1. Einleitung
Um sich eingehend mit der Frage "Was ist das Seiende?" auseinanderzusetzen, die in den Büchern Ζ, Η und Θ der Metaphysik des Aristoteles eine besondere Gewichtung erfährt, in denen die Wissenschaft vom Seienden, deren Untersuchung bereits im Buch Γ ihren Anfang nimmt, nun konkretisiert wird und mit der Suche nach einem Seienden, das zugleich Seins- und Erklärungsgrund alles Seienden ist, mit der Definition der ousia ihren Höhepunkt findet, ist es notwendig, den von Aristoteles geprägten Begriff der Metaphysik genauer zu beleuchten.
Aristoteles versteht unter Metaphysik eine Wissenschaft, die davon absieht, lediglich Teilbezirke des Seins zu untersuchen, wie zum Beispiel die Mathematik oder die Medizin es tun würden, sondern sich vielmehr dem allgemeinen Sein zuwendet, das in allem zu finden ist, also dem Sein als solchem und dem, was damit zusammenhängt: "Es gibt eine Wissenschaft, die das Seiende, insofern es seiend ist, betrachtet und das, was ihm an sich zukommt" (Met. Γ,1; 1003a 21). Die Metaphysik ist somit für Aristoteles Seinswissenschaft, Ontologie. Alle Wissenschaften würden zwar in gewisser Weise etwas über das Sein aussagen, setzten jedoch hierbei eine Reihe von Begriffen voraus, die unmittelbar mit dem Sein zusammenhingen, die unmittelbar mit dem Sein gegeben seien. Begriffe wie Identität, Art, Einheit oder auch Gattung würden ohne genauer untersucht zu werden von den Einzelwissenschaften benutzt und somit unbesehen vorausgesetzt. Aus diesem Grund bedürfe es einer Wissenschaft, die das Sein und seine spezifischen Eigenheiten wissenschaftlich untersuche, es bedürfe einer ersten Philosophie. Aufgrund der Tatsache, dass das allgemeine Sein allen Seinsbezirken und allem Seienden zugrunde liegt, definiert Aristoteles die Metaphysik auch als die Wissenschaft vom Ersten und Ursächlichen: "Denn wer das Verstehen um seiner selbst willen wählt, wird am meisten die höchste Wissenschaft wählen | - das ist aber die Wissenschaft des im höchsten Grade Wißbaren; und im höchsten Grade wißbar sind das Erste und die Ursachen" (Met. A,2; 982a 31).
Innerhalb der Metaphysik des Aristoteles, die aus insgesamt 14, zum größten Teil eigenständigen Büchern zusammengesetzt ist, bilden die Bücher Ζ, Η und Θ eine geschlossene Gruppe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die ousia und ihre Bestimmungen
- Die ousia
- Die ousia als Zugrundeliegendes
- Das ti ên einai des Seienden
- Das ti ên einai und das Einzelne
- Das Entstehen des Seienden
- Die Teile der Definition
- Das katholou und die ousia
- Die ousia als Prinzip
- Die ousia als Bewegung
- Die Einheit der Definition
- Bewegung, Vermögen und Verwirklichung
- Der Wahrheitsbegriff der aristotelischen Metaphysik
- Logische und ontologische Wahrheit
- Die Wahrheit des Zusammengesetzten
- Die Wahrheit des Unzusammengesetzten
- Kritische Betrachtung der aristotelischen Ideenlehre
- Die Ideenlehre Platons
- Die Wirklichkeit der Ideen
- Kritische Betrachtung des tode ti
- Das tode ti und der Begriff
- Das aristotelische Ideenmodell
- Das Problem der Vollkommenheit
- Der Gegensatz von Einheit und Vielheit
- Die Identität und deren Widersprüchlichkeit
- Die Individualität eines Seienden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text befasst sich eingehend mit der Frage "Was ist das Seiende?", die in den Büchern Z, H und Θ der Metaphysik des Aristoteles eine zentrale Rolle spielt. Er untersucht die von Aristoteles entwickelte Ontologie, die sich vom Sein als solchem und seinen spezifischen Eigenheiten befasst. Dabei stehen insbesondere die Definition der ousia (Substanz, Wesen) und die Untersuchung von Bewegung, Vermögen und Verwirklichung im Fokus. Darüber hinaus werden die aristotelischen Konzepte von Wahrheit und die kritische Betrachtung der platonischen Ideenlehre beleuchtet.
- Die Definition der ousia (Substanz, Wesen) als Grundlage des Seins
- Die Analyse von Bewegung, Vermögen und Verwirklichung als wesentliche Aspekte des Seienden
- Die Erörterung des Wahrheitsbegriffs in der aristotelischen Metaphysik
- Die kritische Auseinandersetzung mit der platonischen Ideenlehre
- Die Suche nach dem Seienden als Seins- und Erklärungsgrund aller Seienden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung erläutert den Stellenwert der Frage "Was ist das Seiende?" in Aristoteles' Metaphysik und betont die Bedeutung der ousia als zentrale Kategorie zur Beantwortung dieser Frage. Sie führt zudem den Begriff der Metaphysik als Seinswissenschaft ein, die sich dem allgemeinen Sein zuwendet und die Grundlagen der Einzelwissenschaften untersucht.
2. Das Seiende und seine Bestimmungen
2.1. Die ousia
In diesem Kapitel wird die Ousia als das eigentlich Seiende vorgestellt. Aristoteles unterscheidet verschiedene Aussageweisen des Seins und betont, dass die ousia im Gegensatz zu den anderen Kategorien (wie Quantität, Qualität) das eigentliche Sein bezeichnet. Alle anderen Kategorien erhalten ihren Seinsgehalt durch die Verbindung mit der ousia.
2.2. Die ousia als Zugrundeliegendes
Hier wird die Rolle der ousia als Substrat (hypokeimenon) diskutiert. Aristoteles stellt die Frage, inwieweit die ousia als Grundlage für die anderen Kategorien dient. Zuerst scheint es, als ob die ousia als Substrat fungiert, aber Aristoteles revidiert diese Annahme und argumentiert, dass die ousia nicht nur als Substrat, sondern auch als Form betrachtet werden muss.
2.3. Das ti ên einai des Seienden
Dieses Kapitel befasst sich mit dem ti ên einai, der "Wesenheit", des Seienden. Es geht um die Frage, was das Einzelne in seiner spezifischen Beschaffenheit ausmacht. Aristoteles zeigt, dass das ti ên einai nicht nur die bloße Form, sondern auch das Einzelne selbst mit seinen Eigenschaften umfasst.
2.4. Das Entstehen des Seienden
Hier wird die Frage nach dem Entstehen des Seienden beleuchtet. Aristoteles geht davon aus, dass das Seiende nicht aus dem Nichts entsteht, sondern aus einem bereits vorhandenen Substrat hervorgeht. Die Entstehung des Seienden geschieht durch die Verbindung von Form und Materie.
3. Bewegung, Vermögen und Verwirklichung
Dieser Abschnitt widmet sich den Begriffen von Bewegung, Vermögen und Verwirklichung. Bewegung wird als das Aktualisieren von Vermögen verstanden, das heisst, als die Verwirklichung einer potentiellen Möglichkeit. Aristoteles untersucht verschiedene Arten von Bewegung und ihre Beziehung zu Vermögen und Verwirklichung.
4. Der Wahrheitsbegriff der aristotelischen Metaphysik
Dieses Kapitel beleuchtet den Wahrheitsbegriff in der aristotelischen Metaphysik. Aristoteles unterscheidet zwischen logischer und ontologischer Wahrheit. Logische Wahrheit bezieht sich auf die Übereinstimmung von Aussage und Wirklichkeit, ontologische Wahrheit hingegen auf die Übereinstimmung des Seins mit sich selbst.
5. Kritische Betrachtung der aristotelischen Ideenlehre
5.1. Die Ideenlehre Platons
In diesem Kapitel wird die platonische Ideenlehre vorgestellt. Die Ideenlehre Platons besagt, dass die Welt der Ideen die eigentliche Wirklichkeit darstellt, während die sinnliche Welt nur ein Abbild der Ideen ist.
5.2. Die Wirklichkeit der Ideen
Hier wird die Frage nach der Wirklichkeit der Ideen diskutiert. Aristoteles stellt die platonische Ideenlehre in Frage und argumentiert, dass die Ideen nicht als selbstständige Entitäten existieren, sondern als Formen in den Dingen selbst vorhanden sind.
5.3. Kritische Betrachtung des tode ti
Dieser Abschnitt befasst sich mit der kritischen Betrachtung des tode ti (dieses), das heisst, des Einzelnen und seiner Besonderheit. Aristoteles untersucht die Beziehung zwischen tode ti und Begriff und zeigt, dass das tode ti nicht einfach nur ein Begriff, sondern ein individuelles Seiendes mit seinen eigenen Eigenschaften ist.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusbereiche des Textes sind: ousia (Substanz, Wesen), Sein, Metaphysik, Ontologie, Bewegung, Vermögen, Verwirklichung, Wahrheit, Ideenlehre, tode ti (dieses), Einzelnes, Begriff, Form, Materie, ti ên einai (Wesenheit), Entstehung des Seienden, Kategorien.
- Arbeit zitieren
- Martin Endres (Autor:in), 2001, Zu: Aristoteles - Die Substanzbücher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/668