1 Einleitung
Die vorliegende Diplomarbeit wird im Rahmen des Forschungsprojektes Bestandsauf-nahme der Steuerung der Unterbringung und Betreuungsqualität chronisch psychisch kranker Menschen aus Berlin in Heimen der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. Manfred Zaumseil) und der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann) durchgeführt. Die Verfasserin der Arbeit ist als Studentin des Fachbereiches Erziehungswissenschaft und Psychologie im Diplom-studiengang Psychologie der Freien Universität Berlin an diesem Projekt beteiligt.
In Folge der Psychiatrie-Enquête (1975) wurden die meisten psychiatrischen Langzeit-kliniken aufgelöst und die Betten auf den psychiatrischen Stationen weitestgehend abgebaut. Das Ziel einer gemeindenahen Versorgung wurde damit jedoch nicht für alle psychisch erkrankten Menschen erreicht. In Berlin gab es eine große Anzahl psychia-trischer Krankenhausbetten, die in Pflegeheimbetten umgewandelt wurden (Hoffmann, 2003).
Nach wie vor lebt ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland in Heimen, davon ca. 140.000 Menschen in Heimen der Behindertenhilfe und etwa 660.000 in Alten- und Pflegeheimen (Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, 1998). Auch in Über-gangswohnheimen sind Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung auf Dauer untergebracht.
Aufgrund dieses Sachverhaltes wird u.a. vom Bundesverband Psychiatrie-Erfahrene e.V. (Laupichler, 2002) und der Forschungsgemeinschaft „Menschen in Heimen“ (Dörner; Röttger-Liepmann; Hopfmüller, 2001) eine Enquête der Heime gefordert, um das bisherige Heimsystem einer Überprüfung zu unterziehen.
Da ich mich im Rahmen meines Studiums bereits im Weddinger Psychoseseminar für das Erleben von Psychosen und deren Auswirkungen auf die Biographie eines Menschen interessiert habe, verfolge ich im Rahmen des o.g. Projektes das Ziel, eine biographische Einzelfallanalyse eines Mannes, der in einem Heim für chronisch psychisch kranke Menschen in Berlin lebt, vorzunehmen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Entwicklung der Fragestellung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2 Forschung zur Unterbringung von chronisch psychisch kranken Menschen
- 2.1 Exkurs: Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten für chronisch psychisch kranke Menschen
- 2.2 Chronizität
- 2.3 Enthospitalisierung
- 2.4 Alternative Ansätze im Umgang mit chronisch psychisch kranken Menschen
- 2.4.1 Alternative Wohnformen
- 2.4.2 Alternative Behandlungsansätze
- 2.5 Heimforschung
- 2.5.1 Heimkritik
- 2.5.2 Soziale Exklusion psychisch kranker Menschen
- 2.5.3 Spezialfall Übergangswohnheim
- 2.5.4 Studien zur Lebensqualität
- 2.6 Detlef Petry: Die Wanderung. Eine trialogische Biographie über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren
- 3 Methodisches Vorgehen
- 3.1 Wahl des Forschungsansatzes
- 3.1.1 Qualitative Forschung
- 3.2 Feldzugang
- 3.2.1 Kontaktaufnahme zu den Bewohnern des Übergangswohnheimes
- 3.3 Entscheidungsfindung
- 3.3.1 Das Übergangswohnheim
- 3.3.2 R.K.
- 3.4 Unterschiedliche Perspektiven
- 3.4.1 Kontaktaufnahme zum Vater
- 3.4.2 Kontaktaufnahme zu den Geschwistern
- 3.4.3 Betreuerperspektive
- 3.4.4 Verlaufsakte
- 3.4.5 Krankenakte
- 3.4.6 Forscherin
- 3.5 Angewandte Methoden der Erhebung und Auswertung
- 3.5.1 Feldforschung und teilnehmende Beobachtung
- 3.5.2 Gespräche
- 3.5.3 Interview mit R.K.
- 3.5.4 Interview mit der Pflegedienstleitung
- 3.5.5 Auswertung der Daten
- 3.5.6 Rekonstruktion von subjektiver Wirklichkeit
- 3.5.7 Die Validierung kommunikativ gewonnener Daten
- 3.6 Subjektivität der Forscherin
- 3.6.1 „going native“
- 3.6.2 Reaktivität im Feld
- 3.7 Gütekriterien qualitativer Forschung
- 3.8 Leseanleitung / Darstellungsentscheidung
- 4 Darstellung der Ergebnisse
- 4.1 Lebenskontext Übergangswohnheim
- 4.1.1 Beschreibung und Konzeptanalyse des untersuchten Übergangswohnheimes
- 4.1.2 Die Menschen, die im Übergangswohnheim leben
- 4.2 Biographischer Überblick von R.K.
- 4.3 Leben im Übergangswohnheim
- 4.3.1 Tagesablauf
- 4.3.2 Küchendienst
- 4.3.3 Essgewohnheiten
- 4.3.4 Beschäftigungs-/Arbeitstherapiemaßnahmen
- 4.3.5 Zimmerpflege
- 4.3.6 Medikation
- 4.3.7 Andere Termine
- 4.4 Einordnung als ein „Bewohner“ des ÜWHs
- 4.4.1 Verpflichtungen
- 4.4.2 Kommunikation
- 4.4.3 Teilnahme am Essen
- 4.4.4 Medikamenteneinnahme
- 4.4.5 Süchte / Drogen
- 4.4.6 Aggressivität / Gewalt
- 4.4.7 Manieren
- 4.4.8 Fachjargon
- 4.4.9 Grenzen
- 4.4.10 Krankheit als Daseinsberechtigung
- 4.4.11 Dauer des Aufenthaltes
- 4.4.12 Familienanbindung
- 4.5 „Ich bin sehr extrem geartet“
- 4.5.1 Selbstbeschreibung als „krank“
- 4.5.2 Drogen/Medikamente
- 4.5.3 Von „Adam Cartwright“ zu „Old Shatterhand“
- 4.6 Exkurs: Krankenakte
- 4.7 Jenseits von Krankheit
- 4.7.1 Radio hören
- 4.7.2 Lesen
- 4.7.3 Wissen um Daten und Fakten
- 4.7.4 Sammelinteresse
- 4.7.5 Zukunftsideen
- 4.7.6 Reflexionsfähigkeit
- 4.8 Beziehungen
- 4.8.1 zu Profis
- 4.8.2 zu Frauen
- 4.8.3 zu anderen Menschen
- 4.8.3.1 Freundschaften
- 4.8.3.2 „Kumpelbeziehung[en]“
- 4.8.3.3 „Mitpatienten“
- 4.8.3.4 ehemalige[...] Bewohner“
- 4.8.3.5 Mitbewohner
- 4.8.3.6 „Gruppen“
- 4.8.3.7 „Buchladen“
- 4.8.3.8 „Verkäuferin[nen]“
- 4.8.3.9 Apotheke
- 4.8.3.10 „Tante-Emma-Laden“
- 4.8.4 zur Familie
- 4.8.4.1 Vater
- 4.8.4.2 Mutter
- 4.8.4.3 Geschwister
- 4.8.5 zur Forscherin
- 5 Zusammenfassung und Diskussion
- 5.1 Rekonstruktion der subjektiven Wirklichkeit
- 5.2 Rekonstruktion der sozialen Wirklichkeit
- 5.3 Passung zwischen Bedürfnissen und Betreuungsangebot
- 5.4 Einordnung des Werdegangs von R.K. in die Theorie
- 5.5 Methodenkritische Anmerkungen
- 5.6 Andere Wege
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der biographischen Einzelfallanalyse eines Mannes, der in einem Heim für chronisch psychisch kranke Menschen in Berlin lebt. Das Ziel der Arbeit ist es, die subjektive Lebenswelt des Mannes im Kontext seiner Krankheit und seines Lebens im Heim zu erforschen und zu verstehen.
- Die Herausforderungen der Unterbringung chronisch psychisch kranker Menschen
- Die Bedeutung von Biographien und Lebensgeschichten in der psychosozialen Arbeit
- Die subjektive Erfahrung von Krankheit und Heimleben
- Die Rolle von sozialen Beziehungen im Kontext von psychischer Krankheit
- Die Suche nach Lebensqualität und Selbstbestimmung im Heim
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit vor.
- Kapitel 2: Forschung zur Unterbringung von chronisch psychisch kranken Menschen: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die wissenschaftliche Literatur zum Thema Unterbringung von chronisch psychisch kranken Menschen. Es werden verschiedene Ansätze, Konzepte und Herausforderungen diskutiert, darunter alternative Wohnformen, Enthospitalisierung und Heimforschung.
- Kapitel 3: Methodisches Vorgehen: Dieses Kapitel beschreibt die methodischen Grundlagen der Arbeit. Es wird der qualitative Forschungsansatz erläutert und die verschiedenen Methoden der Datenerhebung und -auswertung vorgestellt.
- Kapitel 4: Darstellung der Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der biographischen Einzelfallanalyse. Es werden die Lebensgeschichte des Mannes, sein Leben im Übergangswohnheim, seine Erfahrungen mit Krankheit und seine sozialen Beziehungen im Detail dargestellt.
Schlüsselwörter
Chronisch psychisch kranke Menschen, Unterbringung, Heim, Übergangswohnheim, biographische Einzelfallanalyse, Lebenswelt, Krankheit, soziale Beziehungen, Lebensqualität, Selbstbestimmung, qualitative Forschung, subjektive Wirklichkeit.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Psychologin Heike Ronowski (Autor:in), 2005, Wenn ich mit meiner Krankheit noch was bewirken kann - Biographische Einzelfallanalyse eines Mannes, der in einem Heim für chronisch psychisch kranke Menschen in Berlin lebt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64821