Der Osterstreit stellt den Höhepunkt des Mailänder Kirchenstreites der Jahre 385- 386 dar. Es war nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei konfessionellen Richtungen des christlichen Glaubens, sondern auch eine Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat. Die wichtigsten Kontrahenten dieses Konflikts waren der Mailänder Bischof Ambrosius, der junge Kaiser Valentinian II., seine Mutter Justina sowie der Bischof Mercurinus, der sich später Auxentius nannte.1 Er wählte diesen Namen in Anlehnung an Ambrosius Vorgänger Auxentius, der von 355 bis zu seinem Tod 374 Bischof von Mailand und Anhänger der von Arius geprägten homöischen Glaubensrichtung war. Ambrosius bekannte sich nach seiner Wahl 374 zum nizänischen Glauben, obgleich in Mailand eine große homöische Gemeinde lebte.2 Nach dem Tode seines Bruders Gratian wurde Valentinian 383 Kaiser von Westrom und verlegte seine Residenz von Sirmium nach Mailand.3
Im Jahre 385 geraten der Hof und Ambrosius erstmals in Konflikt. Eine Auseinandersetzung begann, die erst ein Jahr später ihr Ende finden sollte. Der Hof forderte die Auslieferung einer Kirche zugunsten der Homöer, was der Bischof ablehnte, da er den homöischen Glauben als Häresie ansah. Aus diesem Grund bezeichnete er die Homöer auch als Arianer.
Die Vorgänge der Jahre 385/386 lassen sich vor allem durch die Briefe des Bischofs an seine Schwester Marcellina und den Kaiser, seine Rede gegen den Homöer Auxentius und das im Codex Theodosiani enthaltene Gesetz Valentinians II. vom 23. Januar 386 nachvollziehen. Ich stütze mich in meinen Ausführungen im Wesentlichen auf die neueren Monographien von Neil B. Mc Lynn und John Moorhead, aber auch auf die Älteren Standartwerke von F. Homes Dudden und Hans Freiherr von Campenhausen, die anders als Mc Lynn und Moorhead die Briefe an Valentinian II. und Marcellina dem Jahr 385 zugeordnet haben. Eben über diesen Aspekt der zeitlichen Reihenfolge der Briefe wurde in der Forschung lange diskutiert. Strittig war ebenfalls wie viele Kirchen Gegenstand der Auseinandersetzung waren. Diese Arbeit beschäftigt sich sowohl mit der Beantwortung dieser Fragen, als auch mit der Frage: War Ambrosius ein wagemutiger Verfechter seines rechten Glaubens, oder hat er die Gefahr, die ihm aus Kampf mit dem kaiserlichen Hof erwuchs kühl kalkuliert?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Vorgeschichte zum Mailänder Kirchenstreit
- Die Ereignisse des Jahres 385 und 386
- Der Osterstreit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Osterstreit von 386, einem Höhepunkt des Mailänder Kirchenstreits der Jahre 385-386. Sie analysiert die Konflikte zwischen den konfessionellen Richtungen des christlichen Glaubens und zwischen Kirche und Staat, die zu diesem Streit führten.
- Die Vorgeschichte des Mailänder Kirchenstreits
- Die Ereignisse des Jahres 385 und 386
- Der Osterstreit und seine Auswirkungen
- Die Rolle von Ambrosius im Konflikt
- Die politische Dimension des Kirchenstreits
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Osterstreit stellt den Höhepunkt des Mailänder Kirchenstreits der Jahre 385-386 dar. Es war nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei konfessionellen Richtungen des christlichen Glaubens, sondern auch eine Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat. Die wichtigsten Kontrahenten dieses Konflikts waren der Mailänder Bischof Ambrosius, der junge Kaiser Valentinian II., seine Mutter Justina sowie der Bischof Mercurinus, der sich später Auxentius nannte.¹ Er wählte diesen Namen in Anlehnung an Ambrosius Vorgänger Auxentius, der von 355 bis zu seinem Tod 374 Bischof von Mailand und Anhänger der von Arius geprägten homöischen Glaubensrichtung war. Ambrosius bekannte sich nach seiner Wahl 374 zum nizänischen Glauben, obgleich in Mailand eine große homöische Gemeinde lebte. Nach dem Tode seines Bruders Gratian wurde Valentinian 383 Kaiser von Westrom und verlegte seine Residenz von Sirmium nach Mailand.³
Im Jahre 385 geraten der Hof und Ambrosius erstmals in Konflikt. Eine Auseinandersetzung begann, die erst ein Jahr später ihr Ende finden sollte. Der Hof forderte die Auslieferung einer Kirche zugunsten der Homöer, was der Bischof ablehnte, da er den homöischen Glauben als Häresie ansah. Aus diesem Grund bezeichnete er die Homöer auch als Arianer.
Die Vorgänge der Jahre 385/386 lassen sich vor allem durch die Briefe des Bischofs an seine Schwester Marcellina und den Kaiser, seine Rede gegen den Homöer Auxentius und das im Codex Theodosiani enthaltene Gesetz Valentinians II. vom 23. Januar 386 nachvollziehen.
Hauptteil
Vorgeschichte zum Mailänder Kirchenstreit
Ambrosius wurde 374 von der Mailänder Gemeinde durch Akklamation zum Bischof gewählt. Er trat die Nachfolge des verstorbenen Arianers Auxentius an, der das Episkopat seit 355 innehatte. Das ein so bedeutender Bischofssitz wie Mailand noch nach dem Konzil von Nicaea (325) in arianischer Hand gewesen war, muss für den Klerus des überwiegend nizänisch geprägten Westteils des Reiches ein Dorn im Auge gewesen sein. Es zeugt aber auch von der Anerkennung die Auxentius als Bischof genossen haben muss und der Unterstützung seiner Gemeinde. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass die Mailänder Gemeinde in beide konfessionelle Richtungen gespalten war, dürfte klar werden, dass die bischöfliche Nachfolge in der Stadt kein leichtes Amt war. Erschwerend kam für Ambrosius hinzu, dass er, weil von adliger Herkunft, längst die Beamtenlaufbahn eingeschlagen hatte und bis zu dem Zeitpunkt wohl wenig theologische Erfahrung gesammelt haben dürfte. Die erste Entscheidung die es für ihn zu treffen galt war für welche Seite des konfessionellen Lagers er eintritt. Er bekannte sich zu den Nizänern, beließ aber alle Kleriker seines Vorgängers in ihren Ämtern um Kompromissbereitschaft zu zeigen und den Streit innerhalb der christlichen Gemeinde zu schlichten. Sein Vorgehen stieß beim Großteil der Gemeinde auf Zustimmung, aber dennoch waren nicht alle Christen mit seiner Wahl, beziehungsweise mit seinem moderaten Vorgehen einverstanden, so dass sich in der Stadt einige Sonderkirchen bildeten.⁵ Im Laufe der kommenden Jahre sollte der Bischof seine moderate Einstellung zum Arianismus allerdings grundlegend verändern und zu einem argen Widersacher dieses Glaubens werden.
Mit dem Jahr 375 veränderte sich die politische Situation im Imperium wesentlich. Nach dem Tode Valentinians I. folgte ihm sein Sohn Gratian auf den Thron. Währenddessen Valentinian I. beiden Konfessionen tolerant gegenüberstand, begann Gratian rasch eine Kirchenpolitik zugunsten der Nizäner zu betreiben. Während seiner Regierungszeit etablierte sich der nizänische Glaube im gesamten Westteil des Reiches und konnte mit dem Konzil von Aquileia (381) seinen vorläufigen Sieg in Kampf der Glaubensrichtungen feiern. Das Konzil, welches von Ambrosius selbst geleitet wurde, verurteilte den Arianischen Glauben zur Häresie und die auf dem Konzil vertretenen arianischen Bischöfe wurden für abgesetzt erklärt.
Im Jahre 383 erhob sich der Usurparor Maximus in Britannien gegen Gratian. Er setzte im Sommer dieses Jahres nach Gallien über. Gratian entschloss sich ihm entgegen zuziehen. Doch im Vorfeld der Schlacht desertierte ein Großteil seiner Soldaten, so dass er die Flucht ergreifen musste auf der er schließlich von einem Untergebenen Maximus` ermordet wurde. Durch seinen Tod, wurde sein erst zwölfjähriger Bruder Valentinian II. Kaiser, der aufgrund seiner Unmündigkeit unter der Obhut und natürlich dem Einfluss seiner Mutter Justina stand. Justina war eine Anhängerin des Arianischen Glaubens, wodurch sich zwangsläufig Differenzen mit Ambrosius ergeben mussten. Da sich der ursprüngliche Regierungssitz Valentinians und Justinas in Sirmium befand ist auch davon auszugehen, dass das kaiserliche Umfeld arianisch geprägt war. Die Stadt Sirmium lag in der Provinz Illyrien, welche eine arianische Hochburg darstellte. Der Beginn der Regierungszeit des jugendlichen Kaisers war allerdings durch die Zusammenarbeit mit dem Bischof geprägt, da der Usurpator Maximus auch für Valentinians Herrschaftsanspruch eine Gefahr darstellte. Ambrosius wurde mit einer diplomatischen Mission betraut. Er sollte zum Hof von Maximus nach Trier reisen, um mit dem Usurpator Verhandlungen zu führen. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war ein Friedensschluss, der dem Usurpator die Anerkennung des Kaisers zusicherte. Valentinian II. verblieben die Provinzen Italien, Illyrien und Afrika, währenddessen Maximus Gallien, Britannien und Spanien kontrollierte. Doch schon 384 sollten erste Spannungen zwischen dem Hof und dem Bischof aufkommen, wobei die interkonfessionellen Unterschiede allerdings noch nicht zu Tage traten. Symmachus, ein römischer Senator, trat mit der Bitte an den jungen Kaiser heran, den Viktoriaaltar wieder aufstellen zu lassen. Diese Statue der Göttin Viktoria war ein traditionelles, heidnisches Symbol für den Glanz und die Stärke Roms. Im Laufe des 4. Jahrhunderts wurde der Altar im römischen Senat immer wieder auf- gebaut beziehungsweise aus dem Senat entfernt. Der Grund lag darin, dass die wechselnden Kaiser immer eine andere Einstellung zum Heidentum hatten. Der Altar wurde das letzte Mal von Gratian aus dem Senat entfernt. Die alten heidnischen Eliten sahen nun, unter der Wortführung Symmachus` die Chance beim jungen, noch unerfahrenen Kaiser Valentinian die Wiederaufstellung erreichen zu können. Überzeugt von der Argumentation der Rede das Symmachus sprachen sich nunmehr auch die christlichen Berater des Kaisers für die Erfüllung dieser Bitte aus. In diesem Moment intervenierte Ambrosius und konnte den Kaiser durch zwei Briefe davon überzeugen, dass die Zukunft Roms nicht in heidnischen Kulten, sondern im christlichen Glauben lag.
Die Ereignisse des Jahres 385 und 386
Der Mailänder Kirchenstreit und die damit verbundene Eskalation zum Osterstreit sind im Wesentlichen durch die Briefe Ambrosius’ an seine Schwester Marcellina und den Kaiser, seine Rede gegen Auxentius und das Gesetz Valentinians II. vom 23. Januar 386 dokumentiert. Es lässt sich festhalten, dass die Briefe an Marcellina und Valentinian II. im Jahr 385 geschrieben worden sind, wie auch Mc Lynn und Moorhead konstatieren. Sie gehen von einem Zeitraum von 385 für die Briefe an Marcellina und Valentinian II. aus, da die in diesen Briefen thematisierten Konflikte
Im Codex Theodosiani befindet sich ein Gesetz des Kaisers Valentinian II. vom 23. Januar 386, in dem er befiehlt, dass die von Auxentius und seinen Anhängern beschlagnahmten Kirchen zurückgegeben werden sollen.
1 Vgl. Gottlieb, G.: Der Mailänder Kirchenstreit von 385/386. Museum Helveticum 42 1985. S. 38. Vgl. Leppin, H.: Kirchenväter und ihre Zeit. München 2000. S. 64. 3 Vgl. Dudden, F.: The life and times of St. Ambrose. Oxford 1935. S. 222. 4 Vgl. Moorhead, J.: Ambrose. London – New York 1999. S. 15- 17. 5 Vgl. Leppin, H. 2000. S. 61-64. 6 Vgl. von Campenhausen, H.: Ambrosius von Mailand. Berlin – Leipzig 1929. S. 36. 7 Vgl. Moorhead, J.: 1999. S. 119- 121. 8 Vgl. Mc Lynn, N.: Ambrose of Miland. Berkeley - Los Angeles - London 1994. S. 154-155. 9 Vgl. von Campenhausen, H.: 1929. S. 162. 10 Vgl. Mc Lynn, N.: 1994. S. 158. 11 Vgl. von Campenhausen, H.: 1929. S. 165-166.
Schlüsselwörter
Der Osterstreit von 386, Ambrosius von Mailand, Kaiser Valentinian II., Justina, Auxentius, Arianismus, Nizänischer Glaube, Kirchenpolitik, Konflikt zwischen Kirche und Staat, Homöer, Mailänder Kirchenstreit, Codex Theodosiani.
- Arbeit zitieren
- Tillman Wormuth (Autor:in), 2003, Der Osterstreit von 386, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68604