Der Klientenzentrierte Ansatz in der psychosozialen Arbeit


Hausarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Der Klientenzentrierte Ansatz in der psychosozialen Arbeit

1. Einleitung

2. Der Klientenzentrierte Ansatz von Carl Rogers
2.1 Eine kurze Biographie von Carl Rogers
2.2 Die Philosophie Carl Rogers
2.2.1 Die Persönlichkeitstheorie
2.2.2 Realselbst und Idealselbst in der individuellen Realität
2.2.3 Inkongruenz
2.3 Die Grundhaltung des Beraters
2.3.1 Kongruenz
2.3.2 Empathie
2.3.3 unbedingte Akzeptanz
2.4 Das Klientenzentrierte Gespräch
2.4.1 Grundeigenschaften des Gesprächs
2.4.1.1 Das richtige Zuhören
2.4.1.2 Gesprächsinhalte
2.4.1 Prozesse im Gespräch

3. Der Ansatz in der psychosozialen Praxis
3.1 Das Beispiel des IBRP
3.2 Der Empowermentansatz

4. Kritik am Klientenzentrierten Ansatz

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

Der Klientenzentrierte Ansatz in der psychosozialen Arbeit

„Er zielt direkt auf die größere Unabhängigkeit und Integration des Individuums ab, statt zu hoffen, dass sich diese Resultate ergeben, wenn der Berater bei der Lösung des Problems hilft. Das Individuum steht im Mittelpunkt der Betrachtung und nicht das Problem. Das Ziel ist es nicht, ein bestimmtes Problem zu lösen, sondern dem Individuum zu helfen, sich zu entwickeln, so dass es mit dem gegenwärtigen Problem und mit späteren Problemen auf besser integrierte Weise fertig wird. Wenn es genügend Integration gewinnt, um ein Problem unabhängiger, verantwortlicher, weniger gestört und besser organisiert zu bewältigen, dann wird es auch neue Probleme auf diese Weise bewältigen“[1]

1. Einleitung

Im folgenden Text wird der Klientenzentrierte Ansatz von Carl Rogers dargestellt und auf die Arbeit im psychosozialen Bereich übertragen. Die psychosoziale Beratung ist ein wichtiger Bereich in der sozialen Arbeit und bedarf deshalb einer wissenschaftlich fundierten Herangehensweise. Der Klientenzentrierte Ansatz Rogers, der von einem humanistischen Menschenbild geprägt ist findet in der heutigen Beratung immer mehr Verwendung und ist darüber hinaus einer der am meisten empirisch erforschten Therapieansätze und wurde auch von Rogers selbst über Jahrzehnte angewandt und verbessert. Durch diese Arbeit ist er zu Erkenntnissen gekommen, welche Gesprächshaltung und welche Kommunikationsformen einen Prozess fördern, der die Klienten am stärksten in der Aktivierung persönlicher Ressourcen unterstützt, Raum für eigenverantwortliche Lösungen lässt und wie Konflikte und Spannungen in Gruppen und Teams konstruktiv bearbeitet werden können. Die Philosophie Rogers kann noch in viele weitere Bereiche übertragen werden, wie zum Beispiel im Schulwesen, aber auch im Personalwesen in der Wirtschaft.

Ich werde nach einigen biographischen Daten die Grundbegriffe und die Grund-haltung, die für eine Beratung selbstverständlich sind näher erläutern und diese speziell auf die psychosoziale Beratung anwenden.

Der Einfachheit halber sollen die Begriffe Therapeut/Berater/Klient als geschlechts-neutral angesehen werden.

2. Der Klientenzentrierte Ansatz von Carl Rogers

2.1 Eine kurze Biographie Carl Rogers

Rogers wurde am 08. Januar 1902 in Oak Parks als viertes von sechs Kindern in eine autoritäre, protestantische Familie geboren. Mit 12 Jahren zog er mit seiner Familie auf eine Farm. Wegen der strengen Erziehung, sowie zahlreicher Pflichten entwickelte er sich zu einem isolierten, unabhängigen und sehr disziplinierten jungen Mann. Er begann ein Studium der Agrarwissenschaften an der Universität von Wisconsin, entschloss sich aber zum Fachwechsel und studierte Theologie.

Seine Asienreise im Jahr 1922 hat ihn sehr beeindruckt, seine dadurch gewonnenen Erfahrungen erweiterten sein Denken und stellten und stellten sein theologisches Weltbild in Frage. Daraufhin begann er an einigen seiner anerzogenen grund-legenden religiösen Ansichten zu zweifeln. Er heiratete gegen den Willen seiner Eltern Helen Elliot, mit der er viele Jahre verbunden blieb und zwei Kinder hatte. Sie zogen nach New York und er besuchte dort das Union Theological Seminary. Die Zweifel an den religiösen Zwängen wurden stärker, besonders ausschlaggebend für sein Abwenden vom protestantisch christlichen Glauben war dessen Grundansicht, dass der Mensch von Grund auf sündhaft sei. Er selbst ging aber von einem positiven Menschenbild aus. Diese Annahme war für die spätere Entwicklung seiner Theorie von immenser Bedeutung. Er wechselte zum Bereich der klinischen Psychologie an der Columbia University. Während des Studiums fand er besonders an der Erziehungspsychologie Gefallen.

Nach dem Umzug der Familie nach Rochester im Jahr 1928 ging er seiner ersten ausgiebigen praktischen Tätigkeit als Psychologe an einer Beratungsstelle für verhaltensauffällige Jugendliche nach. Während seiner Tätigkeit in der Erziehungsberatung entwickelte er verschiedene Methoden und Gesprächsformen. Seiner Überzeugung nach können Klienten die eigenen Probleme selbst benennen und sind somit die besten Diagnostiker. Sie sind auch am besten in der Lage zu sagen, was mit Vorteil besprochen und wo am wirkungsvollsten geholfen werden könne. Auf diesem Grundsatz basierten seine Gesprächsformen, mit dem Ziel die Klienten dazu zu bringen, sich ihrer Gefühlswelt bewusst zu werden.

Sein Durchbruch gelang ihm im Jahr 1939: er erhielt eine Professur am Psychologischen Institut der Ohio State University. Dadurch konnte er seine Erfahrungen und Methoden einem breiten Publikum zur Verfügung stellen. Im Jahr 1945 richtete er ein Beratungszentrum an der University of Chicago ein. In dieser Zeit veröffentlichte er sein wohl wichtigstes Werk, “Client Centered Therapy” (1951), in welchem er seine Theorien darlegt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1987 forschte er in La Jolla, Kalifornien Rogers ist einer der führenden Persönlichkeiten in der humanistischen Psychologie.

2.2 Die Philosophie Carl Rogers

Rogers war der Hauptvertreter der Gesprächspsychotherapie. Diese grenzte sich von den seinerzeit dominierenden Therapieformen, der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie, in einer Weise ab, dass im Gegensatz zur Psychoanalyse, die Vergangenheit und in der Verhaltenstherapie abweichendes Verhalten im Focus steht, in der Gesprächstherapie jedoch der Mensch im hier und jetzt im Mittelpunkt steht.

Als Humanist ging Rogers von einem positiven Menschenbild aus, welches darauf bedacht ist, sich stets selbst zu aktualisieren. Diese Selbstaktualisierung beruht auf der Tatsache, dass jeder Organismus, vom Einzeller bis zum hoch entwickelten Säugetier auf einen für sich stets positiven Zustand hinstrebt. Dies wirkt sich in der Erhaltung und Förderung seines Selbst aus. Der Mensch ist in seiner Einzigartigkeit fähig selbst zu wählen und zu entscheiden, was für ihn das Beste ist. Rogers legt den Focus nicht auf die Bewältigung eines Problems, sondern um die Befähigung des Klienten, die Entwicklung seiner Persönlichkeit selbst zu gestalten, woraus dann jenes Problem gelöst wird.

Außerdem vertritt er die Annahme, dass sich jeder Mensch seinen Erlebnissen bewusst ist und sich jederzeit in Erinnerung rufen kann, und dass man diese Erlebnisse aus der Vergangenheit im Gegensatz zur Psychoanalyse nicht deuten muss. Der Therapeut ist darüber hinaus keine Projektionsfläche, es findet eine reale Begegnung mit einem Menschen statt.

Er vertritt den nicht-direktiven Ansatz, er lässt nämlich, im Gegensatz zum direktiven Ansatz, in dem der Berater die Gespräche in bestimmte Bahnen lenkt und Ratschläge gibt, die Klienten selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten. Es geht ihm in erster Linie darum, „ die schöpferischen Möglichkeiten zu erkennen und innerhalb eines geeigneten Rahmens deren Eigenentfaltung zu fördern. Im Mittelpunkt dieser Betrachtung steht also nicht das Krankheitssymptom oder gar ein psychischer Defekt, sondern das Individuum mit seinen Ressourcen.“[2] Mit diesem Ansatz distanzierte sich Rogers von der Verhaltenstherapie, da ihm diese zu direktiv ist, da sie den Menschen als formbares Objekt sieht, und die Veränderung nicht aus den Klienten heraus hervorruft.

2.2.1 Die Persönlichkeitstheorie

Von der Geburt an ist der Mensch sozialisierenden Einflüssen ausgesetzt. Unter Sozialisation versteht man den „ Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei, wie sich der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet.“[3] Mit den Anlagen, die einem Individuum bei der Geburt mitgegeben werden, entwickelt sich also die Persönlichkeit, indem man von außen kommende Einflüsse aufnimmt, bearbeitet und sich mit diesen neuen Erfahrungen seiner Umwelt wieder hinwendet und bestätigt wird.

Rogers benutzt für diesen Prozess auch den Begriff der Aktualisierungstendenz. Mittels dieser Aktualisierungstendenz formt das Individuum ein gewisses Selbst-konzept. Es kann sowohl ein negatives als auch ein positives Selbstkonzept entwickelt werden. In diesem Selbstkonzept bilden sich das Realselbst und das Idealselbst.

[...]


[1] Rogers, 1985 S. 36

[2] Clausen, Jens et al. (1996) S. 105

[3] Geulen/Hurrelmann 1980, S.51

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Klientenzentrierte Ansatz in der psychosozialen Arbeit
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Veranstaltung
Konzeptentwicklung und Arbeitsformen
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V66263
ISBN (eBook)
9783638589321
ISBN (Buch)
9783638773850
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klientenzentrierte, Ansatz, Arbeit, Konzeptentwicklung, Arbeitsformen
Arbeit zitieren
Marcus Thomsen (Autor:in), 2006, Der Klientenzentrierte Ansatz in der psychosozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66263

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