbrüche nach der Oktoberrevolution.
- Darstellung des Todes bei Tolstoi und Fadejew
- Soziale Klassenunterschiede im Umgang mit dem Tod
- Der Einfluss Tolstois auf die Sowjetliteratur
- Vergleichende Analyse von „Drei Tode“ und „Dreimal der Tod“
- Der Tod als Metapher für gesellschaftliche Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor. Sie beschreibt Tolstois Bedeutung für die russische Kultur und seinen Einfluss auf die junge Sowjetliteratur. Der Vergleich zwischen Tolstois „Drei Tode“ und Fadejews „Dreimal der Tod“ wird als methodischer Ansatz vorgestellt, um die Darstellung des Todes in beiden Werken zu untersuchen.
Lew Tolstoi: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über Tolstois Leben und Werk, insbesondere seine kritische Haltung gegenüber dem Adel und seine philosophischen Ansichten, die stark von Rousseaus Ideen beeinflusst sind. Tolstois Abneigung gegenüber dem Adel wird anhand von Beispielen aus seinen Werken erläutert und die Bedeutung seiner Kritik für das Verständnis seiner Erzählung "Drei Tode" herausgestellt.
Drei Tode: Die Novelle „Drei Tode“ wird als Ganzes zusammengefasst. Die drei Tode (Gutsherrin, Kutscher, Baum) repräsentieren verschiedene soziale Klassen und unterschiedliche Perspektiven auf den Tod. Der Kontrast zwischen dem elitären, vom Tod abgewandten Adel und dem naturverbundenen Bauernvolk wird analysiert, ebenso wie die erzählerische Strategie Tolstois, die drei Handlungsstränge miteinander zu verweben. Die Bedeutung der natürlichen Zirkulation von Leben und Tod wird im Kontext der adeligen Ignoranz gegenüber der Natur hervorgehoben.
Der Tod der Gutsherrin: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Darstellung des Todes der adeligen Gutsherrin. Tolstois Stilmittel des Parallelismus, der die kranke Adelige dem gesunden Stubenmädchen gegenüberstellt, wird analysiert. Die Handlung zeigt die Verdrängung des Todes durch den Adel, der sich von der natürlichen Umwelt entfremdet hat. Die Hoffnungslosigkeit der Reise und das Unvermögen, offen über den Tod zu sprechen, unterstreichen die emotionale Distanz der Adeligen zur Realität ihres eigenen Sterbens.
Schlüsselwörter
Lew Tolstoi, Alexander Fadejew, Drei Tode, Dreimal der Tod, Oktoberrevolution, Sowjetliteratur, Tod, Adel, Bauern, Natur, soziale Klassen, Sterben, Gesellschaft, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen zu "Drei Tode" und "Dreimal der Tod"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert und vergleicht Lew Tolstois Novelle "Drei Tode" mit einem Kapitel aus Alexander Fadejews Roman "Die Neunzehn", konkret dem Abschnitt "Dreimal der Tod". Der Fokus liegt auf der Darstellung des Todes in beiden Texten und dem Einfluss Tolstois auf die frühe Sowjetliteratur. Die Arbeit untersucht unterschiedliche Perspektiven auf den Tod im Kontext der sozialen Klassen (Adel und Bauern) und der historischen Umbrüche nach der Oktoberrevolution.
Welche Texte werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht Lew Tolstois Novelle "Drei Tode" mit dem Kapitel "Dreimal der Tod" aus Alexander Fadejews Roman "Die Neunzehn".
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Darstellung des Todes bei Tolstoi und Fadejew; soziale Klassenunterschiede im Umgang mit dem Tod; der Einfluss Tolstois auf die Sowjetliteratur; eine vergleichende Analyse von "Drei Tode" und "Dreimal der Tod"; und der Tod als Metapher für gesellschaftliche Veränderungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zu Lew Tolstoi (inkl. seiner Stellung zum Adel und einer detaillierten Zusammenfassung von "Drei Tode"), die Oktoberrevolution und ihre Folgen, Alexander Fadejew (inkl. einer Zusammenfassung von "Dreimal der Tod"), einen Vergleich der Texte und ein Fazit. Jedes Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung und analysiert die jeweilige Darstellung des Todes im Kontext der historischen und sozialen Situation.
Welche Aspekte von Tolstois "Drei Tode" werden analysiert?
Die Analyse von "Drei Tode" konzentriert sich auf die drei Todesfälle (Gutsherrin, Kutscher, Baum), die unterschiedliche soziale Klassen repräsentieren und verschiedene Perspektiven auf den Tod zeigen. Der Kontrast zwischen dem Adel und dem Bauernvolk, die erzählerische Strategie Tolstois und die Bedeutung der natürlichen Zirkulation von Leben und Tod werden untersucht. Der Abschnitt über den Tod der Gutsherrin analysiert insbesondere Tolstois Stilmittel und die Verdrängung des Todes durch den Adel.
Was ist der Fokus der Analyse von Fadejews "Dreimal der Tod"?
Die Analyse von Fadejews "Dreimal der Tod" betrachtet die Darstellung des Todes im Kontext der Sowjetära und im Vergleich zu Tolstois Darstellung. Es wird untersucht, wie der Tod in der neuen gesellschaftlichen Ordnung dargestellt wird und welche Parallelen und Unterschiede zu Tolstois Werk bestehen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Das Fazit fasst die Ergebnisse der vergleichenden Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen über die Darstellung des Todes in beiden Werken und den Einfluss Tolstois auf die sowjetische Literatur. Es wird wahrscheinlich die unterschiedlichen Perspektiven auf den Tod im Kontext der jeweiligen sozialen und historischen Umstände hervorheben.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Lew Tolstoi, Alexander Fadejew, Drei Tode, Dreimal der Tod, Oktoberrevolution, Sowjetliteratur, Tod, Adel, Bauern, Natur, soziale Klassen, Sterben, Gesellschaft, Vergleichende Literaturwissenschaft.
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- Christian Schreier (Author), 2006, "Drei Tode" und "Dreimal der Tod" - Ein Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64615