Zeit und Rhythmus aus musikalischer Perspektive


Hausarbeit, 2006

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

1. Kleine Geschichte der Musik

2. Rhythmus und Takt
2.1 Der Takt
2.2 Rhythmus
2.3 Rhythmus und Takt in der Musik

3. Rhythmen der Menschen

4. Wahrnehmung von Musik
4.1 Das Ohr
4.2 Gehirn und Musik
4.3 Gehirn und Bewegung
4.4 Die Gehirnwellen
4.5 Gehirn und Zeit

5. Rhythmus und Zeit – Ein Beispiel

6. Rhythmus und Zeitlosigkeit erleben - TaKeTiNa

7. Literaturverzeichnis

Vorwort

Der Vortrag über Zeit und Rhythmus aus musikalischer Perspektive geht dem Gedanken nach welche möglichen Zugänge den Menschen zur Musik und damit zum Rhythmus, zur Verfügung stehen. Inwieweit die Rhythmen von Musik an menschliche Rhythmen gebunden sind. In welchem Zusammenhang Rhythmus und Zeit stehen, denn Menschen besitzen keinen Zeitsinn, jedoch Sinn für Rhythmus. Für das Spüren von Zeit benötigen wir das Erfahren und Erleben konkreter Rhythmen. Rhythmen wiederum existieren nicht an sich, sondern benötigen einen Körper indem sie verwirklicht werden. Die These dieses Vortrages ist, dass es den Menschen, wenn sich Rhythmen synchronisieren, möglich ist Zeitlosigkeit zu erleben.

Der Vortrag gliedert sich in sechs Kapitel. Das ersten Kapitel ist ein sehr kurzer Abriss der Musikgeschichte Europas und geht der Frage nach, wie der Takt in die Musik gekommen ist und was unter metrischem Zwang zu verstehen ist. Im zweiten Kapitel geht es um den wesentlichen Unterschied zwischen Takt und Rhythmus. Das dritte Kapitel ist den Rhythmen der Menschen gewidmet. Speziell dem Herzrhythmus, Atemrhythmus und Gangrhythmus, als diejenigen, die im Zusammenhang mit musikalischen Rhythmen von besonderer Bedeutung sind. Das vierte Kapitel geht der Frage nach wie und womit es den Menschen möglich ist Musik wahrzunehmen. Hier konzentrieren sich die Ausführungen vor allem auf die Fähigkeiten des Ohrs und des Gehirns. Im fünften Kapitel wird die Qualität und das Gewicht von musikalischen Pausen anhand eines Beispiels aufgezeigt. Das letzte Kapitel enthält die These, dass in der gleichzeitigen Wahrnehmung der äußeren musikalischen Rhythmen und der inneren menschlichen Rhythmen die Zeit aufgelöst wird und Zeitlosigkeit existiert.

1. Kleine Geschichte der Musik

Eine kurze Einführung der Entwicklung der Musik vom Jahre 1000 bis zur Erfindung des Metronoms im Jahre 1814 bzw. 1818. Die Einführung bezieht sich ausschließlich auf den europäischen Raum.

Der gregorianische Choral entstand ca. um 1000. Es war eine freischwingende Musik,

die vom Atem, Textsinn und dem Raum der Aufführungen getragen war und noch nicht durch den Taktschlag beherrscht wurde.

Im 12.Jahrhundert entstand die Musik der Gotik. In der Musik kam es zu einer zunehmenden Dynamisierung, die zu größeren und mehrstimmigen Formen führte. Hier gab es erstmalig notationstechnische Angaben über die Zeitrelationen der einzelnen Stimmen, diese wurden nicht abstrakt in festen Größen angegeben, sondern durch Gruppenbildung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese zunehmende Komplexität der musikalischen Gestalten erforderte eine genauere Notation des zeitlichen Aspektes der Musik. Die Mensuralnotation . Sie wurde vonFranco von Köln in der Ars cantus mensurabilis im Jahre 1280 eingeführt. Die Note bzw. die Breves gab als tempus die grundlegende Zählzeit an. Eine Breves konnte in drei kleinere Notenwerte unterteilt werden. Drei Breves konnte in einer Longa als übergeordnetem Notenwert zusammengefasst werden. Bemerkenswert ist der ternäre Grundcharakter, das Phänomen der Drittelung, der älteren Musik.

Im Jahr 1322 gab es in der Ars Nova von Philippe de Vitry erstmals die Möglichkeit der binären Teilung. Die Mensuralnotation der Ars Nova, die noch keinen Taktstrich, sondern nur einen Mensuralstrich kannte, stellt die erste ausgebildete Verräumlichung musikalischer Zeit auf der Grundlage des Messens von Tondauer dar und blieb bis etwa 1600 in Verwendung. Die Dauer der Notenwerte war noch nicht genau fixiert, es gab den unveränderten Notenwert , der jedoch je nach Situation der Musizierenden variabel war. In den meisten Fällen diente der Pulsschlag zur Festlegung des integer valor (unveränderlichen Notenwertes). 1538 wurden in der Orgelschule von Hans Buchner die Notenwerte durch menschliche Schritte festgelegt. Mit der Verbreitung von Taschenuhren wurde versucht den integer valor mit der Uhrzeit zu bestimmen. So hat beispielsweise im Jahre 1619 Michael Praetorius 15 Minuten in 320 Semibreven eingeteilt.

Alle diese Festlegungen entsprachen mit Werten zwischen 60 und 80 Zählzeiten pro Minute dem menschlichen Herzschlag. Die musikalische Zeit blieb noch als Zeit des Körpers , als veränderliche Naturzeit erhalten.

Der erster Theoretiker des Taktes war 1618 René Descartes in seinem Compendium musicae . Er legte eine Zahlenfolge für den Ablauf der Komposition fest, die unserern heutigen Takten entsprechen: 1:2:4:8:16:32. Hier wurde die Zeit wurde gerastert, dem sich dann die real erklingende Musik angepasst hat. Der Musiker begann unabhängig von eigener Körperrhythmik zu musizieren. Die Einübung in den mechanisierten Umgang mit der musikalischen Zeit erfolgte durch das Spielen nach Pendeln. So erfand 1696 Etienne Loulié das Chronomètre , das erste für Musiker entwickelte Gerät der dem Bau einer Pendeluhr entsprach.

Im Jahre 1814 bzw. 1816 erfand Johann Nepomuk Mälzel (1772 – 1838) das Metronom . Es diente ursprünglich nur zur Festlegung des Tempos, führte jedoch im Laufe der Zeit zum metrischen Zwang. Die Metronomeinstellung 60, entspricht 60 Schläge pro Minute.

Zusammenfassend ist folgendes von Bedeutung: Die musikalische Zeit war erst veränderliche Naturzeit. Infolge der zunehmenden Komplexität wurde die musikalische Zeit, auf der Grundlage des Messens der Tondauer verräumlicht. Mit der Erfindung des Metronoms wurde die Dauer der Notenwerte fixiert. Die Musik war ursprünglich vom Atem getragen, später wurde die Zeit gerastert, dem sich dann die real erklingende Musik angepasst hat.

2. Rhythmus und Takt

In den Ausführungen zu Rhythmus und Takt beziehe ich mich weitgehend auf das Buch von Ludwig Klages: Vom Wesen des Rhythmus.

2.1 Der Takt

Der Begriff des Takts kommt von tangere und bedeutet: berühren, stoßen, schlagen. Der Rhythmus ist eine allgemeine Lebenserscheinung, während der Takt eine mechanische Leistung ist. In jedem Fall sind wir es, die den Takt erzeugen, denn der Takt kommt außerhalb des Bereichs menschlicher Leistungen nicht vor. Der Takt ist die Erscheinung der Regel, er ist der Maschine zugeordnet, z.B. dem 4-Takt-Motor. Der Takt ist seelenlos und tot. Eine vollkommene Regelerscheinung vernichtet den Rhythmus, denn wäre alles gleich in der Wiederholung, so gäbe es keine Zeit, die Zeit wäre gefangen in einem ewigen Kreis desselben und die Welt stünde still. Das Erlebnis des Taktes ist ein Erlebnis des geistigen Tätigseins, eine Tätigkeit des Geistes. Ein Rhythmus kann erscheinen bei Abwesenheit des Taktes, der Takt hingegen kann nicht erscheinen ohne Mitwirkung eines Rhythmus. Einen Taktschlag hören heißt sein Stattfinden feststellen. Jeder Takt, im Gegensatz zum Rhythmus, beginnt und endet.

2.2 Rhythmus

Rhythmus kommt von rheein und bedeutet: fließen. Der Rhythmus verläuft unterhalb des Bewusstseins, er ist ein Lebensvorgang auf den sich die z.B. die Sprachwendung: Jemand hat Rhythmus im Blut bezieht.

Unsere zeitliche Existenz gründet in rhythmischen, unumkehrbaren Wiederholungen. Zeit kann sich nur einem Erfahrungswesen ereignen. In der außergeistigen Natur gibt es Wiederholungen nicht. Jede Wasserwelle besitzt zur anderen „nur“ eine Ähnlichkeit. Aber keine Welle beginnt und endet, sie ist etwas unendliches. Unendliches können wir nicht begreifen. Was wir erkennen können, ist das Kommen und Gehen von Wellen. Begreifen können wir den Vorgang. Lebensvorgänge sind Erlebnisvorgänge oder sie sind überhaupt nicht.

Rhythmus ist sowohl Zeitmaß als auch Gliederung. So ist der Rhythmus ist zum einen ein Fließen und Strömen, er ist zum anderen aber auch Ordnung. Rhythmus ist die Gliederung von Zeit, sie macht uns Rhythmus erst zugänglich, durch die Zeit lässt sich der Rhythmus benennen.

2.3 Rhythmus und Takt in der Musik

Der Takt ist die Wiederholung des Gleichen, das Gleiche ist ein Gedankending und existiert nur dadurch, dass die Menschen ihn machen. Der Rhythmus ist die Erneuerung von Ähnlichem, das Ähnliche ist unabhängig von der Tätigkeit unseres Geistes. Rhythmus können wir „nur“ erleben. Auf den Rhythmus kann unser Denken nur hinweisen, er kann ihn sich nicht aneignen. Die Erneuerung, die den Rhythmus immer mitbestimmt verweist auf seine Lebenszugehörigkeit. Die Wiederholungen des Taktes sind berechenbar. Die Erneuerungen des Rhythmus sind nur abschätzbar. Rhythmus und Takt sind folglich wesensverschieden. Der Takt entspricht dem Denken im Gegensatz zum Fühlen des Rhythmus. Ungeachtet der wesensverschiedenen Entstehungsherde können Rhythmus und Takt im Menschen miteinander verschmelzen. Der Takt kann im sich mit dem Rhythmus vereinigen. Wenn Rhythmus und Takt, Gefühl und Denken entsprechen, dann kommt es im Erleben der Zeit in der Musik zur Einheit von Denken und Fühlen. Dies, weil die Menschen niemals nur Lebensträger, sondern immer auch Geistesträger sind.

[...]

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Details

Titel
Zeit und Rhythmus aus musikalischer Perspektive
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Publizistik- und Kommunikationswissenschaften)
Veranstaltung
Die Problematik von Zeit in verschiedenen Fachgebieten
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
21
Katalognummer
V65040
ISBN (eBook)
9783638577007
ISBN (Buch)
9783656810223
Dateigröße
785 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeit, Rhythmus, Perspektive, Problematik, Zeit, Fachgebieten
Arbeit zitieren
Monika Skolud (Autor:in), 2006, Zeit und Rhythmus aus musikalischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65040

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