In der vorliegenden Arbeit werden die interregionalen Beziehungen zwischen der Europäischen Union (EU) und dem Mercado Común del Sur (Mercosur) untersucht. Interregionale Beziehungen sind ein recht junges Phänomen in den internationalen Beziehungen und daher ein neues politikwissenschaftliches Forschungsfeld. Seit Ende der 1990er Jahre ist in der Politikwissenschaft jedoch ein zunehmendes Interesse an interregionalen Beziehungen zu beobachten, wobei insbesondere in Forschungsarbeiten zum Asia-Europe Meeting (ASEM) das Bemühen deutlich wird, dieses Forschungsgebiet systematisch und theoretisch zu erfassen. Zum einen wurde in diesen Arbeiten die Erklärungskraft unterschiedlicher theoretischer Ansätze in den Internationalen Beziehungen überprüft. Außerdem gingen einige Autoren auf die Frage ein, inwieweit interregionale Beziehungen einen Beitrag zu Global Governance leisten bzw. zukünftig leisten könnten (Hänggi 2000, Rüland 2001, 2002a, 2002b, Yeo 2002, Gilson 2002, Bersick 2004, Dent 2004). Derartige Analysen der interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur existieren bisher kaum, wenngleich diese bereits Untersuchungsgegenstand zahlreicher politikwissenschaftlicher Arbeiten waren.
Das Erkenntnissinteresse dieser Arbeit gilt zunächst in einem theorieüberprüfenden Arbeitsschritt der Frage, wieweit die Erklärungskraft theoretischer Erkenntnisse zu internationaler und interregionaler Kooperation im Falle der Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur reicht. Im Anschluss an die Beantwortung dieser Frage soll die übergeordnete Fragestellung beantwortet werden, ob die interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur eine Kooperation auf global- multilateraler Ebene erleichtern und daher als Element eines subsidiären Global Governance- Systems bezeichnet werden können und/oder inwieweit sie das Potential hierzu besitzen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1. Thema und Fragestellung der Arbeit
- 1.2. Methodisches Vorgehen
- II. Theoretische Überlegungen und analytischer Rahmen
- II.1. Begriffsdefinitionen und Konzepte
- II.2. Analyserahmen
- II.2.1. Interregionale Beziehungen aus neorealistischer Perspektive
- II.2.2. Interregionale Beziehungen aus neoliberal- institutionalistischer Perspektive
- II.2.3. Interregionale Beziehungen aus sozialkonstruktivistischer Perspektive
- III. Fallanalyse: Die interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur
- III.1. Der Mercosur – Neuer Regionalismus in Lateinamerika
- III.1.1. Entstehungsgründe, Entwicklungsverlauf und Institutionen
- III.1.2. Der Mercosur im Kontext der Weltwirtschaft
- III.2. Die EU als internationaler Akteur
- III.2.1. Einflusspotential, Instrumente der Außenpolitik und Ordnungsvorstellungen
- III.2.2. Die Beziehungen der EU zu Lateinamerika: Dynamik und Differenzierung
- III.3. Vertragliche Grundlagen und institutioneller Rahmen der interregionalen Kooperation
- III.3.1. Das EU- Mercosur Interregional Framework for Cooperation Agreement
- III.3.2. Institutionen der Kooperation
- III.4. Die interregionale Kooperation im wirtschaftlichen Bereich: Problemfelder, Einflussfaktoren und Dynamik
- III.4.1. Die wirtschaftliche Verflechtung der Regionen
- III.4.2. Erwartete Auswirkungen einer interregionalen Freihandelszone
- III.4.3. Beeinflussende Faktoren
- III.4.3.1. Interne Faktoren: Interessengruppen und nationale Interessen
- III.4.3.2. Externe Faktoren: Die WTO und der FTAA- Prozess
- III.4.4. Die Verhandlungen über ein interregionale Freihandelszone: Inhalte, Angebote und gegenwärtiger Stand
- III.5. Die interregionale politische Kooperation
- III.5.1. Dynamik, Effizienz und Problemfelder des politischen Dialoges
- III.5.2. Neue Herausforderungen für die politische Zusammenarbeit
- III.6. Die interregionale Entwicklungszusammenarbeit
- III.6.1. Ebenen der Entwicklungszusammenarbeit
- III.6.2. Die Entwicklungszusammenarbeit auf interregionaler Ebene
- III.7. Die sozio- ökonomische Dimension der interregionalen Beziehungen
- III.7.1. Das Mercosur- European Union Business Forum
- III.7.2. Gesellschaftliche Akteure im interregionalen Annäherungsprozess
- III.8. Zusammenfassung und Auswertung der Analyseergebnisse
- III.8.1. Balancing in den interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur
- III.8.2. Institution-building, rationalizing und agenda-setting in den interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur
- III.8.3. Collective identity-building in den interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur
- Entwicklung und Charakteristika des Mercosur
- Die EU als internationaler Akteur und ihre Rolle in der Weltpolitik
- Vertragliche Grundlagen und institutioneller Rahmen der interregionalen Kooperation
- Wirtschaftliche Verflechtung und das Potenzial einer interregionalen Freihandelszone
- Politische Kooperation und Entwicklungszusammenarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert die interregionalen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur. Ziel ist es, die Dynamik und die Herausforderungen dieser Beziehung im Kontext des globalen Wandels zu untersuchen und die Frage nach ihrer Bedeutung für eine neue Weltordnung zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein, definiert die Fragestellung und erläutert das methodische Vorgehen. Kapitel II beleuchtet die theoretischen Grundlagen und den analytischen Rahmen der Arbeit, wobei neorealistische, neoliberal- institutionalistische und sozialkonstruktivistische Perspektiven auf interregionale Beziehungen vorgestellt werden. Das dritte Kapitel widmet sich der Fallanalyse, die die interregionalen Beziehungen zwischen der EU und dem Mercosur in den Blick nimmt. Es werden zunächst die Entstehung, Entwicklung und der aktuelle Stand des Mercosur sowie die Rolle der EU als internationaler Akteur behandelt. Anschließend wird der institutionelle Rahmen der interregionalen Kooperation analysiert. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden die wirtschaftliche Verflechtung, das Potenzial einer interregionalen Freihandelszone und die beeinflussenden Faktoren untersucht. Darüber hinaus werden die politische Kooperation und die Entwicklungszusammenarbeit zwischen den beiden Regionen betrachtet. Kapitel III.7 beschäftigt sich mit der sozio- ökonomischen Dimension der interregionalen Beziehungen und die Zusammenfassung der Analyseergebnisse in Kapitel III.8 bietet eine Bewertung der Beziehung zwischen der EU und dem Mercosur.
Schlüsselwörter
Interregionale Beziehungen, Europäische Union, Mercosur, Regionalismus, Globalisierung, Freihandelszone, Politik, Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit, Institutionen, Analyse, Neorealismus, Neoliberalismus, Sozialkonstruktivismus.
- Quote paper
- M.A. Benjamin Kries (Author), 2005, Die interregionalen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur - Element einer neuen Weltordnung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70713