Die politische Bildungsarbeit wird oft überschätzt. Es wird der Anspruch erhoben, sie könne auf alle aktuellen Probleme einwirken und hätte „Verantwortung für gegenwärtige und zu-künftige Lebens- und Entwicklungsverhältnisse der nachwachsenden Generation“ . Obwohl diese Anforderungen sicherlich sehr hoch gegriffen sind, sollte m.E. die politische Bildung versuchen, diesen Anspruch anzunehmen. Sie dient nicht zur Reparatur gesellschaftlicher Fehlkonstruktionen, doch sie bildet die Schlüsselqualifikation zu gesellschaftlichen Teilhabe einzelner Individuen. Sarcinelli spricht ihr diese Funktion nicht ab, doch setzt sich dafür ein, daß ihre Aufgaben reduziert werden sollten auf wesentliche Grundlagen. Wenn er sagt. „Gegenstand der politischen Bildung ist die Politik“, so ist meiner Ansicht nach darin einbegriffen, daß politische Bildung ihre „Ziele und Inhalte immer wieder neu überdenken“ muß, also sich gegenwärtigen Problemen auch stellen sollte.
Dies mag einst die Friedenserziehung oder Umwelterziehung gewesen sein. Momentan hat man m.E. erkannt, daß die Ausdifferenzierung von Interessengruppen und Milieus auch das politische Beachtung von Problemen ausdifferenziert. Dadurch kommt es zu breiteren Aktionsfeldern, die nicht mehr von allen Individuen gleich bedient werden können. Auch für Interessierte mag es schwierig sein, Informationen gezielt zu verarbeiten. Dennoch stellt die politische Bildung – und m.E. auch Sarcinelli - nach wie vor das Ziel an sich, breite Massen engagieren zu wollten. Das momentane gegenwärtige Problem liegt m.E. darin, daß eben der breiten Masse nach wie vor die Möglichkeiten und Qualifikationen fehlen, gezielt an Informationen zu gelangen, diese zu filtern und auszuwerten, als auch letztendlich diese für sich zu verwenden, also politisch direkt oder indirekt aktiv werden zu können. Aus der Milieu~ und Wahlforschung wissen wir, daß jedoch nicht alle Schichten oder Klassen gleich interessiert sind und aufgrund der Herkunft, sowie des sozialen und familiären Hintergrundes, nicht alle Individuen Zugangskompetenzen zu politischer Bildung haben.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Definition der politischen Bildung
- Über den Zugang bestimmter Schichten zu Medien
- Flexible Menschen und die Befähigung zur Kommunikation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Medienkompetenz in der politischen Bildung anhand der Theorien von Sarcinelli. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung von Medienkompetenz für die gesellschaftliche Teilhabe und die Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Informationsflut und dem Wandel der Lebensverläufe ergeben.
- Die Rolle der politischen Bildung in einer komplexen Gesellschaft
- Der Zugang zu Informationen und die Bedeutung von Medienkompetenz
- Die Herausforderungen der Informationsflut und die Orientierungslosigkeit
- Die Folgen der Individualisierung und der „rational choice“-Theorie
- Das Verhältnis zwischen Politik, Medien und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Zur Definition der politischen Bildung
Der Autor kritisiert die oft überhöhten Ansprüche an die politische Bildung, die jedoch als Schlüsselqualifikation für die gesellschaftliche Teilhabe betrachtet werden sollten. Er argumentiert, dass die politische Bildung sich den aktuellen Problemen stellen muss und die Bedeutung von Medienkompetenz in diesem Kontext hervorhebt.
Über den Zugang bestimmter Schichten zu Medien
Der Autor beleuchtet die Frage, wie bestimmte Schichten Zugang zu Informationen erhalten und welche Rolle Medienkompetenz in diesem Kontext spielt. Er kritisiert die Selektivität der Medien und die daraus resultierende Diskrepanz im Zugang zu Informationen.
Flexible Menschen und die Befähigung zur Kommunikation
Der Autor analysiert die Anforderungen an den „total flexiblen Menschen“ im Wirtschaftsleben und die Bedeutung von Kommunikationsfähigkeit in diesem Kontext. Er kritisiert die „rational choice“-Theorie und die damit verbundene Orientierung auf kurzfristige Kalküle, die zu einer Verliererposition für bestimmte Schichten führen kann.
Schlüsselwörter
Politische Bildung, Medienkompetenz, Informationsflut, gesellschaftliche Teilhabe, Individualisierung, rational choice, Medienlogik, politische Kommunikation, Medienpopulismus
- Quote paper
- Magistra Artium Sandra Naumann (Author), 2003, Zur theoretischen Betrachtung der Medienkompetenz in der politischen Bildung bei Sarcinelli , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68579