Die aktuelle Literatur über die internationalen Finanzmärkte scheint außergewöhnlich stark von der Suche nach einer adäquaten Reform der internationalen Finanzarchitektur geprägt zu sein. Insbesondere versucht man einen Mechanismus zu finden, mit dessen Hilfe es möglich wäre, souveräne Schulden ordentlich zu restrukturieren. Da dieser Aufgabe aber bereits seit den 1970-er Jahren nachgegangen wird 1 , stellt sich die Frage, „why then all this sudden attention to the problem?“ 2 . Die Beantwortung liegt in der Entwicklung der int. Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten. So zeichneten sich die 1990-er Jahre durch mehrere Finanzkrisen (Mexiko 1994/95, Asien 1997, Russland 1998, Brasilien 1999 wie auch 2001/02, Türkei 2000/01, Argentinien 2001/02) aus. Obwohl „crises are an unavoidable concomitant of the operation of financial markets” 3 , beunruhigte vor allem die gestiegene Krisenhäufigkeit 4 , als auch die Tatsache, dass einige von der Krise betroffene Länder erhebliche Schwierigkeiten hatten, ihre Schulden ordentlich zu restrukturieren.
Die Ursachen dieses Phänomens werden in der Art und Weise gesehen, wie sich in der Zeit die Zusammensetzung und die Zahl der Akteure auf den int. Finanzmärkten geändert hat. Im Verlauf der 1970-er und zu Beginn der 1980-er Jahre wurde die Mehrheit der souveränen Schulden in der Form von Krediten ausländischer Staaten (Export- oder Entwicklungsfinanzierung) oder von mittel- bis langfristigen Konsortialanleihen gehalten. Die Bankkonsortien waren von der Mitgliederanzahl her beschränkt und „they had a number of incentives to cooperate“ 5 , wenn sich die Notwendigkeit einer Schuldenrestrukturierung abzeichnete. In erster Linie zählten die langjährige Beziehung zu dem Schuldnerland und der Wunsch nach Erhalt dieser für die Zukunft, wenig Konfliktpotential zwischen den Konsortium-Mitgliedern begründet durch ähnliche Interessen, und die Auflagen der Kredite im Sinne einer sharing clause die Gewinne aus dem Prozessieren gegen das Schuldnerland im Konsortium zu teilen 6 , zu den Vorraussetzungen einer funktionierenden Gläubiger-Schuldner Zusammenarbeit. „Restructuring took time, but was in most cases orderly.” 7 [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. SDRM - EIN INSOLVENZVERFAHREN FÜR SOUVERÄNE SCHULDNER
- 2.1. Insolvenzverfahren auf der nationalen Ebene
- 2.1.1. Anreiz- und Verteilungswirkung eines Insolvenzverfahrens.
- 2.1.2 US Bankruptcy Code - Chapter 11.
- 2.1.3. Andere nationale Unternehmens-Insolvenzkonzepte
- 2.2. Übertragbarkeit der Elemente aus der nationalen Ebene...
- 2.3. Wesentliche Merkmale des SDRM und ihre Entwicklung seit dem Vorschlag..........
- 2.4. Institutionelle Ausgestaltung des SDRM.....
- 2.5. Eröffnungsgrund und Aktivierung des SDRM.…...........
- 2.6. Schuldnerland und Gläubiger: „who is in, who is out\".
- 2.7.Dispute Resolution Forum (DRF)..\n
- 2.8. Fähigkeit der Lösung und Verhinderung von Finanzkrisen......
- 3. FALLBEISPIEL ARGENTINIEN
- 3.1. Warum Argentinien?
- 3.2. Argentinien 1983- 2003
- 3.3. Argentinische Schuldenrestrukturierung - Hätte der SDRM helfen können?.
- 3.3.1. Prozessieren gegen Argentinien 2002-2005 ...
- 3.3.2. Argentinien und der SDRM..\n
- 4. ALTERNATIVEN ZUM SDRM
- 4.1. Vertragliche Lösung- Collective Action Clauses
- 4.2. Code of Conduct (Verhaltenskodex).
- 4.3. Rollover Optionen-Universal debt rollover option with penalty (UDROP).
- 4.4. Faires Transparentes Schiedsverfahren (FTAP).
- 5. ZUSAMMENFASSUNG MIT AUSBLICK...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Reform der internationalen Finanzarchitektur und untersucht insbesondere die Notwendigkeit eines Mechanismus zur Restrukturierung souveräner Schulden. Die Arbeit analysiert die Entstehung und die Ursachen der Problematik im Kontext der Finanzkrisen der 1990er Jahre und konzentriert sich auf die Schwächen der bestehenden Mechanismen zur Schuldenrestrukturierung. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Sovereign Debt Restructuring Mechanism (SDRM) als Lösungsansatz und untersucht dessen mögliche Ausgestaltung und Anwendbarkeit anhand eines Fallbeispiels.
- Entwicklung der internationalen Finanzmärkte und die Herausforderungen der Schuldenrestrukturierung souveräner Staaten
- Der Sovereign Debt Restructuring Mechanism (SDRM) als möglicher Lösungsansatz
- Anwendbarkeit des SDRM anhand eines Fallbeispiels (Argentinien)
- Alternativen zum SDRM und deren Vor- und Nachteile
- Zusammenfassende Betrachtung der Problematik und Ausblick
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik der internationalen Finanzarchitektur und der Notwendigkeit einer adäquaten Reform ein. Sie beleuchtet die Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten, die Entstehung von Finanzkrisen und die Schwierigkeiten bei der Restrukturierung souveräner Schulden. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem SDRM und dessen zentralen Merkmalen, Wirkungsmechanismen, institutionellen Ausgestaltung sowie der Übertragbarkeit von Elementen des nationalen Insolvenzverfahrens auf die internationale Ebene. Das dritte Kapitel analysiert die argentinische Finanzkrise und untersucht, ob der SDRM eine Lösung hätte beitragen können. Das vierte Kapitel stellt verschiedene Alternativen zum SDRM vor und diskutiert deren Vor- und Nachteile. Das fünfte Kapitel bietet eine Zusammenfassung und einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der internationalen Finanzarchitektur.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Themen der internationalen Finanzmärkte, Finanzkrisen, Schuldenrestrukturierung, Sovereign Debt Restructuring Mechanism (SDRM), Argentinien, Collective Action Clauses, Code of Conduct, Rollover Optionen, Faires Transparentes Schiedsverfahren (FTAP).
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Volkswirtin Zuzana Zdenekova (Autor:in), 2006, Insolvenzverfahren für souveräne Schuldner - mit Fallbeispiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69076